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Stil­schu­le: Aus Feh­lern ler­nen

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Was sind Be­rei­che, in denen Schü­ler und Schü­le­rin­nen Pro­ble­me haben und sprach­li­che Feh­ler ma­chen?

Be­reich

Pro­blem(e)

Recht­schrei­bung

Recht­schreib­feh­ler

Zei­chen­set­zung

Zei­chen­set­zungs­feh­ler

Ab­sät­ze

Text hat zu wenig oder zu viele Ab­sät­ze

Schrift­spra­che

Text ist nicht schrift­sprach­lich for­mu­liert, son­dern ori­en­tiert sich an ge­spro­che­ner (Um­gangs-)Spra­che

Sti­le­be­ne

Ver­mi­schung von Sti­le­be­nen, bspw. durch die Ver­wen­dung um­gangs­sprach­li­cher Aus­drü­cke

Wort­schatz

Wort­schatz ist be­grenzt, da­durch ggf. keine dif­fe­ren­zier­te Aus­sa­ge mög­lich

Kol­lo­ka­tio­nen

fal­sche, nicht-idio­ma­ti­sche Wort­kom­bi­na­tio­nen wer­den ver­wen­det

Fach­ter­mi­no­lo­gie

keine Be­herr­schung der Fach­ter­mi­no­lo­gie, so­dass die Be­schrei­bung von Phä­no­me­nen um­ständ­lich wird

Satz­bau

Satz­bau ist ein­fach und eher pa­rat­ak­tisch;
Satz­bau ist mo­no­ton und folgt glei­chen Mus­tern;
fal­sche oder un­über­sicht­li­che hy­po­tak­ti­sche Struk­tu­ren;
un­voll­stän­di­ge Sätze

Ver­knüp­fung

Ge­dan­ken wer­den nicht hin­rei­chend ver­knüpft, da­durch ggf. ver­kürz­te Dar­stel­lung;
Ver­knüp­fun­gen sind nicht va­ri­an­ten­reich

in­di­rek­te Re­de­wie­der­ga­be

keine Va­ri­anz in den For­men;
fal­sche Ver­wen­dung des Kon­junk­tivs;
keine tref­fen­den re­de­ein­lei­ten­den Ver­ben

Bezug

feh­len­der oder fal­scher Bezug bei Pro­no­men oder Pro­no­mi­nal­ad­ver­bi­en

Per­spek­ti­ve

un­ver­mit­tel­ter Wech­sel in eine an­de­re Per­spek­ti­ve, bspw. in die einer li­te­ra­ri­schen Figur, über die ge­schrie­ben wird

Schwie­rig­keit: Manch­mal ist der Stil zwar nicht gut, aber die in­halt­li­che Dar­stel­lung ist sach­lich noch rich­tig; in an­de­ren Fäl­len führt eine man­geln­de Sprach- und Stil­kom­pe­tenz dazu, dass Sach­ver­hal­te nicht mehr kor­rekt dar­ge­legt wer­den kön­nen oder dass die Ver­ständ­lich­keit auf­grund man­geln­der Sprach­kom­pe­tenz be­ein­träch­tigt ist. Die Über­gän­ge sind flie­ßend.

Hin­weis: Was die Schu­lung von Sprach- und Stil­kom­pe­tenz an­geht, las­sen sich An­re­gun­gen aus der Di­dak­tik und Me­tho­dik des mo­der­nen Fremd­spra­chen­un­ter­richts ent­neh­men.

Was sind nun Vor­aus­set­zun­gen, damit Schü­ler und Schü­le­rin­nen einen guten Stil er­ler­nen kön­nen?

  • Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler müs­sen die Re­geln der Gram­ma­tik sowie der Recht­schrei­bung und Zei­chen­set­zung ler­nen.
  • Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler müs­sen mit den sprach­li­chen Mit­teln und Mög­lich­kei­ten der Spra­che ver­traut wer­den.
  • Der Un­ter­richt im Be­reich „Sprach­be­wusst­sein ent­wi­ckeln“ muss eine funk­tio­na­le Be­trach­tung gram­ma­ti­scher Phä­no­me­ne leis­ten.
  • Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler müs­sen die Mög­lich­keit haben, die Wir­kung sprach­li­cher Mit­tel in viel­fäl­ti­gen Zu­sam­men­hän­gen zu er­pro­ben.
  • Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler müs­sen re­gel­mä­ßig Rück­mel­dun­gen be­kom­men, was sie nicht gut ma­chen und wie sie es ver­bes­sern kön­nen.
  • Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler müs­sen Ge­le­gen­heit be­kom­men, ihren Stil zu üben und zu ver­bes­sern.

Über­le­gun­gen zum Kor­rek­tur- und Über­ar­bei­tungs­ver­fah­ren

Eine Mög­lich­keit, wie Schü­ler und Schü­le­rin­nen Rück­mel­dun­gen zu ei­ge­nen Tex­ten be­kom­men kön­nen, wird in Ka­pi­tel 3.4 an­hand der bei­den Dia­gno­se­bö­gen vor­ge­stellt. Aus einer der­ar­ti­gen Be­schäf­ti­gung mit den Tex­ten er­ge­ben sich dann kon­kre­te Hin­wei­se für eine Über­arbeitung. Die­ses Ver­fah­ren zielt auf die Ver­bes­se­rung der (sti­lis­ti­schen) Merk­ma­le, die durch die Text­form vor­ge­ge­ben ist. Es geht dabei we­ni­ger um sol­che Feh­ler, die auch in an­de­ren Schü­ler­ar­bei­ten häu­fig vor­kom­men.

Hel­wig Kuhl schlägt in sei­nem Buch Pro­ble­me der Auf­satz­kor­rek­tur – und wie man sie lösen kann (er­schie­nen 2008) vor, einen Kor­rek­tur­schlüs­sel mit Zah­len von 1 bis 50 zu verwen­den, die un­ter­schied­li­chen Feh­ler­ar­ten zu­ge­ord­net sind. In­wie­fern ein der­art differen­ziertes Rück­mel­de­ver­fah­ren prak­ti­ka­bel und sinn­voll ist, muss sehr kri­tisch hin­ter­fragt wer­den. In Bezug auf sprach­li­che Fehl­leis­tun­gen iden­ti­fi­ziert und klas­si­fi­ziert er 18 Feh­ler­ar­ten in drei Grup­pen („ge­dank­li­che Fehl­leis­tun­gen“, „un­kon­trol­lier­te Ausdrucks­weise“, „Kon­struk­ti­ons­feh­ler“; Kuhl 2008, S. 28 f.). In der mitt­le­ren Grup­pe fin­den sich fol­gen­de Fehl­leis­tun­gen: „sinn­wid­ri­ger Wort­ge­brauch, Wort­ver­wechs­lung, un­pas­sen­de Wort­ver­wen­dung, Wort­er­fin­dung, Pleo­nas­mus, Kon­ta­mi­na­ti­on, Kol­lo­ka­ti­ons­feh­ler, gedanken­loser Um­gang mit sprach­li­chen Bil­dern, Un­ge­schick­lich­keit im Aus­druck, Stil­bruch“ (Kuhl 2008, S. 29). In ei­ni­gen Fäl­len scheint auch diese Klas­si­fi­zie­rung allzu fein. Man­ches lässt sich zu­sam­men­fas­sen – bei­spiels­wei­se Kon­ta­mi­na­ti­on und Kol­lo­ka­ti­on, denn die meis­ten Feh­ler in die­sem Be­reich sind bei­des, oder aber die ers­ten drei in der Auf­zäh­lung ge­nann­ten Feh­ler, denn auch in die­sen Fäl­len ist die Un­ter­schei­dung häu­fig nicht scharf zu tref­fen.

Die Kor­rek­tur­zei­chen, die sich auf sprach­li­che Män­gel be­zie­hen (R, Z, Gr, Sb, A, St) rei­chen wohl kaum aus, um Schü­ler und Schü­le­rin­nen eine an­ge­mes­se­ne Rück­mel­dung über ihre sprach­li­chen Feh­ler zu geben. Vor allem schwä­che­re Schü­ler­ver­ste­hen nicht so­fort oder über­haupt nicht, was sie falsch ge­macht haben, wäh­rend guten Schü­lern und Schü­le­rin­nen ein Stich­wort rei­chen dürf­te, damit sie nach­voll­zie­hen kön­nen, was in ihrem Text be­an­stan­det wurde.

Li­te­ra­tur

Kuhl, Hel­wig : Pro­ble­me der Auf­satz­kor­rek­tur – und wie man sie lösen kann. Pa­der­born: Schö­ningh, 2009.

 

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