Modell-Wasserkraftwerk
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Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
Wo steckt die Lageenergie
Wasserkraftwerke werden im Rahmen der
Energiethematik
gerne beschrieben - es stellt sich nur die Frage, ob
diese Beschreibungen noch als
korrekte didaktische Reduktionen
bezeichnet werden können. Typisch ist z.B. folgender
Schulbuchtext:
Im Modellkraftwerk fließt Wasser aus dem hochgestellten Vorratsgefäß auf die Turbine. Diese wird in Drehung versetzt ... Die Ursache für die Drehung des Wasserrades ist die Bewegungsenergie des fließenden Wassers; diese war vorher als Lageenergie im hochgehobenen Wasser des Vorratsgefäßes gespeichert. Die Lageenergie des Wassers nützt also erst etwas, wenn sie zum Wasserrad gelangt.
Im Unterricht führt dieser Text bei den Schülerinnen und
Schülern eventuell zu folgenden
Einsichten
bzw.
Fragen
:
-
Ist die Lageenergie wirklich
IM
Wasser gespeichert? Das Wasser im Vorratsgefäßbesitzt
eine Masse, es hat eine bestimmte Dichte, es hat eine bestimmte Temperatur - steckt die Lageenergie in diesem SinneIM
Wasser? Muss man hier nicht das SystemWasser - Planet
bzw. Gravitationsfeld betrachten? -
Wird bei einem Wasserkraftwerk die
Lageenergie
direkt inBewegungsenergie
umgewandelt? Fällt das Wasser im Fallrohr wie beim freien Fall nach unten und wandelt sich dabeiLageenergie
inBewegungsenergie
um? Wenn das so wäre, müsste dann die Wassersäule im Fallrohr nicht ebensoauseinander reißen
wie der Wasserstrahl an einem Wasserhahn?
Solchen Text könnte man positiv wenden, wenn man sie als
offene Problemstellung in die Klasse trägt und damit einen
entdeckenden Unterricht mit einer Bandbreite an Möglichkeiten
provoziert. So z.B. könnte man (a)
darüber
nachdenken
(eine Tugend, die im Zeitalter von Wikipedia
und Internet eventuell zu kleingeschrieben wird), (b)
in der Schülerbücherei - oder im Internet zu recherchieren
oder (c) die Hypothesen, Modellvorstellungen in Vorhersagen
zu gießen, die man in einem Experiment testet.
In diesem Rahmen spielen
theoriegeleitete Experimente
eine ganz besondere Rolle - vor allem auch in offenen Problemstellungen
... und besonders motivierend, wenn diese
Fragestellungen aus den Reihen der Schülerinnen und
Schüler selbst kommen.
Der Ausgangspunkt dieser Fragestellungen war die Demonstration des Energieträgerstromkreises der Firma Conatex, in der eine Wasserpumpe eine Druckdifferenz erzeugt, die als Antrieb für einen Wasserstrom erkannt wird.
Abbildung: Energieträgerstromkreises der Firma CONATEX, in der
eine Wasserpumpe eine Druckdifferenz erzeugt, die als Antrieb für einen
Wasserstrom erkannt wird.
Der Wasserstrom treibt eine Wasserturbine, die über eine Magnetkupplung mit einem Generator verbunden ist, der die Energie, die mit der Wasserströmung angeliefert wird, über die Turbine aufnimmt und als elektrische Energie zur Verfügung stellt. An dem Generator ist ein Elektromotor mit aufgesetztem Propeller angeschlossen. Mit diesem Modell kann man wichtige Aspekte aus den Bildungsstandards zur Energiethematik veranschaulichen. Wesentlich ist hierbei die Erkenntnis, dass Energie nie allein fließt, dass immer eine zweite, mengenhafte physikalische Größe beteiligt ist 1 .
Dieser Energieträgerstromkreis provoziert eventuell zwei Fragestellungen:
- Kann man den Energiefluss, der im üblichen Modell von der Wasserpumpe (Abbildung links) zum Elektromotor (Abbildung rechts) geht, umdrehen? Also, was passiert, wenn man den Propeller auf dem Elektromotor von Hand andreht?
-
Können wir mit diesen Geräteteilen nicht ein Modellwasserkraftwerk aufbauen?
Eine besondere Faszination geht von Energiewandlern aus,
die in beiden Richtungen funktionieren - so z.B. das Generator/
Motor-Geräte
Dynamot
oder Elektrolyseurzellen,
die auch als Brennstoffzellen funktionieren oder diese
Turbinen-Generatorkombination - bzw. der Elektromotor
der Firma CONEX -, der als Generator oder Motor betrieben
werden kann.
Für die Realisierung der zweiten Frage - Bau eines Modell-
Wasserkraftwerks - muss man etwas mehr Unterrichtszeit
investieren, die sich aber auf jeden Fall lohnt,
denn es können damit wesentliche Themen der Physikbildungspläne
- wie z.B.
Energiespeicher
,
Energiestrom
und
Energiewandlung
anschaulich demonstriert werden.
Neben Fragen zum
hydrostatischen Druck
,
Wirkungsweise
eines Fallrohres in einem Wasserkraftwerk
und die
Diskussion verschiedener
Wirkungsgrade
kann dieses
Experiment eine ganze Palette an interessanten Fragen
provozieren. Der Unterschied zwischen der Energie - bzw.
dem Energiestrom - und der
mitfließenden Größe
wird
vor allem an den Stellen deutlich, an denen die Energie
ihren
mengenhaften Partner
wechselt - also in den Energiewandlern
Generator
und
Elektromotor
.
1 In unterschiedlichen didaktischen Reduktionen nennt man diese zweite
mengenhafte physikalische Größe auch Energieträger. Wenn diese Modellvorstellung
reflektiert eingesetzt wird, hat sie ihren Stellenwert. Wird
diese Trägervorstellung naiv verwendet (im Sinne eines Rucksackmodells),
wirken solche
naive Bilder
bei späteren Vertiefungen eventuell
hinderlich.
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