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Kal­ter Krieg: Pla­kat zum Korea-Krieg

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Al­fred Beier-Red, Pla­kat, Schluß mit dem ame­ri­ka­ni­schen Krieg in Korea! , 59 x 85 cm, DDR 1950.

  http://​neue-​sa­ech­si­sche-​ga­le­rie.​de/​ty­po­3­temp/​pics/​91­fe4aa­cbf.​jpg

Fest­stel­lung for­ma­ler Merk­ma­le:

  • Quel­le : http://​www.​dhm.​de/​ma­ga­zi­ne/​pla­ka­te/​schlus­s_​damit/​agg​rega​tzus​taen​de3.​htm
  • Titel : „Schluß mit dem ame­ri­ka­ni­schen Krieg in Korea!“
  • Zeich­ner : Al­fred Beier-Red (s. Si­gna­tur oben rechts) – [Zu­satz­in­for­ma­tio­nen zum Zeich­ner: Beier-Red war Mit­be­grün­der der As­so­zia­ti­on Re­vo­lu­tio­nä­rer Bil­den­der Künst­ler Deutsch­lands und wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges Pres­se­zeich­ner für die "Praw­da" und in der DDR dann lang­jäh­ri­ger Lei­ter der Sek­ti­on Ka­ri­ka­tur im Ver­band Bil­den­der Künst­ler der DDR (Quel­le: dhm)]
  • Ent­ste­hungs­da­tum : 1950 / nach Be­ginn des Korea-Krie­ges (25. Juni 1950)
  • Maße : 59 x 85 cm (eher un­ge­wöhn­li­ches Quer­for­mat)
  • In­schrift unten links ist nicht zu ent­zif­fern

Be­schrei­bung des Dar­ge­stell­ten und der Ge­stal­tungs­wei­se:

  • Aus­schnitt der Welt­ku­gel, ein­zig Korea ist in sei­nen Um­ris­sen (und durch die Be­schrif­tung) zu er­ken­nen;
  • ins­ge­samt hel­ler Hin­ter­grund, der „Him­mel“ über Korea ist aber schwarz dar­ge­stellt, die Rän­der die­ser schwar­zen Flä­che sind aus­ge­franst;
  • wäh­rend der Rest der Welt­ku­gel grün, gelb, blau ge­zeich­net ist, ist Korea braun ein­ge­färbt;
  • ein Schat­ten fällt quer über den Erd­ball auf Korea: es ist der Schat­ten eines Armes, der in wei­ßen Hemds- und schwar­zen Ja­cket­tär­meln steckt: der gelbe (gol­de­ne?) Man­schet­ten­knopf trägt das Dol­lar­zei­chen;
  • an jeder Fin­ger­spit­ze der (gift-)gel­ben Hand be­fin­det sich je­weils eine rote Bombe – diese schwer­be­waff­ne­te Hand ist wie zu einer Kral­le ge­reckt und droht sich im nächs­ten Au­gen­blick auf Korea zu stür­zen;
  • fünf wei­te­re Hände, fleisch­far­ben, aus ver­schie­de­nen Rich­tun­gen ins Bild ra­gend, ver­su­chen die gelbe Hand von ihrem Vor­ha­ben ab­zu­hal­ten: zwei sind zur Faust ge­ballt, zwei um­fas­sen mit fes­tem Griff das Hand­ge­lenk, die fünf­te ist ab­weh­rend mit aus­ge­streck­ten Fin­gern er­ho­ben und ver­sucht durch diese Geste Ein­halt zu ge­bie­ten;
  • die Ja­cken­är­mel die­ser fünf Hände sind grau ge­zeich­net und wir­ken eher schlicht, nur aus einem ragt ein wei­ßer Hemds­är­mel her­vor;
  • neben der Si­gna­tur des Künst­lers und der Län­der­be­zeich­nung „Korea“ gibt es nur ein wei­te­res Tex­t­e­le­ment, den leicht von links nach rechts auf­wärts stei­gend, in drei Zei­len un­ter­schied­li­cher Länge an­ge­ord­ne­ten Schrift­zug „Schluß mit dem ame­ri­ka­ni­schen Krieg in Korea!“, wobei die Wör­ter „ame­ri­ka­nisch“ und „Krieg“ rot ge­schrie­ben sind, wäh­rend der Rest in schwar­zen Buch­sta­ben ge­setzt ist.

Er­klä­rung im his­to­ri­schen Kon­text:

  • [nä­he­re Aus­füh­run­gen zum Kon­text: Korea-Krieg ]
  • Das Pla­kat kann ma­xi­mal ein hal­bes Jahr nach Be­ginn des Korea-Krie­ges ent­stan­den sein.
  • Die Sicht des Künst­lers – als Künst­ler-Funk­tio­när pro-so­wje­ti­scher und so­zia­lis­ti­scher Pro­ve­ni­enz – kann als über­ein­stim­mend mit der of­fi­zi­el­len Sicht der DDR auf den Korea-Kon­flikt an­ge­nom­men wer­den:
  • Die USA sind im Zei­chen von Ka­pi­ta­lis­mus und star­ker Mi­li­tär­ge­walt ein­deu­tig die Ag­gres­so­ren in die­sem Kon­flikt – Korea wäre die­sem Ag­gres­sor hilf­los aus­ge­lie­fert, gäbe es nicht eine Al­li­anz von – al­ler­dings nicht als mi­li­tä­risch be­waff­net dar­ge­stell­ten – Ver­bün­de­ten, die ge­mein­sam und ent­schlos­sen die USA von ihrem Vor­ha­ben ab­hal­ten.
  • Diese Sicht­wei­se wird ge­stützt und ver­stärkt durch die Un­ter­schrift und deren far­bi­ge Her­vor­he­bun­gen.
  • Die ent­schlos­se­nen Geg­ner der USA las­sen sich deu­ten als eine Al­li­anz kom­mu­nis­ti­scher bzw. so­zia­lis­ti­scher Staa­ten – ins­be­son­de­re der So­wjet­uni­on und Chi­nas, aber wohl auch der zu­min­dest pro­pa­gan­dis­tisch ak­ti­ven DDR. – So las­sen sich die Hände als Po­li­ti­ker­hän­de und Ar­bei­ter­fäus­te deu­ten – im Ge­gen­satz dazu steht die me­cha­nisch und un­mensch­lich wir­ken­de gelbe Hand der USA …
  • Beide Sei­ten üben zwar Ge­walt aus, al­ler­dings er­scheint die Ge­walt der USA als arg­lis­tig, bru­tal, be­waff­net, ani­ma­lisch oder mons­trös, wäh­rend die Ge­walt der fünf an­de­ren Hände eine de­fen­si­ve, eine der Ag­gres­si­on Ein­halt ge­bie­ten­de – und damit ge­recht­fer­tig­te - Ge­walt ist.
  • Ge­samt­aus­sa­ge : Das Pla­kat zeigt den Korea-Krieg als ein von den USA an einem wehr- und arg­lo­sen Land be­gan­ge­nes Ver­bre­chen. Hier­bei scheint die ei­gent­li­che Mo­ti­va­ti­on für die­ses Ver­bre­chen im Sys­tem des Ka­pi­ta­lis­mus grund­ge­legt zu sein. Die kom­mu­nis­ti­schen Staa­ten schüt­zen ge­mein­sam Korea und hal­ten die USA – in letz­ter Mi­nu­te – in aller Ent­schlos­sen­heit und Ein­mü­tig­keit von ihrer Tat ab.

Be­ur­tei­lung / Be­wer­tung:

  • In­ten­ti­on : Der Zeich­ner – hier stell­ver­tre­tend für die DDR-Pro­pa­gan­da – nimmt den Kriegs­herd in Süd­ost­asi­en zum An­lass, die USA als Ag­gres­sor an­zu­kla­gen und gleich­zei­tig zur So­li­da­ri­tät mit den be­trof­fe­nen Län­dern auf, in die­sem Fall mit Korea im Spe­zi­el­len und mit den ein­grei­fen­den Mäch­ten im All­ge­mei­nen.
  • Wir­kung : Die Wir­kung auf den zeit­ge­nös­si­schen Be­trach­ter dürf­te auf­grund der span­nungs­rei­chen, dy­na­mi­schen Dar­stel­lung, dem ge­schick­ten Ein­satz der Farb­ge­bung, der de­tail­rei­chen Mal­wei­se (Adern auf den Hän­den, Licht­schim­mer auf den Bom­ben) und dem knap­pen, aber eben­falls farb­lich be­wusst ge­stal­te­ten Text, der die bild­li­che Aus­sa­ge noch ein­mal ver­stärkt, groß ge­we­sen sein. Das klare Freund – Feind – Ver­hält­nis, die ein­deu­ti­ge mo­ra­li­sche Wer­tung laden den Be­trach­ter ge­ra­de zu Be­ginn des Korea-Krie­ges, fünf Jahre nach dem Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges, er­folg­reich zur Iden­ti­fi­ka­ti­on ein.
  • Quel­len­wert des Pla­ka­tes : Das Pla­kat ist ein ty­pi­sches Pro­pa­gan­da-Pro­dukt des Kal­ten Krie­ges, dem als sol­ches ein hoher Quel­len­wert zu­kommt, da sich hier we­sent­li­che Ele­men­te der Selbst­sti­li­sie­rung und der Feind-Ste­reo­ty­pe auf­zei­gen las­sen. – Eine ob­jek­tiv auch nur halb­wegs halt­ba­re Aus­sa­ge zum Korea-Krieg bie­tet es nicht, da we­sent­li­che As­pek­te kei­ner­lei Er­wäh­nung fin­den, sei es die be­reits vor­her statt­ge­fun­de­ne Tei­lung des Lan­des am 38. Brei­ten­grad (der über­haupt nicht ge­kenn­zeich­net ist), sei es die Tat­sa­che, dass der Nor­den den Süden über­fal­len hat, sei es, dass Nord-Korea, die So­wjet­uni­on und be­son­ders China eben­falls enor­mes mi­li­tä­ri­sches Po­ten­zi­al ein­ge­setzt haben oder dass die USA im Rah­men meh­re­rer UN-Man­da­te und ge­mein­sam mit zahl­rei­chen an­de­ren Mäch­ten aktiv waren oder schließ­lich, dass das kom­mu­nis­ti­sche Lager – ins­be­son­de­re die So­wjet­uni­on und China – kei­nes­wegs so ein­mü­tig agiert haben, wie es die Dar­stel­lung na­he­legt.
  • Be­wer­tung : Ab­schlie­ßend lässt sich sagen, dass es sich bei die­sem Pla­kat um ein aus­sa­ge­kräf­ti­ges, ver­mut­lich wir­kungs­mäch­ti­ges Pro­pa­gan­da­pla­kat han­delt, das es auf ge­schick­te Weise – in der Kom­bi­na­ti­on von Bild, Text und Farb­ge­bung – ver­steht, sei­ner In­ten­ti­on ge­recht zu wer­den. So stellt es in einem Bild kon­zen­triert die Sicht­wei­se des Ost­blocks auf den Kon­flikt mit den USA und ihren Ver­bün­de­ten am Bei­spiel des Korea-Krie­ges dar. – Den his­to­ri­schen Ge­ge­ben­hei­ten wird es in sei­ner star­ken Par­tei­lich­keit und dem – sich dar­aus er­ge­ben­den - Ver­schwei­gen we­sent­li­cher Sach­ver­hal­te nicht ge­recht.

 

In­ter­pre­ta­ti­on eines Pla­ka­tes zum Korea-Krieg: Her­un­ter­la­den [docx][21KB]