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Autor

Der Autor des Iudicium Iovis lebte am Ausgang des Mittelalters: Er wurde etwa 1453 in Eger (Böhmen, heute Tschechien) als Paul Schneevogel geboren und starb vermutlich im Jahr 1517.

Seine Schulzeit verbrachte der junge Schneevogel in Plauen im Vogtland, bevor er in Ingolstadt und Leipzig studierte, wo er 1581 den Magister erwarb und seinen Namen wie damals unter Gelehrten üblich latinisierte. Danach war „Paulus Niavis“ als Lehrer und Schulleiter in Halle an der Saale tätig. Als 1485 in der Stadt die Pest ausbrach, floh er ins sächsische Chemnitz und übernahm dort die Leitung der Lateinschule.

Als Lehrer bemühte Niavis sich darum, den Lateinunterricht für (damals tatsächlich ausschließlich männliche) Schüler interessanter zu machen, indem er kleine lateinische Dialoge mit schülernahen Alltagsszenen verfasste, welche er vermutlich bei abendlichen Treffen in verteilten Rollen laut vorlesen ließ: ein Fortschritt zum sonst üblichen stupiden Auswendiglernen von Grammatikregeln und abstrakten lebensfernen Sätzen. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer gab Niavis Texte griechischer und lateinischer Autoren heraus, unter anderem von Cicero, Platon und Lukian. Gerade die Götterburlesken und satirischen Dialoge des Letzteren waren sicher eine wichtige Anregung nicht nur für die Schülergespräche, sondern vor allem für die Komposition des Iudicium Iovis.

Nach kurzer Zeit als Dozent an der Universität in Leipzig versah Niavis ab 1490 das Amt des Stadtschreibers in der sächsischen Stadt Zittau. Anders als die schlichte Bezeichnung vermuten lässt, leitete er als höchster städtischer Beamter die gesamte Verwaltung der Stadt und war damit eine einflussreiche Persönlichkeit mit hohem Ansehen. Zugleich verfasste er in dieser Zeit das Iudicium Iovis, das etwa 1495 als Buchdruck erschien – mithilfe einer Technik also, die erst etwa 1450 entwickelt worden war.

Ab 1497 war Niavis in Bautzen (ebenfalls Sachsen) zunächst als Stadtschreiber, später als Rechtsbeistand für den Rat der Stadt und später selbst als Stadtrat tätig. In dieser Zeit versiegt – wohl aufgrund der hohen Arbeitsbelastung – die schriftstellerische Tätigkeit.1

Niavis kann als typisch humanistischer Autor gelten, der in Ciceronianischem Latein schreibt und in kreativer Weise antik-pagane und mittelalterlich-christliche Gedanken und Motive vermischt.2


1 Vgl. dazu in der Ausgabe S. 1 und 8.

2 Auch dies sollen sich die SuS sukzessive durch Recherche und Text-Text- sowie Text-Bild-Vergleiche erarbeiten; mehr zur Sprache unter 2.1: Textausgabe.

 

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