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Editorische Vorüberlegungen

Textgrundlage

Grundlage für den Text des Iudicium Iovis, ist ein einziger etwa 1495 vermutlich in Leipzig produzierter Inkunabel-Druck, der als Digitalisat beim Digitalen Zentrum der Bayerischen Staatsbibliothek abrufbar ist.1 Bislang wurde das Iudicium Iovis nur in einer nichtkritischen Edition in einem Sammelband mit humanistischen Schriften von 1935 veröffentlicht.2

Im Jahr 1953 wurde eine Übersetzung vorgelegt, die in den Freiberger Forschungsheften publiziert wurde, wodurch der montane Interessenschwerpunkt deutlich wird, ist Freiberg doch bis heute der Standort der bedeutendsten Bergbau-Akademie im deutschsprachigen Raum.3 Eine wissenschaftliche und eine zweisprachige Ausgabe des Werks sind ob der Aktualität und Originalität des Werks also ein dringendes Desiderat.

Editionsprinzipien

Sprachlich orientiert sich der Autor Niavis bis auf wenige Ausnahmen weitgehend am klassischen Latein Ciceros. Entsprechend komplex sind zum Teil die Konstruktionen und Sätze. Daher wurde der Text teilweise vereinfacht und gekürzt. Dies ist vor allem deshalb leicht ohne Verluste für das inhaltliche Verständnis möglich, weil viele Wendungen und Formulierungen entsprechend der rhetorischen Zielsetzung redundant sind (z. B. Synonymenhäufungen).

Nur selten waren syntaktische Veränderungen nötig, wenn grammatische Regeln des klassischen Lateins verletzt wurden (etwa ut im Sinne von „dass“ mit Indikativ) oder Textprobleme vorlagen. Umlaute sind entgegen der mittelalterlichen Schreibweise (e für ae / oe) ausgeschrieben.

Diese Entscheidungen wurden getroffen, um die SuS bei der ohnehin anspruchsvollen Umstellung vom Lehrbuch auf die Lektüre nicht mit weiteren Schwierigkeiten zu belasten. Gleichwohl können die Besonderheiten des Mittellateinischen thematisiert werden. Dies kann bei der Beschäftigung mit dem Titel des Werks (S. 1 der Ausgabe) geschehen oder auch noch später, indem die Lehrperson aus dem Digitalisat einen Vergleichstext auswählt, den die SuS entziffern und anschließend mit dem Text der Ausgabe vergleichen – ein aufgrund der Fremdheitserfahrung äußerst motivierendes Vorgehen.

Textauswahl

Da sich im Text viele Argumente und Gegenargumente wiederholen, wurde der Text sehr stark gekürzt. Um einen Gesamtüberblick über den Verlauf des Prozesses und die wesentlichen Punkte der Anklage und der Verteidigung zu gewährleisten, wurden für die Ausgabe ausgewählt:

  • die Rahmenerzählung, d. h. die Erlebnisse des sich verirrenden Einsiedlers (visio emeritae – zweisprachig);

  • fast die gesamte Anklage durch Merkur;

  • zentrale Stellen aus der Erwiderung des Menschen;

  • die Kernstelle aus der Anklage durch Terra mater;

  • die Replik des Menschen darauf und

  • das abschließende Urteil.

Wortangaben

Da der Text sich in stilistischer Anlehnung an Cicero eines umfangreichen Wortschatzes bedient und auch Spezialvokabeln aus dem Bereich des Bergbaus verwendet werden, waren zahlreiche Wortangaben nötig. Im Sinne kompetenzorientierter Wortschatzarbeit wurden aber – etwa bei Komposita oder einfachen Wortableitungen – wo möglich Lücken gelassen oder ‚intelligente Hilfen‘ (etwa durch den Verweis auf das Englische); so sollen die SuS ihre Grundkenntnisse aktivieren und sich in der Wortbildungslehre trainieren, auch die Sprachreflexion wird so über den Vergleich mit den modernen Fremdsprachen angeregt.

Aufgabentypen

Die hier vorgestellten Aufgaben beschränken sich weitgehend auf Vorschläge zu den Arbeitsbereichen 4 (Texte und Literatur) und 5 (Antike Kultur). Unter anderem durch die Übersetzungsarbeit (auch mit dem Lexikon) und die ständige Ergänzung der Vokabelangaben sind aber auch die ersten drei sprachlichen Arbeitsbereiche abgedeckt.

Darüber hinaus sind für die umfangreichen zweisprachigen Texte noch weitere sprachliche Aufgaben denkbar. Hierzu ein Vorschlag zum Text auf S. 35, der veranschaulicht, wo und wie problemlos ergänzt werden kann.:

Belege alle Konjunktiv-Formen im Text und bestimme jeweils deren syntaktische Funktion.
als Additum: Erkläre den Bezug der häufigen Konjunktiv-Formen zur rhetorischen Absicht.


1 http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0003/bsb00030187/images/

2 Schneevogel, Paul 1935: Iudicium Iovis, in: RUPPRICH, HANS (Hg.) 1935: Humanismus in den deutschen Städten und an den Universitäten, Leipzig: Reclam (Deutsche Literatur – Reihe Humanismus und Renaissance Bd. 2).

3 Niavis, Paulus 1953: Iudicium Iovis oder Das Gericht der Götter über den Bergbau, übersetzt und erläutert von Paul Krenkel. Ein literarisches Dokument aus der Frühzeit des Bergbaus, Berlin: Akademie-Verlag (Freiberger Forschungshefte D 3: Kultur und Technik).

 

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