Baustein 4 Differenzierende Aufgabenformate
1. Einführung
"Oscar,..." wurde ausgewählt, weil die Leitperspektive Bildung für Toleranz und Vielfalt sich in verschiedener Hinsicht gut daran thematisieren lässt. Im Gegensatz zu „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ setzt es weniger auf Witz, sondern eher auf eine fast philosophische Auseinandersetzung und differenzierte Anteilnahme. Das Thema Normalität und Anders-sein steht im Mittelpunkt und obwohl man nebenbei einen Schnupperkurs in die Star Wars - Mythologie serviert bekommt, ist das Buch teilweise fast ergreifend. Das Buch gliedert sich in acht Kapitel, die wiederum aus sehr kurzen, teilweise nur eine Seite langen Kapiteln, bestehen. Jedes der acht Kapitel wird aus einer anderen Perspektive erzählt.
Gelungen ist die Verbindung von existentiell Bedrohlichem mit einem oft flapsigen Ton, der aber nur selten in Klischees abgleitet. Ein Beispiel für diese Mischung wäre z.B. das Kapitel, in dem die Mutter von August, der an einem Gendefekt leidet, der sich in einer entsetzlichen Deformierung des Kopfes zeigt, beschreibt, wie die Geburt verlief. August sagt dazu „ Ich hab es gern, wenn Mom diese Geschichte erzählt, weil ich dann immer so lachen muss. Sie ist nicht auf diese Weise lustig, wie ein Witz lustig ist, aber wenn Mom sie erzählt, können Via und ich uns jedes Mal nicht mehr halten.“ (Palacio, Raquel J. (2013), Wunder, Hanser München, S.14)
Unter der Hand wird zudem einiges an Wissen vermittelt. Wir erfahren einiges über das amerikanische Alltagsleben und die Schule, aber auch über das alte Ägypten, über die Idee der Wiedergeburt und Genetik, über Thornton Wilder und Tolstoj usw.
Dieses Buch wurde von der Jugendbuchjury des Deutschen Jugendliteraturpreises 2014 gewählt in der Sparte Jugendbuch. Dies ist ein Ansatzpunkt für eine Lernaufgabe. Sehr empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang die Veröffentlichung zu diesem Projekt der Jugendjury, die diese Idee sehr fundiert und gleichzeitig sehr praxisorientiert darstellt.
Die Lernaufgaben stellen keine Unterrichtseinheit dar, sie fokussieren lediglich auf einige Aspekte des Bildungsplans.
Lernaufgaben sind eine Form kompetenzorientierter Aufgabenstellung. Daneben existieren auch andere Formate, die einen differenzierenden Ansatz verfolgen und auf die selbstständige Erarbeitung von Themen und Aufgaben setzen. Als Beispiele werden in diesem Baustein das Lesetagebuch, die Lesekiste und die Leserolle vorgestellt. Annemarie von der Groeben und Ingrid Kaiser stellen in der „Werkstatt Individualisierung.“ (von der Groeben, Annemarie / Kaiser, Ingrid (2012), Werkstatt Individualisierung, S. 45 ff ) Aufgabenformate wie Fächer-, Rampen- und Blütenaufgaben vor. Die Leitperspektive Bildung für Toleranz und Vielfalt wird z.B. thematisiert in der Lernaufgabe „Normal? Normal!“ und der Lesekiste. Vorurteile, Klischees und Stereotypen, z.B. im Hinblick auf physische, psychische und geistige Dispositionen, lassen sich hier hinterfragen.
Bei dtv oder auch anderen einschlägigen Plattformen wie www.zum.de kann man Vorschläge für eine ganze Unterrichtseinheit zu „Wunder“ einsehen.