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Gra­phen

„Ein Graph […] ist in der Gra­phen­theo­rie eine abs­trak­te Struk­tur, die eine Menge von Ob­jek­ten zu­sam­men mit den zwi­schen die­sen Ob­jek­ten be­ste­hen­den Ver­bin­dun­gen re­prä­sen­tiert. Die ma­the­ma­ti­schen Abs­trak­tio­nen der Ob­jek­te wer­den dabei Kno­ten (auch Ecken) des Gra­phen ge­nannt. Die paar­wei­sen Ver­bin­dun­gen zwi­schen Kno­ten hei­ßen Kan­ten (manch­mal auch Bögen1). […] Häu­fig wer­den Gra­phen an­schau­lich ge­zeich­net, indem die Kno­ten durch Punk­te und die Kan­ten durch Li­ni­en dar­ge­stellt wer­den.“2

Man un­ter­schei­det un­ge­rich­te­te von ge­rich­te­ten Gra­phen, bei denen Kan­ten nur in aus­ge­wie­se­nen Rich­tun­gen durch­lau­fen wer­den dür­fen. Au­ßer­dem wird zwi­schen Gra­phen mit Mehr­fach­kan­ten und Gra­phen ohne Mehr­fach­kan­ten un­ter­schie­den:

Abbildung Graphen mit Mehrfachkanten und Graphen ohne Mehrfachkanten

Bild­quel­len: Graph un­ge­rich­tet [CC0] via Wi­ki­me­dia Com­mons; Graph ge­rich­tet [CC0] via Wi­ki­me­dia Com­mons; Graph un­ge­rich­tet Mehr­fach­kan­ten [CC0] via Wi­ki­me­dia Com­mons; Graph ge­rich­tet Mehr­fach­kan­ten [CC0] via Wi­ki­me­dia Com­mons , Autor: To­bi­as Knerr;

„Den Zu­satz „ohne Mehr­fach­kan­ten“ lässt man ge­wöhn­lich weg und nennt Gra­phen mit Mehr­fach­kan­ten Mul­ti­gra­phen. Fer­ner ver­zich­tet man meist auf das At­tri­but „un­ge­rich­tet“ und kenn­zeich­net nur ge­rich­te­te Gra­phen ex­pli­zit. Un­ge­rich­te­te Gra­phen ohne Mehr­fach­kan­ten nennt man auch häu­fig schlicht oder ein­fach. Eine an­de­re Be­zeich­nung für ge­rich­te­te Gra­phen ist Di­graph (Di­rec­ted Graph)“3

Bei der Ein­füh­rung be­schäf­ti­gen wir uns nur mit un­ge­rich­te­ten Gra­phen, erste Bei­spie­le:

Abbildungen ungerichtete Graphen

1 Bögen wer­den bis­wei­len auch als ge­rich­te­te Kan­ten auf­ge­fasst.

2 Wi­ki­pe­dia: siehe Seite „Graph ( Gra­phen­theo­rie)“, URL: https://​de.​wi­ki­pe­dia.​org/​wiki/​Graph_(Gra­phen­theo­rie) (ab­ge­ru­fen: 28.03.2018)

3 a.a.O.

Ein­füh­rung von Fach­be­grif­fen

Im vor­lie­gen­den Ma­te­ri­al wer­den die Be­grif­fe Ecke, Kno­ten und Kno­ten­punkt syn­onym ver­wen­det, wobei die Ver­wen­dung des im Bil­dungs­plan ge­wähl­ten Be­griffs Kno­ten­punkt statt Ecke be­vor­zugt wird.

Gra­phen wer­den als to­po­lo­gi­sche Struk­tu­ren auf Basis men­gen­theo­re­ti­scher Be­grif­fe de­fi­niert:

De­fi­ni­ti­on:

Ein Graph G ist ein ge­ord­ne­tes Paar ( V , E ) , wobei V eine Menge von Kno­ten (eng­lisch ver­tex / ver­ti­ces, oft auch Ecken ge­nannt) und E eine Menge von Kan­ten (engl. edge / edges, manch­mal auch Bögen ge­nannt) be­zeich­net.4

Für die Ein­füh­rung in Klas­se 8 bie­ten sich da­ge­gen nur di­dak­tisch re­du­zier­te De­fi­ni­tio­nen an, die einen an­schau­li­chen Zu­gang er­mög­li­chen, z.B.:

Ein Graph ist eine geo­me­tri­sche Figur aus end­lich vie­len Kno­ten­punk­ten und Kan­ten, die ei­ni­ge die­ser Punk­te ver­bin­den. Die Kan­ten müs­sen nicht ge­rad­li­nig ver­lau­fen und kön­nen sich über­kreu­zen. Mehr­fach­kan­ten, Schlin­gen und iso­lier­te Kno­ten sind eben­falls zu­ge­las­sen.

oder auch knap­per:

Ein Graph ist ein Ge­bil­de, das aus Kno­ten­punk­ten5 und Kan­ten be­steht. Jede Kante ver­bin­det 2 Kno­ten­punk­te.

Im letz­ten Kas­ten ist zu­nächst auch alles ge­sagt. Was nicht ex­pli­zit ge­nannt wird, muss ent­deckt wer­den. Da es im Un­ter­richt vor allem auf die Prä­zi­sie­rung des­sen an­kommt, was nicht no­tiert wurde, soll­te er­ar­bei­tet wer­den, dass Mehr­fach­kan­ten, Schlin­gen oder iso­lier­te Ecken er­laubt sind.

4 Wi­ki­pe­dia: siehe Seite „Graph ( Gra­phen­theo­rie)“, URL: https://​de.​wi­ki­pe­dia.​org/​wiki/​Graph_(Gra­phen­theo­rie) (ab­ge­ru­fen: 28.03.2018). Die Kan­ten­men­ge E wird im Falle ein­fa­cher Gra­phen und Mul­ti­gra­phen auch als Menge aller zwei­ele­men­ti­gen Teil­men­gen der Menge V be­trach­tet, da eine Kante durch die bei­den Kno­ten an ihren Enden ein­deu­tig fest­ge­legt wer­den kann.

5 Der im Bil­dungs­plan ver­wen­de­te Be­griff Kno­ten­punkt kann hilf­reich sein, wenn man die Vi­sua­li­sie­rung als Punkt be­to­nen möch­te, an­sons­ten ist die Be­zeich­nung Kno­ten üb­lich. Im Un­ter­richt bie­tet sich auch ein Rück­griff auf die Be­zeich­nung „Ver­kehrs­kno­ten­punkt“ in Stra­ßen- oder Bahn­net­zen an.

Un­ter­schied­lich ver­wen­de­te Be­grif­fe

In der Gra­phen­theo­rie be­zeich­nen die Be­grif­fe Weg, Pfad, Kan­ten­zug oder Kan­ten­fol­ge eine Folge von Kno­ten, in wel­cher je­weils zwei auf­ein­an­der fol­gen­de Kno­ten durch eine Kante ver­bun­den sind. Lei­der wer­den diese und wei­te­re Be­grif­fe aber nicht ein­heit­lich ver­wen­det. Bei einem Kan­ten­zug dür­fen Kno­ten und Kan­ten mehr­mals durch­lau­fen wer­den, bei einem Weg darf da­ge­gen jeder Kno­ten nur ein­mal ent­hal­ten sein. Da es hier um ei­ni­ge ele­men­ta­re Be­deu­tungs­un­ter­schie­de geht, muss im Un­ter­richt be­son­ders dar­auf ge­ach­tet wer­den, eine in sich stim­mi­ge Ter­mi­no­lo­gie zu ver­wen­den.

Daher wurde im letz­ten Ab­schnitt die­ses Ka­pi­tels eine Be­griffs­über­sicht ein­ge­bun­den, damit Sie dort bei Be­darf auch ge­zielt nach­schla­gen kön­nen. Die ge­trof­fe­ne Aus­wahl deckt dabei den Groß­teil der für die Ein­füh­rung re­le­van­ten Be­grif­fe ab. Eine aus­führ­li­che­re Über­sicht hat Man­fred Nitz­sche in sei­nem emp­feh­lens­wer­ten Buch „Gra­phen für Ein­stei­ger“ in Form eines „Klei­nen Wör­ter­bu­ches der Gra­phen­theo­rie“ zu­sam­men­ge­stellt.6

6 Vgl. „Klei­nes Wör­ter­buch der Gra­phen­theo­rie“, in Nitz­sche: „Gra­phen für Ein­stei­ger“, View­eg+Teub­ner, Wies­ba­den, 2009, 3. Auf­la­ge

Iso­mor­phe Gra­phen (Aus­flug in die To­po­lo­gie)

Ein Graph be­zeich­net eine Struk­tur und ist ein to­po­lo­gi­scher Be­griff, da es auf die Länge der Kan­ten oder die Win­kel zwi­schen den Kan­ten nicht an­kommt.7

Das be­kann­te „Haus des Ni­ko­laus“ kann gut als Aus­gangs­punkt die­nen, um zu ver­an­schau­li­chen, dass man beim Zeich­nen eines Gra­phen viele Frei­hei­ten hat8

:

Abbildung Haus des Nikolaus 1

Das Haus des Ni­ko­laus wird schritt­wei­se zu to­po­lo­gisch äqui­va­len­ten Gra­phen „ver­formt.“

Diese Re­prä­sen­ta­tio­nen von Gra­phen las­sen sich durch elas­ti­sche Ver­for­mun­gen in­ein­an­der über­füh­ren, sie sind to­po­lo­gisch äqui­va­lent. Die ge­mein­sa­men Ei­gen­schaf­ten (Be­zie­hun­gen zwi­schen Kno­ten und Kan­ten) las­sen sich dabei über­sicht­lich in einer Ta­bel­le bzw. Ma­trix dar­stel­len, die dann je­weils eine Klas­se to­po­lo­gisch äqui­va­len­ter Gra­phen re­prä­sen­tiert.

7 Ein­trag Graph, in: „Schü­ler­du­den Die Ma­the­ma­tik I“, Du­den­ver­lag, 1990, 5. Auf­la­ge, S.162

8 vgl. Nitz­sche: „Gra­phen für Ein­stei­ger“, View­eg+Teub­ner, Wies­ba­den, 2009, 3. Auf­la­ge, S.5

Graph als Ta­bel­le – Ad­ja­zenz- und In­zi­denz­ma­tri­zen

In die Ad­ja­zenz­ma­trix (bzw. Nach­bar­schafts­ma­trix) eines Gra­phen wird an jeder Stel­le die An­zahl der Kan­ten ein­ge­tra­gen, die zwi­schen den Kno­ten­paa­ren exis­tie­ren. Bei n Kno­ten er­hält man eine qua­dra­ti­sche n x n -Ma­trix. In der Pra­xis wer­den auch häu­fig Ad­ja­zenz­lis­ten zu den ein­zel­nen Kno­ten an­ge­legt, in denen je­weils alle be­nach­bar­ten Kno­ten auf­ge­lis­tet wer­den.

In der In­zi­denz­ma­trix (Kno­ten-Kan­ten-Ma­trix) steht eine „1“, wenn ein Kno­ten auf einer Kante liegt, an­dern­falls eine „0“. Bei n Kno­ten und m Kan­ten er­gibt sich so eine n x m – Ma­trix.

Abbildung Haus des Nikolaus 2

Abb: Ad­ja­zenz- und In­zi­denz­ta­bel­le zum Haus des Ni­ko­laus und to­po­lo­gisch äqui­va­len­ten Gra­phen9

9Die Ver­for­mung kann mit der Datei 04_au­g_­ani­mier­te_­Um­for­mun­g_Haus_­de­s­_­Ni­ko­laus.ggb ani­miert wer­den, mit der Datei 04_au­g_­Um­for­mun­g_Haus_­de­s­_­Ni­ko­laus.ggb kön­nen die Sta­di­en der Ver­for­mung schritt­wei­sen vi­sua­li­siert und er­läu­tert wer­den.

Ex­kurs zu Da­ten­struk­tu­ren:

„Für die Re­prä­sen­ta­ti­on von Gra­phen im Com­pu­ter gibt es im We­sent­li­chen zwei ge­bräuch­li­che For­men: die Ad­ja­zenz­ma­trix [...] und die Ad­ja­zenz­lis­te (Nach­bar­schafts­lis­te). Die Be­deu­tung der bei­den Dar­stel­lun­gen liegt darin, dass prak­tisch jede al­go­rith­mi­sche Lö­sung graphentheore­tischer Pro­ble­me auf we­nigs­tens eine der bei­den Re­prä­sen­ta­tio­nen zu­rück­greift. Eine wei­te­re, aber sel­te­ner ge­nutz­te Mög­lich­keit zur Dar­stel­lung von Gra­phen im Com­pu­ter ist die In­zi­denz­ma­trix [...]. In­zi­denz­ma­tri­zen sind zwar auf­wän­di­ger zu im­ple­men­tie­ren und zu ver­wal­ten, bie­ten aber eine Reihe von Vor­tei­len ge­gen­über Ad­ja­zenz­ma­tri­zen. Zum einen ver­brau­chen sie bei fes­ter An­zahl von Kan­ten stets nur li­ne­ar viel Spei­cher­platz be­züg­lich der An­zahl der Kno­ten, was ins­be­son­de­re bei dün­nen Gra­phen (also Gra­phen mit wenig Kan­ten) von Vor­teil ist, wäh­rend die Ad­ja­zenz­ma­trix qua­dra­ti­schen Platz­be­darf be­züg­lich der An­zahl der Kno­ten be­sitzt (dafür aber kom­pak­ter bei dich­ten Gra­phen, also Gra­phen mit vie­len Kan­ten ist). Zum an­de­ren las­sen sich viele gra­phen­theo­re­ti­sche Pro­ble­me nur mit Ad­ja­zenz­lis­ten in li­nea­rer Zeit lösen. In der Pra­xis ver­wen­det man daher meist diese Form der Re­prä­sen­ta­ti­on.“10

10Wi­ki­pe­dia, siehe Seite „Graph (Gra­phen­theo­rie)“, URL: https://​de.​wi­ki­pe­dia.​org/​wiki/​Graph_(Gra­phen­theo­rie)#De­fi­ni­tio­nen (ab­ge­ru­fen: 30.3.2018)

Mög­li­che Be­rück­sich­ti­gung im Un­ter­richt

Die Be­hand­lung von Ma­tri­zen bzw. Ta­bel­len ist im Rah­men die­ser Ein­heit nicht ex­pli­zit vor­ge­se­hen. Gleich­wohl han­delt es sich um einen wich­ti­gen As­pekt, der ge­ra­de in Hin­blick auf die Ver­net­zung mit den In­hal­ten des Mo­duls In­for­ma­tik an­ge­spro­chen bzw. im Rah­men bin­nen­dif­fe­ren­zie­ren­der Pha­sen ein­ge­bracht wer­den soll­te. Hier­zu ein Bei­spiel11:

Aus einer ein­fach ge­hal­te­nen Ad­ja­zenz­ma­trix sol­len die Schü­le­rin­nen und Schü­ler mög­li­che Gra­phen skiz­zie­ren und ver­glei­chen.

Abbildung Beispiel Adjazenzmatrix

Die Um­keh­rung der Auf­ga­ben­stel­lung lie­fert aus di­dak­ti­scher Sicht den schö­nen Ne­ben­ef­fekt, dass die to­po­lo­gi­sche Äqui­va­lenz von Gra­phen und die zen­tra­le Be­deu­tung der Ma­tri­zen (bzw. in Klas­se 8 Ta­bel­len) wäh­rend der Be­ar­bei­tung in­tui­tiv er­fasst wer­den kön­nen.

Durch den Dar­stel­lungs­wech­sel zwi­schen Bild und Ta­bel­le wird au­ßer­dem ein deut­lich tie­fe­res Ver­ständ­nis der be­reits ein­ge­führ­ten Be­grif­fe er­reicht. Ein mög­li­ches Um­set­zungs­bei­spiel wurde daher für die 4. Stun­de der Ein­heit aus­ge­wie­sen.

11vgl. Abb.7 des Ein­trags „Ver­for­mun­gen“, in „Schü­ler­du­den: Die Ma­the­ma­tik I“, Du­den­ver­lag, 1990, 5. Auf­la­ge, S.474 Hin­weis: Die Ad­ja­zenz­ma­trix in Abb. 7 wird hier fälsch­li­cher­wei­se als „In­zi­denz­ma­trix“ be­zeich­net.

Aus­wahl der Pro­blem­stel­lun­gen für den Un­ter­richt

Das Nach­zeich­nen eines Gra­phen in einem Zug unter den Be­din­gun­gen, dass

  1. keine Kante dop­pelt durch­lau­fen wird
  2. alle Kan­ten durch­lau­fen wer­den und
  3. Start- und Ziel­ecke iden­tisch sind

führt zu­nächst zu ge­schlos­se­nen eu­ler­schen Kan­ten­zü­gen (Eu­ler­tou­ren) bzw. den sog. Eu­ler­gra­phen. Lässt man die Be­din­gung (3) weg, so er­hält man of­fe­ne Eu­ler­sche Kan­ten­zü­ge. Mit not­wen­di­gen und hin­rei­chen­den Be­din­gun­gen für die Exis­tenz Eu­ler­scher Kan­ten­zü­ge lässt sich dann das be­kann­te Kö­nigs­ber­ger Brü­cken­pro­blem lösen. Ähn­li­che Pro­ble­me (Woh­nungs­rund­gang, Nacht­wäch­ter­pro­blem,…) wur­den er­gän­zend auf­ge­nom­men, um den Um­gang mit Eu­ler­gra­phen zu ver­tie­fen.

Die Suche nach einem Weg durch alle Kno­ten eines Gra­phen führt da­nach zu Ha­mil­ton-Krei­sen bzw. Ha­mil­ton­gra­phen, wobei hier nicht zwin­gend alle Kan­ten durch­lau­fen wer­den müs­sen. Ein­fa­che „Tra­vel­ling-Sa­les­man-Pro­ble­me“ bie­ten sich da­nach an, um be­wer­te­te Gra­phen ein­zu­füh­ren und erste an­wen­dungs­ori­en­tier­te As­pek­te in den Blick zu neh­men. So kann man am Bei­spiel der Suche nach dem „kür­zes­ten“ Ha­mil­ton­kreis auch den Bogen zu un­ge­lös­ten Pro­ble­men der Gra­phen­theo­rie schla­gen. Für einen ge­ge­be­nen Gra­phen kann man zwar wie im Un­ter­richt theo­re­tisch über­prü­fen, ob Ha­mil­ton­krei­se exis­tie­ren und deren „Länge“ an­schlie­ßend ver­glei­chen, die­ses Vor­ge­hen ist aber für für grö­ße­re Gra­phen prak­tisch nicht aus­führ­bar, da zu viele Daten an­fal­len wür­den. „Lei­der gibt es […] auch kein be­kann­tes not­wen­di­ges und hin­rei­chen­des Kri­te­ri­um für die Exis­tenz von Ha­mil­ton-Krei­sen, das we­sent­lich schnel­ler aus­führ­bar wäre. Tat­säch­lich ge­hört die Frage nach der Exis­tenz von Ha­mil­ton­krei­sen in Gra­phen zu den al­go­rith­misch schwie­rigs­ten Pro­ble­men der Mateh­ma­tik, die auch NP-voll­stän­di­ge Pro­ble­me ge­nannt wer­den.“12

Als wei­te­re An­wen­dung bie­ten sich Sitz­ord­nungs­pro­ble­me an, deren Be­zie­hungs­ge­fü­ge als Ha­mil­ton­sche Gra­phen be­trach­tet wer­den kön­nen. Jede mög­li­che Sitz­ord­nung ent­spricht einem Ha­mil­ton-Kreis des Gra­phen, so dass die Suche nach Ha­mil­ton-Krei­sen di­rekt als Teil einer Lö­sungs­stra­te­gie für diese Art von Lo­gik­rät­seln mo­ti­viert wer­den kann. Im Un­ter­richts­gang wird die­ser Zu­sam­men­hang in der 5. Stun­de be­han­delt, da er sich be­son­ders gut zur Ver­net­zung von Gra­phen­theo­rie und Aus­sa­gen­lo­gik eig­net und so eine über­zeu­gen­de Ver­zah­nung die­ser Ge­bie­te er­reicht wer­den kann.

Für prak­ti­sche Pro­ble­me sind ge­rich­te­te Gra­phen sehr be­deut­sam, deren Be­hand­lung im Lehr­plan in Klas­se 8 nicht vor­ge­se­hen ist. Um sie auf einer in­tui­ti­ven Basis ein­zu­bin­den, wur­den im Be­reich der Lo­gik­rät­sel Über­fahrt- und Um­füll­pro­ble­me aus­ge­wählt, für die über­sicht­li­che Lö­sungs­stra­te­gi­en auf der Be­trach­tung von Kan­ten­zü­gen in ge­rich­te­ten Gra­phen be­ru­hen.

Die in Klas­se 9 im Be­reich der In­for­ma­tik vor­ge­se­he­ne Be­hand­lung des Al­go­rith­mus von Di­jk­s­tra zur Weg­su­che in einem Gra­phen (vgl. BP 3.​2.​1.​1 (6) ) baut auf die­sen Zu­sam­men­hän­gen auf.

12Titt­man, Peter: „Gra­phen­theo­rie“, Han­ser-Ver­lag, 2011, 2. Auf­la­ge, S. 122, er­gän­zend hier­zu aus dem Wi­ki­pe­dia-Ar­ti­kel zur NP-Voll­stän­dig­keit [https://​de.​wi­ki­pe­dia.​org/​wiki/​NP-​Vollstän­dig­keit (ab­ge­ru­fen am 25.4.18)]: „In der In­for­ma­tik be­zeich­net man ein Pro­blem als NP-voll­stän­dig (voll­stän­dig für die Klas­se der Pro­ble­me, die sich nicht­de­ter­mi­nis­tisch in Po­ly­no­mi­al­zeit lösen las­sen), wenn es zu den schwie­rigs­ten Pro­ble­men in der Klas­se NP ge­hört [...]. Dies be­deu­tet um­gangs­sprach­lich, dass es sich ver­mut­lich nicht ef­fi­zi­ent lösen lässt“. Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zu den Kom­ple­xi­täts­klas­sen P und NP fin­det man z.B. in Ai­gner, Mar­tin.: „Dis­kre­te Ma­the­ma­tik“, View­eg-Ver­lag, 2006, 6. Auf­la­ge, Kap. 8.5, S. 161f.

 

 

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen: Her­un­ter­la­den [odt][526 KB]

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen: Her­un­ter­la­den [pdf][451 KB]

 

Wei­ter zu Aus­sa­gen­lo­gik