Historische und geographische Hintergründe
In Niavis Zeit erlebte der Bergbau im Erzgebirge (in der heutigen sächsisch-tschechischen Grenzregion) einen ungeahnten Aufschwung. Nach einem ersten „großen Berggeschrey“ ab dem 12. Jahrhundert wurden ab 1470 am Schneeberg reiche Silbervorkommen erschlossen. 1491/92 fand man Silber am Schreckenberg; vom Stolz der Bergleute, die ihre Tätigkeit als durch Gott legitimiert ansahen, zeugt die Rückseite des Altars in der St. Annenkirche der neu entstandenen Stadt St. Annaberg, die, erst 1501 gegründet, bald mit 12.000 Einwohnern Dresden und Leipzig überflügelte.1 Auch im nahen Joachimstal (das heutige Jachymov in Tschechien) wurde Silber gefunden. Nach der dort geprägten Münze, dem „Joachimstaler“, kurz „Taler“ wurde später die US-amerikanische Währung, der „Dollar“, benannt.
Bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts war jedoch der Zenit des Silberbergbaus im Erzgebirge überschritten. Die Erzgewinnung in großer Tiefe und die schwindende Ausbeute machten den Abbau unrentabel. Hinzu kam eine allgemeine Inflation, welche aus den großen Edelmetall-Importen resultierte, die aus dem neu eroberten Südamerika stammten.
Die Folgen des Bergbaus für Landschaft – am Schneeberg etwa reihte sich Grube an Grube – und vor allem für die Wasserqualität wurden zur Zeit des Niavis sicher rege diskutiert,2 antike Schriftsteller setzen sich jedoch mit den massiven Folgen montaner Tätigkeiten für Umwelt und Zusammenleben der Menschen auseinander.3
Ab 1946 erlebte der Bergbau im Erzgebirge nochmals einen Aufschwung und erlangte sogar welthistorische Bedeutung: Die SAG (Sowjetische Aktiengesellschaft) Wismut (ab 1954 SDAG: Sowjetisch-Deutsche AG) beschaffte das für den Bau der ersten sowjetischen Atombombe benötigte Uranerz.
Seit 2013 werden im Erzgebirge wieder Fluss- und Feldspat gefördert.
1 Dazu S. 15 der Ausgabe sowie die Hinweise zur Bildbetrachtung@@@; weitere im Text auf S. 14 genannte Abbaugebiete.
2 Vgl. Krenkel 1953, S. 5 sowie Bayerl 1989.
3 Beispielhaft werden in der Ausgabe Texte von Plinius und Ovid verglichen.
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