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Aus­sa­gen­lo­gik

Die spä­ter in Klas­se 9 fol­gen­de for­ma­le Be­hand­lung aus­sa­gen­lo­gi­scher Zu­sam­men­hän­ge wird in Klas­se 8 al­ters­an­ge­mes­sen mit ein­fa­chen Lo­gik­rät­seln vor­be­rei­tet. Hier ste­hen noch ex­em­pla­ri­sche Lö­se­stra­te­gi­en und ge­eig­ne­te heu­ris­ti­sche Ver­fah­ren im Vor­der­grund, bevor dann in Klas­se 9 auch Wahr­heits­ta­feln für zu­sam­men­ge­setz­te lo­gi­sche Ver­knüp­fun­gen er­stellt wer­den und „mit der Wahr­heit ge­rech­net“ wird. Die Auf­ga­be „Mör­der­su­che“ (Nr. 4 auf dem er­gän­zen­den Übungs­blatt der 6. Stun­de) wurde ein­ge­bun­den, um im Rah­men der Dif­fe­ren­zie­rung einen kur­zen Aus­blick auf die Ver­wen­dung von Wahr­heits­ta­feln zu er­mög­li­chen.

Aus­wahl der Lo­gik­rät­sel

Die Aus­wahl der Lo­gik­rät­sel für die 5. Stun­de hatte wie oben be­schrie­ben das Ziel, Gra­phen als heu­ris­ti­sche Hilfs­mit­tel ein­zu­bin­den, um die Lö­se­stra­te­gie des Vor­wärts­ar­bei­tens über­sicht­lich dar­zu­stel­len und den Bogen von der Gra­phen­theo­rie zur Aus­sa­gen­lo­gik zu span­nen. Ins­be­son­de­re Um­füll­rät­sel bie­ten dabei ei­ni­ge Ver­net­zungs­mög­lich­kei­ten, auch zur Geo­me­trie und Phy­sik.

Im Bil­dungs­plan sind au­ßer­dem Su­do­kus, Su­ri­z­as und No­no­gram­me als Bei­spie­le für wei­te­re sys­te­ma­ti­sche Rät­sel aus­ge­wie­sen, deren Be­hand­lung si­cher­lich mo­ti­vie­rend und reiz­voll ist. Da deren Lö­sungs­stra­te­gi­en aber doch eher spe­zi­fisch auf die je­wei­li­ge Rät­sel­art aus­ge­rich­tet sind, wurde der Schwer­punkt in der 6. Stun­de auf klas­si­sche Lo­gik­rät­sel ge­legt. Hier ste­hen Aus­sa­gen und Fol­ge­run­gen stär­ker im Fokus, was für die Ein­füh­rung in die Aus­sa­gen­lo­gik güns­ti­ger er­schien. Au­ßer­dem war es so auch mög­lich die Ar­beit mit Ta­bel­len als wich­ti­gem heu­ris­ti­schen Hilfs­mit­tel ef­fi­zi­ent zu ver­tie­fen.

Ver­net­zungs­bei­spiel: Gra­phi­sches Lö­sungs­ver­fah­ren für Um­füll­pro­ble­me

Am Bei­spiel des in Stun­de 5 ein­ge­bun­de­nen Um­füll­rät­sels soll hier ein in­ter­es­san­tes gra­phi­sches Lö­sungs­ver­fah­ren vor­ge­stellt wer­den1:

Drei Krüge

Abbildung Umfüllrätsel

Ein Krug, der genau 8 Liter fasst, ist bis zum Rand mit Was­ser ge­füllt. Es ste­hen au­ßer­dem zwei leere Krüge mit 3 l bzw. 5 l Fas­sungs­ver­mö­gen zur Ver­fü­gung, sonst nichts. Ge­lingt es euch, die 8 Liter Was­ser ge­recht auf zwei der Krüge zu ver­tei­len? Wie oft müsst ihr dazu min­des­tens um­schüt­ten?

Das Ver­fah­ren ba­siert auf der Idee, in einem zu­ge­hö­ri­gen Gra­phen den kür­zes­ten Kan­ten­zug zwi­schen Start- und End­kno­ten zu fin­den. Dazu fasst man zu­nächst alle theo­re­tisch denk­ba­ren Füll­stands­kom­bi­na­tio­nen der drei Ge­fä­ße als Zu­stän­de auf. Jeder Zu­stand ent­spricht einem Tri­pel wie z.B. (3,4,1) und kann mit­hil­fe von „tri­li­nea­ren Ko­or­di­na­ten“2 als Punkt im In­nern oder auf dem Rand eines gleich­sei­ti­gen Drei­ecks ge­deu­tet wer­den. Diese Über­le­gung führt zu dem Drei­ecks­gra­phen auf der fol­gen­den Seite.

Dreiecksgraph 1

Der im In­nern des Drei­ecks mar­kier­te Punkt ent­spricht dem Zu­stand (4,1,3): Es be­fin­den sich im größ­ten Gefäß 4 Liter, im mitt­le­ren Gefäß 1 Liter und im kleins­ten Gefäß 3 Liter.

Die Füll­stän­de der Ge­fä­ße ent­spre­chen dabei den Ab­stän­den des Punk­tes zu den je­wei­li­gen Drei­ecks­sei­ten. Mit­hil­fe der Par­al­le­len­scha­ren des Ras­ters kann man so schnell den Füll­stand der ein­zel­nen Ge­fä­ße ab­le­sen.

Hier­bei kommt die geo­me­tri­sche Er­kennt­nis zum Tra­gen, dass in einem gleich­sei­ti­gen Drei­eck die Summe der drei Ab­stän­de jedes in­ne­ren Punk­tes zu den drei Sei­ten immer gleich groß ist und der Höhe des gleich­sei­ti­gen Drei­ecks ent­spricht. Die­ser Zu­sam­men­hang wird als „Satz von Vi­via­ni“ be­zeich­net und kann gut mit Mit­teln der 8. Klas­se be­wie­sen wer­den.3 Die drei Füll­stän­de ent­spre­chen dabei den Maß­zah­len der Höhen in den ge­stri­chelt an­ge­deu­te­ten Teil­d­rei­ecken. Der Be­weis kann bei­spiels­wei­se über die Summe der Flä­chen­in­hal­te der drei Teil­d­rei­ecke ge­führt wer­den und bie­tet eine gute Ge­le­gen­heit, geo­me­tri­sche Grund­la­gen zu wie­der­ho­len und im neuen Lich­te der Aus­sa­gen­lo­gik zu ver­tie­fen. Es bie­tet sich an, die­sen Be­weis als Teil der Geo­me­trie­ein­heit zu be­trach­ten (vgl. BP IMP, 3.​1.​2.​3 (4)) und von den Schü­le­rin­nen und Schü­lern (idea­ler­wei­se nach vor­he­ri­ger Er­kun­dung mit­hil­fe dy­na­mi­scher Geo­me­trie-Soft­ware) füh­ren zu las­sen.

Die theo­re­ti­schen Füll­zu­stän­de ent­spre­chen den Kno­ten und die Um­schütt­vor­gän­ge den (ge­rich­te­ten) Kan­ten des ab­ge­bil­de­ten Gra­phen. Dabei sind auf­grund der li­mi­tie­ren­den Ge­fäß­grö­ßen nicht alle Zu­stän­de rea­li­sier­bar. Die Kno­ten, die mög­li­che Zu­stän­de (in 1-Liter-Schrit­ten) sym­bo­li­sie­ren, sind rechts etwas grö­ßer und grün mar­kiert.

Dreiecksgraph 2

Da durch die Vor­ga­ben des Rät­sels immer so um­ge­schüt­tet wird, dass da­nach ent­we­der das Aus­gangs­ge­fäß leer oder das Ziel­ge­fäß voll ist, lie­gen die Kno­ten der rea­li­sier­ba­ren Zu­stän­de auf dem Rand des Par­al­le­lo­gramms.

Dreiecksgraph 3

Für das ei­gent­li­che Ver­fah­ren ge­nügt es, die­ses Par­al­le­lo­gramm zu zeich­nen (z.B. mit a = 5 LE, b = 3 LE und α = 60°):

Dreiecksgraph 4

u Be­ginn sind im größ­ten Gefäß 8 Liter, am Ende sol­len zwei­mal 4 Liter vor­han­den sein. Das ist nur mög­lich, wenn die bei­den größ­ten Ge­fä­ße je­weils 4 Liter ent­hal­ten. Die die­sen Zu­stän­den ent­spre­chen­den Start- und Ziel­kno­ten sind oben mar­kiert. Man be­ginnt unten links in der Ecke, die dem Zu­stand (8,0,0) ent­spricht und vi­sua­li­siert die Um­schütt­vor­gän­ge durch Stre­cken­zü­ge. Beim Um­fül­len bleibt immer ein Gefäß un­be­rührt, so­dass man sich nur auf Par­al­le­len zu den Drei­ecks­sei­ten be­wegt. Au­ßer­dem muss beim Um­fül­len immer ein Gefäß voll­stän­dig ge­leert oder ge­füllt wer­den, so­dass der Pfad im Par­al­le­lo­gramm immer bis zu des­sen Rand geht. Tat­säch­lich ist der Kan­ten­zug be­reits durch den ers­ten Schritt fest­ge­legt, alle wei­te­ren Schrit­te er­ge­ben sich au­to­ma­tisch4, wenn man un­güns­ti­ge Um­we­ge wie z.B. „Zu­rück­schüt­ten“ ver­mei­det.

Dreiecksgraph 5

Der Pfad hat durch die Wahl des gleich­sei­ti­gen Aus­gangs­drei­ecks die Be­son­der­heit, dass immer in einem „60°-Win­kel“ ab­ge­bo­gen wird, der Ein­tritts- und Aus­tritts­win­kel in den Rand­punk­ten also immer über­ein­stimmt. Man kann ihn sich da­durch auch als Weg einer fik­ti­ven Bil­lard­ku­gel auf einem par­al­le­lo­gramm­för­mi­gen Tisch vor­stel­len. Der Weg die­ser Kugel wird an den Kan­ten des Par­al­le­lo­gramms dann nach dem be­kann­ten Re­fle­xi­ons­ge­setz fort­ge­setzt.

Würde man den Weg über den Ziel­kno­ten (4,4,0) hin­aus wei­ter ver­fol­gen, so würde man die rest­li­chen Kan­ten durch­wan­dern und zum Aus­gangs­punkt zu­rück­ge­lan­gen. Be­ginnt man da­ge­gen den Kan­ten­zug von An­fang an in der an­de­ren Rich­tung, also durch Um­schüt­ten vom größ­ten ins kleins­te Gefäß, so ge­langt man eben­falls zum Ziel­kno­ten und er­hält so die zwei­te mög­li­che Lö­sung. Wel­che der bei­den die bes­se­re ist, muss ge­prüft wer­den. Die oben ab­ge­bil­de­te Lö­sung er­for­dert sie­ben Schrit­te.

Die zwei­te Lö­sung er­for­dert da­ge­gen acht Schrit­te:

Dreiecksgraph 6

Alle an­de­ren Vor­ge­hens­wei­sen ent­hal­ten un­nö­ti­ge Um­we­ge. Die bei­den ge­rich­te­ten Kan­ten­zü­ge mit sie­ben bzw. acht Schrit­ten wur­den in der Mus­ter­lö­sung des Ar­beits­blat­tes ohne den dar­un­ter­lie­gen­den Zu­stands­gra­phen dar­ge­stellt:

Dreiecksgraph 7

Auch wenn die­ses gra­phi­sche Lö­sungs­ver­fah­ren zu­nächst nicht für die Be­hand­lung im Kern­un­ter­richt vor­ge­se­hen ist, hat es Po­ten­zi­al für er­gän­zen­de Pha­sen und dif­fe­ren­zie­ren­de Auf­trä­ge, evtl. auch im Rah­men einer GFS. Es bie­tet sich die Ge­le­gen­heit, den Um­gang mit Par­al­le­lo­gram­men zu ver­tie­fen und ggf. In­hal­te aus der Phy­sik auf­zu­grei­fen (BP IMP, 3.​1.​3.​1.).5 Da über den Be­weis des „Sat­zes von Vi­via­ni“ auch die Ver­zah­nung mit In­hal­ten der Geo­me­trie­ein­heit mög­lich ist, wäre auch der di­rek­te Bezug zum Bil­dungs­plan ge­ge­ben.

Die Datei 05_au­g_a­b_­um­fu­ell­gra­phen_8-5-3.ggb wurde daher für eine mög­li­che Vor­stel­lung im Un­ter­richt kon­zi­piert. Der ge­sam­te Ge­dan­ken­gang kann so am Bei­spiel der Ge­fäß­kom­bi­na­ti­on aus Auf­ga­be 3 des Ar­beits­blat­tes durch Ein­blen­den ver­schie­de­ner Kno­ten und Kan­ten schritt­wei­se ent­wi­ckelt wer­den. Un­ab­hän­gig davon ist das Ver­fah­ren vor allem bei der Kon­zep­ti­on ähn­li­cher Um­schütt­rät­sel hilf­reich.

Ver­tie­fung der Aus­sa­gen­lo­gik in der UE Geo­me­trie

Die hier vor­ge­stell­ten Lo­gik­rät­sel und Lö­se­stra­te­gi­en sol­len zur Aus­sa­gen­lo­gik füh­ren, die in Klas­se 8 u.a. in der Geo­me­trie­ein­heit im Mit­tel­punkt steht. Na­tür­lich wer­den auch im Be­reich der zah­len­theo­re­ti­schen Grund­la­gen viel­fäl­ti­ge Aus­sa­gen be­trach­tet. Im Be­reich der Geo­me­trie bie­tet sich aber die Ge­le­gen­heit, die meis­ten Aus­sa­gen auch durch­gän­gig zu vi­sua­li­sie­ren und ihren Wahr­heits­ge­halt un­mit­tel­bar an­schau­lich zu be­grün­den. Daher spielt die Geo­me­trie bei der Grund­le­gung der Aus­sa­gen­lo­gik eine wich­ti­ge Rolle.

Im Ge­samt­auf­bau könn­te man die Geo­me­trie­ein­heit daher nach der hier skiz­zier­ten Ein­füh­rung di­rekt an­schlie­ßen, um den Fokus auf die Aus­sa­gen­lo­gik als Mo­ti­va­ti­on für die er­neu­te Be­hand­lung schein­bar be­kann­ter Sätze zu nut­zen. Wei­te­re An­re­gun­gen dazu fin­den Sie in den Ma­te­ria­li­en zur Geo­me­trie.

1 Die Datei http://​www.​wiwi.​uni-​bie­le­feld.​de/​leh​rber​eich​e/​sta­to­eko­inf/​comet/​wolf/​pw_​files/​leh​rmat​eria​lien/​dist-​vino.​pdf (ab­ge­ru­fen 13.4.2018) von P. Wolf bie­tet Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zum skiz­zier­ten Ver­fah­ren, das von Hugo Stein­haus im „Ka­lei­do­skop der Ma­the­ma­tik“ (Dt. Verl. d. Wiss.,1959) pu­bli­ziert wurde.

2 Wi­ki­pe­dia: siehe Seite „Tri­li­nea­re Ko­or­di­na­ten“,URL: https://​de.​wi­ki­pe­dia.​org/​wiki/​Tri­li­nea­re_​Ko­or­di­na­ten" (ab­ge­ru­fen: 7.05.2018)

3 Wi­ki­pe­dia, Seite „Satz von Vi­via­ni", URL: https://​de.​wi­ki­pe­dia.​org/​wiki/​Satz_​von_​Vi­via­ni (ab­ge­ru­fen:7.5.2018)

4 Vgl. Fuß­no­te 1, in der dort an­ge­ge­be­nen Datei wird der Hin­ter­grund aus­führ­lich dar­ge­stellt.

5 Ein­falls- bzw. Aus­falls­win­kel sind Win­kel zwi­schen Strahl und „Lot“ (Or­tho­go­na­le zur Kante im Auf­treff­punkt), beim Bil­li­ard steht da­ge­gen der Win­kel von Strahl und Kante im Fokus, die­ser As­pekt soll­te ge­klärt wer­den.

 

 

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen: Her­un­ter­la­den [odt][526 KB]

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen: Her­un­ter­la­den [pdf][451 KB]

 

Wei­ter zu An­hang