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Ma­te­ria­li­en zur In­ter­pre­ta­ti­on

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

M1 Ta­ci­tus über die Re­li­gi­on der Ger­ma­nen
Der rö­mi­sche His­to­ri­ker Ta­ci­tus schrieb 150 Jahre nach Cae­sar über die Re­li­gi­on der Ger­ma­nen (Germ.9):
Von den Göt­tern ver­eh­ren sie am höchs­ten den Mer­kur; ihm an be­stimm­ten Tagen sogar Men­schen­op­fer dar­zu­brin­gen hal­ten sie für eine re­li­giö­se Pflicht. Her­ku­les und Mars da­ge­gen ver­su­chen sie mit er­laub­ten Tier­op­fern gnä­dig zu stim­men. Ein Teil der Su­e­ben op­fert auch der Isis. Was der Grund dafür ist und woher der fremd­län­di­sche Kult kommt, konn­te ich nicht in Er­fah­rung brin­gen, außer daß das Sym­bol der Göt­tin, das in der Art einer Li­bur­ner­bar­ke ge­stal­tet ist, dar­auf hin­weist, daß die Re­li­gi­on über das Meer ge­kom­men ist. Im üb­ri­gen hal­ten sie es mit der Er­ha­ben­heit der Himm­li­schen für un­ver­ein­bar, Göt­ter in Wände ein­zu­schlie­ßen und sie ir­gend­wie men­schen­ähn­lich dar­zu­stel­len. Nur Lich­tun­gen und Haine wei­hen sie ihnen, und mit Göt­ter­na­men be­nen­nen sie jenes ge­heim­nis­vol­le Wesen, das sie ein­zig in re­li­giö­ser Ehr­furcht schau­en.
ÜBER­SET­ZUNG: STÄ­DE­LE 2001

M2 „Ger­ma­ni“ („Der neue Pauly“-Ar­ti­kel)
Zur Re­li­gi­on der Ger­ma­nen wird fest­ge­stellt:
Neue­re ar­chäo­lo­gi­sche Funde zei­gen, daß die Ger­ma­nen so­wohl pri­mi­ti­ve, z. T. an­thro­po­mor­phe [d.h. men­schen­ähn­li­che] Kult­bild­nis­se als auch klei­ne­re Kult­ge­bäu­de kann­ten, wobei die meis­ten Kul­t­hand­lun­gen of­fen­bar in hl. Hai­nen statt­fan­den. Auch legen u.a. Moor­fun­de Men­schen­op­fer nahe. Aus den seit ca. Mitte des 2. Jh. n. Chr. be­zeug­ten ger­ma­ni­schen Göt­ter­na­men und deren Gleich­set­zung mit rö­mi­schen Göt­tern er­gibt sich ein dif­fe­ren­zier­ter ger­mana­ni­scher Göt­ter­him­mel mit einem höchs­ten Him­mels­gott (Wo­daaz/Mer­cu­ri­us), einem Kriegs­gott (Tiwaz/Mars), einem Wet­ter­gott (Thor/Iup­pi­ter/Her­cu­les) und Frucht­bar­keits­göt­tin­nen wie Frija/Isis. Au­ßer­dem gab es zahl­rei­che lokal ver­ehr­te Stam­mes­gott­hei­ten.
ART. „GER­MA­NI“, DER NEUE PAULY, BD. 4, 1998, 961

M3 „Apo­the­ken Um­schau“ zum Thema Ent­halt­sam­keit und Sport
Sepp Her­ber­ger, Hel­mut Schön, Berti Vogts – bis weit in die 90er Jahre hiel­ten die Bun­des­trai­ner der deut­schen Fuß­ball-Na­tio­nal­mann­schaft ihre Man­nen vor wich­ti­gen Spie­len unter Ver­schluss. Of­fi­zi­el­le Be­grün­dung: Sex macht schlapp und un­ter­gräbt die Kampf­mo­ral. Franz Be­cken­bau­er, Sepp Maier & Co. ent­wisch­ten aus dem Trai­nings­la­ger in Ma­len­te, tra­fen sich heim­lich mit ihren Frau­en oder Freun­din­nen – und wur­den trotz­dem Welt­meis­ter.
Macht se­xu­el­le Ent­halt­sam­keit vor sport­li­chen Wett­kämp­fen also tat­säch­lich Sinn? „Ja“, sagt der ehe­ma­li­ge bri­ti­sche Welt­klas­se-Sprin­ter Lin­ford Chris­tie. „Wenn ich mich ein­mal nicht an das Ver­bot mei­ner Be­treu­er ge­hal­ten habe, hatte ich am Tag dar­auf schwe­re Beine.“ Mit sei­nem Er­fah­rungs­be­richt steht der Sprin­ter je­doch ziem­lich al­lein da. „Nein“, be­haup­tet da­ge­gen etwa Dr. Ian Shr­i­rer, bis vor kur­zem Prä­si­dent der Ca­na­di­an Aca­de­my of Sport Me­di­ci­ne in Ot­ta­wa. Sei­ner Mei­nung nach be­ein­flusst der Ko­itus in der Nacht zuvor die Kör­per­funk­tio­nen nicht nach­tei­lig. Der Sport­me­di­zi­ner ver­mu­tet eher einen ne­ga­ti­ven psy­cho­lo­gi­schen Ef­fekt: „Sex be­ru­higt und hilft, Ag­gres­sio­nen ab­zu­bau­en – bei­des wirkt sich auf die Kampf­mo­ral nach­tei­lig aus.“
ON­LINE-AUS­GA­BE DER APO­THE­KEN-UM­SCHAU VOM 21.3.2005

M4 „Deut­sche“ (Wi­ki­pe­dia-Ar­ti­kel)
Der Be­griff „deutsch“ geht auf das Alt­hoch­deut­sche di­u­tisc zu­rück, das sich eben­so wie das west­frän­ki­sche Ad­jek­tiv theo­disk, das aus dem 8. Jahr­hun­dert in der mit­tel­la­tei­ni­schen Form theo­dis­cus be­legt ist, aus der alt­hoch­deut­schen Wur­zel diot (alt­säch­sisch thiod) für „Volk“ oder „Stamm“ her­lei­tet. Das Ad­jek­tiv di­u­tisc oder theo­disk be­deu­te­te also ur­sprüng­lich so­viel wie „zum Volk ge­hö­rig“ oder „die Spra­che des Vol­kes spre­chend“ und wurde seit spät­ka­ro­lin­gi­scher Zeit zur Be­zeich­nung der nicht­ro­ma­nisch spre­chen­den Be­völ­ke­rung des Fran­ken­reichs aber auch der An­gel­sach­sen be­nutzt. Es ent­stand in Ab­gren­zung zu wal­hisk, der Be­zeich­nung für die Ro­ma­nen, aus der das Wort Wel­sche ent­stan­den ist.
Erst seit dem 10. Jahr­hun­dert bür­ger­te sich die An­wen­dung des Wor­tes di­u­tisc auf die Be­woh­ner des Ost­fran­ken­reichs ein, von dem heute der flä­chen­mä­ßig größ­te An­teil zu Deutsch­land ge­hört.
ART. „DEUT­SCHE“, WI­KI­PE­DIA, 14.11.2010

M5 Cae­sars In­for­ma­ti­ons­quel­len
Cae­sar hatte in der Völ­ker­be­schrei­bung im all­ge­mei­nen und der­je­ni­gen der Nord­völ­ker im be­son­de­ren Vor­gän­ger, vor allem in Po­sei­do­ni­os, dem Uni­ver­sal­ge­lehr­ten des l. Jh. Wie­weit der eth­no­gra­phi­sche Ho­ri­zont des in den 90er Jah­ren von Mas­si­lia aus das Land er­kun­den­den Grie­chen aber reich­te, ist um­strit­ten. Po­sei­do­ni­os hat kel­ti­sche Eth­no­gra­phie im Zu­sam­men­hang be­han­delt, und er hat auch von den Ger­ma­nen ge­spro­chen. Sie waren ihm zu­fol­ge [...] den be­nach­bar­ten Kel­ten sehr ähn­lich, un­ter­schie­den nur gra­du­ell durch noch grö­ße­re Wild­heit, Kör­per­grö­ße und Blond­heit. Wie­weit Po­sei­do­ni­os seine Ger­ma­nen aber rei­chen ließ, ob er über­haupt in ihnen ein gro­ßes, in Stäm­me ge­glie­der­tes Volks­tum wie das der Kel­ten sah, ob er die Su­e­ben kann­te und wie er sie ein­ord­ne­te, dies alles wis­sen wir nicht si­cher; Strabo legt eher die Ver­mu­tung nahe, daß der Grie­che nur ein rhein­na­hes Eth­nos mit dem Ger­ma­nen­na­men be­zeich­ne­te.
Cae­sar war ein ge­bil­de­ter Mann, bei dem Kennt­nis der ein­schlä­gi­gen Li­te­ra­tur ohne wei­te­res vor­aus­ge­setzt wer­den kann; er zi­tiert ein­mal Era­tosthe­nes in Sa­chen des her­cy­ni­schen Wal­des [...]. Ge­ra­de Ex­kur­se pfle­gen oft li­te­ra­ri­sche Kunst­pro­duk­te zu sein, in denen ein Autor seine Be­le­sen­heit über geo­gra­phi­sche, eth­no­gra­phi­sche, ge­schicht­li­che und kul­tur­ge­schicht­li­che Hin­ter­grün­de aus­zu­brei­ten und dafür Au­to­ri­tä­ten zu be­nut­zen pfleg­te [...]. Nicht zu­letzt die Ein­la­ge von Ex­kur­sen bot Ge­le­gen­heit, all­ge­mei­ne theo­re­ti­sche An­sich­ten über Natur und Kul­tur, Men­schen und Ge­schich­te an­zu­brin­gen, für die man wie­der­um auf Mei­nun­gen an­de­rer zu­rück griff. So könn­te also auch Cae­sar ver­fah­ren sein; seine Mit­tei­lun­gen wären dann Stoff der wis­sen­schaft­li­chen Eth­no­gra­phie sei­ner Zeit, seine Ideen (wie Kli­ma­theo­ri­en, Kul­tur­ver­brei­tungs­leh­ren o.a.) wären Ge­mein­gut der Zeit, die Nach­rich­ten über ger­ma­ni­sche Agrar­ver­fas­sung wären ob­jek­ti­ver (weil von cae­sa­ri­scher Ten­denz re­la­tiv frei), aber auch un­ver­bind­li­cher (da nie­mand bis­her die Ver­hält­nis­se selbst er­forscht hatte).
Die ent­ge­gen­ge­setz­te Mög­lich­keit ist die, daß der In­halt des Su­e­ben- und Ger­ma­nen­ex­kur­ses Cae­sars ei­ge­ner Kennt­nis ent­stammt, sei es, daß er sich auf seine un­mit­tel­ba­ren Ein­drü­cke, Er­fah­run­gen und Rück­schlüs­se stütz­te, oder eher auf Mit­tels­män­ner wie die Ubier. [...] Für die erste An­schau­ung wer­den ty­pi­sche und kon­stru­ier­te Vor­stel­lun­gen, Un­wahr­schein­lich­kei­ten oder Aus­wahl­prin­zi­pi­en, die auf Über­nah­me li­te­ra­ri­scher Mo­ti­ve schlie­ßen las­sen kön­nen, gel­tend ge­macht; die zwei­te wird da­durch emp­foh­len, dass Cae­sar selbst von der Er­kun­dung des Bin­nen­lan­des spricht (6, 10, 4) und min­des­tens in einem wich­ti­gen Punkt (dem Grad der Dif­fe­renz zwi­schen Kel­ten und Ger­ma­nen) ganz an­ders ur­teilt als Po­sei­do­ni­os.
TIMPE, DIE­TER, DIE GER­MA­NI­SCHE AGRAR­VER­FAS­SUNG NACH DEN­BE­RICH­TEN DES CAE­SARS UND TA­CI­TUS‘, IN: RO­MA­NO-GER­MA­NI­CA, 1995, 178 F

M6 Cae­sars per­sön­li­che Be­geg­nun­gen mit Ger­ma­nen (In­halts­an­ga­ben)
Material M6 1 Ers­tes Buch: Krieg gegen die Hel­ve­tier und Krieg gegen den Ger­ma­nen Ario­vist (58 v. Chr.)
Zu Be­ginn des Bu­ches be­schreibt Cae­sar in einer Über­sicht "ganz Gal­li­en" (seine Geo­gra­phie und Be­völ­ke­rung), kommt dann aber de­tail­lier­ter auf ein ein­zel­nes Volk, die Hel­ve­tier, zu spre­chen. Die­ses Volk be­fin­det sich im äu­ßers­ten Süd-Osten Gal­li­ens und grenzt an Ger­ma­ni­en und die rö­mi­sche Pro­vinz. [...].
Be­sieg­te Hä­du­er und Se­qua­ner bit­ten Cae­sar spä­ter um Hilfe gegen die nach Gal­li­en drän­gen­den Ger­ma­nen. Ihr König Ario­vist un­ter­drü­cke die gal­li­schen Stäm­me aufs Grau­sams­te. Cae­sar er­kennt die Ge­fahr durch die Ger­ma­nen auch für das rö­mi­sche Reich und be­schließt ein­zu­schrei­ten. Durch Ge­sand­te for­dert er Ario­vist auf, die Über­schrei­tung des Rheins, die Be­sie­de­lung Gal­li­ens und die Un­ter­drü­ckung der Gal­li­er zu un­ter­las­sen. Dar­auf geht Ario­vist nicht ein. Ein mi­li­tä­ri­scher Kon­flikt ist un­aus­weich­lich. In Ve­son­tio sam­melt Cae­sar erst ein­mal seine Trup­pen, um auf Ver­stär­kung zu war­ten und sich um den Ge­trei­de­nach­schub zu küm­mern. Wäh­rend­es­sen macht sich unter den rö­mi­schen Sol­da­ten aber das Ge­rücht un­be­sieg­ba­rer Ger­ma­nen breit, so dass es nicht we­ni­ge gibt, die bei einem Zug gegen diese den Dienst ver­wei­gern wür­den. Cäsar je­doch ent­kräf­tet alle Ar­gu­men­te und mo­ti­viert sie in einer flam­men­den Rede. In der Schlacht im El­sass ver­nich­tet Cae­sar dann die Ger­ma­nen. Die Über­le­ben­den, dar­un­ter Ario­vist, flie­hen zu­rück über den Rhein.

Vier­tes Buch: Krieg gegen Ger­ma­nen, erste Rhein­über­schrei­tung und erste Bri­tan­ni­en-Ex­pe­di­ti­on (55 v. Chr.)
Der tap­fers­te ger­ma­ni­sche Stamm, die Su­e­ben, ver­treibt an­de­re Ger­ma­nen, die Usi­pe­ter und Tenk­te­rer über den Rhein ins rö­misch be­setz­te Gal­li­en. Cae­sar lehnt ab den bei­den Stäm­men Sied­lungs­land zu über­las­sen. Es kommt zur Schlacht. Die Ger­ma­nen wer­den mit­samt ihren Frau­en und Kin­dern ver­nich­tend ge­schla­gen. Um den Su­e­ben ein de­mons­tra­ti­ves Zei­chen sei­ner Macht zu geben, baut Cae­sar in­ner­halb von 10 Tagen eine Brü­cke über den Rhein und be­tritt Ger­ma­ni­en. Zu einem di­rek­ten Auf­ein­an­der­tref­fen mit ger­ma­ni­schen Stäm­men kommt es je­doch nicht. Cae­sar fin­det ihre Dör­fer ver­las­sen vor und brennt diese nie­der. Schließ­lich zieht er zu den be­freun­de­ten Ubi­ern und ver­spricht ihnen Schutz vor den Su­e­ben. Nach 18 Tagen in Ger­ma­ni­en zieht er sich nach Gal­li­en zu­rück und lässt die Brü­cke ab­rei­ßen. [...]

Sechs­tes Buch - Auf­stand der Gal­li­er, zwei­te Rhein­über­schrei­tung und Gal­li­er- und Ger­ma­nen­ex­kurs (53 v. Chr.)
Material M6 2 Die Un­ru­hen der Gal­li­er hal­ten an. Tre­ve­rer, Ner­vier, Atuatu­ker, Men­a­pier, sowie links­rhei­ni­sche Ger­ma­nen pla­nen wei­te­re Auf­stän­de. Cae­sar ver­stärkt seine Trup­pen in Gal­li­en und un­ter­wirft Ner­vier, Seno­nen, Car­nu­ten und Men­a­pier. Die Tre­ve­rer war­ten auf Un­ter­stüt­zung aus Ger­ma­ni­en, um das Lager des La­bi­e­nus zu über­fal­len. Die­ser täuscht einen Flucht­ver­such vor und kann die Tre­ve­rer so zu einem über­has­te­ten An­griff lo­cken. La­be­ni­us siegt und schlägt die Gal­li­er in die Flucht. Cin­ge­to­rix wird, als treu­em Ver­bün­de­ten Roms, die Herr­schaft über die Tre­ve­rer zu­teil.
Um dem Ebu­ro­ner Am­bio­rix die Flucht zu er­schwe­ren und rechts­rhei­ni­sche Stäm­me, die am Auf­stand be­tei­ligt waren zu be­stra­fen, über­schrei­tet Cae­sar zum zwei­ten Mal den Rhein. Von den be­freun­de­ten Ubi­ern er­fährt er von Trup­pen­be­we­gun­gen der Su­e­ben. Cae­sar ist ge­warnt. An die­ser Stel­le schiebt Cae­sar den sog. Gal­li­er- und Ger­ma­nen­ex­kurs ein. [...]
ART. „DE BELLO GAL­LI­CO, WIKPE­DIA, 14.11.2010“

M7 Die ger­ma­ni­sche Ja­s­torf-Kul­tur im 6. bis 1. Jh. v. Chr.
Material M7

Die Karte zeigt schwarz das ur­sprüng­li­che Sied­lungs­ge­biet der ger­ma­ni­schen Ja­s­torf-Kul­tur und ihr ver­mut­li­ches Vor­drin­gen im 1. Jh. v. Chr. nach Süd­wes­ten.
In der un­te­ren Hälf­te sieht man in Grau das Sied­lungs­ge­biet der kel­ti­schen La-Tène-Kul­tur.
QUEL­LE: ART. „JA­S­TORF­KUL­TUR“, WI­KI­PE­DIA, 14.11.2010, BE­AR­BEI­TE­TE KARTE, © OS­SI­PRO

M8 Af­gha­ni­sche War­lords
Sayed Yaqub Ibra­hi­mi (26 Jahre) aus der nord­af­gha­ni­schen Stadt Mazar-e-Sharif in der Pro­vinz Balkh be­rich­tet seit sechs Jah­ren über die Kriegs­ver­bre­chen, Kor­rup­ti­on und Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen der War­lords. In Af­gha­nis­tan gilt er als schärfs­ter Kri­ti­ker und "Feind" der Kriegs­fürs­ten, die das Land nach dem Abzug der so­wje­ti­schen Armee 1989 in den Ruin ge­stürzt haben und seit­her ter­ro­ri­sie­ren. Fi­nan­ziert durch Dro­gen- und Waf­fen­han­del geht es ihnen nicht um die Si­cher­heit und den Auf­bau von Rechts­staat und De­mo­kra­tie, son­dern um die Er­wei­te­rung ihrer Macht im Land.
"War­lords sind, wie die Ta­li­ban auch, Fun­da­men­ta­lis­ten. Sie den­ken ähn­lich, tra­gen aber an­de­re Klei­der als die Ta­li­ban. In ganz Af­gha­nis­tan gibt es 20 War­lords, von denen ei­ni­ge sogar Schlüs­sel­po­si­tio­nen in der Re­gie­rung Hamid Kar­zais be­klei­den", sagt Sayed Yaqub Ibra­hi­mi, der­zei­ti­ger Gast der Ham­bur­ger Stif­tung für po­li­tisch Ver­folg­te. [...]
Die War­lords ste­hen ganz oben auf der schwar­zen Liste der Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen. Die Ein­hei­mi­schen gehen ihnen aus dem Weg und die in­ter­na­tio­na­len Trup­pen der Isaf (In­ter­na­tio­nal Se­cu­ri­ty As­sis­tan­ce Force/ In­ter­na­tio­na­le Af­gha­nis­tan-Frie­dens­grup­pe) be­kämp­fen sie nur teil­wei­se. Die NATO-Staa­ten ver­tre­ten keine ein­heit­li­che Po­li­tik, um das Land zu be­frie­den und ihm Si­cher­heit und Sta­bi­li­tät zu geben.
Ibra­hi­mi schrieb in zahl­rei­chen Ar­ti­keln über die Netz­wer­ke der War­lords mit Al-Qaida und ihre Rolle in der af­gha­ni­schen Ge­sell­schaft nach dem Sturz der Ta­li­ban. Sie trei­ben il­le­gal Steu­ern bei der ein­hei­mi­schen Be­völ­ke­rung im Nor­den ein, töten die Tiere der Bau­ern und schmug­geln Waf­fen und Mu­ni­ti­on nach Asien und Opium nach Russ­land. [...]
Ibra­hi­mi re­cher­chier­te auch über Kinds­ent­füh­run­gen der War­lords. So er­zähl­te er eine Ge­schich­te, die nie­mand ver­öf­fent­li­chen woll­te. Eine Kon­takt­per­son be­rich­te­te von dem elf­jäh­ri­gen Mäd­chen Sa­nu­bar, das gegen einen Hund ge­tauscht und von Be­waff­ne­ten ver­schleppt wor­den war. Sa­nu­bar kehr­te nie mehr zu ihrer Groß­mut­ter zu­rück.
CLAU­DIA HAN­GEN 26.07.2008 (HTTP://​WWW.​HEISE.​DE/​TP/​R4/​AR­TI­KEL/​28/​28370/​1.​HTML

M9 Die „edlen Wil­den“ in West­afri­ka
Der fran­zö­si­sche Geist­li­che De­manet be­schrieb in sei­ner „Nou­vel­le his­toire de l'Afri­que fran­cai­se“ aus dem Jahre 1767 die Schwar­zen in West­afri­ka fol­gen­der­ma­ßen:
Die­ses Volk, das kei­ner­lei Reich­tü­mer er­strebt, sich mit wenig zu­frie­den gibt und kei­ner­lei Aus­la­gen für seine Un­ter­künf­te und Be­klei­dung hat, ar­bei­tet nur, so­weit dies nötig ist, um sei­nen Le­bens­un­ter­halt zu be­strei­ten; die­ses Volk, sage ich, läßt die Erde un­ge­nutzt, ahnt nichts von deren Frucht­bar­keit oder ver­ach­tet diese und kennt die üb­ri­gen Be­quem­lich­kei­ten des Le­bens nicht. Dem Ehr­geiz, der Ei­tel­keit, dem Luxus und üp­pi­gen Ta­fel­freu­den ist die­ses Volk nicht ver­fal­len; fremd sind ihm die Ver­leum­dun­gen, Läs­te­run­gen, Pro­zes­se, Ver­schla­gen­hei­ten, Be­trü­ge­rei­en, In­tri­gen und sons­ti­gen schrei­en­den Un­ge­rech­tig­kei­ten, deren man sich an­ders­wo be­dient, um Reich­tü­mer an­zu­häu­fen oder deren Be­sitz zu kon­so­li­die­ren, und es hat kei­ner­lei Ur­sa­che, die Ruhe sei­ner Nach­barn zu stö­ren.
BIT­TER­LI 1982, 371

M 10 Ger­ma­nen rechts und links vom Rhein
Ob­wohl Cae­sars Com­men­ta­rii vor allem von den Kel­ten/Gal­li­ern han­deln, er­wähnt er immer wie­der Ger­ma­nen­stäm­me.
Als Cae­sar dort (an der bel­gi­schen Gren­ze) über­ra­schend und schnel­ler als er­war­tet ein­traf, schick­te der bel­gi­sche Stamm der Remer, der an der Gren­ze zu Gal­li­en lebt ...​die Füh­rer ihres Stam­mes als Ge­sand­te zu Cae­sar, um zu sagen ... Alle üb­ri­gen Bel­ger stün­den unter Waf­fen und die Ger­ma­nen, die dies­seits (also west­lich) des Rheins leb­ten, hät­ten sich mit ihnen ver­ei­nigt. ... Die Con­dru­sen, Ebu­ro­nen, Cae­ro­ser und Cae­ma­nen – sie alle hei­ßen Ger­ma­nen – stell­ten ver­mut­lich 40.000 Mann (2,3-4).
Die Seg­ner und Con­dru­sen, die zu den ger­ma­ni­schen Stäm­men zäh­len und zwi­schen dem Land der Ebu­ro­nen und der Tre­ve­rer leben, schick­ten Ge­sand­te an Cae­sar mit der Bitte, er möge sie nicht als Fein­de an­se­hen und zu dem Schluss kom­men, alle Ger­ma­nen die­seits des Rheins ver­folg­ten ein und das­sel­be po­li­ti­sche Ziel (6,32,1).
ÜBER­SET­ZUNG: MA­RIE­LUI­SE DE­ISS­MANN 1980

M 11 Sied­lungs­ge­bie­te ger­ma­ni­scher und kel­ti­scher Stäm­me

Siedlungsgebiete

(QUEL­LE: ERIC GABA, FRAN­CE RE­LI­EF LO­CA­TI­ON MAP.​JPG, WI­KI­ME­DIA COM­MONS - BE­AR­BEI­TET)

M 12 Cae­sar und die Rhein­gren­ze
Cae­sar be­tont nicht nur im Zu­sam­men­hang mit den tek­to­sa­gi­schen Vol­kern, son­dern immer wie­der, dass der Rhein eine Gren­ze zwi­schen Ger­ma­nen und Kel­ten bilde (der Be­griff „Ger­ma­nia“ taucht zum ers­ten Mal bei Cae­sar auf):
Die Bel­gi­er sind un­mit­tel­bar be­nach­bart mit den Ger­ma­nen, die jen­seits des Rheins woh­nen (1,1,3).
Als Cae­sar Ge­sand­te mit der For­de­rung zu den Su­gam­brern schick­te, die Leute au­zu­lie­fern, wel­che mit Gal­li­en und mit ihm Krieg an­ge­fan­gen hät­ten, er­wi­der­ten sie: Der Rhein sei die Gren­ze der Herr­schaft des rö­mi­schen Vol­kes. Wenn er es für Un­recht halte, dass die Ger­ma­nen gegen sei­nen Wil­len nach Gal­li­en hin­über­gin­gen, könne er jen­seits des Rheins kei­nen An­spruch auf Herr­schaft und Be­fehls­ge­walt er­he­ben (4,16,3-4).
ÜBER­SET­ZUNG: MA­RIE­LUI­SE DE­ISS­MANN 1980

Ma­te­ria­li­en zur In­ter­pre­ta­ti­on: Her­un­ter­la­den [pdf] [905 KB]