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Ein­füh­rung in Bau­stein 3

Ein ge­naue­rer Blick auf die Syn­tax: Die Satz­klam­mer

Das Fel­der­mo­dell des deut­schen Sat­zes ist der Sache nach in­zwi­schen das eta­blier­te Mo­dell aller we­sent­li­chen Gram­ma­ti­ken, der Sach­stand der For­schung ist hier in allen re­le­van­ten Punk­ten ohne Un­si­cher­hei­ten. Damit wird (jetzt wie­der) die An­bin­dung des gym­na­sia­len Un­ter­richts an den Stand der Lin­gu­is­tik her­ge­stellt. Das Fel­der­mo­dell darf als prä­zi­ser als an­de­re Mo­del­le gel­ten. Vor allem bil­det es die Grund­struk­tur des deut­schen Sat­zes mit allen sei­nen Ei­gen­hei­ten ab und stellt die zen­tra­le Rolle des Verbs / Prä­di­kats klar her­aus. Zudem er­laubt es, alle we­sent­li­chen Struk­tu­ren der deut­schen Syn­tax dar­zu­stel­len. Die in­zwi­schen eta­blier­te De­fi­ni­ti­on eines Satz­glie­des – Satz­glied ist, was das Vor­feld be­set­zen kann – fußt auf die­sem Mo­dell (Vgl. z.B. Duden – Die Gram­ma­tik, 8 2009, S. 772. ). Dabei ver­ab­schie­det es kei­nes­wegs die tra­di­tio­nel­le Un­ter­schei­dung, so wie sie der la­tei­ni­schen Gram­ma­tik ent­stammt; Sub­jekt und Ob­jek­te, Ad­ver­bi­alia und At­tri­bu­te wer­den in einem prä­zi­sier­ten Rah­men wei­ter­hin un­ter­schie­den. Sie wer­den aber ein Stück weit von der al­lein tra­gen­den Funk­ti­on für die Syn­ta­x­ana­ly­se ent­las­tet, indem sie als Ele­men­te in einer fes­ten Struk­tur er­schei­nen.

Das Fel­der­mo­dell ist mitt­ler­wei­le auch in der Fach­di­dak­tik eta­bliert und be­währt. Es stellt einen kla­ren, an­schau­li­chen und gut vi­sua­li­sier­ba­ren Zu­gang zum Satz her. Damit gibt es den Schü­le­rin­nen und Schü­lern eine Struk­tur an die Hand, die ihnen hilft, sich den Satz vor­zu­stel­len, sich im Satz zu ori­en­tie­ren und damit auch Sätze zu lesen. Das Mo­dell ist nie­der­schwel­lig, denn es kommt mit wenig Ter­mi­no­lo­gie aus, die ver­wen­de­ten Be­grif­fe (Satz­klam­mer, Vor­feld, Mit­tel­feld, Nach­feld) sind un­mit­tel­bar ein­leuch­tend. Es ist ein ent­schie­de­ner Vor­teil, dass es zu­nächst ohne eine wei­te­re Be­nen­nung und Ru­bri­zie­rung von Satz­glie­dern aus­kommt und damit hilft, jede Be­griffs­hu­be­rei zu ver­mei­den. Es legt den Fokus von vorne her­ein auf ein syn­tak­ti­sches Funk­ti­ons­ge­fü­ge. Nicht zu­letzt hilft das Fel­der­mo­dell nach allen Er­fah­run­gen auch ent­schei­dend, die Zei­chen­set­zung nach­hal­tig zu ver­bes­sern. Das Mo­dell lässt sich an vie­len Stel­len auch gut in­duk­tiv er­ar­bei­ten, denn die we­sent­li­chen Ver­fah­ren, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­nö­ti­gen, sind die Um­stell­pro­be und Va­lenz­un­ter­su­chun­gen.

Me­tho­disch scheint es mir sinn­voll, mit fes­ten vi­sua­li­sier­ten Struk­tu­ren zu ar­bei­ten – darin liegt ja ge­ra­de einer der gro­ßen Vor­zü­ge der Klam­mer­syn­tax. Dass sich die Ar­beit mit Ta­bel­len auf­drängt, muss kaum ge­sagt wer­den. Man kann die ganz­sei­ti­ge Satz­klam­mer­ta­bel­le (vgl. Ma­te­ria­li­en) den Schü­le­rin­nen und Schü­ler auf rotem Pa­pier la­mi­niert an die Hand geben und immer wie­der damit ar­bei­ten. Das ent­las­tet ei­ner­seits davon, stän­dig neue Ta­bel­len zeich­nen zu müs­sen; die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen mit was­ser­lös­li­chen Fo­li­en­stif­ten ar­bei­ten, was z.B. auch Um­stell­pro­ben er­leich­tert. Zum an­de­ren – und fast noch wich­ti­ger – macht es au­gen­fäl­lig, dass es tat­säch­lich immer die­sel­be wie­der­keh­ren­de Struk­tur ist, mit deren Hilfe man Sätze ana­ly­sie­ren kann. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler haben diese also phy­sisch schon immer bei sich.

Man kann diese Struk­tur auch ein­fach als Be­rei­che im Klas­sen­zim­mer de­fi­nie­ren (mit ein­fachs­ten Mit­teln wie Krei­de­stri­chen oder Ti­schen) und nach dem be­währ­ten ak­ti­vie­ren­den Kon­zept Schü­le­rin­nen und Schü­ler in der Rolle von Satz­glie­dern darin Stel­lung be­zie­hen las­sen, um­stel­len, er­gän­zen usw.

Fast ohne Vor­lauf – le­dig­lich Aus­schnei­den und Ein­fü­gen und die Er­stel­lung von Ta­bel­len braucht es – lässt sich auch der Com­pu­ter als Hilfs­mit­tel ein­set­zen. Ta­bel­len mit der Text­ver­ar­bei­tung zu ver­fer­ti­gen, ge­hört zum Pro­gramm des Ba­sis­kur­ses Me­di­en­bil­dung, den man an die­ser Stel­le funk­tio­nal im Fach Deutsch um­set­zen kann. Der Com­pu­ter er­laubt per drag und drop na­tür­lich auch ganz ein­fach Um­stell­pro­ben. Hier er­gän­zen sich Ein­übung in Ba­sis­tech­ni­ken und In­stru­men­ta­li­sie­rung.

Zur Ge­stal­tung der Lern­auf­ga­ben

Die Bau­stei­ne gehen je­weils von einer in­halt­li­chen Ein­bet­tung aus. Im Sinne eines teil­in­te­grier­ten An­sat­zes sind es va­ri­ie­ren­de Kon­tex­te. Sie füh­ren je­weils in­duk­tiv auf das Phä­no­men hin und bie­ten Mög­lich­kei­ten zu ei­gen­stän­di­gem, ent­de­cken­dem Ler­nen. Dazu ist an ei­ni­gen Stel­len si­cher­lich eine auf die je­wei­li­gen Be­dürf­nis­se re­agie­ren­de Un­ter­stüt­zung durch den Lehr­kör­per nötig.

Die Auf­ga­ben zie­len auf eine mög­lichst große Viel­zahl von Un­ter­richts- und So­zi­al­for­men , vom of­fe­nen Un­ter­richt bis hin zu ple­na­ren Kon­zep­ten. Es sind Lern­auf­ga­ben, d.h. sie zie­len ei­ner­seits auf eine hohe Schü­ler­ak­ti­vie­rung und sie bil­den an­de­rer­seits in sich einen Zu­sam­men­hang. Soll­ten also ein­zel­ne Auf­ga­ben her­aus­ge­nom­men wer­den, muss gut auf eine sinn­vol­le Ein­bet­tung ge­ach­tet wer­den.

Der Auf­bau jedes Bau­steins folgt einem fes­ten Sche­ma: Zu­nächst kom­men die Blät­ter für die Schü­ler­hand mit Auf­ga­ben und In­for­ma­tio­nen; auch die Ak­ti­vie­rung von Vor­wis­sen ist hier ein­ge­ar­bei­tet. Es fol­gen die Hil­fe­stel­lun­gen und die Zu­satz­auf­ga­ben, bei­des po­ten­ti­ell eben­falls für die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, wobei es na­tür­lich im Er­mes­sen der Kol­leg(inn)en liegt, die Blät­ter für alle zu ko­pie­ren oder aber als Zu­satz­ma­te­ri­al z.B. in einer Lern­the­ke be­reit­zu­stel­len. Ex­em­pla­risch fin­den sich bei ein­zel­nen Auf­ga­ben auch „Lern­nach­wei­se“ zur Selbst- und Fremd­kon­trol­le; diese Lern­nach­wei­se soll­te im Sinne einer Zwi­schen­dia­gno­se ver­wen­det wer­den, d.h. um Ver­tie­fungs- und Übungs­be­darf zu eru­ie­ren und wei­te­re Lern­pro­zes­se zu pla­nen. Am Ende fol­gen je­weils di­dak­ti­sche Hin­wei­se für die Leh­rer­hand. Hier wird auch der Bezug zum Bil­dungs­plan her­ge­stellt, wobei je­weils nur die zen­tra­len Stan­dards ge­nannt wer­den. Die Auf­ga­ben sind so kon­zi­piert, dass in jede Lern­auf­ga­be auch mit den pro­zess­ori­en­tier­ten Kom­pe­ten­zen ver­zahnt ist. Eben­falls fin­den sich rhap­so­di­sche Hin­wei­se zu wei­te­ren Ma­te­ria­li­en, ohne An­spruch auf Re­prä­sen­ta­ti­vi­tät und Ex­haus­ti­vi­tät.

Die Bau­stei­ne ent­hal­ten je­weils An­ge­bo­te zur Bin­nen­dif­fe­ren­zie­rung . Dabei fin­den sich je­doch keine Dia­gnos­ein­stru­men­te, die einen kon­se­quent leis­tungs­dif­fe­ren­zier­ten Ein­satz be­grün­den könn­ten (vgl. Lern­stand 5, Modul 2). Auch sys­te­mi­sche An­sät­ze mit Kon­se­quen­zen für die Schul­ent­wick­lung blei­ben hier aus­ge­klam­mert. Dafür fin­den sich fol­gen­den Ele­men­te zur Dif­fe­ren­zie­rung:

  • Ein­stu­fung der Auf­ga­ben nach Schwie­rig­keits­grad von * bis ***. Diese dient ein­mal der Selbst­ein­schät­zung der Leis­tung durch die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, sie dient aber auch der Auf­merk­sam­keits­steue­rung der Leh­re­rin­nen und Leh­rer bei der Schü­ler­be­ob­ach­tung. Man­che der ***-Auf­ga­ben kön­nen auch weg­ge­las­sen wer­den.
  • H An­ge­bot von Hil­fe­stel­lun­gen , d.h. Un­ter­stüt­zung durch eine immer we­ni­ger of­fe­ne Auf­ga­ben­stel­lung. Die Hil­fe­stel­lun­gen las­sen sich je nach Si­tua­ti­on in ver­schie­de­ner Form ein­set­zen: im Ma­te­ri­al, in einer Lern­the­ke, münd­lich nach Schü­ler­be­ob­ach­tung.
  • Z Zu­satz­auf­ga­ben , die nicht als blo­ßes Mehr ge­dacht sind, son­dern ei­ner­seits als zu­sätz­li­che Übung (hier sel­te­ner, weil nach Be­darf leicht selbst zu kon­zi­pie­ren) und als Ver­tie­fung für die Bes­se­ren. Hier wer­den dann auch teil­wei­se Zu­satz­as­pek­te ge­bo­ten, die über das Cur­ri­cu­lum hin­aus­ge­hen.
  • Of­fe­ne Auf­ga­ben­stel­lun­gen , die Lö­sun­gen auf un­ter­schied­li­chen Ni­veaus zu­las­sen.
  • Ent­de­cken­des Ler­nen er­for­dert eine deut­li­che Schü­ler­be­ob­ach­tung und spon­ta­ne Un­ter­stüt­zung nach den je­wei­li­gen Be­dürf­nis­sen.

Die Bün­de­lung in den Ka­pi­teln folgt einem sach­li­chen Zu­sam­men­hang (gros­so modo auch, nicht not­wen­di­ger­wei­se durch­ge­hend immer einem cur­ri­cu­la­ren, s.u.). Den­noch kön­nen die Bau­stei­ne ei­gen­stän­dig ver­wen­det wer­den. Die di­dak­ti­schen Hin­wei­se ent­hal­ten je­weils stich­wort­ar­tig die we­sent­li­chen Vor­aus­set­zun­gen und ver­wei­sen auf die ent­spre­chen­den Bau­stei­ne – die Kom­pe­tenz­auf­bau for­dert auf dem Ge­biet der Sprach­re­fle­xi­on und ins­be­son­de­re der Gram­ma­tik eine deut­li­che­re Hier­ar­chi­sie­rung als in an­de­ren Be­rei­chen.

Ma­te­ria­li­en

Zu den ein­zel­nen Lern­auf­ga­ben fin­den sich im Zu­satz­ma­te­ri­al Ar­beits­blät­ter. Zu­meist re­for­mu­lie­ren sie Auf­ga­ben noch­mals, um sie lay­out­tech­nisch als Ein­zel­auf­ga­ben zu­gäng­lich zu ma­chen oder um sie etwas aus­führ­li­cher aus­zu­ge­stal­ten.

Von über­grei­fen­der Be­deu­tung ist die ganz­sei­ti­ge Satz­klam­mer­ta­bel­le . Sie kann den Schü­le­rin­nen und Schü­lern auf far­bi­gem Pa­pier und la­mi­niert zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den. Sie kön­nen auf die­ses In­stru­ment immer wie­der zu­rück­grei­fen, um Satz­ana­ly­se oder v.a. Um­stell­pro­ben zu ma­chen – ent­we­der mit einem was­ser­lös­li­chen Stift oder mit aus­ge­schnit­te­nen Satz­schnip­seln, die sie auf dem La­mi­nat ver­schie­ben. Prag­ma­tisch er­spart dies, jedes Mal eine neue Ta­bel­le an­zu­le­gen. Di­dak­tisch bringt es die all­ge­mei­ne Struk­tur vor Augen und macht auch den Rück­griff auf diese Struk­tur in po­ten­ti­ell jeder Ana­ly­se un­mit­tel­bar er­fahr­bar.

De­si­de­ra­te

Die hier vor­ge­schla­ge­nen Auf­ga­ben haben Mo­dell­funk­ti­on, d.h. sie zei­gen As­pek­te von Lern­auf­ga­ben ex­em­pla­risch . Sie sind ins­ge­samt kein voll­stän­di­ger Un­ter­richt­gang. Der Ak­zent liegt auf den Neue­run­gen und hier na­ment­lich auf die Syn­tax, die eine Art Leit­fa­den für die Bau­stei­ne bil­det.

Es han­delt sich in ers­ter Linie um Lern­auf­ga­ben zur Er­ar­bei­tung. Übungs­auf­ga­ben müs­sen die­sen Durch­gang er­gän­zen, auch wenn sich Übungs­ele­men­te durch­aus fin­den, wenn auch nicht hin­rei­chend.

Phä­no­me­ne, die wenig Neue­run­gen zei­gen und für die es in der di­dak­ti­schen Li­te­ra­tur und den Schul­bü­chern reich­lich Ein­füh­rungs- und Übungs­ma­te­ri­al gibt, blei­ben aus­ge­klam­mert . Im Fol­gen­den des­halb ei­ni­ge Hin­wei­se, wo Ma­te­ri­al zu fin­den ist.

  • Pro­no­mi­na (le­dig­lich kurz im Zu­sam­men­hang mit Per­son des Verbs in B. 2.2.) vgl. z.B. Deutsch­buch 1, 203 f. (for­ma­ler An­satz), 2, 213; deutsch.ideen 1, 249–251 (Per­so­nal- und Pos­ses­siv­pro­no­men), 2, 223–227 (Über­sicht über alle wei­te­re Arten); deutsch.kom­pe­tent 1, 166 ff; Paul D. 5, 136–140 u. 6, 303–306.​Es emp­fiehlt sich, mit den ein­fa­chen Per­so­nalund Pos­ses­siv­pro­no­mi­na ein­zu­stei­gen. Alle Pro­no­men (De­mons­tra­tiv-, In­de­fi­nit-, In­ter­ro­ga­tiv-, Re­la­tiv-, Re­fle­xiv­pro­no­mi­na und das pho­ri­sche Es) müs­sen nicht not­wen­di­ger­wei­se im Zu­sam­men­hang be­han­delt wer­den, be­zeich­nen sie doch Phä­no­me­ne mit z.T. sehr un­ter­schied­li­cher Funk­ti­on; der Kon­ver­genz­punkt in der Dei­xis dürf­te im schu­li­schen Kon­text kaum zu the­ma­ti­sie­ren sein.
  • Ad­ver­bia­le wer­den häu­fig in den Lehr­wer­ken erst in Kl. 6 an­ge­setzt. Vgl. z.B. Deutsch­buch 1, 234 u. 2, 216, 232; deutsch.ideen 2, 230 f., 242 f.; Blick­feld Deutsch 2, 74; deutsch.kom­pe­tent 5, 190; Paul D. 6, 208–221 Ad­ver­bi­alia sind eine wich­ti­ge Klas­se der Satz­glie­der. Sie las­sen sich pa­ra­dig­ma­tisch ein­füh­ren. Viele Schul­bü­cher nei­gen dazu, recht schnell zur se­man­ti­schen Ta­xo­no­mie über­zu­ge­hen. Diese ist wich­tig, weil sie die lo­gi­sche Funk­ti­on der Ad­ver­bi­alia klärt. Sie muss aber nicht am An­fang ste­hen, son­dern kann suk­zes­si­ve ein­ge­führt wer­den. Es droht sonst vor lau­ter Ter­mi­no­lo­gie das Ab­sa­cken in blo­ßes Be­nen­nen.
  • Tem­pus (nur an­deu­tungs­wei­se im Zu­sam­men­hang mit der Tem­po­ral­klam­mer in B. 7.1.) Zur Ter­mi­no­lo­gie vgl. di­dak­ti­sche Hin­wei­se zu Bau­stein 7.1.

Wei­ter zur Über­sicht über die Bau­stei­ne

 

Ein­füh­rung: Her­un­ter­la­den [pdf] [707 KB]