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Bau­stein 3 Film­werk­statt

Ka­me­ra­füh­rung - „Ach­tung – Ka­me­ra läuft!“

  1. Ihr seht einen Aus­schnitt aus dem Film (Am Eis­stand, An­fang Ka­pi­tel 9). Er­zäh­le in ei­ge­nen Wor­ten den Film­aus­schnitt aus der Ver­fil­mung „Rico, Oskar und die Tie­fer­schat­ten“ nach. Ori­en­tie­re dich an den w-Fra­gen (Wer tritt in die­ser Sze ne auf, worum geht es, wo spielt die Szene, was geht der Szene vor­aus, was folgt ...).
  2. Ver­glei­che den vor­lie­gen­den Text­aus­schnitt aus „Rico, Oskar und das Herz­ge­bre­che“ mit der Film­sze­ne. Un­ter­strei­che alle Text­stel­len, die etwas über die Stim­mung und die Ge­füh­le der Eis­ver­käu­fe­rin aus­sa­gen. (Mat5)
  3. Be­schrei­be, wie diese Ge­füh­le im Film dar­ge­stellt wer­den.
  4. Lies den fol­gen­den In­for­ma­ti­ons­text zu Ka­mer­a­per­spek­ti­ve und Ein­stel­lung durch (Mat 6).
  5. Über­le­ge mit einem Part­ner, warum in den Film „Rico, Oskar und die Tie­fer schat­ten“ diese Szene aus dem zwei­ten Band „Rico, Oskar und das Herz­ge­bre­che“ hin­ein­ge­nom­men wurde. Hal­tet eure Über­le­gung schrift­lich fest.
  6. Mache je­weils ein Foto in Nah­auf­nah­me und To­ta­le und aus Frosch- oder Vo­gel­per­spek­ti­ve. Be­schrif­te sie und klebe sie in dein Film-Port­fo­lio.

Mat 5: Am Eis­stand

Un­ter­strei­che alle Text­stel­len, dies uns Aus­kunft geben über die Laune der Eis­ver­käu­fe­rin.
Kannst du die un­ter­stri­che­nen Text­stel­len ord­nen?

 

Wort­art: Ver­ben

 

Wort­art: Ad­jek­ti­ve

 

Ver­gleich

 

Mimik / Ges­tik

 

Kör­per­spra­che

 

 

 

 

 

Aus­schnitt aus: An­dre­as Stein­hö­fe: Rico, Oskar und das Herz­ge­bre­che

"Auf den Bän­ken saßen Müt­ter, im Gras spiel­ten klei­ne Kin­der, und drei oder vier Leute lagen ein­fach auf dem Rü­cken und ge­nos­sen den Son­nen­schein. Der Eis­wa­gen stand am Au­ßen­rand des Parks. Als Oskar und ich dar­auf zu­gin­gen, guck­te uns die Ver­käu­fe­rin aus schlit­zi­gen Augen ent­ge­gen. Man hätte an­neh­men kön­nen, sie brauch­te eine Bril­le, aber ich sah so­fort, dass sie bloß miese Laune hatte. Viel­leicht war sie stin­kig, weil drau­ßen die Sonne schien und sie in ihrem Eis­wa­gen frie­ren muss­te. Sie war etwa ge­nau­so alt wie Mama, aber nur halb so blond und höchs­tens vier­tel so hübsch.

„Guten Tag“, sagte ich. „Zwei Eis bitte.“

„Waf­fel oder Be­cher?“ Ihre Stim­me klang so ge­nervt, wie ich mich fühle, wen ich mit Frau Dah­ling den Mu­si­kan­ten­stadl gu­cken muss.

„Waf­fel.“

„Wie viele Ku­geln?“

„Viele.“

Sie ver­dreh­te die Augen, nahm eine von den ganz gro­ßen Waf­feln, fisch­te das Eis­ku­gel­raus­kratz­ding aus einem klei­nen Be­häl­ter mit Was­ser und ließ es auf­for­dernd klap­pern.

„Ich hätte gerne eine Kugel Scho­ko“, sagte ich. „Und dann noch eine Scho­ko.“ Sie klatsch­te wort­los zwei Ku­geln in die Waf­fel und sah mich ab­war­tend an.

„Bitte noch eine.“ KLATSCH!

„Und noch eine.“

Jetzt war nicht nur ihr Blick ver­knif­fen, son­dern auch ihr Mund. „Sag doch gleich, dass du vier­mal Scho­ko willst!“.

„Ich will fünf­mal Scho­ko.“

„Viel­leicht ziehst du erst mal die fünf Schrau­ben in dei­nem Kopf an, Klei­ner!“

Also echt! Ich press­te die Lip­pen auf­ein­an­der. So was ver­saut mir voll den Ap­pe­tit. Wenn man so schnell bis fünf zäh­len könn­te, wie man hin­ter­ein­an­der Lust auf Scho­ko hat, ohne es vor­her zu wis­sen, würde man das ja wohl tun.

Die fünf­te Scho­ko­ku­gel klatsch­te in die Waf­fel. „War’s das?“

„Danke.“

„Danke ja oder danke nein?“

Ich streck­te ein­fach die Hand aus und nahm die Waf­fel an. So eine un­freund­li­che Zicke. Jetzt stell­te sie sich auf die Ze­hen­spit­zen, beug­te sich über den Tre­sen und guck­te zu Oskar run­ter. „Und, kön­nen wir schon bis fünf zäh­len?“

„Wir kön­nen sogar bis sie­ben“, sagte Oskar lie­bens­wür­dig.

„Bitte im Be­cher. Erd­bee­re, Pis­ta­zie, Ti­ra­mi­su, Va­nil­le; Ka­ra­mell, Zi­tro­ne, Erd­bee­re.“ Die Eis­frau schloss den Mund und mach­te ein klei­nes, knir­schen­des Ge­räusch mit ihren Zäh­nen, bevor sie ihn wie­der öff­ne­te. „Also zwei­mal Erd­bee­re?“

„Ja, aber eine ganz unten und eine ganz oben. Und wenn’s geht, die Zi­tro­ne nicht an die Pis­ta­zie kom­men las­sen. Und Va­nil­le nur, wenn da auch ... sind da künst­li­che A ro­ma­stof­fe drin?“

„Jede Menge.“ Sie lä­chel­te Oskar so böse an, als woll­te sie sagen: Genug, um klei­ne Kin­der, die mir auf die Ner­ven gehen, so rich­tig schön zu ver­gif­ten.

„Gut.“ Ich konn­te es nicht sehen, aber ich wette, Oskar zuck­te hin­ter der gro­ßen schwar­zen Son­nen­bril­le nicht mit der Wim­per. „Dann bitte lie­ber zwei Ku­geln Va­nil­le und dafür keine Zi­tro­ne. Die echte Ge­würz­va­nil­le ist eine Or­chi­dee, wis­sen Sie.“

„In­ter­es­siert mich nicht.“

Oskar starr­te sie an. Seine klei­nen Fin­ger mit den ab­ge­kau­ten Nä­geln be­gan­nen einen Trom­mel­wir­bel auf dem Tre­sen zu schla­gen, ta-ramm, ta-ramm. „Die Va­nil­le­pflan­ze“, er­klär­te er un­be­irrt wei­ter, „muss von Ar­bei­te­rin­nen auf Ma­da­gas­kar und Re­uni­on mit Kak­tus- und Bam­bus­sta­cheln künst­lich be­stäubt wer­den, um in aus­rei­chen­den Men­gen auf dem Welt­markt ver­kauft wer­den zu kön­nen.“

„Tat­säch­lich.“

Da Eis­ku­gel­raus­kratz­ding klap­per­te. Die erste Kugel Erd­beer lan­de­te im Be­cher.

„Das ist keine schö­ne Ar­beit“, ta-ramm, ta-ramm , „und sie wird schlecht be­zahlt.“

„So,so.“

ZACK, Pis­ta­zie, ZACK, Ti­ra­mi­su ...

Und künst­li­che Va­nil­le ist völ­lig un­schäd­lich.“

„Was d nicht sagst. Wo war noch mal das Ka­ra­mell?“

Os­kars Fin­ger kamen zur Ruhe. „An fünf­ter Stel­le. Aber zäh­len konn­ten wir ja ei­gent­lich bis sie­ben.“ Die Eis­frau schnaub­te bloß. Oskar wand­te sich mir zu. „In dei­nem Eis ist sie auch drin.“

Ich starr­te meine Waf­fel an, als hätte sch ein Tier­chen darin ver­steckt. „Wer?“

„Die künst­li­che Va­nil­le.“

Ich nick­te und tipp­te mit der Zun­gen­spit­ze vor­sich­tig gegen die Scho­ko­ku­geln. Sie schmeck­ten okay. Hin­ter mit klap­per­te das Eis­ku­gel­raus­kratz­ding immer schnel­ler. Ich hatte noch nie über­legt, ob ir­gend­wo ir­gend­wer dafür schlecht be­zahlt wurde, dass er mit Kak­tus­sta­cheln was na­tür­lich Un­schäd­li­ches zu essen her­stell­te, das künst­lich ge nauso un­schäd­lich war.

Die Eis­frau reich­te Oskar sei­nen Be­cher über den Tre­sen nach unten und ich hielt ihr den Zeh­n­eu­ro­schein hin. Als sie mir das Wech­sel­geld her­aus­gab, tat ich so, als würde ich es schnell nach­zäh­len, bevor es in die Ho­sen­ta­sche klim­pern ließ.

„Tschüs“, sage ich. „Bis bald mal wie­der.“

De Eis­frau hob das Eis­ku­gel­raus­kratz­ding wie eine Waffe und mur­mel­te etwas wie : Nur über meine Lei­che . Os­kars Kopf lief rot an. Wenn er wü­tend wird, kann er total aus­ras­ten. Ich pack­te ihn schnell beim Arm und zog ihn hin­ter mir her. Bis wir am Spring­brun­nen an­ge­kom­men waren und uns ne­ben­ein­an­der auf die Kante setz­ten, hatte sein Ge­sicht wie­der die nor­ma­le Farbe zu­rück."

aus: An­dre­as Stein­hö­fel, Rico, Oskar und das Herz­ge­bre­che, Ham­burg:Carl­sen, 2013, S. 36 - 40

 

Mat 6: Die Ka­me­ra er­zählt

Mit einer Ka­me­ra kann man ganz schön viel ma­chen, je nach­dem, wie die Ein­stel­lung oder die Per­spek­ti­ve ge­wählt wird.

Einstellungen

Durch den ex­tre­men Blick von unten kann eine Per­son sehr über­le­gen und mäch­tig wir­ken. Im Eng­li­schen nennt man das worm’s eye view .(1)

Die Ka­me­ra be­fin­det sich auf Au­gen­hö­he. Dies ist die Stan­dard­po­si­ti­on. (2)

Die Ka­me­ra blickt von einer er­höh­ten Po­si­ti­on auf das Ge­sche­hen, man be­kommt eine Art Über­blick, gleich­zei­tig wirkt das Ganze auch etwas dis­tan­ziert. Im Eng­li­schen heißt diese Per­spek­ti­ve bird’s eye view. (3)

Kameraperspektive

Lö­sung

  • De­tail (z.B. nur Teile des Ge­sichts)
  • To­ta­le (z.B. eine ge­am­te Szene im Bild)
  • Weit (z.B. eine Stadt aus gro­ßer Ent­fer­nung

Bezug zum Bil­dungs­plan

3.​1.​1.​3 Me­di­en

(14) al­ters­ge­mäß aus­ge­wähl­te Ge­stal­tungs­mit­tel au­dio­vi­su­el­ler Texte selbst­stän­dig be­schrei­ben und deren Wir­kung er­läu­tern: Ein­stel­lung (Nah­auf­nah­me, To­ta­le), Ka­mer­a­per­spek­ti­ve (Frosch-, Vo­gel­per­spek­ti­ve), Ton;

 

Bau­stein 3- Film­werk­statt: Her­un­ter­la­den [pdf] [522 KB]