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Modul 3: Sprach­ge­brauch und Sprach­re­fle­xi­on

Der neue Bil­dungs­plan 2016 setzt im Be­reich Sprach­ge­brauch und Sprach­re­fle­xi­on ei­ni­ge deut­li­che neue Ak­zen­te ge­gen­über dem Plan von 2004 – was na­tur­ge­mäß nicht be­deu­tet, dass es brei­te Kon­ti­nui­tä­ten gibt. Die Neu­ak­zen­tu­ie­rung er­gibt sich u.a. aus den lei­ten­den Prin­zi­pi­en , die dem Bil­dungs­plan 2016 in die­sem Be­reich zu­grun­de lie­gen.

Die lei­ten­den Prin­zi­pi­en

Der neue Bil­dungs­plan 2016 legt – wie schon der alte – gro­ßen Wert auf eine spi­ral­cur­ri­cu­la­re An­la­ge des Un­ter­richts. Ein nach­hal­ti­ger Gram­ma­tik­un­ter­richt kann die Ele­men­tar­gram­ma­tik nicht nach Klas­se 7 ver­ab­schie­den. Daher wer­den Pro­gres­si­ons­li­ni­en von der Un­ter­über die Mit­tel- in die Ober­stu­fe ge­zo­gen. Dabei fin­den Phä­no­me­ne, die erst spä­ter fo­kus­siert wer­den, schon in den un­te­ren Klas­sen An­knüp­fungs­punk­te (z.B. Mo­da­li­tät, Be­schäf­ti­gung mit Sprach­re­gis­tern), ge­nau­so wie ele­men­ta­re Phä­no­me­ne wie­der auf­ge­grif­fen wer­den (in zu­neh­mend in­klu­die­ren­den For­mu­lie­run­gen). Zu­gleich sol­len Ver­frü­hun­gen ver­mie­den wer­den – gram­ma­ti­sche Be­trach­tun­gen set­zen ein z.T. deut­li­ches Abs­trak­ti­ons­ver­mö­gen vor­aus.

Ein Zwei­tes ist die Prä­zi­sie­rung der in­halt­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen, ein Grund­an­lie­gen des gan­zen Bil­dungs­pla­nes 2016. Er gibt eine deut­li­che­re Ori­en­tie­rung in der Sache wie auch in der Fach­be­griff­lich­keit auf allen Ebe­nen (Syn­tax, Mor­pho­lo­gie, Se­man­tik, Recht­schrei­bung, Prag­ma­tik). Auf der an­de­ren Seite setzt der Plan sich deut­lich ab gegen über­kom­me­ne For­men des Be­nenn- und Sub­sump­ti­ons­un­ter­richts; er stellt ein funk­tio­na­les Ver­ständ­nis und den im wei­tes­ten Sinne kom­mu­ni­ka­ti­ven Ge­brauch ins Zen­trum.

Ein pro­mi­nen­tes Bei­spiel ist die Fort­schrei­bung (sic) des funk­tio­na­len Wort­ar­ten­kon­zep­tes von 2004, wo es heißt: „Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen […] Wort­ar­ten un­ter­schei­den […] und ihre we­sent­li­chen Leis­tun­gen be­nen­nen.“ (S. 81) Dass die­ser An­satz im Un­ter­richt und in den Lehr­wer­ken noch wenig Nie­der­schlag ge­fun­den hat, dass etwa Nomen wei­ter­hin ka­te­go­ri­al über Le­be­we­sen, Ge­gen­stän­de, Ge­füh­le, Ge­dan­ken usw. de­fi­niert wur­den, steht auf einem an­de­ren Blatt. Der neue Bil­dungs­plan soll An­schluss an die Ent­wick­lun­gen der Fach­di­dak­tik und der Lin­gu­is­tik hal­ten. Dies be­deu­tet nicht, Moden nach­zu­lau­fen. Es be­deu­tet aber, die Schul­gram­ma­tik be­hut­sam aus der Ver­kap­se­lung zu be­frei­en, in die sie in den letz­ten Jahr­zehn­ten ge­ra­ten ist. Dies gilt ins­be­son­de­re für die Syn­tax. Als Er­gän­zung und Prä­zi­sie­rung der Schul­gram­ma­tik la­tei­ni­scher Pro­ve­ni­enz wird das Fel­der­mo­dell des deut­schen Sat­zes ein­ge­führt (aus­führ­li­che­re Be­grün­dung s.u.). Ein va­lenz­gram­ma­ti­scher An­satz war im Üb­ri­gen schon 2004 ein­ge­führt wor­den: Der Stan­dard „zwi­schen not­wen­di­gen und nicht not­wen­di­gen Satz­glie­dern un­ter­schei­den“ (S. 81) lässt sich nicht an­ders ver­ste­hen.

Me­tho­disch macht der Bil­dungs­plan 2016 we­ni­ge Vor­ga­ben. Ge­nannt wer­den zum einen Sprach­ver­glei­che im Rah­men der ver­füg­ba­re Sprach­kom­pe­ten­zen, vor allem aber ein in­duk­ti­ves Vor­ge­hen und For­men ent­de­cken­den Ler­nens , die zu Ein­sich­ten in gram­ma­ti­sche Re­gu­la­ri­tät (an­stel­le von vor­ge­schrie­be­nen Re­geln) und ei­gen­stän­di­gen Be­schrei­bun­gen füh­ren. Dies be­deu­tet si­cher nicht, dass de­duk­ti­ve Ele­men­te ganz aus dem Un­ter­richt zu ver­ban­nen wären, die di­rek­te In­struk­ti­on hat ja seit Hat­tie wie­der eine deut­li­che Auf­wer­tung er­fah­ren. Der Bil­dungs­plan 2016 nennt auf der an­de­ren Seite ei­ni­ge Ver­fah­ren be­wusst nicht, vor allem die Weg­lass­pro­be und das gram­ma­ti­sche Fra­gen nach Kasus/Satz­glied.

Deutsch­un­ter­richt ist im Gan­zen immer auch in­te­grier­ter Un­ter­richt – was viel hei­ßen kann. Im Falle des in­te­grier­ten Gram­ma­tik­un­ter­richts dient die An­bin­dung an In­hal­te ja ei­ner­seits der Mo­ti­va­ti­on, zum an­de­ren der An­bin­dung an die kom­mu­ni­ka­ti­ve Funk­ti­on. Eine of­fe­ne Frage, die der Bil­dungs­plan de­zi­diert der päd­ago­gi­schen Frei­heit über­ant­wor­tet, ist die, in­wie­weit In­hal­te Vor­rang für die Glie­de­rung des Un­ter­richts haben soll­ten. Eines indes kann man hier schon fest­hal­ten: auch ein kon­se­quent in­te­grier­ter Un­ter­richt ent­las­tet nie­mals von der grund­le­gen­den An­for­de­rung des Gram­ma­tik­un­ter­richts, zur zu­nächst und zu­meist un­auf­fäl­li­gen kom­mu­ni­ka­ti­ven Funk­ti­on der Spra­che eine ab­stra­hie­ren­de Dis­tanz auf­zu­bau­en.

Wei­ter zu Ein­füh­rung in die Bau­stei­ne