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Der Gallische Krieg

Einstieg (anhand von Caes., de b. G. 1, 1-2)

Die Anfangskapitel von Caesars commentarii skizzieren die Bühne, auf der sich die folgenden Kriege abspielen werden. Es besteht eine große Deckung zwischen den geographischen Angaben hier und bei Eutropius. Die Arbeit mit der Landkarte macht die Schülerinnen und Schüler mit der Geographie Galliens vertraut. Sie erkennen die Kontinuität der geographischen Bezeichnungen von Flüssen, Gebirgen und Städten und erarbeiten sich eine Vorstellung der Ausmaße von Caesars Eroberungen, der ein kleines Gebiet im Süden Galliens als Provinz bekam und dieses um ein Vielfaches erweiterte.

Alternativer Einstieg: Asterix

Der Gallische Krieg ist in seiner populärsten Form durch Asterix verbreitet worden; auch heutigen Schülerinnen und Schülern ist er noch ein Begriff.

Die historischen Fakten werden in dem Comic nicht durchgehend exakt wiedergegeben, zeitliche Ebenen nach dramaturgischen Bedürfnissen vermischt (so ist Caesar bereits Kaiser, der, wenn er nicht gerade wegen der widerspenstigen Gallier einen Abstecher nach Gallien machen muss, mit Lorbeerkranz in Rom auf dem Thron sitzt, Brutus als Verschwörungen ausbrütenden jungen Mann zu seinen Füßen; chronologisch wie sachlich erzählen die Schöpfer des Comics natürlich bewusst falsch, aber populäres Wissen über Caesar satirisch verwendend und wiedergebend).

Andererseits werden historische Fakten hergestellt, in denen der Widerstand des gallischen Dorfes seinen Rahmen findet. Das obligatorische Prooimion der Asterixbände könnte als Einstieg dienen. Hier ist von Besetzung, von unbeugsamen Galliern, von Eindringling, von Widerstand die Rede. Dieses Vokabular legt dem Krieg einen ganz bestimmten Charakter bei, den zu hinterfragen sich in jeder Hinsicht lohnt.

Eine Landkarte zeigt Gallien; mitten in das Gebiet ist ein römisches Feldzeichen eingerammt, von der Einstichstelle breiten sich lange Risse durch das ganze Land aus. Links oben das kleine gallische Dorf, umstellt von römischen Militärlagern.

Folgende Aufgabenstellungen bieten sich dazu an:

  1. Beschreibe die Abbildung.

  2. Interpretiere folgende Elemente des Bildes und des Textes: das eingerammte Feldzeichen, das eingekesselte Dorf, die Begriffe „besetzt“, „unbeugsam“, Widerstand“, „Eindringling“.

  3. Stelle aus dem Text von Eutropius (2. und 3. Abschnitt) Verben zusammen, welche Caesars militärisches Vorgehen bezeichnen. Charakterisiere diesen Krieg durch einen Begriff oder einen kurzen Satz.

Da eine Lizenz zur Wiedergabe des Bildes und des Textes im Original nicht zu bekommen war, wird hier auf die Asterixbände verwiesen, in denen sie leicht verfügbar sind.

Mit der Aufgabe 3. wird ein Rechercheauftrag vorweggenommen, der im Fall der ersten Einstiegsvariante die erste Aufgabe der Eutropiuslektüre bildet.

Eutropius 6,17 – Der Gallische Krieg

Der Text ist zum Einstieg in zwei Layout-Versionen angeboten: einmal als Fließtext mit den Vokabeln unter dem Text, einmal in kolometrischem Umbruch, die Vokabeln neben dem Text. Die letztere Version ist im Sinne der Binnendifferenzierung als Erleichterung gemeint, vor allem, wenn die Übersetzung von den Schülerinnen und Schülern in Eigenarbeit bearbeitet wird.

Eine solche Text-Aufbereitung ist für jeden der Übersetzungstexte leicht herstellbar; daher wird diese Differenzierung nicht durchgehend für alle Texte auf dem Server eingestellt.

Problematisierung und Auswertung

Eutropius beschreibt den Gallischen Krieg als eine Folge von Siegen, Angriffen, Überfällen wieder Siegen; die Feinde werden unterworfen und tributpflichtig gemacht. beim ersten Blick erscheint sein Text jedoch als objektiv, frei von Bewertung des Geschilderten. Vor allem die Schülerinnen und Schüler müssen den Text tiefer ausloten, um darin eine genuin römische Position zu erkennen.

Eutropius benutzt Attribute: bella gravissima, proeliis immanissimis; durch die elativisch verwendeten Superlative, durch die Dauer des Krieges, selbst durch die verschwindend niedrige Zahl von Rückschlägen, die Caesar nicht einmal alle selbst zu verantworten hat, wird das Unwiderstehliche von Caesars Kriegsführung dargestellt. Caesar wird nicht in Frage gestellt; hinter der scheinbaren Sachlichkeit verbirgt sich Anerkennung und die Auffassung, dass Caesar Recht getan hat, dass der Widerstand moralisch verwerflich war.

Dies soll durch Paralleltexte vertieft werden. Plutarch lobt Caesar offen, stellt ihn in eine Reihe mit den größten Feldherren der Geschichte. Diese Einschätzung untermauert er mit Fakten und Zahlen: Sein Krieg war ungleich schwieriger, seine Gegner feindseliger und hinterhältiger, seine Erfolge viel zahlreicher. Die Zahlen, die Plutarch nennt, sind sicher überhöht; aber allein die Tatsache, dass Plutarch solche Zahlen als Beleg für Caesars Einzigartigkeit im positiven Sinne benutzt, ist ein Hinweis darauf, dass er nicht auf die Idee kommt, die Rechtmäßigkeit des Angriffs- und Vernichtungskrieges anzuzweifeln. So wird auch die Überzeugung von Eutropius klarer erkennbar.

Die berühmten Vergilverse zeigen, dass Eutropius und Plutarch damit auf eine kanonische römische Auffassung von der eigenen Sendung zurückgreifen. Es ist Unrecht, sich dem römischen Führungsanspruch zu widersetzen, und es wird mit gewaltsamer Niederwerfung bestraft.

Die modernen Gesetzestexte geben das wieder, was in der Diskussion bis zu diesem Punkt sicher schon zur Sprache gekommen sein wird: dass diese Auffassungen nämlich mit unserem heutigen Rechtsverständnis nicht vereinbar sind. Die UNO-Charta als Vereinbarung einer Staatengemeinschaft benutzt staatsrechtliche Begriffe, um die Souveränität auch schwacher Staaten zu schützen; das Grundgesetz mit dem Verbot von Angriffskriegen formuliert viel genereller, da hier vom Zusammenleben der Völker die Rede ist. Es schützt somit auch ethnische Einheiten, die nicht in unserem Sinne staatliche organisiert sind, und bewehrt das Verbot von Angriffen mit einer Strafandrohung. Caesar wäre heute ein Fall für das Strafrecht.

Anekdote 3 zeigt, dass man sein teilweise brutales Vorgehen in Rom ebenfalls schon als unmenschlich empfand; die Drohung, ihn den misshandelten Völkern auszuliefern, dürfte aber bestimmt zu einem großen Teil auch innenpolitisch motiviert gewesen sein. Jedenfalls haben andere römische Feldherren gegenüber auswärtigen Völkern ebenfalls wenig Milde erwiesen.

Da die Thematik des Völkerrechts im Zusammenhang mit den Weltkriegen und ihren politischen Auswirkungen parallel in Klasse 9 im Geschichtsunterricht aktuell wird, kann eine Abstimmung sehr fruchtbar sein.

 

Einführung: Vorstellung des Projekts und der Materialien: Herunterladen [doc][3 MB]

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