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Agnes als Roman der Post­mo­der­ne

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Di­dak­ti­sche Hin­wei­se zu AB #4.1:

  • Das de­duk­ti­ve Vor­ge­hen er­mög­licht einen kom­pak­ten Zu­griff auf die The­ma­tik; das Ma­te­ri­al könn­te auch sehr früh in einer Un­ter­richts­ein­heit ein­ge­setzt wer­den, um mög­li­che The­men zu for­mu­lie­ren und an­zu­rei­ßen.
  • Al­ter­na­ti­ve: in­duk­ti­ves Vor­ge­hen, d.h. Er­ar­bei­tung der re­le­van­ten Merk­ma­le aus dem Roman her­aus. Dies kann auch zum Ab­schluss der Ein­heit ge­sche­hen oder spä­ter, zur Wie­der­ho­lung.
  • In jedem Fall emp­fiehlt sich eine Kon­textu­ie­rung durch wei­te­re Werke / Me­di­ener­fah­run­gen der Ler­nen­den, so­fern die Post­mo­der­ne an die­ser Stel­le als Epo­che ein­ge­führt wird.

NB: Die Post­mo­der­ni­tät von „Agnes“ ist viel­leicht we­ni­ger of­fen­sicht­lich als in Haupt­wer­ken post­mo­der­ner Li­te­ra­tur, z.B. von Cortázar, Bolaño, Eco, Fos­ter Wal­lace, Barth, Hand­ke oder Pyn­chon. Eine Ein­füh­rung in die Post­mo­der­ne kann im Rah­men eines Epo­chen­un­ter­richts gat­tungs­über­grei­fend er­fol­gen, z.B. an­hand von Spike Jon­zes Film „Being John Mal­ko­vich“, dem Be­stell-Flyer eines be­lie­bi­gen Pizza-Ser­vices (mit Pizza, In­di­schem, Thai­län­di­schem und Me­xi­ka­ni­schem auf der Karte, neben Maul­ta­schen), der Pop­mu­sik von Jason For­rest und To­co­tro­nic sowie mit Tex­ten von Tho­mas Gla­vi­nic, Jo­na­than Le­them und der Fabel mit Wolf und Lamm von Hel­mut Arnt­zen (es gibt un­zäh­li­ge wei­te­re Mög­lich­kei­ten). Zur Ein­füh­rung in die Ge­dan­ken­welt der Post­mo­der­ne sind fol­gen­de Texte be­son­ders ge­eig­net und in ei­ni­gen Hand­rei­chun­gen auf­be­rei­tet greif­bar: Hanns-Josef Ort­heil: „Texte im Spie­gel von Tex­ten“, Um­ber­to Eco: „Nach­schrift zum Namen der Rose“, Peter Gross: „Die Mul­ti­op­ti­ons­ge­sell­schaft“.


In­halt­li­che Hin­wei­se zu AB #4.1:

Zur Post­mo­der­ni­tät von Agnes vgl. äu­ßerst in­struk­tiv: Mar­kus Schwahl: „Die Leere in der Mitte. Post­mo­der­ne Li­te­ra­tur im Un­ter­richt. Peter Stamms Roman Agnes“, in: Li­te­ra­tur im Un­ter­richt 10.2 (2009), S. 93-105. – Die fol­gen­den Merk­ma­le post­mo­der­ner Li­te­ra­tur sind für Stamms Roman cha­rak­te­ris­tisch:

  • In­ter­textua­li­tät: Viel­zahl an An­spie­lun­gen und ex­pli­zi­ten Be­zü­gen auf an­de­re Texte (vgl. Ma­te­ri­al 5.2)
  • Ent­gren­zung von Fik­ti­on und Rea­li­tät: Die Er­zäh­lung wirkt auf ihre Ur­he­ber zu­rück („Eine Ge­schich­te hat sie ge­tö­tet.“) Durch die Ver­schrift­li­chung er­scheint sogar die „Bio­gra­fie als Spiel“ (Schwahl 2009, S. 101)
  • Im Zu­sam­men­hang damit steht eine Ent­gren­zung der Er­zähl­ebe­nen, auch wenn der Kur­siv­druck die Bin­nen­er­zäh­lung er­kenn­bar macht.
  • Auf­lö­sung des In­di­vi­du­ums: Agnes lie­fert sich dem Schwei­zer aus, indem sie sich von ihm als Figur füh­ren lässt (vgl. Schwahl 2009, S. 97-100).
  • Sprach­kri­tik: Die Sprach­lo­sig­keit, vor allem des Schwei­zers, ist auch auf eine Un­fä­hig­keit zu­rück­zu­füh­ren, Emo­tio­nen in Worte zu fas­sen. Häu­fi­ges An­ein­an­der­vor­bei­re­den, z.T. aber auch stra­te­gisch ein­ge­setzt.
  • Mul­ti­per­spek­ti­vi­tät: kein Struk­tur­merk­mal des Ge­samt­ro­mans, aber die Bin­nen­er­zäh­lung lie­fert z.T. eine Al­ter­na­ti­ve zur Ro­man­wirk­lich­keit (vgl. z.B. S. 88-91 vs. S. 99).
  • Of­fen­heit: Viel­deu­tig­keit vie­ler Dia­lo­ge und Si­tua­tio­nen, of­fe­nes Ende, Ver­su­che des Er­zäh­lers durch das Video Klar­heit zu er­lan­gen
  • Mehr­deu­tig­keit: s. Of­fen­heit und: Das ge­sam­te Ge­sche­hen liegt in drei Fas­sun­gen vor (Ro­man­wirk­lich­keit, Agnes in der Ge­schich­te des Er­zäh­lers, Agnes als Er­zäh­le­rin). Die Per­spek­ti­ven­viel­falt lässt das Er­zähl­te mehr­deu­tig wer­den, der Roman ist durch­zo­gen von „[k]on­kur­rie­ren­de[n] Wahr­hei­ten“ (Schwahl 2009, S. 94)

 

Agnes als Roman der Post­mo­der­ne: Her­un­ter­la­den [doc] [116 KB]