Übersetzung
Caesar am Rubico: Sueton, divus Iulius 31-33
Etwa anderthalb Jahrhunderte nach Caesars Zeit verfasste ein Autor namens Suetonius eine Reihe von Biographien der Kaiser, die bis in seine Zeit gelebt hatten. Caesar führt diese Reihe an, obwohl er eigentlich nicht als Kaiser gilt. In seiner Caesar-Biographie beschreibt Suetonius die Szene, die den Beginn des offenen Bürgerkrieges bezeichnet.
Caesar wird klar, dass im Senat in Rom einflussreiche Kräfte seine weitere Karriere verhindern wollen. Sein ehemaliger Verbündeter und Schwiegersohn Gnaeus Pompeius hat sich zu seinem größten Widersacher im Senat entwickelt. Caesar versucht mit Hilfe von ihm ergebenen Politikern, besonders von Volkstribunen, durchzusetzen, dass er sich in Abwesenheit, noch als Statthalter und Feldherr, um das Konsulat für das Jahr 48 bewerben kann. Seine Gegner fordern ohne jegliche Kompromissbereitschaft, dass Caesar zur Bewerbung persönlich in Rom zu erscheinen habe; sein Heer müsse er abgeben, da mit dem Betreten Roms sein imperium, sein militärischer Oberbefehl, erlöschen würde. Das würde ihn jedoch vollkommen wehrlos machen; seine Gegner würden die Gelegenheit nutzen, ihn politisch endgültig zu vernichten. Daher zieht Caesar nun mit Truppen in den italischen Teil seiner Provinz, Gallia citerior, und wartet in Ravenna auf weitere Entwicklungen.
Text
Cum ergo sublatam tribunorum intercessionem ipsosque urbe cessisse nuntiatum esset, praemissis confestim clam cohortibus, ne qua suspicio moveretur, et spectaculo publico per dissimulationem interfuit et formam, qua ludum gladiatorium erat aedificaturus, consideravit et ex consuetudine convivio se frequenti dedit.
Dein post solis occasum mulis e proximo pistrino ad vehiculum iunctis occultissimum iter modico comitatu ingressus est. Et cum luminibus exstinctis decessisset via, diu errabundus tandem ad lucem duce reperto per angustissimos tramites pedibus evasit. Consecutusque cohortis ad Rubiconem flumen, qui provinciae eius finis erat, paulum constitit, ac reputans quantum moliretur, conversus ad proximos: „Etiam nunc“, inquit, „regredi possumus; quod si ponticulum transierimus, omnia armis agenda erunt.“
Cunctanti ostentum tale factum est. Quidam eximia magnitudine et forma in proximo sedens repente apparuit harundine canens. Ad quem audiendum cum praeter pastores plurimi etiam ex stationibus milites concurrissent interque eos et aeneatores, rapta ab uno tuba prosiliuit ad flumen et ingenti spiritu classicum exorsus pertendit ad alteram ripam. Tunc Caesar: „Eatur“, inquit, „quo deorum ostenta et inimicorum iniquitas vocat. Iacta alea est“, inquit. Atque ita traiecto exercitu, adhibitis tribunis plebis, qui pulsi supervenerant, pro contione fidem militum flens ac veste a pectore discissa invocavit.
Übersetzung
Nachdem also gemeldet worden war, dass der Einspruch der Tribunen aufgehoben worden und diese selbst aus der Stadt geflohen waren, da schickte er sofort heimlich seine Kohorten voraus, und um keinen Verdacht zu erregen, nahm er dann zur Tarnung an einem öffentlichen Schauspiel teil und inspizierte auch einen Plan, nach dem er eine Gladiatorenkaserne zu bauen vorhatte, und widmete sich in gewohnter Weise einem gut besuchten Gastmahl.
Dann, nach Sonnenuntergang, ließ er Maultiere aus der nächsten Mühle an einen Wagen spannen und begann mit einem kleinen Gefolge den streng geheim gehaltenen Marsch. Und als er, da die Fackeln ausgelöscht worden waren, vom Weg abgekommen war, irrte er lange umher und kam schließlich bei Tagesanbruch mit Hilfe eines zufällig gefundenen Führers über schmalste Trampelpfade zu Fuß auf den Weg zurück. Er erreichte seine Kohorten am Rubico, der die Grenze dieser Provinz war, machte dann kurze Zeit Halt und überlegte, welch große Tat er da anpackte; schließlich sagte er, zu seinen Begleitern gewandt: „Auch jetzt können wir noch umkehren; denn wenn wir die kleine Brücke überquert haben, wird alles mit Waffengewalt erledigt werden müssen.“
Während er zögerte, zeigte sich ihm folgendes Wunderzeichen: Ein unbekannter Mann von riesenhafter Größe und Gestalt erschien ihm; er saß in der Nähe und spielte auf einer Rohrflöte. Als, um ihm zuzuhören, außer zahlreichen Hirten auch Soldaten von den Wachposten zusammengelaufen waren, unter ihnen auch Hornbläser, da riss er einem von diesen die Fanfare aus der Hand, sprang vor zum Fluss, und nachdem er mit ungeheurem Atem das Angriffssignal geblasen hatte, strebte er zum anderen Ufer hinüber. Da rief Caesar: „Ich muss dorthin gehen, wohin mich die Vorzeichen der Götter und die Ungerechtigkeit meiner Feinde rufen. Der Würfel ist geworfen!“ Und als das Heer so über den Fluss gebracht worden war, appellierte er in Anwesenheit der Volkstribunen, welche nach ihrer Vertreibung aus Rom dazugekommen waren, vor versammeltem Heer unter Tränen an die Treue der Soldaten, nachdem er sich seine Kleidung vor der Brust zerrissen hatte.
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