Binnendifferenzierung
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Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
Diagnostizieren und individuell fördern gehören zusammen.
Das Ziel ist gleich – die Wege der einzelnen SuS dahin aber sicher verschieden:
Wie erfolgt die Binnendifferenzierung im 2- und 4-stündigen Kurs?
Im Fach Chemie gibt es zunächst einmal eine
äußere Differenzierung
in der Kursstufe: Bekanntlich haben SuS die Möglichkeit, das Fach Chemie als Kernfach oder als zweistündiges Fach zu belegen.
Ein für viele Kolleginnen und Kollegen ganz praxisbezogener Inhalt dieser Fortbildung soll es deshalb auch sein, die unterschiedliche Unterrichtsplanung in den beiden Kursen zu illustrieren.
Die Vorgehensweise im zweistündigen und im vierstündigen Kurs erschließt sich zunächst aus der Analyse der in den Bildungsstandards formulierten Kompetenzen. Diese sind in beiden Kursen nach fachwissenschaftlichen Themen geordnet:
Im vierstündigen Fach sind dies:
- Chemische Energetik; Chemische Gleichgewichte; Säure-Base-Gleichgewichte, Naturstoffe, Aromaten, Kunststoffe & Elektrochemie
Im zweistündigen Fach lauten die Themen:
- Moleküle des Lebens; Kunststoffe, Chemische Gleichgewichte und Elektrische Energie und Chemie
In beiden Kursen ist es intendiert, einen Wissensaufbau sowohl nach fachsystematischen als auch nach alltagsbezogenen Gesichtspunkten zu gewährleisten, wie es in den Bildungsstandards heißt.
Dies erfolgt im vierstündigen Kurs mit höherer thematischer Breite und Tiefe sowie mit einer höheren Zahl an konkreten Beispielen. In beiden Kursen wird zudem Wert gelegt auf ein vertieftes qualitatives Verständnis chemischer Basiskonzepte und auf Experimentalunterricht.
Im vierstündigen Kurs erfolgt im Vergleich zum zweistündigen Kurs u.a. eine verstärkte Schwerpunktsetzung auf quantitative Betrachtungsweisen.
Der Chemieunterricht im zweistündigen Fach ist jedoch kein „gekürzter Kernfachunterricht“.
Für das zweistündige Fach bedarf es eines eigenständigen Konzepts. Dies soll ein Ergebnis dieser Fortbildung sein.
Die äußere Differenzierung allein reicht jedoch nicht:
Die Notwendigkeit der
Binnendifferenzierung
im Kursstufenunterricht ergibt sich aus der Heterogenität der SuS bez. ihrer Leistungsfähigkeit, ihrer Interessen und ihrer Motivation. Dabei finden wir ohne Zweifel vor allem im zweistündigen Kurs eine besondere Bandbreite vor.
Außerdem gilt es zu berücksichtigen, dass nicht selten trotz Bildungsstandards und Schulcurriculum unterschiedliches Vorwissen aufgrund des Unterrichts in den Klassen 8-10 in unterschiedlichen Klassen und bei verschiedenen Lehrern vorhanden ist.
Hier muss ohne Zweifel eine besondere Diagnose und Förderung im Anfangsunterricht der Kursstufe ansetzen. „Fit für die Kursstufe“ sollte das Motto sein – günstigenfalls bereits in Klasse 10, die ja eine Gelenkfunktion aufweist.
Ein weiterer Aspekt für Binnendifferenzierung ist die Tatsache, dass es keine identischen Lernvoraussetzungen mehr aufgrund unterschiedlicher Kurswahl der anderen nat-wiss Fächer gibt (strukturell bedingt – Bsp. Naturstoffe – kein flankierender Biologieunterricht; Energetik und Chemisches Gleichgewicht – kein flankierender Physikunterricht). Im besten Fall lässt sich diese Tatsache nutzen, indem im Unterricht das Expertenwissen mancher Schüler gezielt einbezogen werden kann.
Eine nicht zu unterschätzende Begründung für Binnendifferenzierung ergibt sich aus den verschiedenen Zielsetzungen laut Bildungsstandards. Hier kann man mehrere Aspekte unterscheiden:
Zitat Bildungsstandards BW 2004 Chemie Leitgedanken zum Kompetenzerwerb:
„Allen zukünftigen Entscheidungsträgern in der Gesellschaft soll so, unabhängig von deren Beruf, fachliche Kompetenz an die Hand gegeben werden, die ihnen bei der Klärung naturwissenschaftlich-technischer Fragen hilft.“
Daraus kann man ableiten, dass Chemieunterricht in der Kursstufe Schülerinnen und Schülern, die später nicht in naturwissenschaftlich-technischen Berufen arbeiten, eine naturwissenschaftliche Grundbildung vermitteln soll.
Ein weiteres Zitat:
„Im Chemieunterricht wird logisches Denken und Transferdenken erworben und gefördert. Auf dem anspruchsvollen Weg hin zur fachspezifisch korrekten Erklärung der stofflichen Welt werden Geduld, Genauigkeit, Sorgfalt und Ausdauer weiter entwickelt.“
Chemieunterricht ist also auch, wenn wir so wollen, ein Vehikel für die Aneignung von wichtigen personalen Kompetenzen, die auch anderswo erworben werden könnten.
Und schließlich ein letztes Zitat aus den Bildungsstandards:
„Neben der fachbezogenen Grundbildung soll der Chemieunterricht den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, besondere Neigungen und Begabungen unter dem Aspekt der weiteren Schullaufbahn und der Berufswahl zu entdecken.“
Diese Neigungen und Begabungen sollen sicher nicht nur entdeckt, sondern auch schon zielgerichtet zu einer fachlich orientierten Studienvorbereitung entwickelt werden. Diesen Anspruch haben Universitäten an unsere pädagogischen Arbeit – und eigentlich die Schülerinnen und Schüler auch.
Zwischen diesen unterschiedlichen Ansprüchen bewegen wir uns – auch eine Begründung für notwendige Differenzierung.
Wie kann man dem gerecht werden? Darauf gibt es sicher keine einfachen Antworten – klar ist aber:
Binnendifferenzierung muss ein wesentliches Unterrichtsmerkmal kompetenzorientierten Chemieunterrichts in der Kursstufe sein.
Diagnose ist sicher die wichtigste Voraussetzung für Binnendifferenzierung.
Zunehmend muss in der Kursstufe die Selbstdiagnose der SuS kultiviert werden
- es besteht ein enger Zusammenhang mit dem zunehmend selbst verantworteten
Lernen. Durch die Kombination von Diagnose mit geeignetem Übungsmaterial,
das die SuS auswählen, ist bereits Differenzierung möglich.
Natürlich bedarf es auch professioneller Diagnose durch die Lehrkraft – nur so wird die Planung differenzierender Lernarrangements möglich:
Üben, Arbeit mit dem Lehrbuch, arbeitsteilige Gruppenarbeit, gestufte Hilfen,
GFS, Wettbewerbe.
Der Idealzustand wäre sicher die Zusammenstellung eines individuellen Lernpakets für jede/n SuS. Vielleicht kommen wir diesem Ideal mit zielgerichteter Diagnose und passgenauem Üben zumindest etwas näher.
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