Methodenkompetenz üben
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Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
Der Umgang mit Materialien erfordert die Übung des methodischen Vorgehens. In der Regel wird automatisch beim inhaltlichen Umgang mit dem Material geübt, in gewissen Abständen sollte aber auch die Methode bewusst wiederholt und geübt werden.
Mit problematischen Statistiken arbeiten
Immer wieder werfen Statistiken Probleme auf. Die Korrektur falscher Angaben kann von Schülern nicht verlangt werden, es fehlen teilweise aber auch Angaben z.B. zu Variablen, dem Fundort oder der Datenbasis, die Zuordnung von Textteilen ist schwierig oder einander zugeordnete Statistiken sind nicht vergleichbar. Diese Beobachtungen schärfen den Blick auf Statistiken.
Darüber hinaus können auch zwei Statistiken zum selben Thema, aber mit unterschiedlichen Aussagen nebeneinander gestellt werden, so dass die Datenbasis oder die Erstellung kritisch betrachtet werden muss.
Die Besprechung der Mängel kann der Erarbeitungsphase vorgeschaltet werden, für die Weiterarbeit müssen fehlende Angaben dann allerdings ergänzt oder Fehler korrigiert werden. Der Arbeitsschritt kann in einer Hausaufgabe vorbereitet werden. Die Statistik kann auch nach erfolgter inhaltlicher Erarbeitung des Themas eingesetzt werden, dann können Schüler die Daten auf der Basis ihres Fachwissens kritisch prüfen und üben damit die historische Kontextualisierung.
Beispiel: Landwirtschaft in der UdSSR
- Material
- Schroedel 1, S. 157, M9
- Aufgabenvorschlag:
- Beschreiben Sie die Statistik und benennen Sie Schwierigkeiten, die dabei entstehen.
Mögliche Fragen/Schwierigkeiten und Kommentar zum Material:
-
Um was geht es?
Die Überschrift ist unvollständig: Land / Staat / Territorium und Zeitraum werden nicht genannt. Das Jahr 1950 wird zwar auf der x-Achse noch aufgeführt, die Statistik reicht aber nur bis zum Jahr 1940. -
Woher ist die Statistik?
Es fehlen Angaben zum Datenmaterial und zum Fundort. -
Was bedeuten die Variablen?
Was genau bedeuten die Variablen „Ackerbau“ und „Viehzucht“? Die Variable „Viehzucht“ deckt sich z.B. nicht mit Angaben zur Fleischproduktion (vgl. z.B. Hildermeier, Manfred: Geschichte der Sowjetunion 1917-1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates. München 1998. S. 498). Die Variable könnte also auch Zug- und Nutztiere umfassen. Die Variable „Ackerbau“ umfasst vermutlich auch mehr als den Getreideanbau.
Die Berechnung der Variablen „Landwirtschaft insgesamt“ ist unklar. Sie ist nicht der statistische Mittelwert (arithmetisches Mittel) aus den Variablen „Ackerbau“ und „Viehzucht“. -
Was bedeutet der Index?
Der Bezug des Index auf der y-Achse ist unklar. Vermutlich gilt der Index für jede der drei Variablen (Ackerbau, Viehzucht, Landwirtschaft insgesamt) unabhängig voneinander. Das würde bedeuten, dass nur Anstieg und Rückgang der Produktion erkennbar sind, aber nicht die absoluten Mengen. Auch die jeweilige Bedeutung von Ackerbau und Viehzucht für die Gesamtheit der landwirtschaftlichen Produktion kann dadurch nicht ermittelt werden. - Die Statistik vermittelt auf den ersten Blick den Eindruck, dass der Ackerbau für die landwirtschaftliche Produktion und damit die Versorgung eine bedeutendere Rolle spielt als die Viehzucht. Dieser Eindruck kann aber täuschen (vgl. 3. und 4.).
- Die doppelte Angabe zum „Grad der Kollektivierung in Prozent“ im Jahr 1930 ist unklar.
Statistik Übungsaufgaben: Herunterladen [doc] [2,3 MB]