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Karl der Große in der Übergangslektüre

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.

Eine Unterrichtseinheit für die Übergangslektüre

Neben Originaltexten aus der Antike wie etwa der Hannibalbiographie des Cornelius Nepos, Geschichten aus den Noctes Atticae des Gellius oder mythologischen Erzählungen Hygins gehören mittelalterliche Texte zum festen Bestand der lateinischen Übergangslektüre. Im Bildungsplan 2004 werden als Textgrundlagen Nepos und Einhard für die Biographie, die Carmina Burana, Fabeln des Phaedrus sowie narrative Texte aus Vulgata, Legenda aurea oder den Gesta Romanorum genannt.

Die Vita Caroli Einhards bietet sich in besonderer Weise für die frühe, vielleicht sogar erste Begegnung mit einem Originaltext an, weil sie dem Erfahrungsbereich der Schülerinnen und Schüler am ehesten entgegenkommen dürfte. Die Thematik wird in den derzeit am weitesten verbreiteten Unterrichtswerken vorbereitet 1 . Mit der Übergangslektüre kann demnach an bereits Bekanntes angeknüpft werden. Dabei sind die Texte nicht mehr vorrangig vom Vorkommen einer bestimmten sprachlichen Erscheinung bestimmt, sondern der Inhalt des biographischen Textes tritt in den Vordergrund.

Einhards Vita Caroli bietet zudem ideale Möglichkeiten zum fachübergreifenden Bezug. Besonders eng sind die Berührungspunkte mit dem Fach Geschichte. Zu den im Bildungsplan 2004 geforderten Kompetenzen gehört die Fähigkeit, „typische mittelalterliche Herrschafts- und Gesellschaftsformen beschreiben“ zu können; wichtige Daten und Begriffe sind die „Kaiserkrönung Karls des Großen, das Reisekönigtum, Kaiser und Papst“ 2 , um nur die wichtigsten zu nennen. Die im Anschluss an die Lehrbuchphase notwendige Erweiterung und Vertiefung methodischer Kompetenzen kann und sollte in Zusammenarbeit mit dem Fach Deutsch angestrebt werden. Für das Fach Deutsch geforderte methodische Kompetenzen sind: Informationen sammeln, auswählen und ordnen, frei präsentieren und Visualisierungsmittel einsetzen, die eigenen Argumente sinnvoll strukturieren und präzise darstellen. Im Bereich der Interpretation sollen sie durch schriftliches Zusammenfassen ihr Textverständnis zum Ausdruck bringen können, in der Lage sein, literarische Figuren zu charakterisieren und produktionsorientiert mit Texten umzugehen 3 .

Sprachliche Inhalte müssen während der Übergangslektüre erweitert und vertieft, gelegentlich auch neu erarbeitet werden. In der hier vorgeschlagenen Unterrichtseinheit sollen aus dem Arbeitsbereich Wort- und Formenlehre die verba deponentia erneut behandelt werden, die vom Bildungsplan der Klasse 8 zugewiesen sind. Im Bereich der Satzlehre stehen einerseits der Gebrauch der nd-Formen und andererseits der Ablativ als Prädikatsnomen im Vordergrund. Um bei der Arbeit am Text Einhards grammatische Erscheinungen nicht vor die Erschließung als Textganzes treten zu lassen, sind für diese Schwerpunktbereichen eigene, auf den jeweiligen Abschnitt bezogene Arbeitsblätter beigegeben, mit denen Schülerinnen und Schüler ihre sprachlichen Fertigkeiten je nach Bedarf erweitern und vertiefen  können. Die Klasse wurde dazu angehalten, sowohl bei der Arbeit in verschiedenen Sozialformen während der Unterrichtszeit als auch bei den Hausaufgaben die Darstellung der grammatischen Phänomene unter www.wachstafelngrammatik.de heranzuziehen; dieses Vorgehen bot sich bei der Erprobung der Unterrichtseinheit deshalb besonders an, weil sie mit einer Phase des Laptopprojekts an der Schule zusammenfiel, und ist in jedem Fall für die häusliche Arbeit dringend zu empfehlen. Dazu genügt es, die Gliederung der Wachstafelngrammatik im Unterricht zu besprechen und den Umgang damit in einer Unterrichtsstunde zu besprechen.

Für die Wortschatzarbeit werden unterschiedliche Wege vorgeschlagen. Grundsätzlich sollte während der Übergangslektüre auch in die Arbeit mit einer Wortkunde eingeführt werden. Die hier vorgestellte Unterrichtseinheit wurde im zweiten Schulhalbjahr einer achten Klasse im Anschluss an die Lehrbuchphase mit Prima B erprobt. Gleichzeitig mit dem Beginn der Übergangslektüre wurde mit der systematischen Wiederholung des Wortschatzes aus dem Unterrichtswerk anhand von adeo Norm nach einem festen Lernplan in Form eines erweiterten Wochenplans begonnen. Die dabei angewandten Formen entsprechen im Wesentlichen den hier vorgeschlagenen, werden aber nicht eigens vorgestellt, da sie von der Lektüre unabhängig durchgeführt wurden. Zusätzlich zu den im Wochenrhythmus zu wiederholenden Pensen wurde versucht, den für die Arbeit am Text notwendigen Wortschatz zu erarbeiten und zu sichern. Dafür sind Beispiele gegeben, die jede Lehrkraft an bereits eingeführte und in der Klasse bewährte Formen für Erwerb und Sicherung des Grundwortschatzes leicht anpassen kann.

Die Schülerinnen und Schüler sollen in der Lage sein, „die erarbeiteten Methoden der Texterschließung zunehmend selbstständig anzuwenden“ und „die gelesenen Texte zu übersetzen“ – so der Bildungsplan für Klasse 8. Damit wird deutlich, dass die Übersetzung des Textes zu den zentralen Kompetenzen des Lateinunterrichts gehört, ja das vorrangige Ziel am Beginn der Lektürephase darstellt. Um dieses Ziel zu erreichen, treten neben die von der Fachdidaktik empfohlenen Methoden 4 der Textübersetzung, die im Unterrichtsgespräch erarbeitet wird, von der Lehrkraft verschieden aufbereitete Fassungen des Textes, die dem stark unterschiedlichen Kenntnisstand und Leistungsniveau einzelner Schüler und Schülergruppen Rechnung tragen. Hier setzt die erforderliche und an den vorhandenen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler anknüpfende Individualisierung des modernen Lateinunterrichts an. Trotz dieser erleichterten Fassung(en) des Originaltextes brauchen viele Schülerinnen und Schüler die Hilfe der Lehrkraft beim Übersetzen. Es wird sich also empfehlen, Unterrichtszeit für die schriftliche Übersetzungsarbeit der Schülerinnen und Schüler in nicht zu knapp bemessenem Umfang zur Verfügung zu stellen. Während dieser Phasen erarbeiten die Schülerinnen und Schüler in weitestgehend homogenen Leistungsgruppen eine Übersetzung und werden dabei von der Lehrkraft unterstützt.

Ergänzt wird die Textarbeit durch produktive Arbeitsformen, Zusammenfassungen und Kurzreferate, beispielsweise zu den Lebensumständen zur Zeit Karls des Großen.

 

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1 Felix neu, Lektion 63 und W 5 (als Text für die Übergangslektüre); Actio 2, Lektion 38 mit problematisierendem Sachtext; Prima A und B, Lektion 44.

2 Bildungsplan 2004, Allgemein bildendes Gymnasium, Baden-Württemberg, 222, Kompetenzen und Inhalte für Geschichte, Klasse 8

3 Bildungsplan 2004, Allgemein bildendes Gymnasium, Baden-Württemberg, 82 f., Kompetenzen und Inhalte für Deutsch, Klasse 8

4 vgl. etwa Peter Kuhlmann, Fachdidaktik Latein kompakt, Göttingen 22009, 100 ff.