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Reportage schreiben

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.

Kompetenzanalyse

Der erste Hauptstandard , der am Beispiel der Textsorte „Reportage“ trainiert werden soll, lautet unter der Überschrift „Umgang mit literarischen und nicht-literarischen Texten“:

„Die Schülerinnen und Schüler können die wesentlichen Merkmale literarischer und nichtliterarischer Textsorten benennen und ihre Funktion beschreiben.“ (3.6) [1]

Die journalistischen Textsorten werden in den Bildungsstandards 10 im Vergleich zum alten Bildungsplan nicht mehr explizit erwähnt, was einerseits der Tendenz entspricht, Standards allgemein zu formulieren, um die Freiheit zu ermöglichen, diese Standards an jeweils passenden, selbst gewählten Inhalten exemplarisch zu realisieren (vgl. zum Beispiel auch den zweiten Standard zur Medienkompetenz [2] ). Andererseits zeigt sich doch eine gewisse Vernachlässigung von Sachtexten bzw. von pragmatischen Textsorten (genannt werden in 10 lediglich Lebenslauf, Bewerbung und Standardbrief [3] ), die sich dazu in der Oberstufe durch eine deutliche Dominanz von literarischen Texten bis zum schriftlichen Abitur, in dem nur eine von fünf Aufgaben auf einem Sachtext basiert, verstärkt [4] .

Dennoch dürfte es unstrittig sein, dass die Behandlung von Sachtexten, insbesondere auch von journalistischen Textsorten, zu den wesentlichen Aufgaben des Deutschunterrichts gehört. Die Reportage als eine relativ komplexe Form passt dabei weiterhin gut in das Anspruchsniveau der 10. Klasse.

Als zweiter Hauptstandard soll im Rahmen der vorgeschlagenen UE die erste der unter der Überschrift „Schreibprozess“ genannten Fähigkeiten trainiert werden:

„Die Schülerinnen und Schüler können Texte planen und überarbeiten. Sie nutzen dabei auch die Möglichkeiten des Computers.“ (2.16) Die Verknüpfung der beiden Kompetenzen folgt der Grundidee der parallelen Rezeption, d. h., wenn die Textsorte Reportage produziert wird, sollen zugleich möglichst zeitnah (in diesem Fall in Teil 1 der UE, aber auch während des Schreibprojekts in Teil 2) echte Reportagen (in diesem Fall von ehemaligen Schülern bzw. von Mitschülern) gelesen und analysiert werden, um die Besonderheiten der Textsorte zu erfassen. Auf diese Weise ergeben sich zugleich Qualitätskriterien für die eigene Textproduktion.

Außerdem folgt die Verknüpfung der beiden Standards dem Leitgedanken, dass durch das eigene Tun ein wesentlich intensiveres Lernen ermöglicht wird, dass man also die Textsorte Reportage am besten versteht, indem man eigene Reportagen verfasst.

Unter der Annahme, dass die Schüler zum ersten Mal eine Reportage schreiben, wird in dieser UE für das Schreibprojekt eine einfache inhaltliche Thematik gewählt, die kein Vorwissen voraussetzt. Dies wird durch die Einbindung in einen schulischen Handlungskontext erreicht, sodass das Schreiben zu einer authentischen Erfahrung wird. Durch eine umfassende, selbst verantwortete Schreibaufgabe kann eine hohe Motivation aufgebaut werden, die durch die Möglichkeit einer Veröffentlichung zusätzlich stimuliert wird. Außerdem ergibt sich dadurch ein klarer Adressatenbezug, der die Authentizität des Schreibauftrags unterstreicht.

Hinter den beiden genannten und im Vordergrund dieser UE stehenden Hauptkompetenzen stehen weitere Nebenstandards, die für die Bewältigung der Aufgabe notwendig sind. Ihre exemplarische Einführung im vorangegangenen Unterricht kann vorausgesetzt werden, sodass jetzt auf diese Fähigkeiten als Teilkompetenzen rekurriert werden kann, die auf diese Weise weiter trainiert und durch Anwendung vertieft werden können. Falls hier bei dem einen oder anderen Schüler Defizite festgestellt werden, sollte man dies zum Anlass nehmen, bei passender Gelegenheit in einer der folgenden UE (z. B. im Rahmen eines Stationentrainings oder arbeitsteiliger Arbeitsaufträge) eine individuelle Fördermaßnahme zu ergreifen.

Die in dieser UE implizit mitwirkenden Nebenstandards sind im Einzelnen:


Beschreibung und Interpretation von Texten:

  •   2.10: „das Wesentliche eines Textes, Vorgangs, Gesprächs mit eigenen Worten adressaten- und situationsgerecht wiedergeben“ (hier: im Rahmen der Recherche in der Schulmensa beobachten und kurze Interviews führen).
  •   2.11: „Techniken des Zitierens und des referierenden Sprechens sinnvoll einsetzen“ (hier: Schlüsselzitate aus den Kurzinterviews korrekt in die Reportage integrieren).
  •   2.12: „Altersgemäße Sach- und Gebrauchstexte in ihren unterschiedlichen medialen Erscheinungsformen auf ihre Wirkung und Funktion hin untersuchen und beurteilen“ (hier: insbesondere Aufbau und sprachlich-stilistische Mittel im Zusammenhang mit dem Adressatenbezug erkennen und als sinnvoll oder nicht sinnvoll einschätzen).

Informieren:

  • eigentlich alle vier genannten Standards (2.1 - 2.4), da sie bei jeder Art von selbstständiger Recherche zum Tragen kommen und den Phasen des Sammelns, der Auswahl und der Bewertung entsprechen.

Rechtschreibung und Zeichensetzung:

  • Dieser Standard (2.19) wirkt bei jeder Art von Textproduktion mit. In dieser UE könnte der gezielte Einsatz eines Rechtschreibprogramms, wie zum Beispiel des Duden-Korrektor, geübt werden.

Lesekompetenz:

  • 3.3: „Inhalt und Aussage eines Textes erfassen“ .
  • 3.5: „sich im Interpretationsgespräch über einen Text verständigen“ (hier geht es weniger um eine Interpretation, sondern um die Erörterung in der Gruppe, inwieweit der jeweils vorliegende Text gelungen ist bzw. einzelne Teile überarbeitet werden müssen).

Umgang mit literarischen und nichtliterarischen Texten:

  • 3.7: „Grundbegriffe der Textbeschreibung (auch stilistische und rhetorische Mittel) verwenden“ (hier dürfen bei den Schülern die größten Defizite vermutet werden. Obwohl für die Bewertung von Texten und ihre Überarbeitung sinnvollerweise das entsprechende Fachvokabular eingesetzt werden sollte, handelt es sich für diese UE lediglich um eine Teilkompetenz, die aber vielleicht – sozusagen en passent – etwas mitberücksichtigt werden kann, indem den Schülern zentrale Begriffe zum wiederholten Male eingeprägt werden.)

Man sieht: Hinter jedem Hauptstandard verbergen sich viele, eigentlich unausgesprochen vorausgesetzte Nebenstandards. Um den Überblick nicht zu verlieren, sei deshalb zusammenfassend betont, dass diese UE schwerpunktmäßig im Bereich der Schreibkompetenz anzusiedeln ist. Die Schreibkompetenz gehört zu den zentralen und unverzichtbaren Aufgaben des Deutschunterrichts. Zur Einschätzung der Kompetenzstufen kann festgestellt werden, dass ein Text umso einfacher zu produzieren ist, je weniger Wissen zu aktivieren und zu strukturieren ist. Die Reportage als Königsform der journalistischen Textformen gehört zu den schwierigeren Schreibaufgaben, insbesondere wenn dazu noch neues Wissen zu beschaffen und zu ordnen ist. Sie ist allerdings als leichter einzuschätzen als komplexe Schreibaufgaben wie die Textanalyse oder die Rezension oder auch der Essay, die erhebliches Vorwissen und hohe argumentative bzw. ästhetische Fähigkeiten erfordern und deshalb in die Oberstufe gehören.

Während es am Ende von Sek. I darum geht, das sog. „entfaltende“, individuelle Schreiben zu optimieren, d. h. Schreiben zum Zweck der Wissensbildung, der Entfaltung von Kreativität und zur Verarbeitung von Erfahrungen, wird in den EPA als wichtiges Ziel für die Schreibkompetenz in Sek. II die Fähigkeit genannt, „selbstständig adressatenbezogene, inhaltlich anspruchsvolle, d. h. argumentative sowie verständliche Texte zu schreiben und dabei angemessene Schreibstrategien zu verwenden.“

Wie man sieht, eignet sich die Reportage sehr gut, um das erste Ziel zu erfüllen und auf das zweite in einer Art Brückenfunktion vorzubereiten.

Bei der im folgenden vorgestellten UE werden keine zeitlichen Richtangaben vorgenommen, damit jeder Lehrende die Zeiteinteilung an seine individuelle Lerngruppe anpassen bzw. auch einzelne Schritte kürzen, dehnen oder auch auslassen kann.


[1] Die Ziffern entsprechen der nummerierten Liste der Standards 10, die in den Materialien enthalten ist.

[2] „Die Schülerinnen und Schüler können mit den verschiedenen Medien als Mittel der Information, Kommunikation, Unterhaltung, Meinungsbildung, Werbung, Manipulation und ästhetischen Gestaltung sinnvoll umgehen“ (3.16)

[3] vgl. 2.17

[4] Deshalb ist es zu begrüßen, dass ab 2014 mit dem Essay eine weitere Aufsatzart, die auf Sachtexten basiert, im Abitur angeboten wird. Im Zusammenhang mit der Einführung des Essays gewinnt die Behandlung der Reportage auch an Bedeutung, da die Reportage teilweise auf die neue Aufsatzart vorbereiten kann.

 

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