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Bau­stein 3.1.2: Die Grund­struk­tur des deut­schen Sat­zes

Von selt­sa­men Autos – Die Grund­struk­tur des deut­schen Sat­zes

A. Auf­ga­ben und Er­läu­te­run­gen

Was ist denn das für ein Auto?

(1) Wir haben ein neues Auto. (2) Die­ses Auto un­ter­schei­det sich von an­de­ren Autos. (3) Das neue Auto er­in­nert ein wenig an eine Kut­sche. (4) Das Auto be­sitzt vorne nur einen ein­zi­gen Sitz. (5) Das Auto hat eine äu­ßerst ge­räu­mi­ge Rück­bank. (6) Auf die­ser Rück­bank kön­nen recht viele Leute sit­zen. (7) Manch­mal fin­det man dort eine ganz schö­ne Enge vor. (8) Dann geht die Türe fast nicht mehr zu. (9) Das Auto be­sitzt au­ßer­dem hin­ten noch einen Not­sitz. (10) Man klappt ihn aus für einen wei­te­ren Mit­fah­rer.

Auf­ga­be 1 *

Das ist ein recht selt­sa­mes Auto. Kennst du ein sol­ches Auto? Ver­su­che es zu zeich­nen.

H

Auf­ga­be 2 **

Der Text ist am An­fang in einem recht ein­tö­ni­gen Stil ge­schrie­ben. Wie könn­te man ihn le­ben­di­ger ge­stal­ten? Mache Vor­schlä­ge (oder wähle aus den Vor­schlä­gen, die du in der Hil­fe­stel­lung fin­dest, sinn­vol­le aus). For­mu­lie­re zwei Bei­spie­le einer bes­se­ren For­mu­lie­rung (und habe dabei auch die Satz­stel­lung im Blick).

Auf­ga­be 3 *

  1. Man könn­te Satz (3) um­stel­len. Pro­bie­re aus, wel­che ver­schie­de­nen Mög­lich­kei­ten es gibt.
  2. Wel­che Stel­lung fin­dest du am bes­ten?
  3. Pro­bie­re nun auch ver­schie­de­ne Stel­lun­gen des vier­ten Sat­zes aus.
  4. Fällt dir bei den Um­stel­lun­gen schon etwas auf? Ver­glei­che dazu auch die ver­schie­de­nen Fas­sun­gen der Sätze (3) und (4) mit­ein­an­der.

Z

Auf­ga­be 4 *

Un­ter­su­che die Stel­lung des Verbs in den ver­schie­de­nen Satz­va­ri­an­ten von Satz 4 ge­nau­er. Trage sie dazu in fol­gen­de Ta­bel­le ein:

Satzklammertabelle

Auf­ga­be 5 *

  1. Be­trach­te nun den Satz (8). Pro­bie­re auch für die­sen Satz je­weils ver­schie­de­ne Um­stel­lun­gen.
  2. No­tie­re das Prä­di­kat des Sat­zes. Un­ter­strei­che in den Um­stel­lun­gen je­weils das Prä­di­kat.
  3. Worin un­ter­schei­det es sich von jenen der Sätze (3) und (4)?

Die Satz­klam­mer

Das Prä­di­kat hat, wie du in Bau­stein 1.1. ge­se­hen hast, für den Satz eine zen­tra­le Be­deu­tung: Ohne Prä­di­kat kein Satz! Des­halb un­ter­su­chen wir das Prä­di­kat ge­nau­er. Eine ganze Reihe von Ver­ben bil­det ein zwei­tei­li­ges Prä­di­kat:

zu­ge­hen -> Dann geht die Tür fast nicht mehr zu .

Um Sätze mit einem zwei­tei­li­gen Prä­di­kat in einer Ta­bel­le dar­zu­stel­len, muss man die obige Ta­bel­le er­wei­tern.

Satzklammertabelle

Weil ein zwei­tei­li­ges Prä­di­kat die Satz­glie­der zwi­schen den Verb­tei­len um­klam­mert, spricht man auch von der Satz­klam­mer . Den Be­reich vor der lin­ken Satz­klam­mer nennt man Vor­feld, den Be­reich da­zwi­schen Mit­tel­feld.

Satzklammertabelle

Diese Satz­klam­mer­ta­bel­le zeigt das zwei­tei­li­ge Prä­di­kat ganz deut­lich. Man kann sie auch für Sätze mit ein­tei­li­gem Verb ver­wen­den. In die­sem Fall bleibt die rech­te Satz­klam­mer ein­fach leer:

H Z

Auf­ga­be 6 *

    1. Trage den Satz „Das Auto steht herum.“ in eine Satz­klam­mer­ta­bel­le ein (Ach­tung, zwei­tei­li­ges Prä­di­kat!).
    2. Füge min­des­tens drei wei­te­re Sat­z­ele­men­te zu dem Satz in der Ta­bel­le hinzu (z.B. „auf dem Park­platz“ …).
    3. An wel­cher Stel­le hast du die Satz­glie­der ein­ge­fügt?
    4. Un­ter­su­che, wie viele Satz­glie­der im Vor­feld eines Sat­zes ste­hen kön­nen. Be­trach­te dazu den ge­ra­de for­mu­lier­ten Satz, aber auch die Um­stel­lun­gen aus Auf­ga­be 5. For­mu­lie­re einen Er­geb­nis­satz.

 

Der Satz-Bus

Ein Satz ist ge­nau­so struk­tu­riert wie das be­schrie­be­ne Auto. Es ist eine Art Bus: Das Verb ist die Ka­ros­se­rie, vorne ein Fah­rer­sitz, in der Mitte viel Platz für viele Satz­glie­der. (Über das Heck mit sei­nem Not­sitz müs­sen wir spä­ter noch ein­mal spre­chen; Bau­stein 3, 3. A., S. 12)

Satzbus

Auf­ga­be 7 *

Lege eine Satz­klam­mer­ta­bel­le an und trage alle Sätze aus dem Ein­gangs­text, die du noch nicht ana­ly­siert hast, ein.

Auf­ga­be 8 ** GA

Wel­che Spra­chen könnt ihr noch? Un­ter­sucht, wo in die­sen Spra­chen je­weils das Prä­di­kat steht. Be­schreibt je­weils den Un­ter­schied zur Stel­lung des Prä­di­kats im Deut­schen.

B. Hil­fe­stel­lun­gen

zu Auf­ga­be 2

Mög­li­che Vor­schlä­ge zur Ver­bes­se­rung des Tex­tes.

  • Alle un­wich­ti­gen Wör­ter weg­las­sen.
  • Nicht alle Sätze mit „das Auto“ an­fan­gen, son­dern die Sätze um­stel­len.
  • Das Auto“ zum Teil durch „es“ er­set­zen.
  • Mehr Ad­jek­ti­ve ver­wen­den.

Diese Vor­schlä­ge sind nicht alle sinn­voll. Wähle kri­tisch aus!

  • zu Auf­ga­be 6

a)
Satzklamer 1

b) Vor­schlä­ge für Er­gän­zun­gen: im Weg; hin­ter der Schu­le; drau­ßen; im Regen; mit vie­len an­de­ren Autos zu­sam­men; dem Po­li­zei­ein­satz­fahr­zeug; …

C. Zu­satz­auf­ga­ben

Z 1. nach Auf­ga­be 4 */**

  • Die Um­stel­lung „ Vorne das Auto be­sitzt nur einen ein­zi­gen Sitz“ ist nicht kor­rekt. Hast du noch wei­te­re Um­stel­lungs­mög­lich­kei­ten ver­wor­fen? Wel­che waren das? No­tie­re.
  • Was un­ter­schei­det diese fal­schen Um­stel­lungs­mög­lich­kei­ten von den kor­rek­ten? Ver­su­che, eine Regel für den kor­rek­ten Satz­bau zu for­mu­lie­ren (Tipp: Wo steht das Prä­di­kat?).

Z 2. (nach Auf­ga­be 6) ***

  1. Aus dem fol­gen­den Ma­te­ri­al kann man zwei ver­schie­de­ne Sätze bil­den.
    Paul um­fah­ren der Mann
    For­mu­lie­re, worin sich die Be­deu­tung der bei­den Sätze un­ter­schei­det, und trage sie beide in eine Satz­klam­mer­ta­bel­le ein.
  2. Man kann ähn­li­che Satz­paa­re auch mit ei­ni­gen an­de­ren Wör­tern bil­den:
    • Erna stell­te sich beim Ge­wit­ter an der Hal­te­stel­le unter.
      Erna un­ter­stell­te mir an der Hal­te­stel­le böse Ab­sicht.
    • Der Bus fährt an die­ser Hal­te­stel­le durch.
      Der Bus durch­fährt eine lieb­li­che Land­schaft.

Trage auch diese Satz­paa­re in eine Satz­klam­mer­ta­bel­le ein

    1. Wenn du die Ver­ben um­fah­ren, un­ter­stel­len und durch­fah­ren in ihrer Grund­form laut sagst kannst du eine Regel for­mu­lie­ren, wann das Verb im Satz ge­trennt wird und wann nicht.

Lern­nach­weis

Auf­ga­be 1 Trage die fol­gen­den Sätze in eine Satz­klam­mer­ta­bel­le ein.

  1. Ich fahre gerne mit dem Auto.
  2. Oft stehe ich damit lei­der im Stau.
  3. Ich parke es immer vor­sich­tig ein.
  4. Mein Freund fährt herum.
  5. Ich komme ganz gerne zügig am Ziel­ort an.
  6. Mei­nem schö­nen neuen Auto kom­men manch­mal schreck­lich klapp­ri­ge Rost­lau­ben ent­ge­gen.
  7. Dann er­freue ich mich an ihm.

Auf­ga­be 2

Hast du auch eine Idee, wie ein auf­fäl­li­ges Auto aus­se­hen könn­te? Be­schrei­be es in einen kur­zen Text. Setze dabei „Auto“ (oder „es“) ab­wech­selnd ins Vor­feld und ins Mit­tel­feld.

Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Der Ab­schnitt führt in­duk­tiv in das Fel­der­mo­dell des deut­schen Sat­zes ein. Es er­wei­tert zu­nächst das Prä­di­kat von der Ein­tei­lig- zur Zwei­tei­lig­keit, um damit das Grund­phä­no­men der Satz­klam­mer in­duk­tiv zu er­ar­bei­ten. Dabei wird der Zu­gang zu­nächst aufs We­sent­li­che be­schränkt: Ein­mal läuft die Ein­füh­rung über den na­he­lie­gen­den Fall des Ver­b­zweit­sat­zes. Zum an­de­ren wird die Satz­klam­mer zu­nächst ohne Nach­feld und ohne Ko­or­di­na­ti­ons­feld ein­ge­führt, um zu Be­ginn ein mög­lichst ein­fa­ches Mo­dell ein­zu­üben; spä­ter kann es dann er­wei­tert wer­den (vgl. B 3.3 Nach­feld und B 6.1 Ko­or­di­na­ti­ons­feld). Es ist an die­ser Stel­le wich­tig, von vorne her­ein mit fes­ten Be­grif­fen zu ar­bei­ten: Auch wenn die rech­te Satz­klam­mer leer ist, bleibt das, was rechts von der lin­ken Satz­klam­mer steht, das Mit­tel­feld (und nicht etwa das Nach­feld), denn im voll­stän­di­gen Satz­mus­ter ist rechts davon immer noch die zwei­te Verbstel­le, auch wenn diese in der Rea­li­sie­rung leer bleibt.

Die Ein­füh­rung ist hier selbst­re­fle­xiv über ein Bild an­ge­legt. Das rät­sel­haf­te Auto, das sich in einem zwei­ten Schritt als Bus ent­puppt, spie­gelt auf der In­halts­ebe­ne die Grund­struk­tur an­schau­lich in einem al­le­go­ri­schen Bild. Das Bild wird als men­ta­ler Anker im Ver­lauf der Bau­stein immer wie­der auf­ge­grif­fen und er­wei­tert.

Die Hin­füh­rung ar­bei­tet aus­führ­lich mit der Um­stell­pro­be – hier al­ler­dings zu­nächst nur um die fest­ste­hen­de Po­si­ti­on der Satz­klam­mer her­aus­zu­ar­bei­ten. Satz­glie­der wer­den erst im nächs­ten Bau­stein the­ma­ti­siert; ein Be­griff des­sen, was hier ver­scho­ben wer­den kann, ist für das pri­mä­re Er­kennt­nis­ziel an die­ser Stel­le nicht not­wen­dig.

Die Satz­klam­mer­ta­bel­le im An­hang kann den Schü­le­rin­nen und Schü­lern zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den, am bes­ten auf far­bi­gem Pa­pier und la­mi­niert. Sie kön­nen auf die­ses In­stru­ment immer wie­der zu­rück­grei­fen, um Satz­ana­ly­se oder v.a. Um­stell­pro­ben zu ma­chen – ent­we­der mit einem was­ser­lös­li­chen Stift oder mit aus­ge­schnit­te­nen Satz­schnip­seln, die sie auf dem La­mi­nat ver­schie­ben. Prag­ma­tisch er­spart dies, jedes Mal eine neue Ta­bel­le an­zu­le­gen. Di­dak­tisch bringt es die all­ge­mei­ne Struk­tur vor Augen und macht auch den Rück­griff auf diese Struk­tur in po­ten­ti­ell jeder Ana­ly­se un­mit­tel­bar er­fahr­bar.

Vor­aus­set­zun­gen

Be­griff des Prä­di­kats (Bau­stein 1.1.)

Zu ein­zel­nen Auf­ga­ben

  • Auf­ga­be 2

Die Auf­ga­be lei­tet von einer sti­lis­tisch-funk­tio­na­len Per­spek­ti­ve zum gram­ma­ti­schen Phä­no­men. Sie ist an die­ser Stel­le zu­nächst sehr offen for­mu­liert, so dass auch Ko­hä­ren­zen über Pro­no­mi­na vor­ge­schla­gen wer­den kön­nen. Die Fo­kus­sie­rung am Ende führt zur Satz­klam­mer.

  • Auf­ga­be 6

Die Auf­ga­be dient der Ein­übung.
Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen die Ta­bel­le be­quem in ihrem Heft an­le­gen. Man kann an die­ser Stel­le aber auch schon die la­mi­nier­te Satz­klam­mer­ta­bel­le (s. An­hang) als Ar­beits­werk­zeug ein­füh­ren. Dabei wer­den die Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit ei­ni­gen Fel­dern kon­fron­tiert, die sie noch nicht ken­nen. Der Um­stand muss er­läu­tert wer­den, es ist aber in der Pra­xis keine Schwie­rig­keit für die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, die un­be­kann­ten Fel­der zu­nächst ein­fach zu igno­rie­ren. Der große Vor­teil ist, dass – neben der prag­ma­ti­schen Ver­ein­fa­chung – die Ge­samt­struk­tur schon vor Augen ist und damit auch ein wenig Neu­gier­de ge­weckt wird, was sich denn hin­ter den an­de­ren Fel­dern ver­birgt.

  • Auf­ga­be 8

Diese Auf­ga­be greift die in der Klas­se vor­han­de­nen Sprach­kom­pe­ten­zen auf und nutzt ge­ra­de die Fä­hig­kei­ten mehr­spra­chi­ger Kin­der. Der An­satz lässt sich mit ent­spre­chen­dem Ma­te­ri­al auch stär­ker an­ge­lei­tet aus­bau­en (AB bei Ste­fa­nie Schö­nen­berg: Pro­blem­fall Ver­bklam­mer? Der Klam­mer­mann als Ba­sis­mo­dell der Satz­leh­re , Pra­xis Deutsch 226 (2011), 18 f.)

  • Auf­ga­be Z1

kann von den Stär­ke­ren über­sprun­gen wer­den.

  • Auf­ga­be Z2

dient der Ver­tie­fung für stär­ke­re Schü­ler.

Bil­dungs­plan­be­zug

Zen­tra­ler Stan­dard:
3.​1.​2.​1.(4) die Struk­tur von ein­fa­chen Sätze ana­ly­sie­ren
und nach dem Fel­der­mo­dell be­schrei­ben (Satz­klam­mer,
Fel­der: Vor­feld, Mit­tel­feld); Um­stell­pro­be
Wich­ti­ge ver­zahn­te Stan­dards:
all­ge­mein 2.2.(5) ele­men­ta­re An­for­de­run­gen an Syn­tax
Aufg. 1 3.​1.​1.​3.(8) Me­di­um Bild zu Text ge­stal­ten
Aufg. 2 3.​1.​2.​2.(10) sprach­li­che Äu­ße­run­gen an­ge­mes­sen ge­stal­ten
Aufg. 8 3.​1.​2.​2.(13) im Ver­gleich mit an­de­ren Be­wusst­sein für den ei­ge­nen Sprach­ge­brauch ent­wi­ckeln;
3.​1.​2.​2.(16) sprach­li­che Fremd­heits­er­fah­run­gen be­schrei­ben und re­flek­tie­ren
3.​1.​2.​1. Un­ter­su­chungs­ver­fah­ren: punk­tu­ell Ver­glei­che zu an­de­ren Spra­chen an­stel­len und dazu auch die in der Klas­se vor­han­de­nen Sprach­kom­pe­ten­zen nut­zen

 

 

Die Grund­struk­tur des deut­schen Sat­zes: Her­un­ter­la­den [pdf] [845 KB]