Einführung: Vorstellung des Projekts und der Materialien
Unterrichtsprojekt: Gestalten Europas – Europas Gestalter am Beispiel Caesar
Vorbemerkung
Die Projekte der ZPG zum Thema „Anfangslektüre in Klasse 9“ wurden von den Mitgliedern so entworfen, dass jeder Unterrichtsvorschlag seinen Schwerpunkt auf einen Arbeitsbereich der Bildungsstandards legt. Das vorliegende Projekt zum Thema Caesar konzentriert sich auf den Arbeitsbereich 5 „Antike Kultur“. Selbstverständlich sind Kompetenzen aller Arbeitsbereiche bei der Durchführung im Unterricht bedeutend.
Bildungsstandards 2016
Abbildung 1, Bildquelle: Rom, Forum Romanum – Blumen auf dem Caesar-Altar (September 2016) von ZPG/PG Latein [CC BY-NC-ND 3.0 DE], aus 311_vorstellung_des_projekts.doc, bearbeitet
Sowohl die Standards für Latein als erste als auch die für Latein als zweite Fremdsprache sehen neben der Lektüre eines speziellen Autors auch die Kenntnis wesentlicher Inhalte zweier Themenbereiche vor. Unter ihnen befinden sich die Themenbereiche „Gestalten Europas – Europas Gestalter (zum Beispiel Nepos, Caesar, Curtius Rufus; Einhard, Iacobus de Voragine)“ und „Mensch und Macht in Zeiten des Bürgerkriegs (zum Beispiel Caesar, Cicero, Catull, Monumentum Ancyranum)“. Die Angaben der Autoren bzw. Texte innerhalb der Themenbereiche sind durch die Formulierung „zum Beispiel“ als Vorschläge gekennzeichnet, können somit erweitert bzw. durch andere Texte ersetzt werden.
Abbildung 2, Bildquelle : Berlin-Kreuzberg (August 2016) von ZPG/PG Latein [CC BY-NC-ND 3.0 DE], aus 311_vorstellung_des_projekts.doc, bearbeitet
Die Person Caesars bietet die Möglichkeit, diese beiden Themenbereiche zu kombinieren. Zum Einen ist Caesar eine europäische Gestalt, deren Wirken und Nachwirken in der europäischen Kultur fortwährend und bis in unsere Gegenwart festgestellt werden kann. Meistens ist seine Person positiv konnotiert: So finden sich am Altar des Caesarstempels in Rom immer frische, zumindest Plastikblumen (Abb. 1). Zitate wie „Veni, vidi, vici“, „Die Würfel sind gefallen“ und die sprichwörtliche Bezugnahme auf den Rubikon sind alltäglicher Beleg von Caesars Präsenz (Abb. 2). Zum Anderen hat Caesar als wichtigster Akteur der Bürgerkriege des ersten vorchristlichen Jahrhunderts das Schicksal der alten res publica besiegelt. Beiden Façetten der Gestalt Caesar lassen sich nicht voneinander trennen, da sein Agieren im Bürgerkrieg, sein politisches Wirken im Umfeld der noch existenten Republik und seine Diktatur nach deren Beseitigung immer auch seine Person verkörpern, die sowohl durch seine eigene Selbstdarstellung, als auch in der europäischen Rezeption zur „Gestalt“ geworden ist.
Mit der Wahl der Gestalt Caesar als Lektürethema lassen sich zahlreiche Kompetenzen allein des Arbeitsbereichs 5 „Antike Kultur“ fördern. Die folgende Liste stellt eine Auswahl aus den Kompetenzen des Standardraums 10 dar.
- Informationen zur antiken Kultur auch aus Originaltexten gewinnen
- wichtige historische Persönlichkeiten charakterisieren, ihre Biographie und die Zeitumstände in Grundzügen beschreiben und ihre Bedeutung für Europa erläutern (zum Beispiel Alexander, Hannibal, Cicero, Caesar, Augustus, Karl der Große)
- wesentliche Ereignisse und Entwicklungen aus der Zeit der Bürgerkriege nennen und erklären
- traditionelle Verhaltensweisen gesellschaftlicher Gruppen in Rom beschreiben und dazu kritisch Stellung nehmen (zum Beispiel Standesbewusstsein der Senatoren, Machtstreben Einzelner, Rückzug in das Privatleben)
- bei der Beschreibung antiker Kunstwerke geeignete Kriterien anwenden (zum Beispiel Aufstellungsort, Größe, Material)
- den Umgang der Römer mit fremden Kulturen beschreiben und bewerten (zum Beispiel Christentum, Romanisierung, andere Religionen).
Kompetenzen des Standardraums 8 sind zu Beginn der Originallektüre ebenfalls von zentraler Bedeutung; auch sie werden aufgegriffen und verstärkt.
Konzeption des Unterrichtsvorschlags (Abb. 3)
Der Rote Faden der Lektüre wird durch Texte aus dem sechsten Buch des Breviarium ab urbe condita von Eutropius gebildet. Dieser Text entstand im späten vierten Jahrhundert n. Chr.; er fasst die gesamte römische Geschichte von der Gründung bis in die Gegenwart des Autors, über dessen Person nur knappe, zudem ungesicherte Informationen existieren, zusammen. Caesars Leben und Wirken findet sich im sechsten Buch und umfasst dort gerade einmal acht von fünfundzwanzig Kapiteln. Diese knappe Darstellung bietet die Möglichkeit einer summarischen chronologischen Abdeckung von Caesars Karriere beginnend mit seinem Konsulat im Jahr 59 v. Chr. bis zu seiner Ermordung. Eutropius schreibt ein einfaches, gutes Latein; er bezieht seine Informationen aus zuverlässigen Quellen, zu denen Livius und Sueton gehören.
Die thematischen bzw. historischen Schwerpunkte der Lektüre ergeben sich aus dem Text. Es sind: Der Gallische Krieg, der Bürgerkrieg, die Diktatur, welche mit Caesars Tod endet.
Neben die Textpassagen aus Eutropius treten Texte anderer Autoren, welche Schlüsselszenen vertiefen oder Aspekte, welche in der knappen Chronik des Eutropius allenfalls zwischen den Zeilen erkennbar sind, ausgestalten. Hierzu gehören Texte aus Suetons Caesarbiographie, vor allem die zum Bestand der Weltliteratur zählenden Schilderungen der Rubikonüberschreitung und der Iden des März, aber auch Stellen aus Cicerobriefen, welche den Blick über die caesarzentrierte Perspektive hinaus erweitern. Es ist ja eine Charakteristik der europäischen Caesarrezeption, sicher initiiert durch die divinisierende Formung der Caesargestalt unter Augustus, dass Caesar als Lichtgestalt der römischen Geschichte beschrieben wird, seine Gegner aber negativ, im besseren Fall als Verblendete, im schlimmsten Fall als verworfenste Sünder und Verbrecher beurteilt werden – so etwa in Dantes „divina Commedia“ am Schluss der Höllenfahrt. Cicero hilft, dieses Bild zu relativieren, da er der Extremposition von Caesars Handeln eine andere Sicht entgegenstellt und zugleich den Versuch unternimmt, die politischen Pole kompromissfähig zu machen. Seine Texte bieten Ansätze, den Spielraum politischen Handelns und politischer Mechanismen auszuloten und zu erfahren.
Ein weiteres Schlaglicht versucht die Bedeutung Caesars für die europäische Kultur zu vergegenwärtigen: Suetons Erläuterung zur Julianischen Kalenderreform. Dieser Text schlägt die Brücke zu unserem alltäglichen Leben und, in schulischen Kategorien gesprochen, zu den Fächern Astronomie und Physik.
Begleitet wird die gesamte Lektüre durch eine Reihe von „Anekdoten“. Es handelt sich dabei um Episoden aus Suetons Caesarbiographie, welche Caesar in verschiedenen Situationen als Feldherrn, als Politiker, als Mensch zeigen und die als exemplarisch für das gelten können, was dann zur „Gestalt Caesar“ geronnen ist. Diese kurzen Texte sind als Arbeitsblätter konzipiert, die von den Schülerinnen und Schülern in Einzel- oder Paararbeit erschlossen und anhand von Leitfragen präsentiert werden sollen. Das geschieht jeweils zum Abschluss der drei thematischen Kapitel der Unterrichtseinheit; als Gesamtresultat ergibt sich aus den Anekdoten eine Art von Psychogramm Caesars, das seine „Gestalt“ in Form von Charaktereigenschaften oder knappen Begriffen erfasst.
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