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Rezension

Alexander Redlich
Konflikt Moderation: Handlungsstrategien für alle, die mit Gruppen arbeiten; mit vier Fallbeispielen/Alexander Redlich
Hamburg 1996, ISBN 3-922789-63-3


Nicht erst der Untertitel signalisiert, dass sich Schulleitungen von diesem Buch angesprochen fühlen dürften, nehmen doch gerade auch im Schulalltag aufgrund der allen am Schulleben Beteiligten gestellten Anforderungen Konflikte zu, deren Lösung nicht immer einfach ist.

Alexander Redlich versucht in seinem Buch zwei Strömungen in der Fachliteratur miteinander zu verbinden: Zum einen den Schwerpunkt, der auf Mediation gleich Konfliktmoderation mit dem Schlüsselbegriff des Verhandelns liegt (vgl. Fischer,R., Ury, W., (1984): Das Harvard Konzept: Sachgerecht verhandeln - erfolgreich verhandeln. Frankfurt. Campus) und dem der Arbeitsgruppe ‘Schulz von Thun und Redlich’ am Fachbereich Psychologie der Uni Hamburg vertretenen Standpunkt, der sich auf die innerseelischen und zwischenmenschlichen Aspekte konzentriert.

Der Autor legt von Anbeginn an Wert auf den Praxisbezug, auch darauf, nur Dinge aufzunehmen, die erprobt sind. So arbeitete er nach Sichtung der Literatur und Befragung von erfahrenen Moderatoren aus unterschiedlichen Bereichen eine Handlungsstrategie in fünf Schritten mit Leitfragen, die sich in der Praxis bewährt haben, aus.

1. Vorgespräch: Den Auftrag mit dem Teamleiter (vorläufig) vereinbaren

2. Zwischenmenschlichen Kontakt stiften

3. Konfliktthemen sammeln und Vorgehen vereinbaren

4. Sichtweisen der Konfliktpartner klären

5. Positionen in Bewegung bringen und Regelungen aushandeln.

Dabei wird klar, dass auch eine Konfliktmoderation im Großen und Ganzen dem allgemeinen Problemlösungsmodell von

  • Diagnose
  • Planung
  • Intervention

folgt. Diese klassische instrumentelle Problemlösungsstrategie muss jetzt lediglich noch kommunikativ gestaltet werden. Der Autor möchte mit seinem Buch auch dazu ermutigen, Lösungen nicht übers Knie zu brechen, denn zu frühe Lösungssuche verhindere die genaue Konfliktanalyse und den Aufbau stabiler Beziehungen zwischen den Beteiligten. Deshalb will das Buch seine Leserin bzw. seinen Leser im Lösungsaufschub trainieren.

Bereits im ersten Kapitel, das sich mit den Handlungsstrategien anhand konkreter Beispiele auseinandersetzt, weist der Autor den Moderator auf Gefahren, Probleme oder Fallen hin, um zu verhindern, dass die Konfliktmoderation daran scheitert, dass sich der Moderator zu viel vornimmt.

Wann ist also eine Konfliktmoderation sinnvoll und welche Eigenschaften und Fähigkeiten muss der Moderator mitbringen bzw. entwickeln?

Sinnvoll, so Alexander Redlich, ist eine Konfliktmoderation nur dann, wenn unter den Gruppenmitglieder Konsens über bestimmte Grundvoraussetzungen herrscht wie z.B.

  • Problembewusstsein
  • Zeitrahmen
  • Rollenklarheit
  • Zielstrebigkeit.

Der Moderator muss sich für jeden Schritt das Einverständnis der Gruppenmitglieder einholen und sollte die Moderation ablehnen, wenn er in dem Konflikt eine eigene Position vertritt.

Ein versierter Moderator ist nach Ansicht des Autors mit der Kommunikationspsychologie von Schulz von Thun vertraut, (für alle Fälle gibt es dazu einen knappen Auffrischungskurs am Anfang von Kapitel 3) und beherrscht die Moderationsmethodik, wie sie in der ‘ModerationsMethode’ von Klebert, Schrader und Straub sehr praxisnah vermittelt wird. Allgemeine Gesprächskompetenzen in den Spannungsfeldern Verständnis - Stellungnahme und Kontaktfähigkeit-Konfrontationsbereitschaft werden dabei bei Konfliktmoderatoren vorausgesetzt.

Dieser Anforderungskatalog wirft sogleich die Frage auf, wie nun die Wahrnehmung des Moderators so geschärft wird, dass ihm nichts Wichtiges entgeht.

In Kapitel zwei seines Buches geht der Autor dieser Frage nach, indem er drei Konzepte zur Schärfung der Wahrnehmung vorstellt und die Leserin bzw. den Leser darüber hinaus für die Quellen der Macht in Gruppen zu sensibilisieren versucht.

Die kommunikativen Basiskompetenzen des Moderators

  • Strukturieren
  • aktives Zuhören
  • Lösungen entwickeln
  • Entpolarisieren

stehen dann im Mittelpunkt des dritten Kapitels.

Die im Anhang befindliche Kurzfassung der Handlungsstrategie, die Checkliste mit den wichtigsten Verhaltenskompetenzen in der Konfliktmoderation und ein Beurteilungsverfahren, mit dem man die wichtigsten Moderationsfähigkeiten einschätzen kann, unterstreichen den Charakter eines praxisorientierten Arbeitsbuches. Der Hinweis sei gestattet, die Handlungsstrategie für die Brieftasche funktioniert nur nach der Lektüre des Buches.

Das Buch ist informativ und benutzerfreundlich. Dazu tragen der klare Aufbau, die vielen praktischen Beispiele, die Leitfragen, die vom Autor gekennzeichneten Auslassungsmöglichkeiten und die Hinweise auf vertiefende Literatur bei.

Birgit Jaeger-Gollwitzer, Akademiereferentin