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Bau­stein 4 Dif­fe­ren­zie­ren­de Auf­ga­ben­for­ma­te

8. Die Le­se­kis­te

(Nach Mül­ler, Frank, Dif­fe­ren­zie­rung in he­te­ro­ge­nen Lern­grup­pen, siehe auch „Die Schatz­kis­te“)

Die fol­gen­de Me­tho­de bzw. das fol­gen­de Ler­nar­ran­ge­ment kann für jedes Ju­gend­buch ein­ge­setzt wer­den. Die Auf­ga­ben­for­mu­lie­rung geht davon aus, dass das Ju­gend­buch „Wun­der“ ge­le­sen wor­den ist und die Schü­le­rin­nen und Schü­ler nun selbst ein wei­te­res Buch wäh­len. Na­tür­lich kann eine Le­se­kis­te auch zu „Wun­der“ ge­stal­tet wer­den.

Eine Le­se­kis­te ist eine Form der in­di­vi­du­el­len An­ver­wand­lung einer Lek­tü­re. Im Fremd­spra­chen­un­ter­richt wird die­ses Mo­dell seit län­ge­rer Zeit schon prak­ti­ziert („a book in a box“).

Eine Le­se­kis­te kann auch eine Buch­vor­stel­lung er­set­zen oder als eine Form der in­di­vi­du­el­len Le­se­för­de­rung ein­ge­setzt wer­den.

Man kann die Kis­ten ein­fach aus­stel­len im Klas­sen­zim­mer, da sie so ge­stal­tet sein sol­len, dass sie „für sich“ spre­chen und eine äs­the­ti­sche Wir­kung ent­fal­ten. Sie sind aber na­tür­lich auch ein sehr guter An­lass zum Spre­chen. Die aus­ge­such­ten Ge­gen­stän­de haben dabei eine dop­pel­te Funk­ti­on, weil sie so­wohl eine Art „Sym­bol“ sein kön­nen , aber auch mne­mo­tech­ni­sche Funk­ti­on haben. In dem Mo­ment, in dem man z.B. eine Mu­schel in die Hand nimmt und den Mit­schü­lern zeigt, fällt einem auch wie­der ein, was man damit ver­bin­det und sagen will.

Die Le­se­kis­te ist eine Mög­lich­keit wäh­rend oder nach der Lek­tü­re eines Bu­ches As­so­zia­tio­nen und Ideen zum Buch zu sam­meln und mit Hilfe von Ge­gen­stän­den zu „vi­sua­li­sie­ren“. Basis ist ein Schuh­kar­ton, der schon von außen zei­gen soll­te, dass er etwas mit dem Buch zu tun hat (Zi­ta­te, Fi­gu­ren ...)

In der Kiste wird nun alles ge­sam­melt, was mit der Ge­schich­te bzw. mit dem Buch in Zu­sam­men­hang steht, das kann il­lus­tra­ti­ven oder auch in­ter­pre­tie­ren­den und sym­bo­li­schen Cha­rak­ter haben.

Durch be­schrif­te­te Kärt­chen wird die Idee oder Be­deu­tung von jedem Ge­gen­stand er­klärt. Es darf nichts ge­kauft wer­den, son­dern es sol­len Dinge sein, die sich im Haus­halt, im Gar­ten etc. fin­den las­sen oder die ge­bas­telt wer­den kön­nen (ein Pa­pier­schiff­chen o.ä.)

Zu­sätz­li­che Texte sind na­tür­lich will­kom­men, z.B.

  • Ka­pi­tel­über­schrif­ten und -zu­sam­men­fas­sun­gen
  • Steck­brie­fe von Per­so­nen
  • Per­so­nen­kon­stel­la­tio­nen
  • Dia­log von Per­so­nen
  • Ta­ge­buch­ein­trä­ge; Brie­fe, Emails von Per­so­nen
  • Ein al­ter­na­ti­ves Ende
  • Brief an den Ver­fas­ser / die Ver­fas­se­rin des Bu­ches ....

Auf­ga­be:

Wir haben uns nun ei­ni­ge Zeit mit dem Buch „Wun­der“ be­schäf­tigt, in dem es um einen Jun­gen geht, der ei­gent­lich ganz nor­mal, aber doch nicht so wie an­de­re Kin­der ist, zu­min­dest was sein Aus­se­hen be­trifft.

  1. Wenn du diese bei­den Klap­pen­tex­te liest, dann fin­dest du eine wei­te­re Form des „An­ders seins“, die hier the­ma­ti­siert wird. Un­ter­strei­che das ge­mein­sa­me Thema.
    Dowd, Si­ob­han, Der Junge, der sich in Luft auf­lös­te, Carl­sen, Ham­burg 2008 , 285 Sei­ten
    Die Ge­schich­te be­ginnt mit einer Fahrt im größ­ten Rie­sen­rad der Welt, in Lon­don (Lon­don Eye). Ted, seine Schwes­ter Kat und ihr Cou­sin Salim stei­gen ein, Salim ver­schwin­det je­doch wäh­rend der Fahrt. Ted, der am As­per­ger-Syn­drom lei­det, macht sich auf die Suche nach sei­nem Cou­sin, was nicht ganz ein­fach ist, da er ein sehr spe­zi­el­les Sys­tem im Kopf hat. „Wegen mei­nem Syn­drom kann ich mir große Dinge gut mer­ken, zum Bei­spiel wich­ti­ge Fak­ten über das Wet­ter .“
    Er­s­ki­ne, Ka­thryn, Schwarz­weiß hat viele Far­ben, Kne­se­beck 2013, 224 Sei­ten Die 10 jäh­ri­ge Cait­lin lei­det am As­per­ger-Syn­drom. Der ein­zi­ge Mensch, der Zu­gang zu ihr hat, ihr Bru­der Devon, wird bei einem Amok­lauf er­schos­sen, auf ihren Vater kann sie nicht zäh­len. Hilfe fin­det sie bei Mi­cha­el, ihrem bes­ten Freund, des­sen Mut­ter bei einem At­ten­tat ums Leben ge­kom­men ist und ei nem Wör­ter­buch, wo sie Schwarz auf Weiß Tröst­li­ches ent­deckt.
    Kennst du je­man­den, der an die­sem Syn­drom lei­det oder hast du davon schon ge­hört? Schau nach!
    Über­le­ge dann mit dei­nem Part­ner oder dei­ner Part­ne­rin, in­wie­fern je­mand an­ders sein kann. Man kann an­ders sein, weil man eine Krank­heit, ein Syn­drom oder eine Be­hin­de­rung hat, an­de­re Haut­far­be hat, in einem an­de­ren Land lebt etc. Lege zu­nächst eine Mind­map an mit Ideen zum „An­ders – sein“:
    Sprechblase

    Ent­schei­de dich oder ent­schei­det euch zu zweit für ein Thema, das euch in­ter­es­siert und re­cher­chiert dann, wel­che Bü­cher es dazu gibt (In­ter­net, Stadt­bi­blio­thek, Buch­händ­ler El­tern Freun­de fra­gen ...). Ach­tung: Es sol­len keine Sach bü­cher, son­dern Ju­gend­bü­cher sein.

  2. Ihr könnt al­lei­ne oder auch zu zweit ein Buch vor­stel­len, das sich mit dem Thema des „An­ders-Seins“ be­schäf­tigt. Buch­vor­stel­lun­gen kennt ihr aus der Grund­schu­le, eine Le­se­kis­te ist etwas Ähn­li­ches. Man braucht zu­nächst einen Schuh­kar­ton. Dann sam­melst du im Laufe dei­ner Lek­tü­re ver­schie­de­ne Ge­gen­stän­de, die etwas mit der Ge­schich­te zu tun haben und schreibst auf klei­nen Kärt­chen (z.B. Kar­teikärt­chen) auf, warum du die­sen Ge­gen­stand ge­wählt hast und was er mit dem Buch zu tun hat. Die Ge­gen­stän­de soll­ten in den Schuh­kar­ton pas­sen, nicht ge­kauft sein, halt­bar und un­ge­fähr­lich sein (Ein Stück Käse wäre wahr­schein­lich nicht be­son­ders ge­eig­net ...!) und in einem nach­voll­zieh­ba­ren Zu­sam­men­hang mit dem Buch ste­hen.
  3. In den De­ckel der Kiste wird ein Bü­cher­steck­brief ge­klebt.(Mat 1)
  4. Auf den Boden kommt ein Emp­feh­lungs­schrei­ben (Mat 2)
  5. Ein In­fo­blatt zu dem ge­wähl­ten Thema des „An­ders-seins“ ver­voll­stän­digt die Kiste.

Bü­cher-Steck­brief zur Le­se­kis­te (Mat. 1)

  Diese Le­se­kis­te hat .....................................​er­stellt.

Titel des Bu­ches: Autor / Au­to­rin:

Die wich­tigs­ten Per­so­nen des Bu­ches:

Die Hand­lung

An­ga­ben zum Autor / zur Au­to­rin (ev. auch Il­lus­tra­tor / Il­lus­tra­to­rin)

(In den De­ckel der Le­se­kis­te kle­ben!)

Meine Le­se­emp­feh­lung (Mat. 2)

Mir ge­fällt das Buch, weil ....

Be­son­ders ge­fal­len hat mir (eine Si­tua­ti­on, ein Zitat, eine Figur ...), weil ...

Be­son­ders lus­tig, trau­rig, span­nend, scho­ckie­rend, über­ra­schend, ein­fühl­sam, lehr­reich, in­ter­es­sant war (Nicht­zu­tref­fen­des bitte strei­chen)...

(Bitte auf den Boden der Le­se­kis­te kle­ben!)

Bezug zum Bil­dungs­plan

Leit­ge­dan­ken zum Kom­pe­ten­z­er­werb

„... Ge­ra­de durch die Kon­fron­ta­ti­on mit dem An­de­ren ver­mit­telt der Deutsch­un­ter­richt den Schü­le­rin­nen und Schü­lern wich­ti­ge Per­spek­ti­ven auf die Le­bens­welt und leis­tet damit einen ei­ge­nen Bei­trag zur Leit­per­spek­ti­ve Bil­dung für To­le­ranz und Viel­falt

Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen
2.1. Spre­chen und Zu­hö­ren
funk­tio­nal und si­tua­ti­ons­an­ge­mes­sen spre­chen

3. in­halt­lich prä­zi­se, sprach­lich prä­gnant und klar struk­tu­riert for­mu­lie­ren;
4. ihre Re­de­wei­se (Ar­ti­ku­la­ti­on, Kör­per­spra­che) (*und ihre rhe­to­ri­schen Fä­hig­kei­ten*) si­tua­ti­ons-
wie adres­sa­ten­ge­recht an­wen­den und die Wir­kung die­ser Aus­drucks­mit­tel re­flek­tie­ren;
17. auch im in­ter­kul­tu­rel­len Dia­log ei­ge­ne und frem­de Wahr­neh­mun­gen un­ter­schei­den
und kul­tu­rel­le Un­ter­schie­de wahr­neh­men.

2.3. Lesen
Texte ver­ste­hen

12. sich mit Le­bens­ent­wür­fen in Tex­ten aus­ein­an­der­set­zen (z.B. mit un­ter­schied­li­chen kul­tu­rel­len,
his­to­ri­schen, re­li­giö­sen Hin­ter­grün­den oder un­ter­schied­li­chen se­xu­el­len Iden­ti­tä­ten);

3. Stan­dards für in­halts­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen
3.1.1 Texte und Me­di­en
Texte in­ter­pre­tie­ren

(11) al­ters­an­ge­mes­se­nen In­for­ma­ti­ons­quel­len (Le­xi­ka, Wör­ter­bü­cher, In­ter­net) zum Text­ver­ste­hen
nut­zen;
(12) mit hand­lungs- und pro­duk­ti­ons­ori­en­tier­ten Ver­fah­ren ein plau­si­bles Text­ver­ständ­nis
her­aus­ar­bei­ten (z.B. Texte wei­ter­schrei­ben, Per­spek­tiv­wech­sel vor­neh­men und aus­ge­stal­ten,
Texte sze­nisch um­set­zen, Dia­lo­ge, Brie­fe, Ta­ge­buch­ein­trä­ge und in­ne­re Mo­no­lo­ge
ver­fas­sen, Text­trans­for­ma­tio­nen vor­neh­men, Text­vor­trä­ge ge­stal­ten);