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Bei­spiel für eine Auf­ga­be: Satz­bau und Stil

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

"Über dem gan­zen Mühl­krei­se, der mit den vie­len ver­ein­zel­ten Strei­fen sei­ner Wäld­chen und den vie­len da­zwi­schen lie­gen­den Fel­dern, die be­reits ge­pflügt waren und deren Schol­le durch das lange schö­ne Wet­ter fahl ge­wor­den, bis in die tie­fe­re Fär­bung der böh­mi­schen Höhen zu­rück­geht, stand schon eine dun­kel­graue Wol­ken­de­cke, deren ein­zel­ne Teile auf ihrer Über­wöl­bung die Farbe des Blei­es hat­ten, auf der Un­ter­wöl­bung aber ein zar­tes Blau zeig­ten und auf die man­nig­fal­ti­gen zer­streu­ten Wäld­chen be­reits ihr Düs­ter herab­warfen, dass sie in dem aus­ge­dorr­ten Grau der Fel­der wie dun­kel­blaue Strei­fen lagen, bis ganz zu­rück der noch dunk­le­re und noch blaue­re Rand des Böh­mer­wal­des sich mit dem Grau der Wol­ken misch­te, dass seine Schnei­de­li­nie un­un­ter­scheid­bar in sie ver­ging."

Adal­bert Stif­ter

"Am Fuße der Alpen, bei Lo­car­no im obe­ren Ita­li­en, be­fand sich ein altes, einem Mar­che­se ge­hö­ri­ges Schloss, das man jetzt, wenn man vom St. Gott­hard kommt, in Schutt und Trüm­mern lie­gen sieht: ein Schloss mit hohen und weit­läu­fi­gen Zim­mern, in deren einem einst, auf Stroh, das man ihr un­ter­schüt­te­te, eine alte kran­ke Frau, die sich bet­telnd vor der Tür einge­funden hatte, von der Haus­frau aus Mit­lei­den ge­bet­tet wor­den war. Der Mar­che­se, der, bei der Rück­kehr von der Jagd, zu­fäl­lig in das Zim­mer trat, wo er seine Büch­se ab­zu­set­zen pfleg­te, be­fahl der Frau un­wil­lig, aus dem Win­kel, in wel­chem sie lag, auf­zu­ste­hen, und sich hin­ter den Ofen zu ver­fügen. Die Frau, da sie sich erhob, glitsch­te mit der Krü­cke auf dem glat­ten Boden aus, und be­schä­dig­te sich, auf eine ge­fähr­li­che Weise, das Kreuz; der­ge­stalt, dass sie zwar noch mit un­säg­li­cher Mühe auf­stand und quer, wie es vor­ge­schrie­ben war, über das Zim­mer ging, hin­ter den Ofen aber, unter Stöh­nen und Äch­zen, nie­der­sank und ver­schied."

Hein­rich von Kleist

Auf­ga­ben:

  • Lies die Texte erst leise, dann laut.
  • Wie wir­ken diese zwei Texte auf dich?
  • Wie be­wer­test du die Sätze in Bezug auf ihre Ver­ständ­lich­keit?
  • Lies die Texte er­neut und ver­su­che, den Ge­dan­ken­gang nach­zu­voll­zie­hen. Was ver­sucht der Er­zäh­ler dir mit­zu­tei­len?
  • Ana­ly­sie­re den Satz­bau in den Tex­ten, indem du Haupt- und Ne­ben­sät­ze be­stimmst.
  • Ver­glei­che die Texte hin­sicht­lich des Satz­baus, den Stif­ter und Kleist ver­wen­den.
  • Ver­su­che, die Struk­tur des Sat­zes von Stif­ter gra­fisch dar­zu­stel­len.
  • Un­ter­su­che die Zei­chen­set­zung im Text von Kleist. Was fällt auf?
  • Wie ver­än­dert sich der Text, wenn du ei­ni­ge Kom­ma­ta weg­lässt? Ent­spricht der Text dann noch den heu­ti­gen Re­geln, die für die Zei­chen­set­zung gel­ten?
  • Schrei­be den ers­ten Text um, indem du den Text in meh­re­re Sätze zer­legst. Was ist dabei schwie­rig? Was ver­än­dert sich?
  • Wür­dest du den zwei­ten Text auch um­schrei­ben? Warum (nicht)?

Li­te­ra­tur

Kleist, Hein­rich von: Das Bet­tel­weib von Lo­car­no . In: Ders.: Sämt­li­che Werke und Brie­fe in vier Bän­den. Band 3. Er­zäh­lun­gen, An­ek­do­ten, Ge­dich­te, Schrif­ten. Hg. von Klaus Mül­ler-Sal­get. Frank­furt: Deut­scher Klas­si­ker Ver­lag, 1990. [S. 261]

Stif­ter, Adel­bert: Der Wald­gän­ger . In: Werke und Brie­fe . Hg. von Al­fred Dopp­ler und Hart­mut Lauf­hüt­te. Bd. 3,1. Stutt­gart: Kohl­ham­mer, 2002. [S. 96 f.]

 

Bei­spiel für eine Auf­ga­be: Satz­bau und Stil: Her­un­ter­la­den [docx] [146 KB]

Bei­spiel für eine Auf­ga­be: Satz­bau und Stil: Her­un­ter­la­den [pdf] [51 KB]