Zur Hauptnavigation springen [Alt]+[0] Zum Seiteninhalt springen [Alt]+[1]

Aufgabe 1

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.


Klausur Gott II: Lösungshinweise


Lesen Sie M1 und kreuzen sie alle richtigen Aussagen an. (10 Punkte)

Auswahl des Textes und Aufgabenstellung

Der Text von Pascal ist aus verschiedenen Absätzen aus Pascals Werk „Gedanken“ zusammengesetzt. Die Zusammenstellung verfolgt das Ziel, verschiedene Aspekte des Unterrichtsthemas „Gottesbeweise“ zu beleuchten. Nach dem Plan der Kursstufe Evang. Religion (Baden-Württemberg) von 2001 ist im vierstündigen Kurs eine Behandlung der Gottesbeweise verpflichtend. Im Unterricht wurden die 5 Wege Thomas` unterrichtet, sowie der ontologische Gottesbeweis Anselms und das moralische Gottespostulat (!) Kants. Der historische (oder ethnologische) Gottesbeweis, wie man ihn bei Cicero findet, wurde im Unterricht nicht besprochen.

Pascal kommt von den Gottesbeweisen zu grundsätzlicheren Fragen wie der Frage der Erkennbarkeit und der Offenbarung Gottes und ist somit im Zentrum des Unterrichtsthemas angesiedelt, zumal auch die Gottesvorstellung der Bibel sowie die Offenbarung Gottes in Jesus Christus angesprochen wird.

Der Text ist ein komplexer theologischer Text. Wort- und Satzidentifikation sind nicht einfach. Superstruktur und Darstellungsstrategie können nur bei intensiver Analyse erschlossen werden. Aufgrund der Komplexität des Textes ist eine geschlossene Aufgabenstellung möglich und sinnvoll. Die Form der geschlossenen Aufgabe wird aber durch die Möglichkeit, in strittigen Fällen die Entscheidung in einem Satz zu begründen, geöffnet. Auf diese Weise wird der Gefahr von Uneindeutigkeit im Format der Multiple-Choice-Aufgabe Rechnung getragen, ohne das Grundprinzip der geschlossenen Aufgabe zu verlassen. Überzeugt die Begründung, so muss auch eine andere Lösung zugelassen werden. Die Begründung wird aber nur indirekt in die Bewertung mit einbezogen. Ist eine Antwort richtig, so muss die Begründung nicht hinzugezogen werden. Ist eine Aufgabe falsch gelöst und nicht begründet, so gilt sie unstrittig als falsch. Eine Aufgabe ist aber auch dann falsch, wenn sie falsch angekreuzt wurde und auch das Argument der Begründung nicht tragfähig ist. Nur bei einem nachvollziehbaren, tragfähigen Argument muss die eigentlich falsche Antwort als richtig gewertet werden.

Das Einfordern einer Zuordnung von Zeilenangaben würde auch eine Öffnung der Aufgabe darstellen, da für eine Aussage u.U. verschiedene Zeilenangaben möglich sind. Man kann allerdings eine Falsifizierung nicht (immer) am Text belegen. Aus diesem Grund wurde hier darauf verzichtet.

Da der Text so aufgebaut ist, dass es zwar einen roten Faden gibt, aber die einzelnen Abschnitte auch für sich zu betrachten sind, können Aufgaben sowohl zur Überprüfung der Kompetenz, einen kurzen Text zu lesen und zu verstehen gestellt werden, als auch solche Aufgaben, die das globale Textverständnis, also den Text als ganzen in den Blick nehmen. Daher kann man, wenn man an dem Raster im Anhang orientiert Texterschließungskompetenz von Stufe A1 bis Stufe C1 überprüfen.


Die einzelnen Aufgaben:

  1. a. Der Text von Pascal wurde im Original ursprünglich veröffentlicht..
    2014 im Internet  
    1640 in Paris
    x
    1840 in Berlin  
    1840 in Paris  
    1640 in Berlin  

    Auf Stufe A1 wird überprüft, ob die Schülerin / der Schüler leicht auffindbare Informationen lokalisieren kann. Wem das zu einfach ist, der sollte bedenken, dass wir genau die gleiche Leistung bei einer klassischen, textproduzierenden Textaufgabe genau dies auch in Form eines Einleitungssatzes von den Prüflingen erwarten.

    Die Aufgabe steht bewusst am Anfang, um einen Einstieg in die Klausur zu erleichtern.

  2. Z.8-11: Die Verfasser der Bibel haben...
    ... versucht, die Existenz Gottes aus der Natur heraus zu belegen.  
    ... aus der Existenz der Leere auf die Abwesenheit Gottes geschlossen.  
    ... auf Beweise für Gott verzichtet
    x

    Die Aufgabe wird man auf dem angehängten Raster am ehesten auf Ebene A2 lokalisieren.

    „... kann eine begrenzte Zahl von Informationen aus einem Text mit biblischen, moralphilosophischen, theologischen Inhalten entnehmen, den Hauptgedanken erfassen und das Gelesene auf der Basis eigener persönlichen Erfahrungen beurteilen.“

    Der Schwierigkeitsgrad ist ein wenig erhöht. Item 1 als Distraktor ist noch leicht auszuschließen, durch die Umkehrung (Existenz – Nichtexistenz) muss man aber bei Item 2 schon genauer überlegen, um auch dieses Item auszuschließen. Bei Item 3 handelt es sich um den Kerngedanken des kurzen Abschnitts. Dieser kann leicht erschlossen werden.

  3. Die Aussage in Z. 4-7, die Pascal zitiert, orientiert sich von der Struktur her an einem ...
    ... ontologischen Gottesbeweis.
    0
    ... historischen Gottesbeweis.
    0
    ... kosmologischen Gottesbeweis.
    8
    ... moralischen Gottesbeweis.
    2
    ... Stufenbeweis.
    2
    2 richtig 1

    Hier geht es um die Überprüfung von im Unterricht erworbenem Wissen (AFB I), aber auch um Reorganisation und Transfer (AFB II).

    Der Schüler / die Schülerin soll erkennen, dass Pascal sich auf ein Denkmodell bezieht, das im Sinne des kosmologischen Gottesbeweises (4. Weg: Stufenbeweis) aufgebaut ist: Von der Wahrheit der Zahlenverhältnisse (Prämisse) wird auf eine ewige Wahrheit (Conclusio) geschlossen 2 . Zudem wird eine Vertrautheit mit der Fachsprache vorausgesetzt und eine Differenzierung des kosmologischen Gottesbeweises (Stufenbeweis als 4. Weg).

    Insofern beinhaltet diese Teilaufgabe deutlich mehr als bloße Reproduktion. Eine Herleitung ewiger Wahrheit aus der Wahrheit der Zahlenverhältnisse findet sich bei Thomas nicht ausdrücklich und begegnet dem Schüler / der Schülerin hier also zum ersten Mal. Die Schüler/innen müssen also eine Analogie erkennen – ein komplexer Transfer.

    Wie man an den Ergebnissen sieht, konnten alle Schülerinnen den kosmologischen Gottesbeweis identifizieren, nur zwei konnten aber innerhalb des kosmologischen Gottesbeweises differenzieren und das Zitat dem Stufenbeweis zuordnen.

    Die zu erbringende Leistung ist komplex und in dem im Anhang angefügten Raster auf Ebene B2 oder C1 anzusiedeln.

  4. Pascal kritisiert die Gottesbeweise, weil sie ...
    ... völlig unmöglich sind.
    0
    ... nicht zum Glauben an einen persönlich nahen Gott führen.
    5
    ... zwangsläufig zum Atheismus führen.
    2
    4 richtig

    Teilaufgabe 1d lässt sich textimmanent, also ohne Bezug auf im Unterricht erworbenes Wissen, lösen. Zunächst einmal wird hier Wort- und Satzidentifikation überprüft. Das dritte Item kann durch gründliches Lesen (Z.24) leicht ausgeschlossen werden. Für das erste Item muss allerdings der Text als Ganzer (globale Kohärenz) verstanden werden, denn Pascal lehnt die Gottesbeweise ab, erklärt sie aber an keiner Stelle ausdrücklich für unmöglich. Daher wurden hier nun auch auf Zeilenangaben verzichtet. Somit muss der Schüler / die Schülerin aus dem Gesamtzusammenhang erschließen, ob sich die These, die Gottesbeweise seien unmöglich, aus dem Gesamtzusammenhang ergeben könnte. Der Attraktor ist letztlich der Kerngedanke des gesamten Textes.

  5. Der Gott der Christen ist ...
    ... ein verborgener Gott.
    8
    ... ein Gott, der den Menschen ganz für sich einnimmt.
    8
    ...ein Gott, der fordert, dass man ihm vertraut.
    1
    7 richtig

    Alle drei Items fordern eine gründliche Lektüre, die über ein oberflächlich zu leistendes Leseverständnis hinausgeht. Die Attraktoren erschließen sich aus der Lektüre unterschiedlicher Absätze. Um den Distraktor auszuschließen, muss man erkennen, dass die Beziehung zu Gott zwar eine Beziehung des Vertrauens ist, nach Pascal aber das Vertrauen nicht von Gott gefordert, sondern gegeben ist (Z.19: „erfüllt mit ... Vertrauen“). Dementsprechend lässt sich die Aufgabe am ehesten auf dem Raster unter B1 oder B2 verorten.

  6. An den Gott der Christen glauben bedeutet,
    ... die Aufforderung, Barmherzigkeit zu üben.
    1
    ... das Gefühl, von Gott erfüllt zu sein.
    8
    ... die Wahrnehmung, mit Gott vereint zu sein.
    5
    4 richtig

    Der Distraktor bedient eine Aussage, die man gefühlsmäßig sofort auswählen würde, die aber, versteht man den Text von Pascal richtig, falsch sein muss. Natürlich ist Barmherzigkeit auch für Pascal ein Teil der Glaubenspraxis, aber zunächst einmal, und darauf zielt der Text, ist der Glaube etwas, in dem Gott aktiv und der Mensch passiv ist als der, mit dem sich Gott vereint, den Gott erfüllt. Hier zeigt sich auch mehr als bloßes Leserverständnis. Die richtige Lösung setzt eine Erfassung der globalen Textkohärenz voraus. Man wird dies auf dem angehängten Raster unter B2 verorten dürfen.

  7. Der Gott der Christen ist...
    ... kein Gott, der den Menschen ein langes und glückliches Leben schenkt.
    1
    ... nur in Jesus Christus zu erkennen.
    8
    ... ein gegenwärtiger Gott.
    6
    5 richtig

    Hier wird wieder zunächst einmal Leseverständnis geprüft (1. Item). Das zweite Item jedoch fordert wieder ein, die Aussage, wie sie sich aus dem Textganzen, erschließt zu erfassen. Im dritten Item geht es wieder primär um Leseverständnis, jedoch auf einem sehr komplexen Niveau. Es genügt hier nicht, wie zuvor Abschnitt für Abschnitt vorzugehen. Der Schüler / die Schülerin muss das Textganze im Blick haben, da die richtigen Items aus unterschiedlichen Absätzen des Textes entnommen sind.

    Die Aufgabe wird auf dem Raster bei B2 oder sogar im Bereich C1 zu verorten sein.



1   Fett gedruckt die richtigen Lösungen, die Ziffern sind die Anzahl der Schüler/innen (von 8), die das jeweilige Kästchen angekreuzt hatten. Darunter die Angabe, wie viele Schüler/innen die Aufgabe vollständig richtig hatten. Die Aufgaben ohne Zahlen wurden so in der geschriebenen Klausur noch nicht eingesetzt.
2   Man könnte auch argumentieren, dass von der Ordnung der mathematischen Wahrheiten auf einen Ordner geschlossen wird, wie das in Z.12f nahegelegt wird. Der Eindeutigkeit halber wurde daher auf den teleologischen Gottesbeweis als Distraktor verzichtet.


 

Lösungshinweise Aufgabe 2


Klausur Gott II: Herunterladen [pdf] [488 KB]