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4. Medien im Deutschunterricht: Unterrichtsideen und Aufgaben

4.4 Audiovisuelle und symmediale Zugänge zu Erich Kästners Kinderroman „Emil und die Detektive“

4.4.2 Unterrichtsvorschläge

4.4.2.1 Vorschlag 1: Vergleichende Annäherung an die Figur Emil

Kompetenz(en): 3.1.1.3, Medien: Kompetenzen 11, 13, 14
Zeitumfang: Etwa zwei Doppelstunden
Benötigte Materialien:
Die Arbeitsblätter sind in Kapitel 4.4.3 zu finden
• Arbeitsblatt 1: Kopie für jede(n) Schüler(in)
• Arbeitsblatt 1: OHP-Folie
• Arbeitsblatt 2 (auf DIN-A3 vergrößert): Kopie für alle SuS
• Arbeitsblatt 2: OHP-Folie
Benötigte Medien: • Kästner, Emil und die Detektive: Roman
• Erich Kästner, Emil und die Detektive: Verfilmung von 1931
• Karteikarten
• evtl. Computer
• evtl. Scanner oder Fotoapparat
• evtl. auf dem Computer gespeicherte („gerippte“) Szenen 1 (1:37-4:35) und 2 (4:45-7:45) der Verfilmung von 1931
Benötigte Programme: • evtl. Videoabspielprogramm (z.B. VLC Media Player)
• evtl. Textverarbeitungsprogramm
• evtl. Scanprogramm

Bevor die Schülerinnen und Schüler den Titel des Kinderromans kennen, sollen sie zunächst überlegen, wie sie sich den Protagonisten eines Kriminalromans vorstellen und ihre Ideen verschriftlichen und zeichnerisch festhalten. Ein sich anschließender Vergleich dieser Vorstellungen mit der Zeichnung Emils von Walter Trier soll Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufdecken (vgl. Arbeitsblatt 1, Kapitel 4.4.3.1).
Diese vergleichende Vorgehensweise soll auch im ersten Kontakt mit dem Kinderroman beibehalten werden: Die Exposition Emils in den ersten beiden Kapitel erfolgt direkt im Abgleich mit eigenen Vorstellungen und der Zeichnung Triers, wodurch erkannt werden soll, dass Emil zwar sehr vernünftig und brav, keineswegs aber feige ist, was ihn vom Figurenpersonal zahlreicher Kinder- und Jugendromane wohltuend abhebt.
Der Vergleich des Romanbeginns mit dem Anfang einer Verfilmung kann dann zu der Erkenntnis führen, dass auch im Film Personen, Grundsituationen und Orte exponiert und Figuren charakterisiert werden müssen, die technischen Mittel in einem Roman und einem Film aber z.T. verschieden sind.
Für den Vergleich des Romanbeginns mit dem Anfang einer Verfilmung bieten sich prinzipiell alle drei Verfilmungen an. Die Fassung von 1931 orientiert sich aber nicht nur nah an der Romanvorlage, sondern ist für Fünft- und Sechstklässler auch wesentlich leichter zu überschauen als die Verfilmung von 2001. Die Version von 1954 weicht zu Beginn deutlich von der Romanvorlage ab, ist sehr langsam erzählt und für die heutige Zeit vermutlich auch inhaltlich wenig attraktiv (Emil muss z.B. eine Robbe retten, um in die „Störtebecker-Bande“ aufgenommen zu werden). Die Verfilmung von 2001 ist temporeich erzählt und weicht stark von der Vorlage ab, was zum einen vorteilhaft sein kann, weil dadurch die spezifischen Unterschiede in der Figurengestaltung deutlich zum Ausdruck kommt, andererseits aber dürfte es aufgrund der Komplexität der filmischen Gestaltung Fünft- und Sechstklässlern schwerfallen, eine kriteriengestützte Analyse dieser Verfilmung vorzunehmen. Deshalb bezieht sich der Vorschlag hier auf die Verfilmung von 1931.
Für die erste Szene der Verfilmung von 1931 (1:37-4:35), die ganz ohne Sprache auskommt und zeigt, wie Emil und seine zwei Freunde dem örtlichen Polizisten einen Streich spielen, gibt es im Roman keine Entsprechung. Dennoch sollte die Charakterisierung Emils mit dieser Szene beginnen, da die SuS sich ganz auf die Handlung, Mimik (wobei die Gesichter der Kinder z.T. durch Masken verdeckt sind) und Gestik der Figuren konzentrieren können, was einen idealen Einstieg in die komplexe Materie der Filmanalyse darstellt (vgl. Aufgabe 6). Da der Charakter Emils hier allerdings sehr eindimensional gezeichnet wird – Emil wird als Lausbub dargestellt –, muss sich eine Analyse der zweiten Szene (4:45-7:45), die in der Friseurstube der Mutter spielt, anschließen (vgl. Aufgabe 7). Auch wenn die Aufgabe (s.u.) auf das Nötigste reduziert ist, dürfte sie für Fünft- und Sechstklässler doch eine Herausforderung darstellen, weshalb der Filmausschnitt sicher mehrmals gezeigt werden muss.
Eine stärkere Individualisierung der Filmanalyse kann erreicht werden, wenn die beiden Filmausschnitte auf Festplatte gespeichert („gerippt“) und über einen Moodle-Kursraum allen SuS zur Verfügung gestellt wird (vgl. Anleitung 4.10). Eine Einstellung von maximal 12% oder fünf Minuten eines urheberrechtlich geschützten Werks in einen kennwortgeschützten Moodle-Kursraum, der einer klar begrenzten Gruppe von Teilnehmern zur Verfügung steht, ist derzeit erlaubt (vgl. hierzu /sueb/recht/checkl/musik_video.htm ).

Aufgaben:

  1. EA: Du möchtest eine Kriminalgeschichte schreiben, in deren Mittelpunkt ein elfjähriger Junge steht. Halte in einer kurzen Beschreibung fest, wie deine Hauptfigur (der „Protagonist“) heißen und aussehen soll und zeichne die Figur anschließend. Halte danach schriftlich fest, welche Charaktereigenschaften deine Hauptfigur haben soll, ob er bei beiden Eltern oder nur einem Elternteil lebt und wie sein Verhältnis zu ihnen/ihm ist, ob er Geschwister und Freunde hat und wie er sich mit ihnen versteht, ob er ganz besondere Eigenschaften besitzt, die ihm später bei der Lösung des Kriminalfalls eventuell helfen können etc.
    Wenn du einen Computer zur Verfügung hast, kannst du z.B. in einem Textverarbeitungsprogramm ein Dokument anlegen und unter einem aussagekräftigen Titel (z.B. „Meine_Hauptfigur“) abspeichern. Oben in der Mitte der Seite notierst du den Namen deines Protagonisten, darunter lässt du drei Zeilen für ein Bild frei, in der vierten Zeile beginnst du mit der Beschreibung deiner Hauptfigur. Dein Bild kannst du einscannen oder fotografieren und auf den PC übertragen und anschließend in die dafür vorgesehene Lücke zwischen dem Namen deines „Helden“ und seiner Beschreibung einfügen.
    Hilfestellungen zum Anlegen und Speichern von Dokumenten, zum Einscannen von Bildern oder zum Übertragen von Bildern von einem Fotoapparat oder einem Handy auf den PC sowie zum Einfügen eines Bildes in ein Textverarbeitungsprogramm findest du im Kapitel 4.4.4. Anleitungen“ in den Unterkapiteln 4.4.4.1 bis 4.4.4.4.
  2. PA: Tauscht eure Zeichnungen und Beschreibungen untereinander aus und unterbreitet einander Verbesserungsvorschläge.
  3. EA: Betrachte die Zeichnung auf Arbeitsblatt 1 und bearbeite die Aufgaben.
  4. GA: Bildet Vierergruppen und stellt euch gegenseitig eure bisherigen Ergebnisse vor. Lest euch dann abwechselnd gegenseitig die ersten beiden Kapitel des Romans „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner vor („Emil hilft Köpfe waschen“ und „Wachtmeister Jeschke bleibt stumm.“). Überlegt gemeinsam, wie Emil in diesen beiden Kapiteln eingeführt wird: Wo wohnt er, wie sieht er aus, welchen Charakter (vgl. Hilfestellung) besitzt er, welche Einstellungen hat er und wie ist seine familiäre Situation? Haltet eure Erkenntnisse auf einem Plakat fest. Überlegt gemeinsam, welche Überschrift ihr wählen sollt und notiert sie auf dem Plakat.
    Wenn ihr einen Computer zur Verfügung habt, könnt ihr das Plakat am PC gestalten, die Seite ausdrucken und auf dem Schulkopierer auf DIN-A3 vergrößern.
  5. Plenum: Hängt eure Plakate auf und seht euch die Plakate der anderen Gruppen an. Besprecht eure Ergebnisse im Plenum.
  6. Plenum: Seht euch den Anfang der Verfilmung von 1931 an (1:37-4:35).
    EA: Notiere, wie Emil, seine beiden Freunde und der Polizist handeln, welchen Gesichtsausdruck und welche Gestik du bei Emil und dem Polizisten beobachten kannst (vgl. Hilfestellung). Überlege danach, was das über den Charakter Emils aussagt. Halte deine Ergebnisse schriftlich fest.
    Wenn du einen Computer zur Verfügung hast und der Filmausschnitt auf dem PC abrufbar ist, kannst du den Film mehrfach ansehen und deine Gedanken in einem Textverarbeitungsprogramm festhalten.
  7. Plenum: Seht euch die zweite Szene der Verfilmung von 1931 an (4:45-7:45).
    EA: Schreibe auf, wie Emil zu Beginn des Films (4:45-7:45) charakterisiert wird: Beschreibe Handlungen, Mimik, Gestik, und Äußerungen der in der Filmszene vorkommenden Figuren (Spalte „Wer?“) und notiere, was dir sonst noch auffällt (Spalte „Sonstige Beobachtungen“). Schreibe zum Schluss auf, welche Rückschlüsse diese Beobachtungen auf Emils Charakter zulassen. Benutze dazu Arbeitsblatt 2 (auf DIN-A3 vergrößert).
    Wenn du einen Computer zur Verfügung hast und der Filmausschnitt auf dem PC abrufbar ist, kannst du den Film mehrfach ansehen und Arbeitsblatt 2 am Computer ausfüllen.
  8. PA/GA/Plenum: Besprecht eure Ergebnisse und vergleicht anschließend schriftlich, wie Emil in den ersten beiden Romankapiteln und zu Beginn des Films charakterisiert wird.


Hilfestellungen:

  • Zu Aufgabe 4: Aussagekräftige Hinweise auf den Charakter Emils kannst du z.B. seinem Verhalten und seinen Äußerungen entnehmen. Zudem wird Emil möglicherweise auch direkt charakterisiert, indem der Erzähler oder andere Figuren wie seine Mutter oder seine Freunde etwas über ihn denken oder sagen. Unterstreicht all diese Informationen.
  • Zu den Aufgaben 6, 7: Anhand von Gestik, Mimik, Handlungen und Äußerungen anderer Figuren kannst du Rückschlüsse auf Emils Charakter ziehen. Vgl. auch die Hilfestellung zu Aufgabe 4.

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