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Bau­stein 3.6.2. Prin­zes­sin­nen und Frö­sche – Satz­ge­fü­ge und Ne­ben­sät­ze

A. Auf­ga­ben und Er­läu­te­run­gen

Es war ein­mal eine Kö­nigs­toch­ter.

  1. Ihr Vater war sehr streng, weil er Angst um sein Kind hatte.
  2. Sie durf­te zum Bei­spiel nicht al­lein in den Wald hin­ter dem Schloss gehen. Dort gab es Wölfe und einen tie­fen Brun­nen.
  3. Eines Tages ging die Kö­nigs­toch­ter doch in den Wald. Es war sehr heiß.
  4. Sie tat es. Ihr Vater hatte es ver­bo­ten.
  5. Sie woll­te sich er­fri­schen. Sie woll­te ihre Füße ins kühle Was­ser tau­chen.
  6. Ei­ni­ge Zeit ver­weil­te sie am Brun­nen. Etwas un­heim­lich war ihr schon zu­mu­te.
  7. Sie spiel­te mit ihrer gol­de­nen Kugel. Sie woll­te sich ab­len­ken.
  8. Sie passt nicht auf. Die Kugel fiel in den Brun­nen.

Auf­ga­be 1 *

Wahr­schein­lich hast du das Mär­chen er­kannt. Wie geht es wei­ter? Er­zäh­le.

Auf­ga­be 2 *

Das Mär­chen ist hier nicht be­son­ders ab­wechs­lungs­reich er­zählt. For­mu­lie­re, was dich an die­sem Text stört.

Hilfe

Auf­ga­be 3 *

Satz (1) gibt einen Hin­weis, mit wel­chem Mit­tel man den Text um­for­mu­lie­ren könn­te. Ver­bin­de je­weils zwei Sätze mit einem in­halt­lich pas­sen­den Wört­chen wie weil, als, ob­wohl, indem, … Setze vor diese Wör­ter je­weils ein Komma.

Ne­ben­sät­ze

Die Sätze, die du ge­ra­de ge­bil­det hast, nennt man Ne­ben­sät­ze . Sie hei­ßen des­we­gen so, weil sie nicht al­lei­ne ste­hen kön­nen. (Das be­sagt aber noch nichts über ihren In­halt – der kann näm­lich sehr wich­tig sein – be­trach­te nur das fol­gen­de Bei­spiel.) Der selb­stän­di­ge Satz, von dem ein Ne­ben­satz ab­hängt, heißt Haupt­satz .

Komma

 

Zwi­schen dem Haupt- und dem Ne­ben­satz steht immer ein Komma .

Hilfe

Auf­ga­be 4 *

Prüfe, ob Ne­ben­sät­ze für sich al­lein ste­hen kön­nen. Lies dazu deine Ne­ben­sät­ze aus Auf­ga­be 3 laut.
Wenn du un­si­cher bist, ob du die Ne­ben­sät­ze ge­fun­den hast, schaue in der Hil­fe­stel­lung nach.

Auf­ga­be 5 **

Ver­glei­che die Ne­ben­sät­ze mit­ein­an­der: Gibt es Ge­mein­sam­kei­ten? Prüfe vor allem den An­fang und den Schluss der Ne­ben­sät­ze.

Hilfe

Auf­ga­be 6 **

Ver­su­che, ei­ni­ge der Ne­ben­sät­ze (ohne den Haupt­satz) in die Satz­klam­mer­ta­bel­le ein­zu­tra­gen. Dabei er­gibt sich eine Schwie­rig­keit. Ver­su­che sie zu be­nen­nen.
Wenn du Hilfe brauchst, fin­dest du im Zu­satz­ma­te­ri­al einen Hin­weis.

Feldertabelle

Ne­ben­sät­ze als Ver­bletzt-Sätze

Ne­ben­sät­ze bil­den eine be­son­de­re Art von Sät­zen. Du kennst be­reits Ver­b­zweit­sät­ze und Ver­berst­sät­ze. Hinzu kom­men jetzt Ne­ben­sät­ze als Verb letzt sätze . In ihnen steht das kom­plet­te Prä­di­kat in der rech­ten Satz­klam­mer , d.h. in aller Regel am Ende.
Die Ne­ben­sät­ze wer­den ein­ge­lei­tet durch eine Sub­junk­ti­on . Sub­junk­tio­nen sind z.B.: weil, da, ob­wohl, ob­gleich, wenn, falls, als, wäh­rend, damit, indem, dass .
Die Sub­junk­ti­on hat eine wich­ti­ge Funk­ti­on. Weil das Verb kom­plett in der rech­ten Satz­klam­mer am Ende steht, wird die Stel­le der lin­ken Ver­bklam­mer frei. An diese Stel­le tritt in Ver­bletzt­sät­zen die Sub­junk­ti­on.
Ver­bletzt­sät­ze sind eine be­son­de­re Form von Sät­zen. Sie mar­kie­ren die Un­ter­ord­nung unter den Haupt­satz im Satz­bau, der ein nor­ma­ler Ver­b­zweit­satz ist.

Unterordnung

Feldertabelle

… Die Fort­set­zung des Mär­chens …

  1. Ein Frosch tauch­te aus dem Was­ser auf, als sie wei­nend auf dem Brun­nen­rand saß.
  2. „Weinst du, weil dir die gol­de­ne Kugel ins Was­ser ge­fal­len ist?
  3. Ich hole sie dir wie­der her­auf, damit du nicht mehr wei­nen musst.
  4. Du musst mir aber ver­spre­chen, dass ich dein Freund sein darf.“
  5. Ob­wohl sich die Kö­nig­toch­ter sehr vor dem Frosch ekel­te, gab sie ihm das Ver­spre­chen.
  6. Dann lief sie schnell nach Hause, weil sie große Angst hatte.
  7. Und sie ver­steck­te sich, damit kei­ner Fra­gen stel­len konn­te.
  8. Aber wenn sie an ihr Ver­spre­chen dach­te, kam es ihr immer lä­cher­li­cher vor.
  9. Weil sie sich nichts an­mer­ken las­sen woll­te, setz­te sie sich an den Tisch, ob­wohl sie kei­nen Hun­ger hatte.
  10. Und zu­letzt ver­gaß sie den Frosch, wäh­rend sie noch aß.

Hilfe

Auf­ga­be 7 */**/***

    1. Un­ter­strei­che in den Sätze (1)–(4) je­weils den Ne­ben­satz und ana­ly­sie­re zwei davon mit Hilfe der Satz­klam­mer­ta­bel­le.
    2. Un­ter­strei­che in den Sätze (5)–(7) je­weils den Ne­ben­satz und ana­ly­sie­re ihn je­weils mit Hilfe der Satz­klam­mer­ta­bel­le.
    3. Un­ter­strei­che in den Sätze (8)–(10) je­weils die Ne­ben­sät­ze und ana­ly­sie­re sie mit Hilfe der Satz­klam­mer­ta­bel­le.

Zei­chen­set­zung bei Ver­bletzt­sät­zen

Zwi­schen dem un­ter­ge­ord­ne­ten Ver­bletzt­satz und dem über­ge­ord­ne­ten Haupt­satz muss immer ein Komma ge­setzt wer­den. Auch zwi­schen zwei Ver­bletzt­sät­zen muss ein Komma ge­setzt wer­den.

… und der Schluss.

(a) Es klopf­te an der Tür wäh­rend die Kö­nigs­toch­ter am nächs­ten Tag wie­der an der Tafel saß. (b) Als sie öff­ne­te sah sie den Frosch sit­zen. (c) Weil sie zu Tode er­schrak warf sie die Tür schnell wie­der zu. (d) Ihr Vater sah sie fra­gend an weil er ihr Tun nicht ver­ste­hen konn­te. (e) Sie er­klär­te ihm ihr Ver­hal­ten indem sie von dem selt­sa­men Ver­spre­chen be­rich­te­te. (f) „Wenn man etwas ver­spricht muss man es hal­ten“ mahn­te ernst der König. (g) Und ob­wohl sie sich sträub­te muss­te die Kö­nigs­toch­ter den Frosch bei sich essen las­sen. (h) Der Frosch durf­te an ihrem Ti­sche sit­zen von ihrem Tel­ler­lein essen aus ihrem Be­cher­chen trin­ken und in ihrem Bett­lein schla­fen. (i) Die Kö­nigs­to­cher war ganz un­glück­lich weil sie ihr Leben nicht mit einem Frosch ver­brin­gen woll­te ob­wohl sie es doch ver­spro­chen hatte.
(j) Schließ­lich war sie so ver­zwei­felt dass sie den Frosch pack­te. (k) Als sie ihn mit höchs­ter Ge­walt an die Wand schleu­der­te da war er ein schö­ner Prinz. (l) Der Prinz schloss die Kö­nigs­toch­ter in die Arme und sie leb­ten glück­lich. (m) Und wenn sie nicht ge­stor­ben sind dann leben sie noch heute.

Zusatzaufgabe

Auf­ga­be 8 *

In die­sem Text feh­len die Kom­mas. Un­ter­strei­che die Ver­bletzt­sät­ze und setze die Kom­mas.

Aus­sa­ge von Sub­junk­tio­nen

Eine Sub­junk­tio­nen stellt je­weils einen be­stimm­ten Zu­sam­men­hang zwi­schen dem über­ge­ord­ne­ten Ver­b­zweit­satz und dem un­ter­ge­ord­ne­ten Ver­bletzt­satz (Ne­ben­satz) her.

Auf­ga­be 9 **

For­mu­lie­re die Be­deu­tung der bei­den fol­gen­den Sätze in ei­ge­nen Wor­ten:

Die Kö­nigs­toch­ter ging in die Küche, weil die Suppe noch nicht fer­tig war.
Die Kö­nigs­toch­ter ging in die Küche, ob­wohl die Suppe noch nicht fer­tig war.

Zusatzaufgabe

Auf­ga­be 10 **

Wel­chen Sinn könn­ten diese Sätze haben? In wel­cher Si­tua­ti­on könn­ten sie ge­äu­ßert wer­den? Er­läu­te­re.

Die Kö­nigs­toch­ter ging in die Küche, als die Suppe noch nicht fer­tig war.
Die Kö­nigs­toch­ter ging in die Küche, wenn die Suppe noch nicht fer­tig war.

B. Hil­fe­stel­lun­gen

  • zu Auf­ga­be 3 und 4:
    1. Ihr Vater war sehr streng, weil er Angst um sein Kind hatte .
    2. Sie durf­te zum Bei­spiel nicht al­lein in den Wald hin­ter dem Schloss gehen, weil es dort Wölfe und einen tie­fen Brun­nen gab .
    3. Eines Tages ging die Kö­nigs­toch­ter doch in den Wald, als es sehr heiß war .
    4. Sie tat es, ob­wohl ihr Vater es ver­bo­ten hatt e.
    5. Sie woll­te sich fri­schen , indem sie ihre Füße ins kühle Was­ser tau­chen woll­te .
    6. Ei­ni­ge Zeit ver­weil­te sie am Brun­nen , ob­wohl ihr schon etwas un­heim­lich zu mute war.
    7. Sie spiel­te mit ihrer gol­de­nen Kugel , weil sie sich ab­len­ken woll­te .
    8. Weil sie nicht auf­pass­te , fiel die Kugel in den Brun­nen.
  • zu Auf­ga­be 6:

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  • zu Auf­ga­be 7:
    • zu b) Un­ter­schei­de Sub­junk­tio­nen und Kon­junk­tio­nen.
    • zu c) Un­ter­schei­de Sub­junk­tio­nen und Kon­junk­tio­nen; unter Um­stän­den kön­nen auch Ver­bletzt­sät­ze durch eine Kon­junk­ti­on (dann vor der Sub­junk­ti­on!) ein­ge­lei­tet wer­den. (z.B. Und weil der Prin­zes­sin so heiß war, …)

C. Zu­satz­auf­ga­ben

Z 1. zu Auf­ga­be 8 **

  1. In ei­ni­gen Sät­zen müs­sen Kom­mas ge­setzt wer­den, die nichts mit Ver­bletzt­sät­zen zu tun haben. Wel­che Sätze sind dies?
  2. Er­läu­te­re, warum in die­sen Sät­zen Kom­mas zu set­zen sind.

Z 2. nach Auf­ga­be 10 ***

Das Mär­chen be­schreibt an vie­len Stel­len das Han­deln der Kö­nig­toch­ter. Suche ei­ni­ge (min­des­tens vier) und for­mu­lie­re je­weils einen Satz, der das Han­deln der Kö­nigs­toch­ter be­grün­det. Ver­wen­de dabei eine ge­eig­ne­te Sub­junk­ti­on.

D. Lern­nach­weis

Auf­ga­be 1

  1. Un­ter­strei­che im fol­gen­den Text die Ver­bletzt­sät­ze
    Die Prin­zes­sin warf den Frosch an die Wand, weil sie sich vor ihm ekel­te. Wäh­rend er noch durch die Luft flog, ver­wan­del­te er sich in einen Vogel. „Du wirfst mich an die Wand, ob­wohl du mir gute Auf­nah­me ver­spro­chen hast. Wenn du mich ge­küsst hät­test, wäre ich ein schö­ner Prinz ge­wor­den. Da du das nicht getan hast, flie­ge ich jetzt davon, damit ich wie­der in die Frei­heit komme.“ Und indem er das sagte, war er schon zum Fens­ter hin­aus.
  2. Un­ter­su­che drei Ne­ben­sät­ze aus dem Text, indem du sie kor­rekt in eine Satz­klam­mer­ta­bel­le ein­trägst.

Auf­ga­be 2

Setze im fol­gen­den Text die Kom­mas.

Die Prin­zes­sin stand wie ein be­gos­se­ner Pudel da weil sie mit einer sol­chen Aus­sicht nicht ge­rech­net hatte. Nach­dem sie eine Weile so ge­stan­den hatte trat ihr Vater her­ein. Wie muss­te er la­chen als seine Toch­ter ihm von dem da­von­flie­gen­den Forsch er­zähl­te. Er nann­te sie eine Törin weil sie wohl immer noch an Mär­chen glau­be ob­wohl sie doch ei­gent­lich schon er­wach­sen sei. Einen Mo­ment glau­be die Prin­zes­sin tat­säch­lich dass sie ge­träumt habe. Doch weil sie si­cher war dass sie alles recht wahr­ge­nom­men hatte dreh­te sie sich um und ging nach drau­ßen.

Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Ein­ge­führt wird in die­sem Bau­stein der Ne­ben­satz – der auch genau so ge­nannt wird. Der ge­le­gent­lich ge­äu­ßer­te Ein­wand, die Be­zeich­nung sei ir­re­füh­rend, weil Ne­ben­sät­ze in­halt­lich häu­fig alles an­de­re als ne­ben­säch­lich seien, scheint mir nicht hin­rei­chend, um die ein­ge­führ­te Be­griff­lich­keit an die­ser Stel­le ganz über den Hau­fen zu wer­fen. Ver­steht man das Neben in einem syn­tak­ti­sche Sinne, stimmt es ja. Dabei wird die Un­ter­ord­nung dop­pelt co­diert: Ein­mal durch die Ver­wen­dung einer Sub­junk­ti­on (bzw. eines Re­la­ti­vums, vgl. fol­gen­den Bau­stein), zum an­de­ren durch den Ver­bletzt­satz.
Der Bil­dungs­plan führt mit der Un­ter­schei­dung von Kon­junk­ti­on und Sub­junk­ti­on eine Ter­mi­no­lo­gie ein, die die über­kom­me­ne Un­ter­schei­dung von gleich- und ne­ben­ord­nen­den Kon­junk­tio­nen schärft – schließ­lich be­zeich­nen die Be­grif­fe höchst un­ter­schied­li­che Funk­tio­nen.
Die Ver­bletzt­stel­lung ist in der Schu­le eta­bliert. Es eine der Stel­len, wo seit jeher mit einem to­po­lo­gi­schen An­satz ge­ar­bei­tet wird, auch wenn er nicht so heißt.
Sub­junk­ti­on und Ver­bletzt­stel­lung spie­len funk­tio­nal zu­sam­men, indem in die­sem Falle die linke Satz­klam­mer und das Vor­feld ver­schmel­zen und von der Sub­junk­ti­on be­setzt wer­den. Die­ser nicht eben ein­fa­che Me­cha­nis­mus ist von der Vor­schrift ge­tra­gen, dass nor­ma­ler­wei­se nur die linke Satz­klam­mer das Fi­ni­tum trägt, in die­sem Falle aber von der Sub­junk­ti­on „ver­trie­ben“ wird – „so ziem­lich die dicks­te theo­re­ti­sche Kröte bei der Feld­glie­de­rung“ (Gran­zow-Emden 2013, 67). Die zen­tra­le Be­deu­tung der lin­ken Satz­klam­mer ist ein star­kes Ar­gu­ment. Traut man der Satz­klam­mer als zwei­bei­ni­ges Satz­mo­dell etwas mehr zu, könn­te man fol­gen­de di­dak­ti­sche Re­duk­ti­on er­wä­gen: Die Sub­junk­ti­on be­setzt die linke Ver­bklam­mer, das Vor­feld bleibt leer. Der Vor­teil wäre, dass die Feld­glie­de­rung un­an­ge­tas­tet blie­be. Ein ab­ge­schwäch­te Va­ri­an­te könn­te lau­ten: Die Sub­junk­ti­on drängt in die linke Satz­klam­mer, ver­jagt das Fi­ni­tum und blo­ckiert das Vor­feld (das man sich als sol­ches er­hal­ten, aber eben leer den­ken könn­te). Diese Re­duk­ti­on ist nicht un­pro­ble­ma­tisch, wenn man sie auf den Re­la­tiv­satz aus­wei­tet (s. dort). Um­ge­kehrt könn­te man über­le­gen, ob man nicht sagen könn­te: Die linke Ver­bklam­mer bei Ver­bend­sät­zen bleibt leer, im Vor­feld steht die Sub­junk­ti­on; auch hier blie­be die Feld­glie­de­rung er­hal­ten. Indes scheint mir hier das ent­schei­den­de Wech­sel­spiel von Sub­junk­ti­on und Ver­bend­stel­lung nicht mehr deut­lich. Eine wei­te­re Frage bleibt hier aus­ge­klam­mert, näm­lich die des sog. „Ober­fel­des“. Es wird dann nötig, wenn kom­ple­xe Prä­di­ka­te auf­tre­ten. Ein Bei­spiel: Der Satz „Ernst hat den Brief nicht lesen kön­nen“ lau­tet als Ne­ben­satz: „…dass Ernst den Brief hat lesen kön­nen“ – falsch wäre „…dass Ernst den Brief lesen kön­nen hat“. Hier gilt die ein­fa­che Regel, dass das Fi­ni­tum am Ende steht, nicht; daher un­ter­teilt man die recht Satz­klam­mer in ein Ober­feld und eine Un­ter­feld; im Ober­feld steht das Fi­ni­tum, im Un­ter­feld fol­gen die von ihm ab­hän­gi­gen Prä­dik­at­tei­le. Diese Frage ist mit der Hier­ar­che von Klam­me­run­gen an­ge­deu­tet, be­rührt aber letzt­lich auch die nach der Ab­fol­ge von Prä­di­kats­tei­len. In jedem Falle ist dies etwas für hö­he­re Klas­sen­stu­fen, wenn man die­ses Pro­blem denn über­haupt aus­führ­lich be­han­deln will. Als Ver­tie­fungs­mög­lich­keit soll­te man sie im Hin­ter­kopf haben.
Die Rede vom Ver­bletzt­satz be­inhal­tet bei ge­naue­rem Hin­se­hen eine Her­aus­for­de­rung; Schü­le­rin­nen und Schü­ler könn­ten näm­lich ge­neigt sein, an­ge­sichts eines solch un­selb­stän­di­gen Ge­bil­des gar nicht von einem Satz spre­chen zu wol­len. Hier hilft die An­wen­dung der Satz­klam­mer­ta­bel­le und ggf. auch ein Ver­weis auf die Be­deu­tung des Prä­di­kats in die­sem Ge­bil­de. Über­dies – und dies dürf­te unter den Vor­tei­len des Fel­der­mo­dells nicht der ge­rings­te sein – hilft das Mo­dell deut­lich bei der Zei­chen­set­zung, die man einem eta­blier­ten An­satz fol­gend als Grenz­zie­hung zwi­schen Kö­nig­rei­chen apo­stro­phie­ren kann. Na­tür­lich wird die Zei­chen­set­zung hier in An­sät­zen auch geübt (si­cher nicht in einem aus­rei­chen­den Maße; die An­wen­dung der Selb­stähn­lich­keit und die Rolle des Ne­ben­sat­zes als Satz­glied ist hier ein ent­schei­den­der Schritt; vgl. Bau­stein 8.1).
Wie­der­um wird in­duk­tiv an das Phä­no­men her­an­ge­führt. Es bleibt zu­nächst bei der syn­tak­ti­schen Be­schrei­bung. Ein ex­pli­zi­te Ab­gren­zung der neu­ein­ge­führ­ten Kon­junk­tio­nen und Sub­junk­tio­nen er­folgt hier mit Be­dacht noch nicht (Ransch­burg­sche Hem­mung). Die Ana­ly­se von V end -Sät­zen wird so­wohl mit der Zei­chen­set­zung ver­bun­den (noch nicht in ei­ge­nem Schrei­ben) als auch mit zwei Auf­ga­ben, die die Se­man­tik in den Blick neh­men. Noch wird der V end -Satz nicht als Ad­ver­bi­al­satz ein­ge­führt (dies ge­schieht in Bau­stein 8.1), und auch wenn in der Ori­en­tie­rungs­stu­fe noch keine ter­mi­no­lo­gi­sche Un­ter­schei­dung von Ad­ver­bi­al­sät­zen ge­trof­fen wer­den muss, so wird hier doch eine klei­ne Spur ge­legt, an die spä­ter an­ge­knüpft wer­den kann.

Vor­aus­set­zun­gen

Satz­klam­mer und Prä­di­kat (B. 1.1., 1.2., 3.3.), Satz­glie­der (2.1.), Satz­ar­ten (B. 4), Kon­junk­ti­on (B.6.1.) Ad­ver­bia­le

Zu ein­zel­nen Auf­ga­ben

  • Auf­ga­be 2: Im Un­ter­richts­ge­spräch könn­te man an die­ser Stel­le wie­der of­fe­ner fra­gen.
  • Auf­ga­be 3: Die Fra­ge­stel­lung ist hier re­la­tiv deut­lich len­kend, um in­duk­tiv auf das Phä­no­men zu füh­ren. Sehr hilf­reich ist bei die­ser Auf­ga­be der Ein­satz des Com­pu­ters. Bei der Um­for­mu­lie­rung müs­sen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler näm­lich genau die Ba­sis­ope­ra­ti­on durch­füh­ren: Sie müs­sen eine Sub­junk­ti­on ein­set­zen und die dort ste­hen­de Linke Satz­klam­mer ans Ende set­zen. Damit ge­win­nen sie im­pli­zit schon eine we­sent­li­che Ein­sicht, die spä­ter ex­pli­zit for­mu­liert wird
  • Auf­ga­be 4: Das laute Lesen dient hier der Wahr­neh­mungs­un­ter­stüt­zung. Für stär­ke­re Schü­ler ist es even­tu­ell ent­behr­lich.
  • Auf­ga­be 5/6: Die her­an­füh­ren­den Fra­gen be­dür­fen unter Um­stän­den einer stär­ke­ren Un­ter­stüt­zung (Schü­ler­be­ob­ach­tung!).
  • Auf­ga­be 7: Die Bin­nen­dif­fe­ren­zie­rung der Auf­ga­be liegt in der Kom­ple­xi­tät der Sätze: (1)–(4) bie­ten ein ein­heit­li­ches Bau­sche­ma (V end in Schluss­stel­lung); (5)–(7) bie­ten auch eine Front­stel­lung (5) und eine Ver­bin­dung mit einer Kon­junk­ti­on (7); (8)–(10) sind kom­plex: Kon­junk­ti­on im NS in (8), zwei NS in (9), un­be­kann­te Sub­junk­ti­on in (10). Die Ver­bin­dung von NS mit Kon­junk­tio­nen neben der Sub­junk­ti­on wird hier nur für die Stär­ke­ren auf Auf­ga­be­nebe­ne the­ma­ti­siert; es würde sonst zu­vie­le Phä­no­me­ne auf ein­mal in den Blick kom­men. Schwä­che­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler müs­sen (8)–(10) nicht be­wäl­ti­gen, even­tu­ell reicht sogar noch we­ni­ger. Stär­ke­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler hin­ge­gen kön­nen bei (4) oder (5) ein­stei­gen.
  • Auf­ga­be 8 übt den Blick für die Zei­chen­set­zung. Dabei ent­hält (f) den Fall der wört­li­chen Rede, (h) eine Auf­zäh­lung von Sät­zen, (l) gar kei­nen NS, die For­mel in (m) hin­ge­gen Kon­junk­ti­on und Sub­junk­ti­on.

Bil­dungs­plan­be­zug

Zen­tra­le Stan­dards:

3.​1.​2.​1.(4) die Struk­tur von ein­fa­chen Sätze ana­ly­sie­ren und nach dem Fel­der­mo­dell be­schrei­ben (Satz­klam­mer, Fel­der: Vor­feld, Mit­tel­feld, Nach­feld)
3.​1.​2.​1.(5) ver­schie­de­ne Satz­ar­ten un­ter­schei­den (Ver­b­zweit­satz, Ver­berst­satz und Ver­bletzt­satz) und ver­wen­den
3.​1.​2.​1.(6) Ne­ben­sät­ze er­ken­nen und ver­wen­den
3.​1.​2.​1.(7) Gleich- und Un­ter­ord­nung von Sät­zen un­ter­schei­den, dazu Sub­junk­tio­nen in ihrer Funk­ti­on er­läu­tern und kor­rekt ver­wen­den
3.​1.​2.​1.(22) die Satz­zei­chen bei Ne­ben­sät­zen in ein­fa­chen Sät­zen norm­ge­recht set­zen

Wich­ti­ge ver­zahn­te Stan­dards

all­ge­mein

2.2.(5) ele­men­ta­re An­for­de­run­gen des Schrei­bens (Zei­chen­set­zung, Syn­tax) 2.2.(10) einen dif­fe­ren­zier­ten Wort­schatz ver­wen­den, Stil

3.​1.​1.​1.(9) epi­sche Klein­for­men: Mär­chen

3.​1.​2.​1.(8) ein­fa­che For­men der Text­ko­hä­renz in­ner­halb eines Tex­tes er­klä­ren

Aufg. 1

2.1.(11) ver­schie­de­ne For­men münd­li­cher Dar­stel­lung ver­wen­den: er­zäh­len

Aufg. 2

2.2.(36) Text­dis­tanz ein­neh­men, zu ei­ge­nen und frem­den Tex­ten kri­te­ri­en­ori­en­tiert Stel­lung neh­men und Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge er­ar­bei­ten

Aufg. 7, 8

2.3.(3) Le­se­stra­te­gi­en und Me­tho­den der Tex­ter­schlie­ßung an­wen­den

Aufg. 8

2.2.(1) Texte kon­zi­pie­ren

 

Wei­ter zu Bau­stein 3.6.3. Bist du der Forsch, der …? – Re­la­tiv­sät­zee

Satz­rei­hen und Satz­ge­fü­ge : Her­un­ter­la­den [pdf] [811 KB]