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Bau­stein 3.3.4 Nomen?

A. Auf­ga­ben und Er­läu­te­run­gen

Nomen (oder Na­men­wor­te) als Wort­art kennst du. Du weißt, dass man Nomen immer groß schreibt. Manch­mal kann es nicht ganz ein­fach sein, Nomen zu er­ken­nen. Man­chen Nomen sehen fast wie Ver­ben aus. Na­tür­lich kennst du die Ar­ti­kel­pro­be: Kann man der/die/das oder einer/eine/eines vor das Wort set­zen, dann ist es ein Nomen.

Auf­ga­be 1 *

  1. wir haben ein schö­nes zim­mer mit zwei bal­ko­nen.
  2. am strand ist es schön.
  3. dort gibt es viel was­ser und sand.
  4. meine schwes­ter anna nimmt dort­hin eimer, schau­fel und förm­chen mit.
  5. man kann dort herr­lich baden.
  6. baden macht gro­ßen spaß.

Un­ter­strei­che die Nomen (Ach­tung, in die­sem Text sind alle Wör­ter klein ge­schrie­ben). Ver­wen­de dabei die Ar­ti­kel­pro­be.

Lei­der hilft die Ar­ti­kel­pro­be nicht immer. Be­trach­te fol­gen­den Text­aus­schnitt:

„… Am Ende haben die Kin­der des Schul­chors dann noch das fet­zi­ge Lied von den Affen und der Ko­kos­nuss ge­sun­gen. (1) Das SIN­GEN die näm­lich sehr gern. (2) Das SIN­GEN macht den Kin­dern gro­ßen Spaß.“

Um her­aus­zu­fin­den, ob „SIN­GEN“ hier ein Nomen oder ein Verb ist, hilft wie­der die Satz­klam­mer wei­ter. Wenn man die Sätze in die Satz­klam­mer­ta­bel­le ein­trägt, er­gibt sich:

Tabelle

D.h. jetzt ist klar: im ers­ten Fall ist sin­gen das Prä­di­kat des Sat­zes, im zwei­ten Fall ist es Teil eines Satz­glie­des.

Auf­ga­be 2 */**

Auf dem Platz hin­ter der Bus­hal­te­stel­le ist mon­tags immer Markt.

  • (1a) Ein STAND ver­kauft Ge­mü­se.
  • (1b) Der STAND bie­tet aber auch Obst an.
  • (1c) Dort STAND ich neu­lich hin­ter einem di­cken Mann an. (1d) Der STAND mir ziem­lich in der Sicht.
  • (2a) Ich FRAGE den Händ­ler nach einem Em­men­ta­ler.
  • (2b) Die FRAGE ist ja na­he­lie­gend.
  • (2c) Die FRAGE be­ant­wor­tet über­ra­schen­der Weise die Frau neben mir.
  • (2d) Die FRAGE sonst auch ihn, so der Händ­ler zu mir.
  • (3a) Das ESSEN wird si­cher gut.
  • (3b) Wir ESSEN näm­lich Spa­ghet­ti Bo­lo­gne­se. (3c) Das ESSEN alle mit Vor­lie­be.
  • (3d) Das ESSEN ist auch ganz nach mei­nem Ge­schmack.

Nomen oder nicht? Un­ter­su­che die Sätze mit Hilfe einer Satz­klam­mer­ta­bel­le.

Ein Un­fall­be­richt

Ein Au­to­fah­rer schil­dert sei­ner Ver­si­che­rung den Her­gang sei­nes Un­falls.

In einer nicht zu schar­fen Links­kur­ve ge­riet ich un­ver­mu­tet ins Schleu­dern. Mein stets gut ge­war­te­ter Wagen streif­te einen ap­pe­tit­lich her­ge­rich­te­ten Obst­stand.
Ich ge­riet – be­hin­dert durch die wild durch­ein­an­der­pur­zeln­den Ba­na­nen, Oran­gen und Kür­bis­se – nach dem Um­fah­ren eines alt­mo­di­schen, ble­cher­nen Brief­kas­tens auf die an­de­re Stra­ßen­sei­te, prall­te gegen einen dort ste­hen­den Baum und rutsch­te schließ­lich zu­sam­men mit zwei par­ken­den PKWs den gra­si­gen, stei­len Hang hin­un­ter. Da­nach ver­lor ich be­dau­er­li­cher­wei­se die Herr­schaft über mein Auto.

Auf­ga­be 3 PA/GA **

  1. Was wür­dest du dem Au­to­fah­rer ent­ge­gen? For­mu­lie­re eine spon­ta­ne Äu­ße­rung; dein Part­ner über­nimmt die Rolle des Au­to­fah­rers.
  2. H Der Be­richt ent­hält ei­ni­ge über­flüs­si­ge For­mu­lie­run­gen. Kürze den Be­richt so weit wie mög­lich, indem du alle un­wich­ti­gen For­mu­lie­run­gen weg­streichst.
  3. Un­ter­su­che, wel­che Art von Satz­glie­dern oder Satz­glied­tei­len du vor allem weg­ge­las­sen hast.
  4. H Un­ter­strei­che in bei­den Tex­ten die Nomen. Be­stim­me je­weils ihre An­zahl und die Zahl aller Wör­ter und be­rech­ne den An­teil der Nomen am Ge­samt­text als Bruch. Ver­glei­che die Er­geb­nis­se mit­ein­an­der und for­mu­lie­re einen Er­geb­nis­satz.
  5. Z Die In­for­ma­ti­on, die der Text ent­hält, soll­te sich beim Kür­zen ja nicht ver­än­dert haben. Man kann sich ja nun über­legt, wel­che Wort­ar­ten in einem Text in ers­ter Linie die In­for­ma­ti­on tra­gen. For­mu­lie­re aus­ge­hend von dem Er­geb­nis in c) eine Be­haup­tung, wel­che Wör­ter vor­ran­gig die In­for­ma­ti­on tra­gen. (Aus die­ser Be­haup­tung er­gibt sich dann auch eine Be­grün­dung, warum man Nomen im Deut­schen groß schreibt.)

Be­trach­te noch­mals den zwei­ten Satz, den du wahr­schein­lich fol­gen­der­ma­ßen ge­kürzt hast: „Mein stets gut ge­war­te­ter Wagen streif­te einen ap­pe­tit­lich her­ge­rich­te­ten Obst­stand.“ Hier hast du die Satz­glie­der auf ihren Kern re­du­ziert. Der Kern eines Satz­glie­des ist häu­fig ein Nomen (vor allem bei ad­ver­bia­len Be­stim­mun­gen ist das al­ler­dings nicht immer so).
Was hier je­weils ge­stri­chen wor­den ist, ist eine At­tri­but. Damit kann man sagen: Nomen sind Trä­ger von At­tri­bu­ten. Damit haben wir neben der Ar­ti­kel­fä­hig­keit auch die At­tri­but­fä­hig­keit als Ei­gen­schaft von Nomen.

B. Hil­fe­stel­lun­gen

  • zu Auf­ga­be 3 c ): Un­ter­su­che vor allem den zwei­ten Satz („Mein stets gut ge­war­te­ter Wagen streif­te…).
  • zu Auf­ga­be 3 d) :

    tab2
    In­ter­es­sant ist na­tür­lich, in wel­chem der Texte der An­teil der Nomen grö­ßer ist.

C. Zu­satz­auf­ga­ben

Z 1. nach Auf­ga­be 3b): Ver­su­che den Text noch wei­ter zu kür­zen, ohne dass Wich­ti­ges weg­fällt; du kannst ihn dazu um­for­mu­lie­ren, ja sogar in stich­wort­ar­ti­gem Te­le­gramm­stil schrei­ben. Ar­bei­te dann mit die­ser Text­fas­sung in c) wei­ter.

Z 2.​zu Auf­ga­be 3d): Ihr könnt auch fol­gen­des Ex­pe­ri­ment ma­chen. Ver­sucht eurem Part­ner den Un­fall zu schil­dern, indem ihr nur die Wör­ter einer Wort­art und Ges­ten ver­wen­det. Mit wel­chen Wort­ar­ten ge­lingt es, den Her­gang ver­ständ­lich zu ma­chen?

Z 3. am Ende: Beim an­schau­li­chen Er­zäh­len kommt es ja – im Ge­gen­satz zum Be­rich­ten – auf an­schau­li­che Aus­schmü­ckung an. Dazu sind At­tri­bu­te na­tür­lich ein wich­ti­ges Mit­tel. Er­zäh­le den Un­fall an­schau­lich und dra­ma­tisch nach, so wie er in einer span­nen­den Ge­schich­te er­zählt wer­den könn­te. Du kannst dabei auch von der Ich-Form in die Er- Form wech­seln.

Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Der Bil­dungs­plan er­setzt den Ter­mi­nus Sub­stan­tiv durch Nomen . Er folgt damit der Sprach­re­ge­lung der KMK, aber auch vie­ler Gram­ma­ti­ken, auch wenn ei­ni­ge bei der Be­zeich­nung Sub­stan­tiv blei­ben oder einen Un­ter­schied be­zeich­nen.

Die­ser Bau­stein be­ruht auf einem Ver­ständ­nis von Wort­ar­ten, dass man – im Ge­gen­satz zu on­to­lo­gisch-sub­stan­tia­len An­sät­zen, wo Wör­tern von vorne her­ein eine Wort­art quasi we­sen­haft zu­ge­schrie­ben wird – funk­tio­nal be­zeich­nen kann. Dies um­fasst mor­pho­lo­gi­sche Ei­gen­schaf­ten und be­greift Wort­ar­ten als syn­tak­ti­sche Ein­hei­ten; diese wer­den in Re­la­ti­on zu ihrer se­man­ti­schen Funk­ti­on ge­setzt.
Zu­nächst wird ein An­satz ge­zeigt, wie man Nomen als syn­tak­ti­sche Ein­heit ein­füh­ren kann. Die­ser Vor­schlag re­agiert auf die Schwie­rig­kei­ten, das Nomen als le­xi­ka­li­sche Klas­se zu de­fi­nie­ren, d.h. als Be­zeich­nung von Ge­gen­stän­den ein­zu­füh­ren und dann vor der Not­wen­dig­keit zu ste­hen, diese De­fi­ni­ti­on immer wei­ter auf­wei­chen zu müs­sen (Ge­gen­stän­de, Sa­chen, Le­be­we­sen, Ge­füh­le, Ge­dan­ken; No­mi­na­li­sie­run­gen); im Prin­zip kann jedes Wort als Nomen ver­wen­det wer­den. Zudem wer­den Nomen oft zu schnell mit dem abs­trak­ten Phä­no­men der Kasus (und zwar aller) ver­bun­den, was hier zu­nächst be­wusst ver­mie­den wird.

Daher wird zu­nächst ein den Schü­le­rin­nen und Schü­ler schon aus der Grund­schu­le be­kann­tes Kri­te­ri­um – Nomen kön­nen einen Ar­ti­kel tra­gen – wie­der auf­ge­grif­fen und pro­ble­ma­ti­siert. Auch ent­hält Aufg. 1 schon schwie­ri­ge Fälle wie Stoff­na­men, Ei­gen­na­men oder Tä­tig­kei­ten. Aufg. 2 nutzt die Satz­klam­mer­ta­bel­le, um die Ab­gren­zung vom Verb zu klä­ren. Damit wird das Nomen als Kern eines Satz­glie­des vor­ge­führt (in die­sem Fall be­schränkt auf das Sub­jekt).

Die­ser An­satz wird in Aufg. 3 ver­bun­den mit der we­sent­li­chen se­man­ti­schen Funk­ti­on des No­mens als we­sent­li­cher In­for­ma­ti­ons­trä­ger; dies hat im Deut­schen ja zur Groß­schrei­bung ge­führt, die alle Re­for­mat­ta­cken über­stan­den hat, weil die Groß­schrei­bung das Lesen er­leich­tert.

Dass das Nomen am Ende nur als Kern eines Satz­glie­des aus­ge­wie­sen wird, ist streng ge­nom­men eine Ver­kür­zung; sie ist an die­ser Stel­le le­gi­tim, weil es hier darum geht, eine grund­le­gen­de syn­tak­ti­sche Ein­sicht zu for­mu­lie­ren, und weil der abs­trak­te­re Be­griff der No­mi­nal­grup­pe noch nicht ein­ge­führt ist und eher Ver­wir­rung stif­ten dürf­te. Die At­tri­but­fä­hig­keit bil­det die Klam­mer zu den an­de­ren Bau­stei­nen die­ses Ka­pi­tels.

Vor­aus­set­zun­gen

Satz­klam­mer (B. 1.2.), Satz­glie­der (B. 2.1.), Nomen, Ar­ti­kel, At­tri­bu­te (B. 3.1.)

Zu ein­zel­nen Auf­ga­ben

  • Auf­ga­be 3

Bei die­ser Re­for­mu­lie­rungs­übung bie­tet sich auch der Ein­satz des Com­pu­ters an. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler über­ar­bei­ten dann die elek­tro­ni­sche Fas­sung des Tex­tes. Zur Zäh­lung kann man die Zäh­lung der Wort­zahl, wie sie z.B. Word lie­fert, be­quem nut­zen. Bei die­sem in­duk­ti­ven Ge­dan­ken­gang ist u.U. für man­che Schü­le­rin­nen und Schü­ler eine en­ge­re Be­glei­tung nötig. Frucht­bar scheint in jedem Fall hier eine ko­ope­ra­ti­ve So­zi­al­form.

Bil­dungs­plan­be­zug

Zen­tra­le Stan­dards:

3.​1.​2.​1.(9) Wort­ar­ten gemäß ihrer Funk­ti­on und Ver­wen­dung be­stim­men (Nomen)

3.​1.​2.​1.(20) Groß- und Klein­schrei­bung un­ter­schei­den; Groß­schrei­bung von Nomen norm­ge­recht an­wen­den; dabei auch gram­ma­ti­sches Wis­sen an­wen­den

Wich­ti­ge in­te­grier­te Stan­dards

all­ge­mein

3.​1.​2.​1.(2) die Struk­tur von ein­fa­chen Sätze ana­ly­sie­ren und nach dem Fel­der­mo­dell be­schrei­ben

Aufg. 3

2.3.(1) Le­se­tech­ni­ken an­wen­den

 

At­tri­bu­te, Kom­pa­ra­ti­on und Nach­feld, Nomen: Her­un­ter­la­den [pdf] [1,1 MB]