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Hä­mo­phi­lie (Blu­ter­krank­heit)

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

In­fo­blatt

Ge­schicht­li­ches:

Die Blu­ter­krank­heit ist be­son­ders durch ihre star­ke Aus­prä­gung in den eng mit­ein­an­der ver­wand­ten eu­ro­päi­schen Adels­fa­mi­li­en zu trau­ri­ger Be­rühmt­heit ge­kom­men.

Kennt­nis­se über die Art der Ver­er­bung las­sen sich bis ins 2. Jhd. n. Chr. zu­rück­ver­fol­gen. Be­reits da­mals ver­mu­te­ten Ge­lehr­te, dass diese Krank­heit aus­schließ­lich durch die Müt­ter und nicht durch die Väter an die Söhne wei­ter­ver­erbt wird.

 

Ur­sa­chen:

Durch die Mu­ta­ti­on eines Gens auf dem kur­zen Arm des X-Chro­mo­soms kommt es zum Feh­len be­stimm­ter Fak­to­ren im Blut (bei der Hä­mo­phi­lie A ist es der sog. Fak­tor VIII), die für die Blut­ge­rin­nung zu­stän­dig sind.

In ca. 70% der Fälle ist Hä­mo­phi­lie erb­lich be­dingt, wo­hin­ge­gen die üb­ri­gen 30% auf spon­ta­ne Mu­ta­tio­nen zu­rück­zu­füh­ren sind.

 

Ver­er­bungs­sche­ma (Stamm­baum):

Als Re­geln für X-chro­mo­so­mal-re­zes­si­ve Erb­gän­ge kannst du dir mer­ken:

  • He­te­ro­zy­go­te (mi­scher­bi­ge) Frau­en sind zwar immer ge­sund, al­ler­dings fun­gie­ren sie als Kon­duk­to­rin­nen (Über­trä­ger) des mu­tier­ten Gens.
  • Männ­li­che Nach­kom­men einer Kon­duk­to­rin und eines ge­sun­den Man­nes sind mit 50%iger Wahr­schein­lich­keit er­krankt. Eben­so hoch ist die Wahr­schein­lich­keit, dass sie Kon­duk­to­rin­nen als Töch­ter be­kom­men.
  • Ein er­krank­ter Mann hat mit einer ge­sun­den Frau nur ge­sun­de Söhne. Alle Töch­ter sind je­doch Kon­duk­to­rin­nen.

 

Aus­wir­kun­gen:

Be­stimm­te Fak­to­ren im Blut be­wir­ken, dass Blut nor­ma­ler­wei­se nach 5-9 Mi­nu­ten ge­rinnt. Durch das Feh­len die­ser Blut­ge­rin­nungs­fak­to­ren kön­nen Ver­let­zun­gen be­reits zu so gro­ßem Blut­ver­lust füh­ren, dass die be­trof­fe­ne Per­son stirbt. Selbst klei­ne­re Prel­lun­gen füh­ren bei Blu­tern schnell zu gro­ßen Blut­er­güs­sen, da ihr Blut erst nach frü­hes­tens 15 Mi­nu­ten ge­rinnt. Klei­ne­re Blu­tun­gen hin­ge­gen kom­men durch Kon­trak­ti­on der Blut­ge­fä­ße des um­lie­gen­den Ge­we­bes und nicht al­lein durch Blut­ge­rin­nungs­fak­to­ren zum Still­stand. Die­ser Me­cha­nis­mus führt z.B. auch zum Auf­hö­ren der Mens­trua­ti­ons­blu­tun­gen.

Ent­ge­gen der weit­ver­brei­te­ten Vor­stel­lung füh­ren klei­ne­re Wun­den zu­nächst nicht zu stär­ke­rem Blut­ver­lust als bei ge­sun­den Men­schen. Die Blut­stil­lung durch in­tak­te Blut­blätt­chen (Throm­bo­zy­ten) ist bei Hä­mo­phi­lie nicht be­ein­träch­tigt. Ein Pro­blem stellt aber die ver­zö­ger­te Blut­ge­rin­nung dar, die dazu füh­ren kann, dass die Blut­krus­te wie­der auf­bre­chen kann und die Blu­tung sehr lang­sam oder gar nicht zum Ste­hen kommt.

He­te­ro­zy­go­te Trä­ge­rin­nen des Gen­de­fek­tes (Kon­duk­to­rin­nen) kön­nen eben­falls eine ver­stärk­te Blu­tungs­nei­gung auf­wei­sen. Dies zeigt sich vor allem durch eine stär­ke­re Re­gel­blu­tung und der Nei­gung zu blau­en Fle­cken. An­sons­ten macht sich der De­fekt bei den meis­ten der be­trof­fe­nen Frau­en im All­tag nicht wei­ter be­merk­bar.

In Ein­zel­fäl­len er­kran­ken Frau­en ho­mo­zy­got an Hä­mo­phi­lie A. Diese Fälle wur­den bis jetzt nur ver­ein­zelt und dazu auch noch schlecht do­ku­men­tiert.

Heute kann die Hä­mo­phi­lie A durch die In­jek­ti­on von Fak­tor VIII-Prä­pa­ra­ten be­han­delt wer­den. Da die­ser Fak­tor aber in der Leber schnell ab­ge­baut wird, muss die Gabe der Prä­pa­ra­te je­weils in­ner­halb we­ni­ger Tage wie­der­holt wer­den.

Über Stamm­baum­ana­ly­sen und durch mo­der­ne Dia­gno­se­mög­lich­kei­ten lässt sich heut­zu­ta­ge gut fest­stel­len, ob eine Per­son Trä­ger des mu­tier­ten Gens und somit Kon­duk­tor ist. Damit kann be­reits bei der Fa­mi­li­en­pla­nung be­ur­teilt wer­den, wie hoch die Wahr­schein­lich­keit ist an Hä­mo­phi­lie A er­krank­te Kin­der zu be­kom­men.

 

Sons­ti­ge Krank­hei­ten mit glei­chem Erb­gang:

Ei­ni­ge der be­kann­tes­ten X-chro­mo­so­mal-re­zes­siv ver­erb­ten Krank­hei­ten sind:

 

Rot-Grün-Seh­schwäche (die Far­ben Rot und Grün kön­nen von Be­trof­fe­nen nicht un­ter­schie­den wer­den, da die ent­spre­chen­den Seh­farb­stof­fe ver­än­dert sind); Du­chen­ne-Mus­kel­dys­tro­phie (Mus­kel­schwund, schnell vor­an­schrei­ten­der Abbau der Mus­kel­fa­sern. Die Le­bens­er­war­tung be­trägt etwa 15-40 Jahre, wobei die Be­trof­fe­nen schon im Alter von 8-15 Jah­ren nicht mehr gehen kön­nen).

 

 

 

Lern­zir­kel „Erb­krank­hei­ten“: Her­un­ter­la­den [doc] [1110 KB]

Lern­zir­kel „Erb­krank­hei­ten“: Her­un­ter­la­den [docx] [867 KB]

Lern­zir­kel „Erb­krank­hei­ten“: Her­un­ter­la­den [pdf] [553 KB]

 

 

Wei­ter zu Ar­beits­blatt