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Die Verortung der Anfangslektüre im Lernprozess

In der fachdidaktischen Literatur werden die Begriffe „Übergangslektüre / Anfangslektüre / Erstlektüre / Eingangslektüre“ nebeneinander benutzt, wobei es schwierig ist, bei den Termini noch Unterschiede auszumachen. Für die Gesta Romanorum wird der Begriff „Anfangslektüre“ gewählt, da die vorzustellende Einheit sich besonders als Einstieg in die Lektürephase eignet. Damit steht die Anfangslektüre an einer Scharnierstelle des Lernprozesses.

Lernen wird im Bildungsplan als fortschreitender Prozess dargestellt:

  • „Maßgebliches Ziel des Lateinunterrichts ist es, zunehmend anspruchsvolle Texte zu entschlüsseln. Die Schülerinnen und Schüler erwerben sukzessive die notwendigen Kompetenzen, um mit komplexen Texten auch in Studium und Beruf umzugehen“.

  • „Im Lateinunterricht machen die Schülerinnen und Schüler grundlegende hermeneutische Erfahrungen mit Literatur. Dabei gelangen sie in einem dynamischen Prozess zu einem vertieften eigenen Verständnis lateinischer Texte …“

Im Folgenden soll nun untersucht werden, über welche Kompetenzen die Schülerinnen und Schüler mit Latein als 2.Fremdsprache verfügen, wenn wir mit der Anfangslektüre einsetzen. Dabei wollen wir uns auf die Text- und Literaturkompetenz konzentrieren.

2.2 Text- und Literaturkompetenz

„Im Lateinunterricht machen die Schülerinnen und Schüler grundlegende hermeneutische Erfahrungen mit Literatur. Dabei gelangen sie in einem dynamischen Prozess zu einem vertieften eigenen Verständnis lateinischer Texte, indem sie sich diese – vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Erfahrungen – durch einen ersten Zugang, genaue und aufmerksame Analyse sowie durch Einbeziehung von Sachinformationen, anderen Texten und Rezeptionsdokumenten erschließen.“

Es werden verschiedene Wege der Texterschließung erwähnt. Davon sind einige, wenn auch in einfacher Form, aus den Klassen 6/7/8 bekannt:
  • „erster Zugang“: textextern über Einleitungen zu Lektionstexten und Abbildungen, aber auch textimmanent über einfache textgrammatische Verfahren.
  • „Analyse“: weitere textgrammatische Verfahren, Bestimmung häufig auftretender Textsorten.
  • „Einbeziehung von Sachinformationen“ wie z.B. Realien als Weg der textexternen Erschließung.
Andere Texte und Rezeptionsdokumente hingegen wurden für die Erschließung eines Textes noch nicht genutzt.

Die Text- und Literaturkompetenz, über die die Schülerinnen und Schüler vor dem Einsatz der Anfangslektüre verfügen, lässt sich noch weiter präzisieren, wenn wir die einzelnen prozessbezogenen Kompetenzen auf die inhaltsbezogenen Kompetenzen übertragen. Die folgende Tabelle1 berücksichtigt nur die im Bildungsplan Latein als 2.Fremdsprache ausgewiesenen Querverweise.

prozessbezogene Kompetenzen

inhaltsbezogene Kompetenzen

Klasse 6/7/8

Klasse 9/10

2.2 Text- und Literaturkompetenz

1. einen Text sowohl textimmanent als auch unter Einbeziehung weiterer Informationen vorerschließen

3.1.4.1


3.2.4.1

2. sich Texte durch Übersetzen und Paraphrasieren erschließen und sich dabei über den Inhalt verständigen

3.1.4.5

3.1.4.7

3.2.4.7

3. sich auch komplexe Inhalte und mögliche Wirkungsabsichten erarbeiten, indem sie diese sprachlich, stilistisch und formal analysieren sowie verschiedene Perspektiven einnehmen

3.1.4.9


3.2.4.5

3.2.4.6

4. Übereinstimmungen von Form und Inhalt herausarbeiten und so zu ästhetischen Erfahrungen gelangen


3.2.4.4

3.2.4.5

3.2.4.6

3.2.4.10

5. verschiedene Übersetzungen und Interpretations-ansätze vergleichen


3.2.4.13

6. ihr Textverständnis durch Hintergrundinformationen erweitern

3.1.4.2


3.2.4.11

3.2.4.15

7. die Ergebnisse ihrer Erschließung und Interpretation in Form einer schriftlichen Übersetzung dokumentieren

(passim)

(passim)

8. gattungs- beziehungsweise textsortentypische Merkmale eines Textes herausarbeiten sowie intertextuelle Bezüge analysieren


3.2.4.11

9. erkennen, wie sich lateinische Autoren sowohl in eine literarische Tradition einordnen als auch ihre schriftstellerische Tätigkeit gesellschaftlich positionieren


3.2.4.11

3.2.4.12

10. die Produktions- und Rezeptionsbedingungen lateinischer Literatur erläutern und deren kultur- und gesellschaftsprägende Funktion beschreiben


3.2.4.11

3.2.4.12

11. themenverwandte Texte vergleichen und auswerten


3.2.4.14

12. durch die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Rezeptionsdokumenten ihr Text- und Literaturverständnis erweitern und differenzieren


3.2.4.14

13. die Interpretationsergebnisse auf ihre eigene Erfahrungswelt beziehen und dazu Stellung nehmen

3.1.4.15

3.1.4.16


14. ihrem persönlichen Denken und Empfinden in der Auseinandersetzung mit Literatur auch gestalterisch Ausdruck geben

3.1.4.17



Die Verortung der Anfangslektüre im Lernprozess: Herunterladen [docx][20 KB]

Die Verortung der Anfangslektüre im Lernprozess: Herunterladen [pdf][109 KB]

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1 Erläuterung zum Vorgehen: Natürlich werden vor Einsatz der Anfangslektüre weitere Kompetenzen aus den Standards der Klasse 9/10 erworben. Dies geschieht allerdings in Abhängigkeit vom eingesetzten Lehrbuch. Um eine sichere Ausgangsbasis zu haben, wird der Einfachheit halber von den Kompetenzen der Klassen 6/7/8 ausgegangen.