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Die Eig­nung der Gesta Ro­man­o­rum als An­fangs­lek­tü­re

Bevor wir die Gesta Ro­man­o­rum als Lek­tü­re wäh­len, wol­len wir uns zu­nächst der An­for­de­run­gen ver­ge­wis­sern, die die Fach­di­dak­tik an eine An­fangs­lek­tü­re stellt, und dann un­ter­su­chen, in­wie­fern die Gesta Ro­man­o­rum diese Be­din­gun­gen er­fül­len.

An­for­de­rungs­merk­ma­le für ge­eig­ne­te Texte

  • „Am An­fang der Ori­gi­nal­lek­tü­re soll­te mit Be­dacht ein Werk aus­ge­wählt wer­den, das den Schü­lern das mo­ti­vie­ren­de Ge­fühl ver­mit­telt, ihr in der Sprach­er­werbs­pha­se ge­lern­tes Wis­sen mit Er­folg an­wen­den zu kön­nen.“

    Lobe, M., Das Hand­lungs­feld Lek­tü­reun­ter­richt. In: Kipf, S., Kuhl­mann, P. (Hg.), Per­spek­ti­ven für den La­tein­un­ter­richt. Bam­berg 2015, S. 38
  • „Sie [die Ein­gangs­lek­tü­re] soll­te:

    • sprach­lich leicht und flüs­sig les­bar sein.
    • eine gute Um­wäl­zung von Vo­ka­bu­lar und Gram­ma­tik er­mög­li­chen.
    • in­halt­lich gut ver­ständ­lich und über­schau­bar sein.
    • in­ter­es­sant und al­ters­ge­recht sein.
    • eine Ein­übung in In­ter­pre­ta­ti­ons­me­tho­den er­mög­li­chen.
    • in einer guten Text­aus­ga­be er­hält­lich sein.“

    Kri­te­ri­en nach Kuhl­mann, P. Fach­di­dak­tik La­tein kom­pakt. Göt­tin­gen 2009, S.136
  • „ein­fa­che und un­ter­halt­sa­me Texte mit kon­kre­ter Hand­lung, Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gu­ren und z.B. auch dia­lo­gi­scher Struk­tur“

    Kri­te­ri­en nach Kuhl­mann, P. Fach­di­dak­tik La­tein kom­pakt. Göt­tin­gen 2009, S.137
  • „Stark be­ar­bei­te­te Texte soll­ten als Über­gangs­lek­tü­re be­reits ver­mie­den wer­den...“

    (Glück­lich, La­tein­un­ter­richt 1993)
  • „Die Über­gangs­lek­tü­re soll­te ... auch die Lek­tü­re der fol­gen­den Au­to­ren durch ge­ziel­te „Vor­ent­las­tung“ er­leich­tern.“

    Fink, G., Maier, F., Kon­kre­te Fach­di­dak­tik Mün­chen 1996, S.64

Di­dak­ti­sche Eig­nung der Gesta Ro­man­o­rum

„Bei der Be­schäf­ti­gung mit la­tei­ni­schen Tex­ten aus Mit­tel­al­ter und Neu­zeit ent­de­cken sie das Fort­wir­ken der la­tei­ni­schen Spra­che und des an­ti­ken Ge­dan­ken­guts im eu­ro­päi­schen Kul­tur­kreis.“

Dar­über hin­aus er­fül­len die Gesta Ro­man­o­rum wei­te­re Be­din­gun­gen für eine An­fangs­lek­tü­re:

  1. sprach­lich ein­fach:
    • häu­fig Pa­ra­ta­xe
    • Ne­ben­sät­ze: oft Re­la­tiv­sät­ze, tem­po­ra­les „cum“, quod-Sätze
    • zahl­rei­che Wort­wie­der­ho­lun­gen in­ner­halb einer Er­zäh­lung
  2. gut ver­ständ­lich:
    • sach­li­che Dar­stel­lungs­wei­se
    • kon­kre­te Hand­lung
    • Ty­pi­sie­run­gen: z. B. nai­ver jun­ger Mann, raf­fi­nier­te Ge­lieb­te
  3. un­ter­halt­sam und le­ben­dig:
    • zahl­rei­che Dia­lo­ge
    • Iden­ti­fi­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten mit Ju­gend­li­chen (gemäß Text­aus­wahl)
  4. in­ter­es­sant:
    • Durch die Be­geg­nung mit der Welt des Mit­tel­al­ters ma­chen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler „Er­fah­rung im Um­gang mit dem Frem­den“

      Ni­ckel, AU 4/2010, S.4
    • Die fremd­ar­ti­ge An­schau­un­gen, die in den Tex­ten aus­ge­drückt wer­den, geben „Anlaß zur Dis­kus­si­on“

      Ha­ma­cher, AU 3/79, S. 32 f.
  5. Vor­ent­las­tung fol­gen­der Au­to­ren:
    • Die zahl­rei­chen Re­de­par­ti­en bie­ten zahl­rei­che An­läs­se zur Ana­ly­se ein­fa­cher Reden. So kön­nen im An­schluss Aus­zü­ge aus Ci­ce­ros Ver­ri­nen be­han­delt wer­den.
  6. weit­ge­hen­de Bei­be­hal­tung des Ori­gi­nal­tex­tes:
    • Das mit­tel­al­ter­li­che La­tein der Texte wurde vor allem in der Or­tho­gra­phie ab­ge­än­dert.
    • „Un­klas­si­sches“ La­tein wurde bei­be­hal­ten, so­weit sich da­durch keine Über­set­zungs-pro­ble­me für die Schü­le­rin­nen und Schü­ler er­ge­ben.

Bei der Lek­tü­re soll­te die Lehr­kraft fol­gen­de häu­fi­ge sprach­li­chen Er­schei­nun­gen an­spre­chen:

  • Ver­wen­dung von „quod - dass“: auch an­statt a.c.i.-Kon­struk­ti­on oder „ut“-Satz
  • Pro­no­mi­na: Nicht-Be­ach­tung der Re­fle­xi­vi­tät, ipse = is

Mög­li­che Schwie­rig­kei­ten mit dem teils un­ge­wohn­ten Vo­ka­bu­lar wer­den durch groß­zü­gi­ge Wort­an­ga­ben ge­min­dert.

Die Eig­nung der Gesta Ro­man­o­rum als An­fangs­lek­tü­re: Her­un­ter­la­den [docx][22 KB]

Die Eig­nung der Gesta Ro­man­o­rum als An­fangs­lek­tü­re: Her­un­ter­la­den [pdf][142 KB]

Wei­ter zu Text­bei­spie­le und Ma­te­ria­li­en