Unterhaltsames Erzählen
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Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
Unterrichtssequenz „Unterhaltsames Erzählen“ am Beispiel
der Schildbürgergeschichte „Der Besuch des Kaisers“
Klasse 6 zweites Halbjahr oder Anfang von Klasse 7
Vorbemerkungen:
Die kleine Einheit dient der Wiederholung, Erweiterung und Vertiefung der bisher erworbenen Erzähltechniken. Gleichzeitig bereitet sie auf die Schreibaufgaben der Personencharakterisierung und der Inhaltsangabe vor, denen in Klasse 7 jeweils eigene UE gewidmet werden können. Schwerpunkte bilden die Arbeit mit einem Kompetenzraster zur Schülerselbsteinschätzung sowie einige Vorschläge für individualisierte Schreibübungen.
Bezug zu den Bildungsstandards 6 [1] :
2.9 Textvorgaben ausgestalten
2.4 anschaulich und lebendig erzählen und sich auf ihre Leser einstellen
2.7 Techniken des Erzählens anwenden (Erzählperspektive, äußere und innere
Handlung,
Dehnung und Raffung, Dialog)
Der erste Standard bildet den formalen Rahmen, woraus sich auch die LZK am Ende ergibt.
Der zweite Standard ist der Hauptstandard, dem der dritte Standard insofern untergeordnet ist, als er die Mittel zum anschaulichen und lebendigen Erzählen nennt, die es im Schreibtraining zu vertiefen gilt.
Schritt 1:
Hören der Schildbürgergeschichte „Der Besuch des Kaisers“ als Hörspiel, arbeitsteilige PA: Namen der Figuren und Figurenkonstellation, Einteilung in Sinnabschnitte
Die Vorstellung durch die Schülerinnen und Schüler könnte zu Beginn der 7. Klasse als kleine Eingangsdiagnose dienen, mit deren Hilfe der Lehrer das Hör- bzw. Leseverständnis, die Fähigkeit, einzelne Figuren zu beschreiben und miteinander in Beziehung zu setzen (als Vorstufe einer Personencharakterisierung) sowie die Kenntnis der Kriterien für einen neuen Sinnabschnitt (wichtige Voraussetzung für eine Inhaltsangabe) einschätzen kann.
Schritt 2:
Erzählübungen in Form eines Stationenschreibtrainings (→ AB auf S. 3 + 4)
Nach der → Übersicht „Binnendifferenzierung“ (siehe S. 10) ergeben sich folgende Möglichkeiten:
- EA (auch als HA) oder PA
- PA nach der Sitzordnung oder homogen/heterogen
- Auswahl interessenbezogen oder nach Vorgabe durch den Lehrer
Jeder Schüler sollte etwa 4 Stationen bearbeiten.
Schritt 3:
Selbsteinstufung mit Hilfe des → Kompetenzrasters (siehe S. 5)
Dieses Kompetenzraster wurde relativ schnell selbst erstellt. Es entspricht daher sicher nicht den hohen Anforderungen eines wissenschaftlichen Testinstruments. Im Unterrichtsalltag sind aber Zeitaufwand und Effektivität wichtigere Kriterien. Dieses Kompetenzraster hat sich insofern bewährt, als die Schülerinnen und Schüler damit gut umgehen und sich selbst angemessen einschätzen konnten. Sie wussten hinterher genau, an welchen Kriterien sich die Bewertung dieses Aufsatztyps orientierte und bekamen Tipps für die Verbesserung ihrer Schreibprodukte. Im Gegensatz zu den offiziellen Niveaukonkretisierungen wird in diesem Raster von 4 Stufen ausgegangen, damit die Schülerinnen und Schüler einen immanenten Zusammenhang zu den vier ersten Notenstufen vornehmen können. Außerdem lässt sich dieses Raster dann auch leichter für die LZK zugrunde legen. Die Schülerinnen und Schüler denken bei ihrer Selbsteinschätzung ja fast automatisch in Notenkategorien. Es wäre durchaus denkbar, dass jeder Schüler mit Hilfe des Rasters ein eigenes Produkt selbst einschätzt. Erfolg versprechender erscheint aber die Einstufung durch einen Mitschüler, weil sie mit mehr Distanz vorgenommen wird, gleichzeitig aber nicht einen ungewollten Stigmatisierungseffekt mit sich bringt, wie es bei der Beurteilung durch den Lehrer schnell geschehen kann. Folgende Phasen werden vorgeschlagen:
a) PA (heterogen/homogen/nach Freundschaft):
Jeder Schüler wählt seine gelungenste Erzählung aus und lässt sie vom Partner
mit Hilfe
des Kompetenzrasters einstufen und viceversa
b) Schüler geben sich gegenseitig Rückmeldung und begründen ihre Einstufung ausführlich
c) Gemeinsame Überarbeitung einer Erzählung mit dem Ziel, sich um mindestens eine Stufe zu verbessern
d) Vorlesen einiger Erzählungen im Plenum oder in einer Vierergruppe und Überprüfen der erreichten Niveaustufe
Schritt 4:
Während Schritt 2 und 3 konnte der Lehrer die Schülerinnen und Schüler in Ruhe beobachten und individuell beraten. Dabei entsteht auch ein Eindruck, inwieweit weiterer Trainingsbedarf nötig ist. Möglichkeiten einer weiteren leistungsabhängigen Differenzierung (EA, später gegenseitiger Austausch in PA – homogen oder heterogen?) wären z. B.:
Niveau A: Übungen zur Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede
Wortspeicher sammeln (Verben, Adjektive, Vergleiche)
Niveau B: detaillierte Erzählübungen zum anschaulichen Erzählen
Niveau C: Erzählübungen zur äußeren und inneren Handlung
redaktionelle Überarbeitung und Kombination von zwei
Erzählstationen (z. B. 1 + 2 + 3 oder 4 + 6 oder 9 + 5)
Kombination von allen vier Kriterien innerhalb einer
Erzählstation
Dabei kann sowohl auf das Arbeitsblatt zurückgegriffen werden als auch auf die Materialien des eingeführten Lehrbuchs. Zwar finden sich in den Lehrwerken bisher nur Ansätze zur Binnendifferenzierung, dennoch sollte es nicht schwer sein, geeignete Aufgaben auszuwählen. Eine Zusammenführung in Form einer Besprechung der Aufgaben oder einer Rückmeldung durch die Lehrperson ist sinnvoll, um den Schülerinnen und Schülern eine gemeinsame Reflexion und Rückmeldung zu ermöglichen und um eine gewisse Verbindlichkeit der Übungseinheit herzustellen.
Schritt 5:
Als LZK (→ Klassenarbeit auf S. 9) sollte eine Eulenspiegel-Geschichte umgestaltet werden. Die Grundlage der Korrektur war das Kompetenzraster. Die diagnostizierten Stärken und Schwächen bildeten eine wichtige Grundlage für die während des 7. Schuljahres einzuführenden Aufsatzarten der Personencharakterisierung und der Inhaltsangabe. Die Personencharakterisierung schloss sich unmittelbar an diese Sequenz an und führte zur zweiten Möglichkeit bei der LZK. Aus urheberrechtlichen Gründen kann diese Sequenz hier nicht vorgestellt werden. Bei der Einführung der Inhaltsangabe wurde wieder auf das Erkennen der Sinnabschnitte zurückgegriffen, einer wesentlichen Voraussetzung für das Leseverständnis allgemein und auch für das eigene bewusste Schreiben. Dadurch ergab sich ein erster roter Faden während des Schuljahres, der im Sinne der Nachhaltigkeit einen wirklichen Lernfortschritt mit sich brachte.
[1] Die Ziffern beziehen sich auf die durchnummerierte Liste der Bildungsstandards 6, die sich auch in den Materialien findet.
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