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„Sehen ler­nen“

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Ge­stal­tungs­mit­tel der Me­di­en be­schrei­ben und über ihre Wir­kung spre­chen

Wie kann es in der Un­ter­stu­fe ge­lin­gen, die­sen Stan­dard hand­lungs­ori­en­tiert zu ver­mit­teln? Das hier vor­ge­stell­te Bei­spiel geht von einem Ju­gend­buch aus, nutzt den Ein­satz ein­fa­cher Ka­me­ras und ver­bin­det damit die Mög­lich­kei­ten der Cha­rak­te­ri­sie­rung von Per­so­nen (Stan­dard: Tech­ni­ken der Fi­gu­ren­cha­rak­te­ri­sie­rung an­wen­den - Mimik und Ges­tik, Kos­tü­me, Re­qui­si­ten). Wich­tig sind zudem diese Stan­dards:

  • ver­schie­de­ne Aus­drucks­for­men der Kör­per­spra­che (Ges­tik, Mimik, Hal­tung, Gang) si­tua­ti­ons­be­zo­gen ein­set­zen
  • auf un­ter­schied­li­che Weise einen Text sze­nisch er­ar­bei­ten
  • ver­schie­de­ne ge­stal­ten­de Zu­gän­ge zu li­te­ra­ri­schen Fi­gu­ren nut­zen

Die Er­ar­bei­tung film­sprach­li­cher Mit­tel voll­zieht sich in enger Ver­bin­dung mit dem sze­ni­schen Spiel und in­ten­si­ver Ar­beit am Wort­schatz. Der Schwer­punkt liegt auf der (Ka­me­ra-) Per­spek­ti­ve.

Aus­gangs­punkt sind die ers­ten Sei­ten des Ju­gend­bu­ches „Nor­bert No­bo­dy“. Ro­bert Nobel (ge­nannt Nor­bert) ist der „Klas­sen­depp“, der Au­ßen­sei­ter, der Feig­ling, eben der „No­bo­dy“. Niker ist der Star­ke, der An­füh­rer,  der Ge­ach­te­te.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen:
http://​www.​dtv-​das​jung​ebuc​h.​de/​bue­cher/​nor­ber­t_​no­bo­dy_​oder_​das_​ver­spre­chen_​70732.​html
http://​www.​dtv.​de/_​pdf/​leh​rerm​odel​l/​70732.​pdf

Die­ses Kräf­te­ver­hält­nis und diese Hier­ar­chie wer­den im Text ex­pli­zit be­nannt, aber wie zeigt man dies in Bil­dern, die ohne er­klä­ren­de Worte aus­kom­men müs­sen? Die Grund­idee stammt aus der Stumm­film­zeit. „In­ne­re Hand­lung“, Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten muss­te der Film schon immer dar­stel­len, indem er sie in „sicht­ba­re“ Hand­lung um­setzt. Ner­vo­si­tät wäh­rend einer Klau­sur äu­ßert sich bei­spiels­wei­se in trom­meln­den Fin­gern auf dem Tisch, der bös­ar­ti­ge Cha­rak­ter eines Man­nes zeigt sich darin, dass er Stei­ne auf Kätz­chen wirft. Die Frosch­per­spek­ti­ve lässt einen Men­schen groß, be­droh­lich er­schei­nen, die Vo­gel­per­spek­ti­ve macht ihn klein. Dies ist in vie­len Fil­men zu be­ob­ach­ten. Ein für die Schu­le ak­tu­el­les Bei­spiel aus den Ver­fil­mun­gen von „ Der Be­such der alten Dame“ ist das Ge­spräch von Ill mit dem Po­li­zis­ten. In allen Ver­fil­mun­gen steht der Po­li­zist am Ende des Ge­sprächs „höher“ als Ill, die Ka­me­ra zeigt ihn von unten.

Die Klas­se ex­pe­ri­men­tiert am Bei­spiel Niker und Nor­bert. Eine Di­gi­tal­ka­me­ra ist hilf­reich, um Bil­der in sinn­vol­ler Größe zu er­hal­ten, ist diese nicht zur Hand, nut­zen Schü­le­rin­nen und Schü­ler sehr gerne ihre Han­dy­ka­me­ra. Hier war es so, dass die in der ers­ten Stun­de er­stell­ten Bil­der am Nach­mit­tag über das In­ter­net der Klas­se zu­gäng­lich ge­macht wur­den, so dass zur nächs­ten Stun­de be­reits Ur­tei­le über die Wir­kung vor­la­gen. Zudem wur­den aus­ge­wähl­te Bil­der auf Ar­beits­blät­tern zur Ver­fü­gung ge­stellt.

Die An­re­gung zur Um­set­zung der Au­ßen­sei­ter­rol­le kommt aus der Thea­ter­päd­ago­gik. Der Aus­ge­schlos­se­ne steht in der Mitte eines Krei­ses, alle an­de­ren zei­gen auf ein Zei­chen hin gleich­zei­tig mit Fin­gern auf ihn. Der Be­trof­fe­ne in der Mitte und die an­de­ren um ihn herum fo­to­gra­fie­ren aus ihrer Per­spek­ti­ve. Für die Rolle in der Mitte wählt man star­ke, ak­zep­tier­te Schü­ler, denn die Wir­kung auf die Kin­der ist sehr stark.

alle zeigen auf einen einer zeigt auf jemenden einer ballt die Faust

Es wird der Klas­se beim Be­trach­ten klar, dass die In­ten­si­tät der Bil­der steigt, je näher die Au­ßen­ste­hen­den ins Bild rü­cken, je kla­rer die Über­le­gen­heit be­tont wird. Dies ist eine zen­tra­le Funk­ti­on von Groß- und Nah­auf­nah­me in Ver­bin­dung mit der Per­spek­ti­ve. Das letz­te Bild zeigt zudem die pas­sen­de be­droh­li­che Ges­tik.

Aus der an­de­ren Per­spek­ti­ve er­gibt sich die glei­che Wir­kung.

alle zeigen auf einen

Die Bil­der sind eine idea­le Vor­la­ge für das Schrei­ben aus ver­än­der­ter Per­spek­ti­ve . Als Vor­ar­beit sam­melt die Klas­se die pas­sen­den Be­grif­fe zur Be­schrei­bung der Wir­kung der Bil­der und sucht Aus­drü­cke, um die Ge­füh­le in der je­wei­li­gen Rolle aus­zu­drü­cken. Aus­gangs­punkt ist das Zitat:

" Ich glau­be nicht, dass John­ny Niker mit sei­nen ge­lock­ten schwar­zen Haa­ren, den grü­nen Augen und sei­nem ge­schmei­di­gen ath­le­ti­schen Kör­per sich je aus­ge­malt hat, wie das wäre, durch Nor­berts Bril­le auf die Welt zu schau­en. Ich schon. Denn ich bin Nor­bert No-Bott­le."
Nicky Sin­ger: Nor­bert No­bo­dy oder das Ver­spre­chen, dtv ju­ni­or extra, Seite 13

 

„Sehen ler­nen“: Her­un­ter­la­den [doc] [2,2 MB]

„Sehen ler­nen“: Her­un­ter­la­den [pdf] [351 KB]

„Ge­stal­tungs­mit­tel eines Films und deren Wir­kung be­schrei­ben“: 
Her­un­ter­la­den [doc] [1,3 MB]

„Ge­stal­tungs­mit­tel eines Films und deren Wir­kung be­schrei­ben“: 
Her­un­ter­la­den [pdf] [347 KB]