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Gemeinschaftskunde

Das Bild zeigt das Reichstagsgebäude in Berlin, Deutschland. Im Vordergrund weht die deutsche Flagge. Auf dem Gebäude ist die Inschrift DEM DEUTSCHEN VOLKE zu sehen. Im Hintergrund ist die markante gläserne Kuppel des Reichstags zu erkennen. Der Himmel ist klar und blau

Quelle: (c) Adobe Stock

Fachdidaktische Hintergründe

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Die Drei Basisdimensionen von Unterrichtsqualität spielen auf der Ebene der Tiefenstrukturen eine zentrale Rolle

Demokratinnen und Demokraten werden nicht geboren, Demokratie wird nicht vererbt, sondern muss gelebt und gelernt werden. Wie kann Demokratie, ausgehend von den Lernvoraussetzungen, Lernhaltungen und Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler verständnis-, handlungs- und erfahrungsorientiert im Politikunterricht gelernt werden und welche Konsequenzen hat das für das Politik- und Demokratielernen in Unterricht und Schule? Oder anders gefragt: Was ist lernwirksamer Politikunterricht?

Viele empirische Studien liefern heute aktuelle Befunde über die Merkmale, die einen wirksamen Unterricht ausmachen (z.B. Praetorius et al., 2020; Begrich et al., 2023, als Übersicht Fauth & Leuders 2022). Damit geben diese Studien auch Auskunft darüber, was Lehrkräfte können müss(t)en, um einen solchen Unterricht zu gestalten: So kann beispielsweise gezeigt werden, dass eine klare inhaltliche Strukturierung des Unterrichts, verbunden mit einer gezielten kognitiven Aktivierung und einer entsprechend konstruktiven Unterstützung, aber beispielsweise auch der Enthusiasmus einer Lehrkraft, zum Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler führen und damit wirksam sind. Dieses mittlerweile weit verbreitete bildungswissenschaftliche Modell von Unterrichtsqualität, das in seinem Kern die Dimensionen der effektiven Klassenführung, der kognitiven Aktivierung und der konstruktiven Unterstützung aufweist, enthält dennoch blinde Flecken (vgl. Rehm, Wilhelm, Reinhardt & Brovelli 2024, S. 9), die für einen Politikunterricht vor allem um politikdidaktische Dimensionen erweitert werden müssen. Denn die Frage nach der Qualität von Politikunterricht muss bildungswissenschaftlich und politikdidaktisch beantwortet werden.
Entscheidend für die politikdidaktische Perspektive ist: Das politische Lernen muss unter Beachtung des Beutelsbacher Konsenses zur politischen Urteilsbildung und – auf lange Sicht – zur politischen Mündigkeit beitragen. Ein politisches Urteil weist sich durch das Abwägen des Eigeninteresses mit den Interessen anderer in Bezug auf einen politischen Sachverhalt aus. Dabei geht es nicht um das gefühlte Hineinversetzen in andere, sondern um das Erfassen des anderen Standpunkts. Die Qualität und die Komplexität der politischen Urteilsbegründung sollten durch den Lernprozess zunehmen.

Verbunden mit der politischen Urteilsbildung soll der Gemeinschaftskundeunterricht Demokratiebildung ermöglichen, damit die Lernenden Demokratie und Partizipationsmöglichkeiten erfahren und erleben. Dafür sind die Prinzipien der Schüler-, Problem-, Handlungs-, Konflikt-, Fall- und Aktualitätsorientierung zentral. Die Lehr- und Lernformen und damit verbunden die Medien und Unterrichtsmethoden, die sich aus den Prinzipien entwickeln, müssen immer der Inhaltsauswahl, den Lernausgangslagen der Schülerinnen und Schüler und den jeweiligen Zielen der Unterrichtseinheit folgen und dürfen niemals Selbstzweck sein. Geeignete Lernumgebungen und Methoden lassen sich aus den Prinzipien ableiten, wie zum Beispiel die Konfliktorientierung und daraus abgeleitet die Konfliktanalyse oder das Fallprinzip und die daraus abgeleitete Fallstudie. Auch können aus der politisch-moralischen Urteilsbildung politische Dilemmata abgeleitet werden. Dabei sollte immer auf eine wertschätzende und angstfreie Unterrichtsatmosphäre und einen demokratischen Unterrichtsstil ohne Bloßstellen oder Ausgrenzen geachtet werden (vgl. Reinhardt 2024, S. 254). Dadurch kann ermöglicht werden, dass Politik und Demokratie lernen als Lebens-, Gesellschafts- und Herrschaftsform aufeinander aufbauen.

Literatur

  • Begrich, L., Praetorius, A.-K., Decristan, J., Fauth, B., Göllner, R., Herrmann, C., Kleinknecht, M., Taut, S. & Kunter, M. (2023). Was tun? Perspektiven für eine Unterrichtsqualitätsforschung der Zukunft. Unterrichtswissenschaft, 51(1), S. 63–97. https://doi.org/10.1007/s42010-023-00163-4
  • Fauth, B., & Leuders, T. (2022). Kognitive Aktivierung im Unterricht. Landesinstitut für Schulentwicklung. https://ibbw.kultus-bw.de/,Lde/Startseite/Empirische-Bildungsforschung/Publikationsreihe-Wirksamer-Unterricht
  • Praetorius, A.-K., Grünkorn, J. & Klieme, E. (2020). Empirische Forschung zu Unterrichtsqualität: Theoretische Grundfragen und quantitative Modellierungen. Weinheim, Basel: Beltz Juventa (Zeitschrift für Pädagogik, Beiheft; 66).
  • Rehm, M. Wilhelm, M. Reinhardt, V. & Brovelli, D. (2024). Qualitätsvoller Fachunterricht. In: Carrapatoso, A., Wilhelm, M., Rehm, M. & Reinhardt, V. (Hrsg.). Wirksamer Unterricht in BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung). Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, S. 9-18.
  • Reinhardt, V. (Hrsg.) (20242). Wirksamer Politikunterricht. Baltmannsweiler Schneider Hohengehren.

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