Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Mär­chen­buch I

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Es war ein­mal ...

Es war ein­mal eine Schu­le, in der wurde plötz­lich kein nor­ma­ler Un­ter­richt mehr ge­macht. Die Leh­re­rin stand nicht mehr vorne und muss­te dau­ernd Schü­ler er­mah­nen. Nor­ma­ler­wei­se ging das näm­lich so zu:

„Seid end­lich ein­mal leise!“. „Lass nicht dau­ernd dein Geodrei­eck auf den Boden fal­len, das nervt!“ „Hör so­fort mit die­ser Pa­pier­schnip­sel­ak­ti­on auf!“ „Bitte keine Pa­pier­kü­gel­chen durch die Ge­gend wer­fen!“ „Sa­la­mi­bro­te wer­den in der Pause, nicht wäh­rend des Un­ter­richts ge­ges­sen!“, „Und Ves­per­bro­te wer­den schon drei­mal nicht in mei­nem Un­ter­richt ge­tauscht!“, "Die Mäd­chen be­kom­men gleich Ärger mit mir, wenn sie die Jungs nicht in Frie­den las­sen!“ „Wo sind deine Ar­beits­ma­te­ria­li­en?“ „Rum­schrei­en und Rülp­sen im Un­ter­richt ist schlicht­weg ver­bo­ten!“ „Warum funk­tio­niert der Ta­fel­dienst hier ei­gent­lich nicht?“ „Hör auf Herz­chen auf den Tisch zu malen!“ und so wei­ter und so wei­ter.

Was war pas­siert? Warum war es so ruhig? Warum ar­bei­te­ten die Schü­ler so eif­rig? Hatte die Leh­re­rin viel­leicht einen Herz­schlag be­kom­men, weil die Schü­ler sie so är­ger­ten? War sie ein­fach in Er­ho­lungs­fe­ri­en ge­fah­ren und hatte die Schü­ler sich selbst über­las­sen?

Nein, sie war da und setz­te sich meis­tens zu ir­gend­wel­chen Schü­lern an den Tisch und be­sprach flüs­ternd ir­gend­wel­che „Ge­heim­re­zep­te“. Die Schü­ler woll­ten näm­lich zu­sam­men ein ganz grim­mi­ges und ganz an­der­sen­ar­ti­ges - Ver­zei­hung! - an­ders­ar­ti­ges Mär­chen­buch mit tol­len, noch nie ge­hör­ten Ge­schich­ten schrei­ben, das dann ver­kau­fen, Geld für die Klas­sen­kas­se be­kom­men und na­tür­lich ganz be­rühmt wer­den. Ei­ni­ge Mäd­chen traum­ten schon von einer Ver­fil­mung in Hol­ly­wood.

Der Plan ging so:

Jeder und jede in der Klas­se schrieb eine Ge­schich­te oder einen in­ter­es­san­ten Text.

Die­ser Text wurde dann in einer „Re­dak­ti­ons­kon­fe­renz“ be­spro­chen und ver­bes­sert oder mit der Text­lu­pe un­ter­sucht.

Schü­ler, die noch Ideen such­ten, durf­ten in den mit­ge­brach­ten Mär­chen­bü­chern lesen, wobei eines davon sich als ge­mein­ge­fähr­lich und alp­trau­mer­zeu­gend her­aus­stell­te, somit nur für Schü­ler mit star­ken Ner­ven zu emp­feh­len war.

Wie­der an­de­re durf­ten Mär­chen CDs an­hö­ren.

Und wie­der an­de­re durf­ten eine pas­sen­de CD der Kin­de­r­uni hören.

Alle wan­der­ten von Sta­ti­on zu Sta­ti­on und es wur­den mehr und mehr Ge­schich­ten. Man­che konn­ten schon gar nicht mehr auf­hö­ren zu schrei­ben, sie schrie­ben und schrie­ben und man sprach schon im gan­zen Land von die­sen Schreib­wü­ti­gen.

Da alle Kin­der wuss­ten, dass man sol­che Schreiba­ben­teu­er nur be­steht, wenn man mucks­mäus­chen­still (oder mux­meu­schen­still???, was sagt der Duden???) ist, hiel­ten sich auch alle an diese Regel und woll­ten nicht ras­ten und nicht ruhn, bis das Wun­der­buch fer­tig war.

Tja, und wenn sie nicht ge­stor­ben sind, dann... kann man hof­fent­lich bald ein phä­no­me­nal tol­les Mär­chen­buch der Klas­se 5a kau­fen.

 

Mär­chen­buch I: Her­un­ter­la­den [doc] [23 KB]