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Re­zen­si­on

Jo­chem Kieß­ling-Sonn­tag
Be­spre­chungs­ma­nage­ment - Mee­tings, Sit­zun­gen und Kon­fe­ren­zen ef­fek­tiv ge­stal­ten
Ber­lin, 2005


„Füh­rungs­kräf­te sind bis zu 90 Pro­zent ihrer Ar­beits­zeit mit Kom­mu­ni­ka­ti­on be­schäf­tigt!... Dies be­deu­tet, dass die Qua­li­tät des­sen, was am Ar­beits­platz ge­leis­tet wird,… ent­schei­dend von der Qua­li­tät von Mee­tings, Sit­zun­gen und Kon­fe­ren­zen ab­hängt…“ meint Jo­chem Kieß­ling-Sonn­tag.
Oft wer­den Be­spre­chun­gen in der Pra­xis als un­be­frie­di­gend er­lebt: Ziel und Struk­tur der Be­spre­chung sind nicht deut­lich er­kenn­bar, Dis­kus­sio­nen dre­hen sich im Kreis, es man­gelt an ver­bind­li­chen Ab­spra­chen, es ent­steht der Ein­druck, nicht vor­an­ge­kom­men zu sein. Auch nach der Be­spre­chung ge­schieht nichts: Die Um­set­zung von Er­geb­nis­sen bleibt auf der Stre­cke. Es ent­ste­hen Frus­tra­ti­on oder Ärger über die ver­geu­de­te Zeit.

Als prak­ti­scher Rat­ge­ber für den All­tags­ge­brauch möch­te das Buch allen Hil­fe­stel­lung geben als Be­spre­chungs­lei­tung die Über­sicht zu be­hal­ten und durch die ei­ge­ne Sou­ve­rä­ni­tät einen po­si­ti­ven Ein­fluss auf die Grup­pe und den Ar­beits­pro­zess aus­zu­üben.

Die 15jäh­ri­ge Er­fah­rung des Au­tors, Dr. Jo­chem Kieß­ling-Sonn­tag, als Mo­dera­tor, Ma­nage­ment-Trai­ner und Trai­ner­aus­bil­der, seine kon­zen­trier­te, struk­tu­rie­ren­de und wert­schät­zen­de Hal­tung schlägt sich in sei­nem Buch „Be­spre­chungs­ma­nage­ment“ nie­der.
Prak­ti­ka­bel für den All­tags­ge­brauch glie­dert der Autor die Ver­bes­se­rung der Be­spre­chungs­kul­tur in Aus­füh­run­gen und Hin­wei­se zur Be­spre­chungs­vor­be­rei­tung, zur Sit­zungs­durch­füh­rung selbst und zur Nach­be­rei­tung. Ein Fra­ge­bo­gen am Ende des Bu­ches dient dazu, wei­ter die ei­ge­nen Be­spre­chun­gen ver­bes­sern zu kön­nen.

Vier Le­see­be­nen er­mög­li­chen den Le­se­rin­nen und Le­sern sich un­ter­schied­lich mit dem Buch zu be­schäf­ti­gen:
- Aus­führ­lich im Voll­text
- Schnell zu lesen mit einem Kon­zen­trat der in­halt­li­chen Aus­sa­gen
- seit­lich als durch­gän­gi­ge Glie­de­rungs­form in Stich­wort­sät­zen
- last but not least mit gra­fisch her­vor­ge­ho­be­nen Ein­schü­ben als “Pra­xis“ be­zeich­net, meist nach jedem Un­ter­ka­pi­tel, eine Fund­gru­be zum Nach­schla­gen, ge­ra­de, wenn man das Buch erst ein­mal aus­führ­lich ge­le­sen hat

Im Teil „Vor­be­rei­tung“ wid­met sich der Autor der Ziel­for­mu­lie­rung als einer der wich­tigs­ten Er­folgs­fak­to­ren einer ge­lin­gen­den Be­spre­chung. Dabei ver­liert er nie die Grup­pe der Be­spre­chungs­teil­neh­mer/innen und deren mög­li­che Be­dürf­nis­se aus dem Auge. Als Fra­ge­stel­lun­gen seien ge­nannt:
Was wir mit dem Tref­fen er­rei­chen wol­len oder kön­nen, wel­che Ziele Ein­gang fin­den und auch die Frage, wann man auf eine Be­spre­chung ver­zich­ten soll­te

Im Teil „Be­spre­chungs­ma­nage­ment“ wird von „Fra­gen stel­len“ bis „Takt­vol­les Brem­sen“ das „Wie“ der Be­spre­chungs­steue­rung im Teil Sit­zungs­durch­füh­rung aus­ge­brei­tet. Eine Fülle von Me­tho­den wird vor­ge­stellt, aber wie schon zu Be­ginn des Bu­ches weist der Autor auf seine Grund­hal­tung hin: “Wenn wir also an einer Be­spre­chung teil­neh­men, be­die­nen wir uns zu­al­ler­erst un­se­rer nor­ma­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit...​Sorgfäl­tig fin­det die­ser Grund­satz sei­nen Aus­druck in der Dar­stel­lung von:
- Zie­len
-Vor­ge­hen
-Tipps oder Stol­per­stei­nen.
„Auf die rich­ti­ge Ba­lan­ce von münd­li­chem Dia­log und vi­su­el­ler Un­ter­stüt­zung kommt es an – und auf un­se­re In­tui­ti­on, auf wel­che Weise wir die im Ein­gangs­ka­pi­tel dar­ge­stell­te pro­duk­ti­ve Selbst­ver­ständ­lich­keit einer Be­spre­chung am bes­ten för­dern kön­nen“, so der Autor. Der Zweck hei­ligt kei­nes­falls die Mit­tel, son­dern sie haben sich ihm un­ter­zu­ord­nen.
Res­sour­cen, Gren­zen und Stol­per­stei­ne sowie Emp­feh­lun­gen spricht er glei­cher­ma­ßen aus bei der Ab­wä­gung, die Füh­rungs­kraft oder ein gleich­ge­stell­tes Team­mit­glied als Be­spre­chungs­lei­ter ein­zu­set­zen. Er legt nahe, dass die Füh­rungs­kraft als Be­spre­chungs­lei­ter die Chef- und Mo­dera­to­ren­rol­le streng trennt und plä­diert an­de­rer­seits dafür, als Chef die Chan­ce zu nut­zen, die Mit­ar­bei­ter quasi „on the job“ als Mo­dera­to­ren fort­zu­bil­den, so­zu­sa­gen als ein Bei­trag zur Per­so­nal­ent­wick­lung. Bei re­gel­mä­ßi­ger Ro­ta­ti­on der Mo­dera­to­ren­rol­le wächst Be­reit­schaft zur Ver­ant­wor­tungs­über­nah­me, so sein Fazit.

Die äu­ßerst de­tail­liert dar­ge­bo­te­nen In­for­ma­tio­nen ver­lan­gen nach einem Ab­schnitt über As­pek­te der Grup­pen­dy­na­mik im Be­spre­chungs­ge­sche­hen. Hier geht er auf vier Ebe­nen der Grup­pen­kom­mu­ni­ka­ti­on ein:
● In­hal­te
● Pro­ce­de­re
● Be­zie­hun­gen
● In­di­vi­du­en
und schließt jede mit einer op­tisch gut auf­be­rei­te­ten Zu­sam­men­fas­sung im Teil „Pra­xis“. Seine Hal­tung, zu­rück­hal­tend de­tail­rei­ches Wis­sen aus­ein­an­der­zu­fä­chern, gibt der Autor auch nicht beim Thema „Teil­neh­mer­ty­po­lo­gie“ auf und emp­fiehlt wis­sen­schaft­lich ab­ge­si­cher­te Ver­fah­ren statt „kü­chen­psy­cho­lo­gi­scher“ Ein­ord­nun­gen. Der Autor weiß in sei­ner Mo­dera­ti­ons­pra­xis of­fen­sicht­lich sehr wohl mit der Grup­pen­psy­cho­lo­gie um­zu­ge­hen. So wan­deln sich die zu­nächst tro­cken da­her­kom­men­den In­for­ma­tio­nen am Ende des Bu­ches in ein ex­zel­len­tes, bes­tens ge­ord­ne­tes Hand­werks­zeug.

Und wer seine Be­spre­chungs­pra­xis wirk­lich ver­bes­sern will, be­kommt mit dem
„Fra­ge­bo­gen zur Be­spre­chungs­pra­xis“ am Ende des Bu­ches im Teil „Nach­be­rei­tung“ ein gutes In­stru­ment an die Hand, den Sta­tus quo in sei­nem Team, sei­ner Ab­tei­lung, sei­nem Kol­le­gi­um ge­mein­sam unter die Lupe zu neh­men als Start oder Fort­set­zung einer Wei­ter­ent­wick­lung „Be­spre­chun­gen ziel­ori­en­tier­ter und zeit­öko­no­mi­scher durch (zu)füh­ren, Kon­sens (zu) schaf­fen und kon­kret Maß­nah­men (zu) ver­ein­ba­ren.“


Mar­ga­re­te Kern, Aka­de­mie­re­fe­ren­tin