Julia Franck: Streuselschnecke
Infobox
Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
Thema: Diagnose einer Familie
Kompetenzaufbau
- Erzählform, Erzählperspektive
- Erwartungsbruch als Gestaltungsmerkmal literarischer Texte
- Leerstellen: Offenheit der Deutung (Symbolverstehen)
Erzähler / Erzählstruktur
Ich-Erzählerin: Subjektivität, begrenzter Blickwinkel, Erzählung aus der Rückschau: Der Leser erlebt das Geschehen so, wie es die Ich-Erzählerin erlebt hat.
Kontrast: neutrales Erzählverhalten, sachlicher Bericht
Narrative Handlungslogik: Die Erzählstruktur (bewusste Gestaltung des Aufbaus)spiegelt die Entwicklung der Beziehung der beiden Figuren. Der Leser muss an entscheidenden Stellen logische Beziehungen selbst herstellen. (Der Schluss ist der Schlüssel zum Verständnis der ganzen Geschichte.)
Die Entwicklung der Beziehung
Leerstellen
- Gründe für den Auszug der Ich-Erzählerin
- Das Zögern der Ich-Erzählerin, den Mann zu treffen
- Gründe, sich zu verabreden
- „ als es so weit war “
Text
Der Anruf kam , als ich vierzehn war. […],
der Mann […]. Ich hatte mich geschminkt. […]
Ich fragte mich, ob er mir Geld geben würde […]
Er sagte, er hätte gerne mit mir gelebt , …
[…] war er tot. …
[…] hatte sie meinen Vater […] nicht geliebt. (Pointe)
Erwartungsbruch
Der Handlungszusammenhang wird dem Leser erst am Schluss mit dem letzten Satz klar. Sinnbezüge werden erkannt, weil vom letzten Satz aus die gesamte Kurzgeschichte neu gelesen wird. Dadurch werden die Unbestimmtheitsstellen reduziert.
Der Leser zieht Schlussfolgerungen (Inferenzen) und kommt so zur Erkenntnis sinnstiftender Zusammenhänge und einer Deutung. Die Gestaltungsmittel des Textes können jetzt in die Deutung einbezogen werden.
Diese Erkenntnis wird beim kompetenten Leser zur „lokalen Re-Lektüre“ der Geschichte genutzt: Die Unbestimmtheit wird reduziert.
Sinnbezüge werden erkannt, Schlussfolgerungen hergestellt werden. (Inferenzen ziehen, die das Verstehen der Geschichte ermöglichen.
Symbol Streuselschnecke
- Zeichen für Zuwendung, Fürsorge, Liebe („Schnecke“ im Sinn einer Metonymie)
- Zeichen für die langsame Entwicklung der Beziehung Vater – Tochter („Schnecke“ im Sinn einer Metapher)
Beide Deutungen lassen sich begründen. Schüler erfahren so die Mehrdeutigkeit literarischer Texte.
Vgl. dazu:
Clemens Kammler, Literarische Kompetenzen beschreiben, beurteilen und fördern.
In: Heidi Rösch (Hrsg.),
Literarische Bildung im kompetenzorientierten
Deutschunterricht
. Fillibach Verlag, Freiburg 2010, S. 197 ff
Julia Franck: Streuselschnecke : Herunterladen [doc] [60 KB]