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Der Ort der Schreib­för­de­rung

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Das Schrei­ben ist eine der Grund­kom­pe­ten­zen, die immer wie­der im Zen­trum des In­ter­es­ses an Kom­pe­ten­z­er­werb steht, nicht nur im Deutsch­un­ter­richt und nicht nur in der Schu­le. Dabei ist das Fach Deutsch nach wie vor Haupt­trä­ger der Schreib­ent­wick­lung und auch hier­mit Leit­fach. Im Grun­de be­ginnt ja das Schrei­ben in der Grund­schu­le, oft davor, und noch im Stu­di­um, oft auch da­nach, wird wei­ter an Schreib­kom­pe­ten­zen ge­ar­bei­tet. Im Un­ter­richt muss das Schrei­ben an­ge­lei­tet und geübt wer­den, Schrei­ben als kul­tu­rel­le Tä­tig­keit und als Mit­tel zur Ent­wick­lung der Per­sön­lich­keit kann aber nicht nur in Form einer er­le­dig­ten Auf­ga­be ge­lin­gen. Ers­tens las­sen sich nicht alle As­pek­te über Auf­ga­ben mit tes­tier­ba­ren Er­geb­nis­sen ab­de­cken, zwei­tens ist das für die lang­wie­ri­ge Ar­beit am Schrei­ben er­for­der­li­che En­ga­ge­ment nicht nur über die Ein­sicht in die Not­wen­dig­keit des Übens an Recht­schrei­bung, Schreib­stra­te­gi­en und Ähn­li­chem zu er­rei­chen. Hier kommt die Schreib­för­de­rung ins Spiel, etwas um­fas­sen­der ver­stan­den als nur im Sinne der Schreib­mo­ti­va­ti­on.

Im all­ge­mei­nen Leh­rer­be­wusst­sein zielt die Schreib­för­de­rung auf frei­wil­li­ges schrift­li­ches Ge­stal­ten der Schü­le­rin­nen und Schü­ler. Sie wird als eine Art Mo­ti­va­ti­ons­leis­tung ver­stan­den. Nicht zu­letzt des­halb wird sie auch so oft in enger Nach­bar­schaft zum frei­en Schrei­ben ge­se­hen, das ja auch nicht ei­gent­lich ein­ge­for­dert und nur in ein­ge­schränk­tem Maße der Kor­rek­tur und Be­wer­tung zu­gäng­lich sei. Die nach­fol­gen­de Dar­stel­lung wi­der­spricht die­sem Grund­ver­ständ­nis nicht, möch­te es aber er­wei­tern.

Wenn von schu­li­scher Schreib­för­de­rung die Rede ist, so kann auf ver­schie­de­ne Weise in zwei Rich­tun­gen ge­dacht wer­den. Es kann näm­lich das Schrei­ben im Klas­sen­ver­band bzw. im Un­ter­richt ge­för­dert wer­den, oder aber das freie, au­ßer­schu­li­sche Schrei­ben. Au­ßer­dem kann die För­de­rung an ver­schie­de­nen Sta­tio­nen des Schreib­pro­zes­ses an­set­zen, ent­we­der bei der Schreib­mo­ti­va­ti­on, das heißt beim An­sto­ßen des Schreib­pro­zes­ses, oder aber in einer je un­ter­schied­li­chen Form der Schreib­be­glei­tung. Hier sind dann Stra­te­gi­en des Schrei­bens oder For­men der Rück­mel­dung die ty­pi­schen For­men der För­de­rung. Schließ­lich kann die Schreib­för­de­rung eher poe­ti­sche oder eher prag­ma­ti­sche Schreib­for­men in den Blick neh­men. Dabei zeigt sich al­ler­dings, dass in man­chen Fäl­len die Gren­ze zwi­schen poe­tisch und prag­ma­tisch recht durch­läs­sig ist. Bis­wei­len kann die poe­ti­sche Be­tä­ti­gung sogar das prag­ma­ti­sche Schrei­ben för­dern. Ins­ge­samt gilt, dass das Schrei­ben als Lern­ge­gen­stand wie als Lern­me­di­um so zen­tral ist, im Deutsch­un­ter­richt wie in an­de­ren Fä­chern, dass eine För­de­rung die­ser Kul­tur­tech­nik mehr als nur nütz­lich ist. Auch ist das Schrei­ben im ei­gent­li­chen Sinne eine so in­di­vi­du­el­le Tä­tig­keit, dass Fä­hig­kei­ten und Lern­fort­schrit­te not­wen­dig ein hohes Maß an He­te­ro­ge­ni­tät auf­wei­sen. Des­glei­chen sind Be­glei­tung und För­de­rung ohne ge­ziel­te Bin­nen­dif­fe­ren­zie­rung nicht denk­bar. Schreib­för­de­rung liegt also in ihrem Wesen im Trend der ak­tu­el­len Di­dak­tik. In der Folge soll auf ein­zel­ne As­pek­te der Schreib­för­de­rung ein­ge­gan­gen wer­den, auf die der Deutsch­un­ter­richt Ein­fluss neh­men kann.

För­de­rung au­ßer­un­ter­richt­li­chen Schrei­bens

Die För­de­rung des au­ßer­schu­li­schen Schrei­bens zielt auf ein­zel­ne Schrei­ber, gerne auch auf viele von ihnen. Das am meis­ten ver­brei­te­te In­stru­ment die­ser För­de­rung neben dem schu­li­schen An­sto­ßen pri­va­ten Schrei­bens ist der Schreib­wett­be­werb. Deutsch­leh­rer kön­nen die­ses In­stru­ment da am ge­ziel­tes­ten und di­rek­tes­ten nut­zen, wo sie selbst einen schul­in­ter­nen Schreib­wett­be­werb ver­an­stal­ten. Die „Bau­an­lei­tung für einen schul­in­ter­nen Schreib­wett­be­werb“ in die­sem Block der Fort­bil­dung ver­sucht Hil­fe­stel­lun­gen für die Grün­dung eines sol­chen Un­ter­neh­mens an der ei­ge­nen Schu­le. Neben dem selbst­or­ga­ni­sier­ten Wett­be­werb exis­tie­ren wei­ter ge­spann­te An­ge­bo­te, wie zum Bei­spiel der Lan­des­wett­be­werb für deut­sche Spra­che und Li­te­ra­tur, aber auch die An­ge­bo­te lo­ka­ler Li­te­ra­tur­bü­ros und Li­te­ra­tur­häu­ser. Die Hin­füh­rung und Be­treu­ung in­ter­es­sier­ter Schü­ler zu sol­chen An­ge­bo­ten ist ein wich­ti­ges In­stru­ment der in­di­vi­du­el­len und au­ßer­un­ter­richt­li­chen Schreib­för­de­rung. Der von Wett­be­wer­ben oder Li­te­ra­tur­häu­sern aus­ge­hen­de Mo­ti­va­ti­ons­schub we­ni­ger Schü­ler lässt sich üb­ri­gens durch­aus in Rück­wir­kung für die Schreib­för­de­rung der gan­zen Klas­se nut­zen.

Schreib­för­de­rung im Un­ter­richt

Die un­ter­richt­li­che Schreib­för­de­rung wird in die­sem Block am Bei­spiel der Be­schrei­bung dar­ge­stellt. Dies ge­schieht ei­ner­seits, um Schreib­för­de­rung in einen cur­ri­cu­la­ren Zu­sam­men­hang stel­len zu kön­nen, und dies an einem Ge­gen­stand, der die Viel­falt der Schreib­för­de­rung zei­gen kann, an­de­rer­seits, um der Schreib­form des Be­schrei­bens mehr Auf­merk­sam­keit bei der Un­ter­richts­pla­nung und -ge­stal­tung zu ver­schaf­fen. Auch zeigt die Be­schrei­bung an man­chen Stel­len die Nähe zwi­schen poe­ti­schem und prag­ma­ti­schem Schrei­ben auf.

Das Be­schrei­ben als Ge­gen­stand und Me­di­um der Schreib­för­de­rung

Die Be­schrei­bung zieht sich, nimmt man sie in der Brei­te ihrer Mög­lich­kei­ten ernst, durch das ge­sam­te Schul­cur­ri­cu­lum des Deutsch­un­ter­richts und fin­det einen Schwer­punkt be­reits in der Ori­en­tie­rungs­stu­fe. Gleich­zei­tig liegt hier eine wich­ti­ge Kom­pe­tenz, auf die zahl­rei­che wei­te­re Fä­cher zu­grei­fen, ins­be­son­de­re auch na­tur­wis­sen­schaft­li­che Fä­cher. Hier­zu liegt ein Aus­zug aus der Ar­beit von Frau Do­mi­ni­que Ber­ger vor, die sich mit der Be­schrei­bung und Re­fle­xi­on phy­si­ka­li­scher Ver­su­che im Deutsch­un­ter­richt der zehn­ten Klas­se be­schäf­tigt. Ein we­sent­li­ches Er­geb­nis der Ar­beit liegt darin, dass das Be­schrei­ben als Schreib­form in je ver­än­der­ter Form und mit spe­zi­fi­scher Ziel­set­zung Auf­merk­sam­keit durch das ge­sam­te Cur­ri­cu­lum ver­dient.

  Die Ge­gen­stands­be­schrei­bung als li­te­ra­ri­sche Tä­tig­keit

Die Be­schäf­ti­gung mit der Ge­gen­stands­be­schrei­bung wird vom Bil­dungs­plan vor allem als Auf­ga­be der Ori­en­tie­rungs­stu­fe ge­se­hen. Diese Zu­ord­nung ist durch­aus sinn­voll, es zeigt sich aber, dass be­son­ders in der Ober­stu­fe Mög­lich­kei­ten einer aus­ge­wei­te­ten Nut­zung be­ste­hen, die über die Un­ter­richts­zie­le der bis­her ver­folg­ten Ge­gen­stands­be­schrei­bung hin­aus­ge­hen. In die­sem Zu­sam­men­hang fand ab Sep­tem­ber 2013 in einer Kurs­stu­fe 1 ein Un­ter­richts­ver­such statt, der bei der Be­schrei­bung be­ginnt, in der Folge aber auch li­te­ra­ri­sches und es­say­is­ti­sches Schrei­ben be­rührt.

Schreib­an­läs­se/-im­pul­se

Da, wo die Schreib­för­de­rung auf Schreib­pro­zes­se mit einem hohen Grad an Selbst­stän­dig­keit in Kon­zep­ti­on und Stil ab­zielt, ver­dient die Schaf­fung eines ge­eig­ne­ten Schreib­an­las­ses und der för­der­li­chen Schrei­b­um­ge­bung eine große Rolle. Die Fülle der Mög­lich­kei­ten ist in der Li­te­ra­tur aus­führ­lich dar­ge­stellt. All­ge­mein gilt, dass die Aus­wahl des Schreib­an­las­ses eng mit dem di­dak­ti­schen Haupt­ziel zu­sam­men­hängt, bzw. nach die­sem Ziel ge­wählt wer­den muss. Im vor­lie­gen­den Block wird ein Un­ter­richts­ver­such in einer neun­ten Klas­se aus dem Jahr 2013 näher be­leuch­tet. Hier­bei ging es um Schreib­för­de­rung im Zu­sam­men­hang mit Per­so­nen­cha­rak­te­ri­sie­rung am Bei­spiel des Storm­schen Schim­mel­rei­ters . Das Werk bie­tet sich in be­son­de­rer Weise an, um die im Ab­itur drin­gend zu be­herr­schen­de Per­so­nen­cha­rak­te­ri­sie­rung vor­be­rei­tend zu er­ar­bei­ten. Be­reits der erste Schreib­auf­trag, die Aus­ge­stal­tung eines Schau­plat­zes, be­rei­te­te die­ses Ziel vor. Im Üb­ri­gen zeig­te sich in der Ar­beit der Nut­zen li­te­ra­ri­schen Schrei­bens für prag­ma­ti­sche In­ter­es­sen.

Wei­te­re Schreib­an­läs­se wer­den im ent­spre­chen­den Ab­schnitt vor­ge­stellt.

Schreib­be­glei­tung

In der Li­te­ra­tur liegt ein Schwer­punkt der Schreib­för­de­rung, be­son­ders im li­te­ra­ri­schen Be­reich, auf Im­pul­sen und der rich­ti­gen Schrei­b­um­ge­bung. Na­tür­lich wird die wei­te­re Ar­beit in neue­ren und gründ­li­chen Wer­ken zum Thema be­rück­sich­tigt, es ent­steht aber der Ein­druck, dass be­son­ders der An­schub des li­te­ra­ri­schen Schrei­bens un­ter­richts­wirk­sam wird. Auch hier aber lohnt es sich durch­aus, die Schreib­be­glei­tung in den Blick zu neh­men.

Rück­mel­dun­gen

Ob­wohl Schreib­för­de­rung sich von der Leis­tung ein­for­dern­den Schreib­auf­ga­be in den meis­ten Fäl­len durch den As­pekt der Ge­stal­tungs­frei­heit und der Frei­wil­lig­keit der Ar­beit ab­setzt, sind Rück­mel­dun­gen als Teil der Schreib­be­glei­tung den­noch mög­lich, ja sogar hilf­reich. Dabei gilt es zu un­ter­schei­den zwi­schen Be­rei­chen, in denen Rück­mel­dun­gen einer Ver­bes­se­rung des Schrei­bens und der Schreib­pro­duk­te hilf­reich sind und Be­rei­chen, die sich der Ein­fluss­nah­me durch Au­ßen­ste­hen­de ent­zie­hen, zum Bei­spiel, weil sie zu per­sön­li­che As­pek­te be­rüh­ren. Ins­ge­samt ist es sinn­voll, die Rück­mel­dun­gen als Teil einer um­fas­sen­den Schreib­be­glei­tung zu ver­ste­hen, die der Ent­wick­lung eines per­sön­li­chen Stils hel­fen. Eine Be­wer­tung oder gar Be­no­tung stellt in die­sem Pro­zess nur den letz­ten lo­gi­schen Schritt dar.

Trans­fer

Das beim li­te­ra­ri­schen Schrei­ben Ge­lern­te ist da, wo es Schreib­stra­te­gi­en oder den per­sön­li­chen Stil be­trifft, trans­fer­fä­hig. Es ist auch Auf­ga­be einer Schreib­be­glei­tung, das, was ein Schü­ler ge­lernt hat, zu be­nen­nen und ihm als viel­sei­tig ver­wend­ba­re Kom­pe­tenz be­wusst zu ma­chen. Deut­lich wird bei den Schul­ver­su­chen auch, dass das freie Schrei­ben, das von einem li­te­ra­ri­schen Text aus­geht, Ana­ly­se­kom­pe­tenz zu schär­fen in der Lage ist . Die Ge­gen­stands­be­schrei­bung kann das Ver­ste­hen von Zu­sam­men­hän­gen för­dern, es kann aber auch eine Schreib­form wie das es­say­is­ti­sche Schrei­ben vor­be­rei­tet wer­den.

Also:

Ins­ge­samt möch­te der Block „Schreib­för­de­rung“ Mög­lich­kei­ten auf­zei­gen, das Kom­pe­tenz­bün­del, das sich hin­ter dem Be­griff Schrei­ben ver­birgt, un­ver­dros­sen zu pfle­gen und zu ent­wi­ckeln. Ex­em­pla­risch wer­den ei­ni­ge Un­ter­richts­ver­su­che und an­de­re Er­fah­run­gen dar­ge­stellt und re­flek­tiert, zu­sätz­lich auf au­ßer­un­ter­richt­li­che Mög­lich­kei­ten hin­ge­wie­sen. G8 hat die Zeit, die Schü­le­rin­nen und Schü­lern zum Schrei­ben bleibt, ver­kürzt, eine ge­lin­gen­de Schreib­för­de­rung kann dabei hel­fen, dass die ver­blei­ben­den Res­sour­cen sinn­voll ge­nutzt wer­den. Dabei kann kaum genug be­tont wer­den, welch große Be­deu­tung die Ste­tig­keit des Schrei­bens und damit der Schreib­för­de­rung hat. Ziel ge­lin­gen­der Schreib­för­de­rung ist es, dass das Schrei­ben als Tä­tig­keit dau­er­haft prä­sent ist, ähn­lich, wie das Er­ler­nen einer Spra­che ohne stän­di­ge Sprach­pra­xis nicht denk­bar ist.

 

Der Ort der Schreib­för­de­rung: Her­un­ter­la­den [docx] [27 KB]