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Ad­ditum 1: Der Ger­ma­nen­kö­nig Ario­vist

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Zu Be­ginn sei­ner Statt­hal­ter­schaft 58 v. Chr. in Gal­lia Nar­bo­nen­sis wand­ten sich die Stam­mes­fürs­ten der kel­ti­schen Stäm­me nach Cae­sars ei­ge­nem Be­richt hil­fe­su­chend an ihn, da sich Ger­ma­nen im Ge­biet der Se­qua­ner nie­der­ge­las­sen hät­ten (Gall.1,31):
( 31 ,3) Der Ha­edu­er Di­vicia­cus über­nahm es, für die Gal­li­er zu spre­chen: Es gebe zwei Par­tei­en in ganz Gal­li­en. Die eine werde von den Ha­edu­ern an­ge­führt, die an­de­re von den Ar­ver­nern. (4) Nach­dem beide viele Jahre lang er­bit­tert um die Vor­herr­schaft ge­strit­ten hät­ten, sei es dahin ge­kom­men, dass die Ar­ver­ner und die Se­qua­ner ger­ma­ni­sche Söld­ner an­ge­wor­ben hät­ten. Zu­nächst seien etwa 15 000 über den Rhein ge­kom­men. (5) Als sich je­doch diese wil­den und bar­ba­ri­schen Men­schen an die Vor­zü­ge des frucht­ba­ren gal­li­schen Lan­des, die Le­bens­wei­se und den dort herr­schen­den Reich­tum ge­wöhnt hät­ten, seien noch mehr Stam­mes­ge­nos­sen über den Rhein ge­holt wor­den. Ge­gen­wär­tig be­fän­den sich daher in Gal­li­en schon etwa 20 000 Ger­ma­nen. (6) Die Ha­edu­er und die Stäm­me, die unter ihrem Schutz stün­den, seien ge­zwun­gen ge­we­sen, stän­dig mit ihnen zu kämp­fen. Sie seien ihnen je­doch un­ter­le­gen, hät­ten große Ver­lus­te hin­neh­men müs­sen und Adel, Senat und Rei­te­rei völ­lig ein­ge­büßt. (7) Da ihre Kraft durch die dau­ern­den Kämp­fe und Ver­lus­te ge­bro­chen sei, habe man sie zwin­gen kön­nen, die Vor­nehms­ten des Stam­mes den Se­qua­nern als Gei­seln zu stel­len, ob­wohl sie doch auf Grund ihrer Tap­fer­keit und ihrer freund­schaft­li­chen Ver­bin­dung zum rö­mi­schen Volk vor­her in Gal­li­en den größ­ten Ein­fluss be­ses­sen hät­ten. Zu­gleich habe sich der Stamm durch einen Eid ver­pflich­ten müs­sen, weder die Gei­seln zu­rück­zu­for­dern, noch das rö­mi­sche Volk um Un­ter­stüt­zung an­zu­ge­hen noch ab­zu­leh­nen, auf die Dauer unter ihrer Herr­schaft und in ihrer Ge­walt zu blei­ben. (8) Er sei der ein­zi­ge aus dem gan­zen Stamm der Ha­edu­er, den sie nicht dazu hät­ten brin­gen kön­nen, den Eid zu leis­ten oder seine Kin­der als Gei­seln aus­zu­lie­fern. (9) Daher sei er aus sei­nem Stam­mes­ge­biet ge­flo­hen und nach Rom zum Senat ge­kom­men [61 v. Chr.], um Un­ter­stüt­zung zu for­dern, da er al­lein weder durch einen Eid noch durch Gei­seln ge­bun­den sei. (10) Den sieg­rei­chen Se­qua­nern sei je­doch noch Schlim­me­res zu­ge­sto­ßen als den be­sieg­ten Ha­edu­ern, denn Ario­vist, der König der Ger­ma­nen, habe sich in ihrem Land nie­der­ge­las­sen und ein Drit­tel des Ge­bie­tes be­setzt, das frucht­bars­te in ganz Gal­li­en. Nun habe er an­ge­ord­net, dass die Se­qua­ner noch ein wei­te­res Drit­tel auf­gä­ben, weil vor we­ni­gen Mo­na­ten 24 000 Ha­ru­den zu ihm ge­kom­men seien, für die er Land und Wohn­sit­ze be­schaf­fen müsse.
(11) In we­ni­gen Jah­ren werde es dahin kom­men, dass sie alle aus dem gal­li­schen Ge­biet ver­trie­ben wür­den, wäh­rend die Ger­ma­nen alle über den Rhein kämen. Das Land der Ger­ma­nen sei näm­lich mit dem der Gal­li­er über­haupt nicht zu ver­glei­chen, eben­so wenig wie die gal­li­sche Le­bens­wei­se mit der ger­ma­ni­schen.
(12) Nach­dem Ario­vist je­doch ein­mal die Gal­li­er in der Schlacht bei Mage­to­b­ri­ga [60 v. Chr.] ge­schla­gen habe, re­gie­re er selbst­herr­lich und grau­sam, for­de­re die Kin­der des höchs­ten Adels als Gei­seln und stra­fe und fol­te­re sie auf jede Weise, wenn etwas nicht nach sei­nem Wink und Wil­len ge­sche­he. (13) Er sei ein jäh­zor­ni­ger und un­be­re­chen­ba­rer Bar­bar, sie könn­ten die Art sei­ner Herr­schaft nicht län­ger er­tra­gen. (14) Wenn die Gal­li­er bei Cae­sar und dem rö­mi­schen Volk keine Un­ter­stüt­zung fän­den, blie­be ihnen allen nur das­sel­be übrig wie den Hel­ve­ti­ern, näm­lich aus­zu­wan­dern, um fern von den Ger­ma­nen eine neue Hei­mat und neue Wohn­sit­ze zu fin­den, und so ihr Glück zu ver­su­chen, wie auch immer ihr Vor­ha­ben aus­ge­hen werde. (15) Es be­ste­he je­doch kein Zwei­fel daran, dass Ario­vist, falls man ihm dies ver­ra­te, alle Gei­seln, die er in sei­ner Ge­walt habe, hin­rich­ten las­sen werde. (16) Cae­sar aber könne durch das große An­se­hen, das er selbst und sein Heer ge­nie­ße, durch den kürz­lich von ihm er­run­ge­nen Sieg und den Ruf des rö­mi­schen Vol­kes die Ger­ma­nen so in Furcht ver­set­zen, dass sie nicht noch eine grö­ße­re Zahl Men­schen über den Rhein bräch­ten. Er sei in der Lage, ganz Gal­li­en vor den Ver­bre­chen Ario­vists zu schüt­zen.
ÜBER­SET­ZUNG: MA­RIE­LUI­SE DE­ISS­MANN 1980

 

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