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Trai­nings­mo­dul 1: Krea­tiv mit Spra­che um­ge­hen

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Schü­ler­ar­beits­blatt:

Auf einer Stu­di­en­fahrt nach Ber­lin war für einen Deutsch-Kurs die Auf­ga­be ge­stellt, einen Ein­druck oder ein Er­leb­nis in aller Kürze schrift­lich fest­zu­hal­ten und an­onym ab­zu­ge­ben. Dann wurde dar­aus ein Kurs­text „Ber­lin-Im­pres­sio­nen“ zu­sam­men­ge­stellt:

  • Men­schen. Über­all Men­schen. Und kei­nen ein­zi­gen kenne ich. (1)
  • Diese Stadt, sie ist so rie­sig / und doch, man rückt zu­sam­men / ihr Him­mel ist ver­han­gen / ver­birgt sein An­ge­sicht / und doch – nehm ich da nicht ein Strah­len wahr? (2)
  • Letzt­end­lich ist sie nur Ku­lis­se, / die Hand­lung liegt in uns’rer Macht (gebt nur auf eure Rolle Acht)! / Mögen uns’re Spiel­auf­fas­sun­gen auch manch­mal kol­li­die­ren / und große Dra­ma­tik euch übel im­po­nie­ren…, / was wir tun und was wir las­sen, / was wir lie­ben, was wir has­sen, / wohin wir denn auch trei­ben, / wir sind es, die das Dreh­buch schrei­ben! (3)
  • Neben einer zur Hälf­te zer­stör­ten Kir­che er­klingt Musik und eine Trau­be von Men­schen schaut einer Grup­pe tan­zen­der Ju­gend­li­cher zu. (4)
  • An U-Bahn-Sta­tio­nen herrscht immer ein reges Trei­ben. Man sieht Men­schen un­ter­schied­lichs­ter Na­tio­na­li­tä­ten, po­li­ti­scher Ge­sin­nun­gen, so­zia­ler Schich­ten. (5)
  • „ Alte Fahr­schei­ne, Tes­ta­men­te oder ir­gend­wel­che an­de­re Dinge, die nicht mehr ge­braucht wer­den?“, ruft eine Grup­pe Ju­gend­li­cher, die am Bahn­hof Prenz­lau­er Berg steht. (6)
  • „ Ach­tung, Ach­tung, sehr ge­ehr­te Fahr­gäs­te! Bitte be­ach­ten Sie: Dies ist der letz­te Zug in diese Fahrt­rich­tung!“, sagt ein Mann neben uns jetzt schon zum fünf­ten Mal, wor­auf­hin wir uns weg­dre­hen und uns ein paar Schrit­te von ihm ent­fer­nen. Die an­de­ren Leute auf dem U-Bahn­steig ver­dre­hen auch schon ganz ge­nervt die Augen. (7)
  • „ Wer rennt, der ist ein Dieb!“, rief mir ein Ob­dach­lo­ser zu, als ich zur Bahn lief. (8)
  • Ich sitze in der U-Bahn, um mich herum drän­gen sich die Men­schen­mas­sen, üble Ge­rü­che, Er­sti­ckungs­angst. (9)
  • „ Schwarz hat auch seine Feh­ler!“ Ge­grö­le eines Be­trun­ke­nen. „Kommt, lasst uns ein Stück wei­ter gehen.“ (10)
  • Der Ber­li­ner Stadt­be­sich­ti­gungs­bus ist über­füllt und fährt im Regen an di­ver­sen Bot­schaf­ten vor­bei. „Über­all Po­li­zei“, sage ich. „Ja, aber nur hier!“, er­gänzt eine Frau. (11)
  • „ Was’n drauf?“ Um­ge­ben von Plat­ten­bau­ten und Sta­si­ver­gan­gen­heit. „Was’n drauf?“ Ob­skur, aber hoch­re­al. „Was’n drauf?“ „Ket­schup“, sage ich und ver­schwin­de. (12)
  • Die Läs­sig­keit, die einen über­kommt, ist un­ge­wohnt. Plötz­lich scheint alles leicht zu sein, dabei ist es nur das ewig Neue, das einem tag­täg­lich be­geg­net. (13)
  • Die Mauer, die den Osten und den Wes­ten trenn­te, ist nur noch teil­wei­se er­hal­ten. Doch die un­sicht­ba­re Linie ist immer noch da. Man macht nur einen Schritt und schon steht man mit dem einen Bein im Wes­ten und mit dem an­de­ren im Osten. Ein selt­sa­mes Ge­fühl. (14)
  • Ber­lin, eine Stadt der Kon­tras­te; zur einen Seite die Mo­der­ne des Sony-Cen­ters, zur an­de­ren die Tris­tesse der Plat­ten­bau­ten. Eine Stadt, deren Puls durch die U-Bahn be­stimmt wird und deren Be­woh­ner eine ei­ge­ne KUL­TUR ent­wi­ckelt haben – die „Ber­li­ner Schnau­ze“. Das Zu­sam­men­tref­fen von Ost und West ist das Sym­bol der Ein­heit in einer ge­mein­sa­men Stadt. (15)
  • Unser Bus­tour-Mo­dera­tor: „Der Bru­der­kuss zwi­schen Gor­bat­schow und Erich Hone­cker. Gorbi hatte man da­mals die Worte in den Mund ge­scho­ben über Honni, wört­lich: Der macht `ne Scheiß­po­li­tik, aber ver­dammt jut küs­sen kan­ner!“ (16)
  • Hei­mat – und doch ge­trennt. Eine Groß­stadt – und doch nicht. Ein Schnitt durch Ber­lin für Jahr­zehn­te – auch ohne Mauer. (17)
  • Die Über­que­rung des Wann­sees gleicht der Fahrt in eine an­de­re Welt. (18)
  • Die grau­en Hoch­häu­ser wach­sen mit dem Him­mel zu­sam­men. (19)
  • Tür­kei? Dabei ist es nur ein Stadt­vier­tel von Ber­lin! (20)
  • Eine Stadt. Eine große Stadt. Fast 50 km breit und lang. Die ehe­ma­li­ge der Tei­lung. Ost- und West-Am­pel­männ­chen als ein letz­tes Zei­chen dafür. Die Mauer. Ein totes Ob­jekt und ein To­des­ob­jekt. Aus­stel­lun­gen, Zeit­zeu­gen, Mu­se­en, Ori­gi­nal­schau­plät­ze die­ser Zeit. Frü­her ge­trennt, heute durch U-Bahn und Stra­ßen ver­bun­den. Stop and go – über­all! Viel zu er­le­ben – Sony-Cen­ter, Alex­an­der­platz, Kur­fürs­ten­damm… end­los diese Liste. Ganz Ber­lin ist ein ER­LEB­NIS! (21)
  • Ber­lin – Stadt der Tou­ris­ten: hier eine Füh­rung, dort eine Rei­se­grup­pe. – Gibt es auch Men­schen, die hier zu Hause sind? (22)
  • In Bus und Stra­ßen­bah­nen, in Autos, auf Fahr­rä­dern, Fuß­gän­ger auf dem Geh­weg… alles scheint sich zu be­we­gen. Men­schen, die schau­en, gaf­fen, kau­fen, be­trach­ten, tau­sen­de von Bil­dern schie­ßen. Gibt es hier mit­ten­drin so etwas wie Ruhe? (23)
  • „ Was soll das denn hier?“ Wir lau­fen jetzt seit einer Stun­de am Ni­kols­bur­ger Platz rum und su­chen das Ju­gend­gäs­te­haus. „Ich möch­te nach Hause.“ (24)

Auf­ga­ben­stel­lun­gen

  • Lesen Sie sich die ein­zel­nen Text­tei­le noch ein­mal gründ­lich durch und wäh­len Sie die drei aus, die Ihnen per­sön­lich am bes­ten ge­fal­len. For­mu­lie­ren Sie schrift­lich, warum dies der Fall ist, und fin­den Sie Ka­te­go­ri­en, nach denen Sie be­ur­teilt haben.
  • Ver­glei­chen Sie auf die­ser Grund­la­ge die fol­gen­den Text­paa­re und be­nen­nen Sie die je­wei­li­gen Vor­zü­ge der Texte: a) 22 und 23 b) 15 und 17 c) 10 und 11 d) 1 und 2 e) 13 und 14
  • Text­teil 10 oder 12 oder 13: Er­fin­den Sie für einen die­ser Text­tei­le eine klei­ne Ge­schich­te, die pas­sen und die ge­schil­der­te Im­pres­si­on er­klä­ren könn­te.
  • Be­trach­ten Sie Text Nr.15 ge­nau­er. Gehen Sie von der An­nah­me aus, dass der Ver­fas­ser die­ses Tex­tes noch nicht ganz zu­frie­den ist und Sie um Rat fragt. Sie geben Tipps, ma­chen Vor­schlä­ge, pro­bie­ren Ver­än­de­run­gen kon­kret aus. Dis­ku­tie­ren Sie Ihre Er­geb­nis­se im Kurs.
  • Den­ken Sie an Ihren letz­ten Ur­laub, an Ihre letz­te Reise zu­rück und schrei­ben Sie eine sol­che Ur­laub­sim­pres­si­on auf.

Er­leb­nis­se zu er­zäh­len, Ein­drü­cke zu schil­dern, Ge­schich­ten zu er­fin­den – das kann viel Freu­de ma­chen. Das wis­sen Sie si­cher noch aus der Un­ter­stu­fe. Wäh­len Sie aus den fol­gen­den The­men eines aus und schrei­ben Sie einen Text dazu.

1. Blick aus dem Fens­ter

Sie schau­en aus dem Fens­ter – in der Schu­le, zu­hau­se oder zum Bei­spiel in einem Café... Was sehen Sie? Was könn­ten Sie sehen?

2. Ein Spa­zier­gang im Herbst

Stel­len Sie sich vor, dass Sie durch eine Land­schaft im Herbst spa­zie­ren gehen. Das kann eine reale oder eine er­fun­de­ne Land­schaft oder auch eine Sze­ne­rie sein, die Sie in einen Fan­ta­sy- oder Sci­ence-Fic­tion-Roman ein­bau­en wol­len. Be­we­gung und die Be­son­der­heit der Jah­res­zeit müss­ten er­kenn­bar sein und soll­ten Ihren Text prä­gen.

3. Ich in Be­we­gung

Sie jog­gen, Sie fah­ren mit dem Rad, Sie tan­zen... Schrei­ben Sie einen Text, der den Rhyth­mus der Be­we­gung spür­bar macht, z.B. die sich stei­gern­de Atem­lo­sig­keit beim Sprint oder das Spiel mit dem Wind beim Sur­fen. Wie­der­ho­lun­gen, Auf­zäh­lun­gen, rhe­to­ri­sche Mit­tel ins­ge­samt könn­ten Ihnen beim Ge­stal­ten hel­fen.

4. Ein Kri­mi­nal­fall

Kri­mi­nal­ro­ma­ne ge­hö­ren heute zu den be­lieb­tes­ten und meist ver­kauf­ten li­te­ra­ri­schen Gen­res. Den­ken Sie sich eine Grund­si­tua­ti­on aus: Ein Pop­star wird über­fal­len – ein Mit­schü­ler er­lebt einen spek­ta­ku­lä­ren Ta­schen­dieb­stahl mit – ein Po­li­ti­ker wird er­presst – oder etwas ganz an­de­res... Über­le­gen Sie, wie Sie Span­nung er­zeu­gen wol­len und wo Sie be­gin­nen und enden wol­len. Pla­nen Sie Ihre Ge­schich­te mit der ei­ni­gen Stich­wor­ten und be­gin­nen Sie erst dann zu schrei­ben...

5. „Lila Wol­ken“

„Wir blei­ben wach, bis die Wol­ken wie­der lila sind“ - er­fin­den Sie eine Si­tua­ti­on, die zu die­ser Zeile aus dem Song „Lila Wol­ken“ von Mar­te­ria, Yasha & Miss Pla­ti­num aus dem Jahre 2012 passt.

6. Ein Text mit Re­geln

Re­geln in Tex­ten ken­nen Sie si­cher vor allem aus Ge­dich­ten oder Song­tex­ten. Reime, Re­frains oder Wie­der­ho­lun­gen ge­hö­ren dazu, in epi­schen Tex­ten kön­nen es be­stimm­te Mo­ti­ve (z.B. eine Blume) sein, die immer wie­der auf­tau­chen und einen Text struk­tu­rie­ren, so ge­nann­te Leit­mo­ti­ve. Ex­pe­ri­men­tie­ren Sie mit einem Thema Ihrer Wahl und ge­stal­ten Sie ihn nach ei­ge­nen Re­geln.

 

Wie könn­ten Sie wei­ter mit den ent­stan­de­nen Tex­ten um­ge­hen? Ent­schei­den Sie selbst...

Über Texte spre­chen

Jeder li­te­ra­ri­sche Text wird le­ben­dig, wenn man ihn vor­liest und über ihn spricht. Sich in­ten­siv mit ihm zu be­schäf­ti­gen, ist ein Zei­chen der Wert­schät­zung, auch wenn Kri­ti­sches ge­äu­ßert wird. Re­spekt soll­te selbst­ver­ständ­lich sein, eben­so wie die kon­struk­ti­ve Ziel­rich­tung der Kri­tik .

  • Sie kön­nen sich die Texte – zum Bei­spiel in Tan­dems oder Vie­rer­grup­pen - ge­gen­sei­tig vor­le­sen und sagen, was Ihnen je­weils daran be­son­ders gut ge­fal­len hat.
  • „Gal­le­ry Walk“ - Sie hän­gen die Texte in Ihrem Klas­sen­zim­mer auf und lesen sie „im Vor­über­ge­hen“. An Ort und Stel­le kom­men Sie si­cher zwang­los über die Texte ins Ge­spräch...
  • Die zwei bes­ten Texte ins­ge­samt oder aus jeder Ka­te­go­rie sol­len in der Schü­ler­zei­tung ver­öf­fent­licht wer­den. Sie wäh­len diese Texte aus. Dis­ku­tie­ren Sie, wel­che Kri­te­ri­en Ihre Aus­wahl be­stim­men.

Texte über­ar­bei­ten

Jeder Schrift­stel­ler, der seine Texte ver­öf­fent­li­chen möch­te, wird vom Ver­lag auf be­stimm­te Ver­än­de­rungs­mög­lich­kei­ten auf­merk­sam ge­macht und muss dar­auf ge­fasst sein, dass sein Text noch ver­än­dert wird.

  • Sie kön­nen sich die Texte – zum Bei­spiel in Tan­dems oder Vie­rer­grup­pen - ge­gen­sei­tig vor­le­sen und ge­mein­sam über­le­gen, wo man etwas ver­bes­sern könn­te. Über­le­gen Sie sich kon­kre­te Vor­schlä­ge und prü­fen Sie diese such durch mehr­ma­li­ges Vor­le­sen aus. Der Ver­fas­ser ent­schei­det, wel­che Fas­sung er über­nimmt.
  • Ko­pie­ren Sie die Texte – wie­der für zwei oder vier – und ar­bei­ten Sie erst für sich die Texte durch. No­tie­ren Sie sich Ver­än­de­rungs­mög­lich­kei­ten und Va­ri­an­ten; prü­fen Sie diese such durch mehr­ma­li­ges Vor­le­sen aus. Der Ver­fas­ser ent­schei­det, wel­che Fas­sung er über­nimmt.

Mit Tex­ten ex­pe­ri­men­tie­ren

Man kann jeden Text ver­än­dern und aus­pro­bie­ren, wie sich seine Wir­kung wan­delt, wenn man Va­ri­an­ten ent­wirft. Diese Ver­än­de­run­gen er­schlie­ßen sich be­son­ders durch mehr­ma­li­ges Vor­le­sen – so­wohl des gan­zen Tex­tes als auch ein­zel­ner Pas­sa­gen.

  • Ver­än­dern Sie je­weils nur Ad­jek­ti­ve oder Ver­ben. Ar­bei­ten Sie dabei mit Wort­fel­dern, aus denen Sie dann wäh­len.
  • Ver­än­dern Sie die Syn­tax. Aus lan­gen Sät­zen kön­nen kurze wer­den und um­ge­kehrt. Sie kön­nen ganz neue Sätze ent­ste­hen las­sen.
  • Geben Sie dem Text einen an­de­ren Titel. Spie­len Sie dabei mit den Er­war­tun­gen der Leser und über­le­gen Sie, wel­cher Titel am bes­ten passt.
  • Neh­men Sie sich nur den An­fang oder das Ende vor – und über­le­gen Sie dann, was sich ver­än­dert.

 

Trai­nings­mo­dul 1: Krea­tiv mit Spra­che um­ge­hen:
Her­un­ter­la­den [docx] [25 KB]