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Klausur A

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.


Erwartungshorizont

Aufgabe 1: (8 P)

Geben Sie wieder, was Text 1 aussagt, indem Sie bei den folgenden 8 Aussagen zu Text 1 das jeweilig zutreffende Kästchen markieren.

   
Trifft zu
Trifft nicht zu
Beleg in Zeile
1. Ob Jesus als Mensch existiert hat, muss offen bleiben.  
x
3 - 4
2. Die Evangelien wollen zum Glauben an Jesus einladen.
x
 
5 - 6
3. Die Evangelien sind sich nicht einig, ob Jesus schon vor seiner Geburt Gottes Sohn / bei Gott war.
x
 
10 f
4. Es gibt in der Bibel keine völlige Einigkeit darüber, wie der Kreuzestod Jesu zu verstehen ist.
x
 
14 - 15
5. Es lässt sich mit letzter Gewissheit sagen, dass Jesus leiblich auferstanden ist.  
x
16 - 17
6. Auf der Synode von Ephesus haben sich die Befürworter der Gottähnlichkeit Jesu durchgesetzt.  
x
25 - 26
7. Jesus ist für manche sowohl der politische Befreier als auch der Seelentröster.
 
x
31 - 37
8. Jesus hat sich aus dem Streit um ihn herausgehalten, indem er sich Menschensohn nannte.
x
 
38 - 39


Aufgabe 2 (Afb II) (10 P)

Begründen Sie, warum der Streit um Jesus auch positive Aspekte hat.

  • Aus dem Text sind vier (2-5) bzw. fünf Argumente zu erfassen:
    1. Streit kann durchaus (irrtümlich) als Indiz für inhaltliche Unwahrheiten verstanden werden und die weitere Beschäftigung mit der Streitfrage als unnötig erscheinen lassen.
    2. Der (theologische) Streit um Jesus dient der verbindlichen Klärung seiner Person und seines Auftrags.
    3. Die Heftigkeit des Streits spricht gerade für die besondere Bedeutsamkeit des Jesus von Nazareth.
    4. Der vielfältige Streit um Jesus ist auch durch das jeweilige persönliche Interesse und Bedürfnis gesteuert, „seinen persönlichen Jesus“ zu haben: Jesus als Lebensbegleiter und Lebenshilfe.
    5. Von daher gesehen ist und war der Streit um Jesus keineswegs überflüssig, sondern lohnenswert.


Aufgabe 3 (Afb III) (15 P)

Überprüfen Sie an einem selbstgewählten Evangelientext, wie sich Jesus mit den religiösen Führern seiner Zeit streitbar auseinandersetzte.

  • Aus Mk. 2-3 / 12 par. kann an einem Streitgespräch (z.B. Berufung des Levi mit anschließendem Gastmahl / Ährenraufen am Sabbat / Heilungen am Sabbat / Die Frage nach der Steuer) exemplarisch gezeigt werden, wie Jesus den religiösen Ritus oder das theologische Denken seiner Zeit dann in Frage stellt, wenn darüber das zentrale Anliegen der Liebe zu Gott, zum Nächsten, zu sich selbst verwässert wurde oder verloren ging. Es ist zu zeigen, dass Jesus die Auseinandersetzung und den Streit nicht künstlich sucht, sondern nur dann und nur dort, wo die Liebe durch starre Gesetzlichkeit, menschliche Leistung und Anmaßung, entsprechende Selbstaufwertung und Abwertung anderer, Ausgrenzung usw. verdeckt wird.
  • Am gewählten Beispiel ist zu erläutern, welchen entsprechenden Bezugsrahmen die Streitgegner Jesu haben, welche Sicht sie verfolgen (z.B. striktes Sabbatheilungsverbot aufgrund ihres Thoraverständnisses / klare Trennung von rein und unrein, Israel und die Gojim / Zöllner als Kollaborateure Roms, die überdies mit dem schmutzigen Geld Roms handeln / Reich-Gottes-Vorstellung…) und weshalb es überhaupt zum Streit mit Jesus kommt.
  • Es ist am gewählten Beispiel zu begründen, dass Streit Jesus zur Klärung dessen dient, worauf es Gott zentral ankommt. Von daher stehen die Streitgespräche, auf die sich Jesus einlässt, immer unter dem Aspekt der Wahrheitsfindung und der Hinführung ins eigentliche Zentrum des Glaubens an Gott.
  • Streitgespräche enden in der Regel offen oder mit der Erneuerung der Feindseligkeit gegen Jesus. Die Ausnahme bildet die Frage nach dem höchsten Gebot (Mk. 12:28-35). Hier wird das zentrale Anliegen Jesu begriffen und verstärkt.


Aufgabe 4 (Afb II) (12 P)

In der Bergpredigt finden sich in Mt. 5 sechs Antithesen Jesu. Die fünfte Antithese lautet: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.“

Arbeiten Sie an dieser Antithese heraus , wogegen sich Jesus wendet, und wie seine Aufforderung, „die andere Wange hinzuhalten“, zu verstehen ist.

  • Es ist zu zeigen, dass sich Jesus in dieser Antithese gegen das (gängige) Vergeltungsrecht, das ius talionis wendet. Er überbietet mit seiner Lehre die bisherige Dimension der Klärung von Streit durch materiellen Ausgleich, indem er zu einer viel tieferen Klärung, letztlich zur Entfeindung führt.
  • Dabei ist Folgendes zu erläutern: Der Schlag auf die rechte Wange ist der Schlag mit dem Handrücken. Diese Bewegung – ob sie traf oder nur in die Luft hinein ausgeführt wurde – ist in jener Zeit Ausdruck einer vollständigen Entehrung und Entwürdigung. Mit dem Handrücken werden allenfalls Hunde, Ehrlose geschlagen. Jesus fordert mit dem Hinhalten der LINKEN Wange auf, einem entehrenden Angriff dahingehend Widerstand entgegenzusetzen, dass es zu einer echten Klärung kommt. Was ist der eigentliche Grund für die Wut, den Übergriff, die Entehrung? Der Streitgegner erhält jetzt also Gelegenheit, wirkliche Argumente – Schläge auf die linke Wange – zu benennen. Ziel ist letzten Endes eine tiefgreifende Entfeindung, ja, Versöhnung mit dem Gegenüber.


Aufgabe 5 (Afb III) (15 P)

In einem christlichen Internat soll der Eingangsbereich statt des bisherigen schlichten Kruzifixes eine künstlerische Jesus-Darstellung erhalten. Bei einem Wettbewerb gingen drei Entwürfe für eine Plastik ein:

  1. Jesus segnet die Kinder.
  2. Der 12-jährige Jesus im Tempel
  3. Jesus erweckt das 12-jährige Mädchen zum Leben (Talita kumi)

Nehmen Sie in dieser Diskussion theologisch und gegenwartsbezogen Stellung, indem Sie sich für eine Darstellung in Auseinandersetzung mit den beiden anderen positionieren.

  • Es wird erwartet, dass die mögliche Wirkung bzw. das Verständnis von Jesus an den drei Entwürfen verdeutlicht wird und bei der eigenen Auswahl eine Verschränkung mit dem schulischen Kontext erfolgt. Welcher Jesus wirkt auf SuS im Kontext des alltäglichen Lernens und Überprüftwerdens? Welcher Jesus wirkt eher auf kleinere, welcher auf größere SuS? Welche Kriterien werden angelegt?
  • Mögliche Abwägungen können sein:
    • Der segnende Jesus ist ermutigend, einladend und zugewandt, aber kann und möchte ich mich als SuS identifizieren mit Kleinkindern? Gehörte diese Plastik nicht eher in den Bereich des Taufsteins oder allenfalls in einen Kindergarten?
    • Der 12-jährige Jesus ist Lernender und Lehrender. Er setzt sich auseinander mit dem (religiösen) Wissen seiner Zeit und zeigt, dass Lernen und Wissen ein Ziel hat: Es geht um Weisheit, um Wissen für das Leben, letztlich um spirituelle Begegnung! Zugleich ist der 12-jährige Jesus ein Dialogpartner der Lehrenden. Lernen erfolgt im Dialog.
    • Gegen diese Plastik könnte sprechen, dass der Aspekt des Lehrens und Lernens im Vordergrund steht. Ist Jesus als 12-jähriger ein Musterschüler? Ein Streber? Schule ist auch ein Ort, an dem das Leben ganzheitlich pulsiert, die Bandbreite zwischen Lachen und Weinen, Angst und Jubel, Motivation und gefühlter Fremdbestimmung.
    • Die Auferweckung des 12-jährigen Mädchens hat sicherlich seelsorgerliche Züge. Jesus wendet sich dem Kranken, Schwachen, Liegengebliebenen zu. Das ist der Jesus, wie wir ihn womöglich prioritär aus dem RU kennen. Gegen diese Plastik könnte sprechen, dass sie suggeriert, dass der Starke, der Erfolgreiche, der Preisträger bei Jesus (oder an dieser Schule?) nicht im Focus steht.

 


Erwartungshorizont Klausur B


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