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Klau­sur

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Text 1

Der Theo­lo­ge Wal­ter Si­mo­nis fasst in fol­gen­der Weise das We­sent­li­che des christ­li­chen Glau­bens zu­sam­men:

Doch zu­nächst schärft Pau­lus erst ein­mal das [...] Ent­schei­den­de ein: Wenn Chris­tus nicht auf­er­stan­den ist [...] dann ist un­se­re Pre­digt, dann ist unser Glau­be nich­tig [...].

Keine Frage, dass Pau­lus hier so­zu­sa­gen die Sub­stanz [...] des christ­li­chen Glau­bens offen legen und beim Namen nen­nen will: Es geht nicht nur um Chris­ti Auf­er­stan­den­sein, son­dern es geht darin auch um euch selbst, um euer, um unser ewi­ges Leben. Und auch um­ge­kehrt: wenn es keine Auf­er­ste­hung gibt, wenn mit dem Tode ein­fach alles aus ist, dann ist auch Chris­tus nicht auf­er­stan­den, dann ist auch mit ihm alles aus, dann brau­chen wir von ihm nicht mehr zu spre­chen (1 Kor 15, 13-15). An Auf­er­ste­hung und ewi­ges Leben zu glau­ben [...], das ist gleich­sam der sprin­gen­de Punkt des Christ­seins, der Kern des Glau­bens, das A und O. So sah es Pau­lus und so wird man es auch heute noch sehen dür­fen und müs­sen.

Aus: Wal­ter Si­mo­nis. Auf­er­ste­hung und ewi­ges Leben? Die wirk­li­che Ent­ste­hung des Os­ter­glau­bens. Düs­sel­dorf 2002, S. 11.


Text 2

Zu die­ser theo­lo­gi­schen Sicht­wei­se von Wal­ter Si­mo­nis merkt der Theo­lo­ge Hu­ber­tus Halb­fas an:

Hier „das wich­tigs­te am gan­zen Glau­ben“ fest­zu­ma­chen, heißt das Le­bens­pro­gramm des his­to­ri­schen Jesus aus­zu­gren­zen und das Loch in den über­lie­fer­ten Glau­bens­be­kennt­nis­sen er­neut zu be­stä­ti­gen -, „dann brau­chen wir von ihm nicht mehr zu spre­chen“. Wenn ein Sys­te­ma­ti­ker 1 sagt, die ganze christ­li­che Dog­ma­tik sei letzt­lich „nur in dem einen Punkt ent­hal­ten: ich glau­be an Auf­er­ste­hung und ewi­ges Leben“, dann re­du­ziert er – zu­min­dest im „ein­fa­chen“ Glau­ben – das Chris­ten­tum auf Ver­trös­tung und Hoff­nung über den Tod hin­aus, macht es zu einer Ret­tungs­an­stalt, einer Be­die­nungs­agen­tur für alle, die Le­bens­ängs­te pla­gen, auch wenn „der Gott des Jen­seits“ nicht min­der „der Gott des Dies­seits“ sein soll. Die Her­aus­for­de­rung, zu­erst das Reich Got­tes zu su­chen, zu­erst Sorge zu tra­gen, sich als Nächs­ter er­wei­sen zu kön­nen, die Armen, Klei­nen und Schwa­chen wahr­zu­neh­men, sich von der Pro­vo­ka­ti­on einer of­fe­nen Tisch­ge­mein­schaft be­we­gen zu las­sen ..., das alles ge­hört dann nur noch ins Bei­pro­gramm, wird zur Fuß­no­te, die man über­se­hen darf, denn das pro­pri­um chris­tia­num 2 rich­tet sich ja auf das „ewige Leben“. Dass das Chris­ten­tum zur Heils­an­stalt wurde und einem Chris­tus­my­thos un­ter­steht, der das Pro­fil Jesu über­blen­det, ist Ur­sa­che wie Re­sul­tat sei­ner ge­sell­schaft­li­chen Bläs­se. Wie weit ver­wehrt die­ses Chris­ten­tum und der kirch­lich be­an­spruch­te Chris­tus die Rück­kehr des wei­ter­hin un­be­que­men Jesus von Na­za­reth?

Aus: Hu­ber­tus Halb­fas, Der Glau­be. Er­schlos­sen und kom­men­tiert von Hu­ber­tus Halb­fas. © Pat­mos-Ver­lag der Schwa­ben-Ver­lag AG, Ost­fil­dern, 2010. S. 317. (www.​ver​lags​grup​pe-​pat­mos.​de)


Auf­ga­ben:

  1. a. Ver­voll­stän­di­gen Sie in ei­ge­nen Wor­ten die fol­gen­de Sätze A./B./C./D. auf der Grund­la­ge der vor­lie­gen­den Text­aus­schnit­te. Ord­nen Sie dabei die Sätze in Bezug auf eine sinn­vol­le Ver­voll­stän­di­gung ent­we­der dem Autor Wal­ter Si­mo­nis oder dem Autor Hu­ber­tus Halb­fas zu.
    Nen­nen Sie Ihre Zu­ord­nung je­weils hin­ter dem ver­voll­stän­dig­ten Satz und fügen Sie als Text­be­leg je­weils eine Zei­len­an­ga­be aus Text 1 bzw. 2 hinzu. (12 VP)
    1. Wenn das Reden und Han­deln des his­to­ri­schen Jesus außer Acht ge­las­sen wird, ...
    2. Das A und O des christ­li­chen Glau­bens ...
    3. Das Chris­ten­tum möch­te in die Welt von heute hin­ein­wir­ken, des­halb ...
    4. Beim Glau­ben an die Auf­er­ste­hung geht es nicht nur ...

    b. Skiz­zie­ren Sie (mög­lichst in einem Satz), worin der Streit­punkt der theo­lo­gi­schen Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Wal­ter Si­mo­nis und Hu­ber­tus Halb­fas be­steht. (6 VP)

  2. Er­läu­tern Sie an zwei bi­bli­schen Bei­spie­len Ihrer Wahl we­sent­li­che As­pek­te des „Le­bens­pro­gramms des his­to­ri­schen Jesus“ (vgl. Text 2, Zeile 1-2). (12 VP)

  3. a. In­ter­pre­tie­ren Sie das Kunst­werk des Künst­lers Wer­ner Hof­meis­ter. (20 VP)
    Das Kunst­werk ist auch als Farb­fo­lie auf der Pro­jek­ti­ons­flä­che des Kurs­raums ab­ge­bil­det.

    b. Neh­men Sie aus der Per­spek­ti­ve des Künst­lers Wer­ner Hof­meis­ter Stel­lung zu der theo­lo­gi­schen Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Wal­ter Si­mo­nis und Hu­ber­tus Halb­fas. Be­le­gen Sie die Aus­sa­gen der Stel­lung­nah­me durch Be­zü­ge zum vor­ge­leg­ten Kunst­werk von Wer­ner Hof­meis­ter. (10 VP)


Be­schrei­bung des Kunst­werks:

Das aus oran­ge­far­be­nem Kunst­stoff ge­fer­tig­te Kreuz zeigt am obe­ren Ende des Längs­bal­kens den Ge­kreu­zig­ten in auf­rech­ten Hal­tung sowie aus­ge­brei­te­ten Armen und wie zum Ab­sprung be­reit. Der ab­sprung­be­rei­te Chris­tus über­ragt den Längs­bal­ken fast um die Kör­per­län­ge. Nur noch seine Fuß­soh­len/-spit­zen be­rüh­ren den ver­ti­ka­len Bal­ken des Kreu­zes. (= bild­im­ma­nen­te Bild­be­schrei­bung)

Die Hal­tung des Sprun­ges wird noch un­ter­stützt durch die In­schrift auf dem Quer­bal­ken des Kreu­zes „Ta­bu­la salt­an­di“, was über­setzt ins Deut­sche „Sprung­brett“ be­deu­tet. (= bild­im­ma­nen­te Bild­be­schrei­bung)


Die SuS er­hiel­ten in der Klau­sur un­ter­halb der fo­to­gra­fi­schen Dar­stel­lung des Kunst­werks fol­gen­de In­for­ma­tio­nen:

Der ös­ter­rei­chi­sche Künst­ler Wer­ner Hof­meis­ter (geb. 1951) hat die In­stal­la­ti­on „Ta­bu­la salt­an­di“ (ins Deut­sche wört­lich über­setzt „Sprung­brett“; auch zu lesen auf dem Quer­bal­ken) als Bei­trag zu einer Aus­stel­lung „Him­mel­Schwer. Trans­for­ma­ti­on der Schwer­kraft“ im Rah­men von Ak­tio­nen zu Graz als Kul­tur­haupt­stadt (2003) er­stellt. Wer­ner Hof­meis­ter er­gänz­te die 12 Kreuz­weg­sta­tio­nen des seit dem 17. be­ste­hen­den Kal­va­ri­en­bergs 3 somit um eine wei­te­re. Die Kreuz­weg­sta­tio­nen zei­gen das Lei­den Jesu von sei­ner Ver­ur­tei­lung über sei­nen Tod am Kreuz bis zur Grab­le­gung sei­nes Leich­nams (siehe das weiße Häus­chen im Hin­ter­grund ist eine der seit dem 17. Jahr­hun­dert be­ste­hen­den Kreuz­weg­sta­tio­nen). Das aus oran­ge­nem Kunst­stoff ge­fer­tig­te Kreuz blickt fron­tal auf das Um­spann­werk am Fuße des Kal­va­ri­en­bergs.


Das in der Klau­sur ab­ge­bil­de­te Kunst­werk kann hier auf dem Leh­rer­fort­bil­dungs­ser­ver aus Grün­den von Ver­öf­fent­li­chungs­rech­ten nicht dar­ge­stellt wer­den.

  • Das Bild­ma­te­ri­al zum Kunst­werk ist so­wohl im In­ter­net zu­gäng­lich unter:
    http://​off­si­te.​kul​turs​erve​r-​graz.​at/​werk­fo­to/​491/?​foto=2)
  • als auch in Print­form (bzw. auf einer CD-Rom) in:
    Uta Wie­l­a­ge. „Ta­bu­la salt­an­di“ – das Kreuz als Tanz­flä­che. Tod und Auf­er­ste­hung Jesu Chris­ti als Kern­punkt christ­li­cher Hoff­nung in der In­stal­la­ti­on „Ta­bu­la salt­an­di“ von Wer­ner Hof­meis­ter und in 1 Kor 15 (Jahr­gang 11/12). In: Rel­liS. Zeit­schrift für den ka­tho­li­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richt SI/II. Heft „Auf­er­ste­hung“ 1/2012. S. 50.

1   Mit „Sys­te­ma­ti­ker“ spricht Hu­ber­tus Halb­fas hier die theo­lo­gi­sche Dis­zi­plin von Wal­ter Si­mo­nis an, der als Dog­ma­ti­ker sys­te­ma­ti­sche Theo­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Würz­burg lehr­te. Ein Teil­be­reich der sys­te­ma­ti­schen Theo­lo­gie ist die Dog­ma­tik, deren For­schungs­be­reich die kirch­lich-theo­lo­gi­sche Glau­bens­leh­re ist. up
2   pro­pri­um chris­tia­num – das Wesen/das Cha­rak­te­ris­ti­sche des Chris­ten­tums up
3   Kal­va­ri­en­berg (Sta­ti­ons­berg) be­nennt ein re­li­giö­ses Denk­mal, das die Pas­si­on Jesu Chris­ti dar­stellt und in Art eines Pil­ger­wegs mit ver­schie­de­nen Kreuz­weg­sta­tio­nen nach­voll­zieh­bar macht. Die An­la­ge eines Kal­va­ri­en­bergs er­in­nert an den Weg, auf dem Jesus das Kreuz aus der Stadt Je­ru­sa­lem auf die An­hö­he Gol­go­ta ge­tra­gen hat, wo er ge­kreu­zigt wurde. up


Lö­sungs­hin­wei­se


Jesus Chris­tus III: Her­un­ter­la­den [pdf] [431 KB]