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Das Thema be­nen­nen B

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


War­lam Scha­l­a­mow: Durch den Schnee [1]

Wie tritt man einen Weg in un­be­rühr­ten Schnee? Ein Mann geht voran, schwit­zend und flu­chend, setzt kaum einen Fuß vor den an­de­ren und bleibt dau­ernd ste­cken im lo­cke­ren Tief­schnee. Der Mann läuft weit vor und mar­kiert sei­nen Weg mit un­glei­chen schwar­zen Lö­chern. Er wird müde, legt sich in den Schnee, steckt sich eine Pa­piros­sa an, und Ma­chorkarauch schwebt als blau­es Wölk­chen über dem wei­ßen fun­keln­den Schnee. Der Mann ist schon weitergegan­gen, doch das Wölk­chen steht noch immer dort, wo er ver­schnauft hat — die Luft ist bei­na­he un­be­wegt. Wege legt man stets an stil­len Tagen an, damit die Winde die mensch­li­che Ar­beit nicht ver­we­hen. Der Mann sucht sich seine Punk­te in der Un­end­lich­keit des Schnees: einen Fels, einen hohen Baum — der Mann lenkt sei­nen Kör­per durch den Schnee, wie ein Steu­er­mann sein Boot über den Fluß lenkt von Land­zun­ge zu Land­zun­ge.

Auf der schma­len und flüch­ti­gen Spur fol­gen fünf, sechs an­de­re, Schul­ter an Schul­ter. Sie tre­ten um die Fuß­spur herum, nicht hin­ein. An der zuvor be­zeich­ne­ten Stel­le an­ge­kom­men, ma­chen sie kehrt und lau­fen wie­der so, dass sie fri­schen Schnee be­rüh­ren, eine Stel­le, die der Fuß des Man­nes noch nicht be­tre­ten hat. Der Weg ist ge­bahnt. Nun kön­nen ihn Men­schen, Schlit­ten­zü­ge, Trak­to­ren neh­men. Geht man den Weg des ers­ten in sei­nen Fuß­stap­fen, ent­steht eine er­kenn­ba­re, doch kaum be­geh­ba­re schma­le Fähr­te, ein Fuß­pfad, kein Weg — Lö­cher, in denen es sich schwe­rer läuft als im un­be­rühr­ten Schnee. Der erste hat es am schwers­ten, und wenn seine Kräf­te er­schöpft sind, geht ein an­de­rer vom sel­ben Fün­fer­vor­trupp voran. Von denen, die der Spur fol­gen, muss jeder, selbst der Kleins­te und Schwächs­te, auf ein Stück­chen un­be­rühr­ten Schnee tre­ten, nicht in die frem­den Fuß­spu­ren. Auf Trak­to­ren und Pfer­den kom­men nicht die Schrift­stel­ler, son­dern die Leser. 1956                                                                                                                  

War­lam Scha­l­a­mow, Durch den Schnee. Er­zäh­lun­gen aus Ko­ly­ma 1

Mat­thes & Seitz, Ber­lin 2007, S. 7

Ar­beits­auf­trag

  1. Mar­kie­re die Stel­len, die Hin­wei­se für eine sym­bo­li­sche Deu­tung geben. (Deu­tungs­ebe­ne)
  1. For­mu­lie­re die In­ter­pre­ta­ti­ons­hy­po­the­se. Be­grün­de einem Part­ner deine Deu­tung.  Be­rück­sich­ti­ge Text­stel­len.


[1] Der Autor ver­brach­te viele Jahre in einem so­wje­ti­schen Ar­beits­la­ger im Ural.

 

Das Thema be­nen­nen - W. Scha­l­a­mow B: Her­un­ter­la­den [doc] [43 KB]

Das Thema be­nen­nen - W. Scha­l­a­mow C: Her­un­ter­la­den [doc] [42 KB]

Das Thema be­nen­nen - W. Scha­l­a­mow Lö­sung: Her­un­ter­la­den [doc] [43 KB]