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Neue deut­sche Ge­schich­te

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

In Reime ge­bracht und mit schö­nen Bil­dern ver­ziert von C. L. Kaul­bach

Held Mi­chel schlug Na­po­le­on,
Bekam dafür den rech­ten Lohn:
Der wei­land große deut­sche Bund
Sperrt Mi­cheln ein wie einen Hund.

So lag er drei und drei­ßig Jahr,
Da träumt‘ ihm von der Frei­heit gar,
Die sprach: „nicht wälz‘ Dich auf der Streu!
Auf! deut­scher Mi­chel, mach Dich frei.“


Held Mi­chel gähn­te, reck­te sich,
Da brach der Ker­ker fürch­ter­lich.
O Gott! wer hätte das ge­wußt,
Der Mi­chel hat zu mehr noch Lust.

In Mün­chen, Stutt­gart und Ber­lin,
Kräh­win­kel, Dres­den, Wei­mar, Wien,
In Prag und an­dern Orten mehr
Pe­ti­tio­nir­te Mi­chel sehr.


Sein enges Kleid er von sich warf,
Nahm einen Sabel groß und scharf,
Trug eine Fahne schwarz-roth-gold,
Und hatte mehr als er ge­wollt.

Doch zeigt‘ er jetzt Ge­nü­ge nicht,
Es war ein­mal ein Bö­se­wicht.
Ver­lang­te von den Fürs­ten baß
Ein Par­la­ment und Rus­sen­haß.


Die Fürs­ten zeig­ten viel Ge­fühl –
Denn Mi­chel hatte Fle­gel viel
Ge­stel­let frech in Glied und Reih‘,
Der­weil er bei den Fürs­ten sei.

Die Fürs­ten sag­ten: „Lie­ber Mann,
Was Du ver­langst, das sollst Du ha’n.
Ein Par­la­ment und dies und das,
Fran­zo­sen­freund­schaft, Rus­sen­haß.“


Held Mi­chel war be­frie­digt sehr
Und dach­te sich: „Was willst Du mehr?
Die Re­pu­blik ist doch nur Tand,
Ich geh‘ mit Fürs­ten Hand in Hand.

Be­ra­the mich mit ihnen frei,
Was nun vor Allem nö­thig sei.
Hör‘ auch die Geist­lich­keit mit an
Und den und jenen rei­chen Mann.“


Er wähl­te nun zum Par­la­ment –
Das er vom frei­en Eng­land kennt –
Und wähl­te Män­ner die ge­lehrt,
Und Leute, die recht wohl ge­nährt,

Viel Edel­leut‘ von altem Blut,
Und Geist­li­che die fromm und gut,
Auch man­chen Wüh­ler un­be­dacht –
O Gott! wer hätte das ge­dacht!


Im Par­la­men­te ging es bunt,
Man schrie sich fast die Hälse wund,
Und half nicht mehr das wilde Schrei’n,
So schlug man mit den Fäus­ten d’rein.

Held Mi­chel sah mit Ehr­furcht zu
Und dacht‘: „ich wollt‘ ich hätte Ruh‘!“
Sie schrei’n: „die Frei­heit, Ein­heit hoch! –
Und schmie­den neue Ket­ten doch.“


Das Par­la­ment be­rieth und rieth,
Bis sich’s zu­letzt dahin ent­schied:
Daß Mi­chel nur ein Lumpe wär‘,
D’rum brauch‘ er einen Kai­ser sehr.

Sie wähl­ten jetzt den Kai­ser gleich
Und gaben ihm das deut­sche Reich,
Doch ward den Fürs­ten nichts ge­raubt –
O Gott! wer hätte das ge­glaubt.


Die Fürs­ten aber sag­ten doch:
„Der Kai­ser ist und bleibt ein Joch!
Wir müs­sen freie Fürs­ten sein,
Sonst kön­nen wir nicht mehr ge­deih’n.

Will Mi­chel jetzt den Kai­ser han,
So hat er Recht, der gute Mann:
Er trägt die Schlep­pe hin­ter­her,
Wir aber müs­sen uns du­cken sehr.“


Held Mi­chel ward nun wü­t­hig toll,
Er schwur den Fürs­ten Haß und Groll.
Denn um das Kai­ser­krö­nungs­fest
Er gar nicht gern sich brin­gen läßt.

Doch weil es ihm ver­dor­ben war,
Tanzt er in Pfalz und Baden gar
Um einen Frei­heits­baum wie toll
So daß den Herrn die Galle schwoll.


Ku­rie­re man jetzt rei­ten ließ
Nach Pe­ters­burg und nach Paris,
Zu Ärz­ten wel­che sag­ten frei:
„Daß Mi­chel ganz von Sin­nen sei.

Er fas’le Toll­heit, dies und das,
Ihm hälfe nur ein Ad­ler­laß.
Der Narre sei viel­leicht ku­riert,
Würd‘ er mit Pil­len gut pur­girt.“


Der Ader­laß ward an­ge­wandt,
Und wirk­te gut, wie’s welt­be­kannt.
Die Pil­len tha­ten Wun­der auch,
Ru­mor­ten ihm wie toll im Bauch.

Man fing nun leicht den wil­den Mann
Und oc­troy­ir­te ihm so­dann –
Was all­be­kannt zu die­ser Frist –
So daß er jetzt be­ru­higt ist!

Neue deut­sche Ge­schich­te: Her­un­ter­la­den [docx][17 KB]

Bild 1: Her­un­ter­la­den [jpg][146 KB]

Bild 2: Her­un­ter­la­den [jpg][138 KB]

Bild 3: Her­un­ter­la­den [jpg][226 KB]

Bild 3: Her­un­ter­la­den [doc][8,7 MB]