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Re­zen­si­on

Jens Uwe Bött­cher
Geld liegt auf der Stra­ße. Fund­rai­sing und Spon­so­ring für Schu­len
Mün­chen 2006


Wel­che Chan­cen kön­nen sich Schu­len durch Fund­rai­sing er­öff­nen? Wie kann es ge­lin­gen, die rich­ti­gen Spon­so­ren und an­de­re För­de­rer für die ei­ge­ne Bil­dungs­ein­rich­tung zu fin­den?

Auf kom­pak­ten 113 Sei­ten er­läu­tert der Autor pra­xis­nah, was Schu­len tun müs­sen, um zu­sätz­li­che fi­nan­zi­el­le Res­sour­cen zu er­schlie­ßen. Dabei geht Jens Uwe Bött­cher nicht rein in­stru­men­tell an die The­ma­tik heran, son­dern be­grün­det eine part­ner­schaft­li­che Phi­lo­so­phie der Mit­tel­ein­wer­bung. "In die­sem Buch geht es um Part­ner­schaft. Und um Teil­ha­be. Und um wert­schöp­fen­de Part­ner­schaf­ten, die den Be­tei­lig­ten gut tun, weil sie allen Be­tei­lig­ten zum Vor­teil ge­rei­chen". Diese Ein­lei­tungs­sät­ze sind Pro­gramm.

Im Ein­gangs­ka­pi­tel klärt der Autor die ver­schie­de­nen Be­grif­fe und grenzt "Fund­rai­sing" und "Spon­so­ring" prä­zi­se von­ein­an­der ab. Da­nach ist Fund­rai­sing die Mit­tel­be­schaf­fung für Pro­jek­te und Tä­tig­kei­ten, die dem Ge­mein­wohl die­nen. Es zeich­net sich als mit­tel- oder lang­fris­tig an­ge­leg­te Stra­te­gie durch ein krea­ti­ves, aber rea­lis­ti­sches Mar­ke­ting­kon­zept, durch in­ten­si­ve, aber ein­fühl­sa­me Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gi­en und ein je­der­zeit trans­pa­ren­tes und damit re­chen­schafts­fä­hi­ges Ma­nage­ment aus. Fund­rai­sing be­schränkt sich nicht nur auf Geld­zu­wen­dun­gen, es schließt Sa­chen, Zeit und den Trans­fer von Wis­sen mit ein.

Unter Spon­so­ring wird im ju­ris­ti­schen Sinne "die Ge­wäh­rung von Geld oder von geld­wer­ten Vor­tei­len durch Un­ter­neh­men zur För­de­rung von Per­so­nen, Grup­pen und/oder Or­ga­ni­sa­tio­nen in sport­li­chen, kul­tu­rel­len, kirch­li­chen, wis­sen­schaft­li­chen, so­zia­len, öko­lo­gi­schen oder ähn­lich be­deut­sa­men ge­sell­schafts­po­li­ti­schen  Be­rei­chen ver­stan­den, mit der re­gel­mä­ßig auch ei­ge­ne un­ter­neh­mens­be­zo­ge­ne Ziele der Wer­bung oder Öf­fent­lich­keits­ar­beit ver­folgt wer­den." (S. 20/21)

Spon­so­ring ge­hört also in pro­fes­sio­nell or­ga­ni­sier­ten grö­ße­ren Un­ter­neh­men zum Mar­ke­ting­kon­zept und ist Be­stand­teil der Un­ter­neh­mens­kom­mu­ni­ka­ti­on. Öf­fent­lich­keits­ar­beit und Ab­satz sind mit­ein­an­der ver­zahnt. Bött­cher führt dazu eine Reihe von Bei­spie­len an, bei denen Spon­so­ren­leis­tun­gen mit der Ab­nah­me von Pro­duk­ten ver­knüpft waren und rät zur Vor­sicht. Das­sel­be gilt für die In­an­spruch­nah­me von Spon­so­ren­ver­mitt­lern. Auch hier kann es sein, dass sich hin­ter der Fas­sa­de eines Ver­mitt­lers ein ori­gi­nel­ler Ver­triebs­weg für Pro­duk­te ver­birgt.

Den ge­setz­li­chen Rah­men für die Schu­len in Baden-Würt­tem­berg zu die­sem Thema bil­det die Ver­wal­tungs­vor­schrift "Ge­mein­sa­me An­ord­nung der Mi­nis­te­ri­en zur För­de­rung von Tä­tig­kei­ten des Lan­des durch Leis­tun­gen Pri­va­ter (AnO Spon­so­ring) vom No­vem­ber 2006". Sie ist in Ku.U 2007, Heft 3, Seite 36-38 ver­öf­fent­licht.

"Fund­rai­sing hat viel mit Ethik zu tun", be­tont der Autor und es gilt in­fol­ge grund­sätz­li­cher Über­le­gun­gen immer auch die Frage zu be­ant­wor­ten: Von wem neh­men wir Geld - und vor allem von wem nicht? Ethisch fun­dier­tes Fund­rai­sing folgt den Prin­zi­pi­en Ehr­lich­keit, Re­spekt, In­te­gri­tät, Em­pa­thie und Trans­pa­renz wie sie bei­spiels­wei­se in den Grund­re­geln des Deut­schen Fund­rai­sing Ver­bands e.V. aus­for­mu­liert sind ( www.​fun​drai​sing​verb​and.​de ).

Im um­fang­reichs­ten, pra­xis­ori­en­tier­ten Ka­pi­tel "Das ABC er­folg­rei­chen Fund­rai­sings für Bil­dungs­ein­rich­tun­gen" er­läu­tert Bött­cher den Fund­rai­sing - Kreis­lauf in 12 Schrit­ten und il­lus­triert die­sen an­schau­lich durch zahl­rei­che Bei­spie­le aus der schu­li­schen Land­schaft.

Die 12 Schrit­te im Fund­rai­sing-Kreis­lauf sind:

1. Fund­rai­sing-Be­wusst­sein ver­an­kern

2. An­lie­gen for­mu­lie­ren und Ziel de­fi­nie­ren

3. Fund­rai­sing-Markt er­fas­sen

4. Markt­fä­hig­keit si­chern

5. Kon­kre­tes Pro­jekt aus­ar­bei­ten

6. Ver­bün­de­te su­chen

7. Das rich­ti­ge Fund­rai­sing-In­stru­ment wäh­len

8. Or­ga­ni­sa­ti­on op­ti­mie­ren

9. Zu­wen­dung ein­ho­len

10. Ge­bern dan­ken

11. Aus Ge­bern Freun­de ma­chen

12. Maß­nah­me eva­lu­ie­ren

Ent­lang die­ser 12 Schrit­te bie­tet Jens Uwe Bött­cher eine Reihe von hilf­rei­chen Tipps und Check­lis­ten zu allen As­pek­ten des Fund­rai­sing und Spon­so­ring, wie bei­spiels­wei­se die aus­führ­li­che Ma­trix zur Be­wer­tung des Fund­rai­sing- In­stru­men­ta­ri­ums. Ein Glos­sar mit zahl­rei­chen Fach­be­grif­fen von Al­tru­is­mus bis Zu­wen­dungs­be­stä­ti­gung run­det das Buch ab. Damit ist die Ver­öf­fent­li­chung aus der Reihe "Schul­ma­nage­ment kon­kret" für alle Schu­len, die sich wei­te­re Mit­tel er­schlie­ßen und die dafür er­for­der­li­chen Struk­tu­ren schaf­fen wol­len, ein wert­vol­ler Hel­fer.

Franz Zim­mer­mann , Aka­de­mie­re­fe­rent