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Intertextualität / Werkvergleich

04 Erarbeitungsaufgaben

46 Intertextualität - Spiegelungen

In epischer Literatur bieten „Spiegelszenen“ dem Autor die Möglichkeit, den Leser an zuvor Erzähltes zu erinnern und das Erzählte in veränderter Perspektive zu gestalten. Besonders interessant ist es, wenn der Autor seinen Protagonisten dabei in einen realen Spiegel blicken lässt: Der Spiegel wird zum Instrument gelungener oder verhinderter Selbsterkenntnis (Anagnorisis). Im Vergleich mit einem anderen epischen Werk erkennen die Schülerinnen und Schüler „Zusammenhänge zwischen Texten (Intertextualität) und können themenverwandte beziehungsweise motivähnliche Texte aus verschiedenen Epochen vergleichen“ (BP S. 89).

Dazu bietet sich Thomas Manns Novelle „Der Tod in Venedig“ an.

Der ebenfalls fünfzigjährige Schriftsteller Gustav Aschenbach verliebt sich auf einer Reise in den Jungen Tadzio. Ihm werden wie Walter Faber sein fortgeschrittenes Alter und seine Krankheit zum Problem. Während Faber – auch noch im Krankenhaus in Athen – seinen Verfall teilweise mit technischen Erklärungen leugnet, unterzieht sich Aschenbach einer Verjüngungskur, die ihn im Ergebnis auf fatale Weise dem „falschen Jüngling“ ähnlich macht, den er auf der Schiffsreise nach Venedig als so abstoßend empfunden hat.

In Frischs Homo faber blickt der Ich-Erzähler drei Mal in einen Spiegel: zu Beginn (Text 1), in der Mitte (Text 2) und am Schluss des Romans (Text 3). Zwar verdrängt er dabei die Tatsache seines physischen Verfalls und begründet sein krankes Aussehen mit technischen Erklärungen (Neonlicht etc.), doch wird dabei eine dramatische Entwicklung zum Tode hin deutlich, wenn nicht Walter Faber so doch dem Leser als Co-Autor: „Überhaupt der ganze Mensch! – als Konstruktion möglich, aber das Material ist verfehlt: Fleisch ist kein Material, sondern ein Fluch.“

 

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