Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Bau­an­lei­tung für einen schul­in­ter­nen Schreib­wett­be­werb

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Die Be­deu­tung um­fas­sen­der Schreib­för­de­rung auch und ge­ra­de im krea­tiv-ge­stal­ten­den Be­reich ist für den Deutsch-Un­ter­richt schon län­ger un­um­strit­ten. Damit aber das Schrei­ben, das im Un­ter­richt in zu­neh­men­dem Maße ge­för­dert wird, nicht im wei­te­ren Sinne schu­li­sches Schrei­ben bleibt, sind Im­pul­se nötig, die über den Deutsch­un­ter­richt hin­aus wirk­sam sind . (1) Als ein be­son­ders wirk­sa­mes Mit­tel, selbst­be­stimm­tes Schrei­ben nach­hal­tig zu för­dern, kön­nen Schreib­wett­be­wer­be an­ge­se­hen wer­den. Wett­be­wer­be al­ler­dings för­dern ab­sicht­lich das nicht an­ge­lei­te­te Schrei­ben im pri­va­ten Um­feld, das heißt, enge Füh­rung oder An­lei­tung ver­bie­tet sich hier. Auch kann die Ver­mitt­lung von Tech­ni­ken und Me­tho­den nicht ihr Ziel sein. In­so­fern er­gänzt ein Schreib­wett­be­werb im Ide­al­fall den Deutsch­un­ter­richt, ver­folgt aber Ziele, die dort nicht oder nur am Rande ver­folgt wer­den kön­nen, ins­be­son­de­re die Er­fah­rung des Schrei­bens als Tä­tig­keit, die zur ei­ge­nen Per­son und Per­sön­lich­keit ge­hört und die ei­ge­nen, nicht von außen her­an­ge­tra­ge­nen Be­dürf­nis­sen dient. In­so­fern kann auch ein Schreib­wett­be­werb nur ein An­ge­bot sein, das er­grif­fen oder igno­riert wird.

In der Folge soll ein Ver­fah­ren skiz­ziert wer­den, einen schul­in­ter­nen Schreib­wett­be­werb ins Leben zu rufen und zu einer an­dau­ern­den Ein­rich­tung zu ma­chen. Es soll ge­zeigt wer­den, dass mit über­schau­ba­rem Auf­wand an Zeit und Geld eine Mög­lich­keit ge­schaf­fen wer­den kann, per­sön­li­ches krea­ti­ves Schrei­ben zu un­ter­stüt­zen und, im güns­tigs­ten Fall, Schreib­bio­gra­phi­en ei­ni­ge Jahre lang för­dernd zu be­glei­ten. Die Be­schrei­bung ist chro­no­lo­gisch ge­ord­net, um eine un­kom­pli­zier­te Ver­wen­dung zu ge­währ­leis­ten. Dies bringt mit sich, dass ein­zel­ne As­pek­te mehr­fach er­wähnt wer­den. Das be­schrie­be­ne Ver­fah­ren muss kei­nes­wegs so aus­ge­führt wer­den, wie die Be­schrei­bung es vor­schlägt. Viel­mehr ist es sinn­voll, die je un­ter­schied­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen wie die be­son­de­re Schul­si­tua­ti­on oder be­son­de­re Vor­lie­ben der Ju­ry­mit­glie­der zu be­rück­sich­ti­gen.

Der Zeit­plan

Für den ge­schil­der­ten Ver­lauf wird davon aus­ge­gan­gen, dass der Wett­be­werb an einer Schu­le im jähr­li­chen Rhyth­mus ver­an­stal­tet wer­den soll.

  1. Der Wett­be­werb braucht Ver­an­stal­ter, also eine Jury, die sich zu Be­ginn des Schul­jah­res kon­sti­tu­iert haben soll­te. In der Pra­xis hat sich hier eine Grup­pen­grö­ße von drei bis vier Mit­wir­ken­den be­währt. Die Mit­wir­ken­den müs­sen nicht un­be­dingt alle das Fach Deutsch ver­tre­ten, es er­gibt sich al­ler­dings meis­tens. Über­ein­stim­mung in li­te­ra­ri­schen Vor­lie­ben ist gar nicht wün­schens­wert, wohl aber die Fä­hig­keit, als Grup­pe mit­ein­an­der er­geb­nis­ori­en­tiert zu ar­bei­ten. Die erste ge­mein­sam zu klä­ren­de Frage kann die nach der the­ma­ti­schen Ein­schrän­kung sein. Soll for­mal oder in­halt­lich alles zu­ge­las­sen wer­den? Ist eine the­ma­ti­sche Eng­füh­rung ge­wünscht? In der Pra­xis hat sich ge­zeigt, dass the­ma­ti­sche Of­fen­heit, ver­eint mit der Be­reit­schaft, Schreib­pro­jek­te von An­fang an zu be­ra­ten, zu guten Er­geb­nis­sen führt.
  2. Der Zeit­plan ist von gro­ßer Be­deu­tung für das Ge­lin­gen. Es ist sinn­voll, das ge­sam­te Ver­fah­ren des Wett­be­werbs von der Bil­dung der Jury bis zur Preis­ver­lei­hung im glei­chen Schul­jahr an­zu­sie­deln. Wich­ti­ge zeit­li­che Ein­schnit­te sind die Aus­schrei­bung, der Ab­ga­be­schluss und die Preis­ver­lei­hung. Es ist wich­tig dar­auf zu ach­ten, dass in der Schreib- wie in der Le­se­pha­se min­des­tens ein Fe­ri­en­block ent­hal­ten ist, um zu kei­nem Zeit­punkt ver­meid­ba­ren Zeit­druck ent­ste­hen zu las­sen. Eine Mög­lich­keit ist, die Aus­schrei­bungs­pla­ka­te am ers­ten Tag nach den Weih­nachts­fe­ri­en aus­zu­hän­gen, bis zum letz­ten Tag vor den Os­ter­fe­ri­en Texte an­zu­neh­men und nach den Pfingst­fe­ri­en die Preis­ver­lei­hung an­zu­set­zen. In der Phase der zeit­li­chen Pla­nung emp­fiehlt sich üb­ri­gens ein be­son­ders enger Kon­takt zur Schul­lei­tung, um Kol­li­sio­nen mit an­de­ren Er­eig­nis­sen im Ver­lauf des Schul­jah­res zu ver­mei­den.
  3. Aus­schrei­bung und Wer­bung ent­schei­den maß­geb­lich über den Er­folg des Li­te­ra­tur­prei­ses. An die Schü­le­rin­nen und Schü­ler rich­tet sich eine groß­zü­gig an­ge­leg­te Pla­ka­tie­rung, die aber al­lei­ne nicht aus­reicht. Es hat sich be­währt, den Wett­be­werb in den ein­zel­nen Klas­sen kurz vor­zu­stel­len. Sehr sinn­voll ist auch eine Er­in­ne­rungs­ak­ti­on kurz vor Schluss der Schreib­pha­se. Neben den Schrei­ben­den sind auch Un­ter­stüt­zen­de von gro­ßer Be­deu­tung für das Ge­lin­gen des Wett­be­werbs. Ins­be­son­de­re die aus­zu­schüt­ten­den Prei­se kos­ten Geld, aber auch Ur­kun­den, Pla­ka­te etc. kön­nen Kos­ten­fak­to­ren wer­den. Ins­ge­samt ist es sinn­voll, für einen Wett­be­werb wie den hier skiz­zier­ten von einem Fi­nanz­be­darf von un­ge­fähr 500 bis 600 Euro aus­zu­ge­hen. Als Geld­ge­ber bie­ten sich zu­nächst der För­der­ver­ein der Schu­le, ein ört­li­ches Geld­in­sti­tut und eine ört­li­che Buch­hand­lung an, wei­te­re Spon­so­ren sind aber durch­aus sinn­voll.
  4. Wenn die Wer­bung er­folg­reich war und in grö­ße­rem Um­fang ge­schrie­ben und ein­ge­reicht wor­den ist, folgt die Phase des Le­sens und der Be­stim­mung der Sie­ger­tex­te. Für eine er­folg­rei­che Aus­wahl die­ser Preis­tex­te ist es un­ab­ding­bar, dass jedes Ju­ry­mit­glied jeden Text liest. Ist das ge­sche­hen, ist es sinn­voll, dass sich die Jury einen Tag lang zum Be­spre­chen und Aus­wäh­len zu­sam­men­fin­det. Bei guter Vor­be­rei­tung reicht der eine Tag er­fah­rungs­ge­mäß aus, um zu ein­ver­nehm­li­chen Ent­schei­dun­gen zu kom­men. Ein Wort zur Fin­dung der Preis­trä­ger: Es ist sinn­voll, für ver­schie­de­ne Al­ters­stu­fen ge­trennt Prei­se zu ver­lei­hen, eben­so hat sich die Un­ter­schei­dung in Prei­se für Lyrik und Prei­se für Prosa be­währt. Durch sol­che Un­ter­schei­dun­gen er­höht sich na­tür­lich die An­zahl der ver­ge­be­nen Prei­se, dies ist aber durch­aus po­si­tiv im Sinne einer wirk­sa­men Schreib­för­de­rung. Zu­sätz­lich zu den Haupt­prei­sen bie­tet sich die Ver­ga­be von An­er­ken­nungs­prei­sen (z.B. Buch­prei­se) an, die deut­lich ma­chen, dass Qua­li­tä­ten er­kannt wur­den, aber wei­te­re Ar­beit nötig ist.
  5. Die Preis­ver­lei­hung kann zu einem Hö­he­punkt des Schul­jah­res wer­den. Hier­zu sind ei­ni­ge Punk­te zu be­ach­ten:
    • Die Preis­ver­lei­hung muss recht­zei­tig über Pla­ka­te an­ge­kün­digt wer­den, je frü­her desto bes­ser. Durch­sa­gen am Tage selbst sind zu­sätz­lich hilf­reich.
    • Es ist sinn­voll, mit den An­kün­di­gun­gen nicht nur die Teil­neh­mer, son­dern auch deren Freun­de und Ver­wand­te an­zu­spre­chen.
    • Die ört­li­che Pres­se muss früh­zei­tig in­for­miert wer­den, damit über die Preis­ver­lei­hung und die Preis­trä­ger be­rich­tet wer­den kann.
    • Nie­mand darf vorab wis­sen, wer ge­won­nen hat. Die Span­nung ist ein we­sent­li­ches Ele­ment der Ver­an­stal­tung.
    • Zu­sätz­lich zu den Ur­kun­den für Prei­se und An­er­ken­nungs­prei­se emp­fiehlt sich die Aus­stel­lung von Teil­nah­meur­kun­den für die­je­ni­gen, die nicht ge­won­nen haben.
    • Mu­si­ka­li­sche Um­rah­mung der Ver­an­stal­tung er­zeugt eine zu­sätz­lich fest­li­che At­mo­sphä­re.
    • Ins­ge­samt kann eine ge­lun­ge­ne Preis­ver­lei­hung wirk­sa­me Schreib­an­rei­ze set­zen.
  1. Zu­sätz­lich zur Preis­ver­lei­hung emp­fiehlt sich eine Do­ku­men­ta­ti­on der Sie­ger­tex­te in Form einer klei­nen Bro­schü­re. Idea­ler Zeit­punkt zur Prä­sen­ta­ti­on einer sol­chen Text­samm­lung ist die Preis­ver­lei­hung. Die Bro­schü­re bie­tet auch eine Mög­lich­keit, den Spon­so­ren auf an­ge­mes­se­ne Weise für ihr En­ga­ge­ment zu dan­ken.

Häu­fig ge­stell­te Fra­gen

Braucht ein Schreib­wett­be­werb ein Thema?

Die Tat­sa­che, dass die Menge der po­ten­ti­el­len Teil­neh­mer auf die Schü­ler­schaft einer Schu­le be­schränkt ist, engt in der Regel das Feld hin­rei­chend ein. Frei­lich kann eine The­men­vor­ga­be hilf­reich im Sinne einer för­der­li­chen Kon­kre­ti­sie­rung sein, mo­ti­vie­ren­de Vor­schlä­ge aber kön­nen auch ohne in­halt­li­che Ein­schrän­kung für alle trans­por­tiert wer­den.

Kön­nen meh­re­re Schu­len ko­ope­rie­ren?

Es gibt Bei­spie­le für mehr­jäh­ri­ge Ko­ope­ra­tio­nen zwi­schen Schu­len und er­folg­rei­che ge­mein­sa­me Schreib­wett­be­wer­be (zum Bei­spiel bei den drei Rott­wei­ler all­ge­mein­bil­den­den Gym­na­si­en). Die Or­ga­ni­sa­ti­on ist für eine Schu­le al­lei­ne über­sicht­li­cher, im Ko­ope­ra­ti­ons­fall ver­teilt sich die an­fal­len­de Ar­beit auf mehr Schul­tern.

Wie er­ken­ne ich Pla­gia­te?

Eine ganz si­che­re Me­tho­de gibt es hier nicht, es kann sie auch nicht geben. Man soll­te sich auch sehr sorg­fäl­tig über­le­gen, wie viel En­er­gie man in die Suche nach dem Quel­len­text ste­cken will.

Soll wirk­lich die Jury die Texte bei der Preis­ver­lei­hung vor­le­sen?

Na­tür­lich ist es mög­lich, die Schrei­ben­den in­ner­halb der Preis­ver­lei­hung aktiv wer­den zu las­sen. Al­ler­dings ist es für viele unter ihnen ein be­son­de­res Er­leb­nis, ihre Texte von frem­der Stim­me ge­le­sen vor gro­ßem Pu­bli­kum zu er­le­ben. Or­ga­ni­sa­to­risch ist es auch kaum mög­lich, die vor­tra­gen­den Schü­ler an­ders als sehr über­ra­schend in die Si­tua­ti­on des öf­fent­li­chen Le­sens zu brin­gen, da ja die Preis­trä­ger nicht vor­zei­tig be­kannt wer­den dür­fen.

Wie kön­nen Prei­se aus­se­hen?

Prei­se kön­nen das Ziel der li­te­ra­ri­schen För­de­rung wei­ter ver­fol­gen, indem sie in Bü­chern oder Bü­cher­gut­schei­nen be­ste­hen. Prei­se kön­nen wei­ter­hin auf die Wert­schät­zung der Schreib­pro­duk­te ab­zie­len, indem Ur­kun­den ge­stal­tet und ver­lie­hen wer­den. Man darf dar­über hin­aus auch nicht ver­ges­sen, dass die Nen­nung bei einer Preis­ver­lei­hung bzw. das Vor­le­sen des ei­ge­nen Tex­tes vor grö­ße­rem oder klei­ne­rem Pu­bli­kum in der Regel be­reits als Preis er­lebt wird.

Müs­sen alle Prei­se ver­ge­ben wer­den?

Es ist zu er­war­ten, dass in den un­ter­schied­li­chen Ka­te­go­ri­en der Teil­nah­me un­ter­schied­lich viele Bei­trä­ge ein­ge­hen. In der Un­ter­stu­fe wird ver­brei­te­ter ge­schrie­ben als in der Ober­stu­fe, Prosa ent­steht mehr als Lyrik. Es kann auch ge­sche­hen, dass zu einer Ka­te­go­rie nur sehr we­ni­ge Texte ent­ste­hen und diese auch noch nicht für Prei­se ge­eig­net sind. Es hat sich als sinn­voll er­wie­sen und wurde immer ak­zep­tiert, Prei­se nicht zu ver­ge­ben, manch­mal gibt es eben kei­nen ers­ten Preis in einer Ka­te­go­rie, viel­leicht aber dafür zwei drit­te.

An­mer­kung

  1. Siehe hier­zu auch: Karl Schus­ter: Das per­so­nal-krea­ti­ve Schrei­ben im Deutsch­un­ter­richt . Balt­manns­wei­ler 1995. Ge­ra­de in der Be­schäf­ti­gung mit dem si­tua­ti­ven Schrei­ben wird hier deut­lich, dass auch Schreib­for­men, die ihren Ur­sprung im Un­ter­richt haben, schnell zu sehr per­sön­li­chem Schrei­ben füh­ren kön­nen.

 

Bau­an­lei­tung für einen schul­in­ter­nen Schreib­wett­be­werb:
Her­un­ter­la­den [docx] [24 KB]