Lösungsvorschläge
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Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
„Dantons Tod“ – Dialoganalyse 3 – Station 1: Lösungsvorschläge
A → B
Während sich die Schlinge um Dantons Hals immer enger zusammenzieht, verharrt er in seiner Passivität und gibt sich ganz seinen Zweifeln hin, worin der Sinn des Lebens bestehen könnte. Dabei schwankt er zwischen epikureischem Lebensgenuss (I.5) und nihlistischem Lebensüberdruss (II.1).
Düstere Todesgedanken zeigen sich schon in I.1. Dazu kommen skeptische Gedanken, ob man als Einzelner überhaupt seinen Willen in der Politik durchsetzen könne. Diese Einstellung verhindert, dass Danton dem Rat seiner Freunde folgt und aktiv wird.
Nach einer Brandrede gegen die Gemäßigten, von Robespierre im Jakobinerklub gehalten(I.3), versuchen Dantons Freunde wieder, ihn zum Handeln zu überreden (I.5). Daraufhin sucht er wenigstens in I.6 Robespierre auf, um ihn zur Rede zu stellen. Dabei provoziert er aber Robespierre mit seinen eigenen Zweifeln so sehr, dass dieser sich zum Handeln gezwungen sieht und zusammen mit St. Just beschließt, Danton und die Gemäßigten anzuklagen. In II.2 weigert sich Danton, einen Gegenangriff im Konvent zu führen. Er hält sich für so wichtig, dass er nicht ernsthaft glaubt, verhaftet zu werden, und den Rat seiner Freunde zu fliehen ablehnt. Noch nachdem er die Nachricht von seiner beschlossenen Verhaftung in II.3 erhalten hat, bleibt er gelassen. In einem Monolog in II.4 „kokettiert“ er einerseits mit seinem Tod, andererseits gibt er sich weiterhin der Illusion hin, dass Robespierre es nicht zum Äußersten treiben werde.
B → C
Zusätzlich zu den oben genannten Ergebnissen könnten folgende Aspekte ergänzt werden:
Zum letzten Mal erleben wir den Politiker und Revolutionär in Freiheit und in ganz privater, geschützter Atmosphäre, nämlich zu Hause mit seiner Frau Julie. Ihr gegenüber öffnet er sich ganz und bekennt sich zu seiner Schuld an den Septembermorden. Sein schlechtes Gewissen könnte eine mögliche Erklärung für seine in den vorhergehenden Szenen gezeigte Passivität sein.
Zur selben Zeit versammeln sich unten auf der Straße bereits unter der Führung von Simon einige Sansculottes, die Danton in II.6 verhaften werden, womit der zweite Akt beendet wird.
C → C*
Die Szene steht fast am Ende des Dramas. Danton und seine Freunde befinden sich im Gefängnis und warten auf ihre Hinrichtung, zu der sie am Ende der Szene abgeholt werden. Es gibt keine Hoffnung mehr. Alle Versuche, sich zu retten, sind gescheitert. Zunächst hat Danton durch seine Passivität im I. und II. Akt versäumt, gegen Robespierre in der Öffentlichkeit des Konvents den Kampf aufzunehmen, wie es ihm seine Freunde mehrmals dringend geraten haben (in I.1, I.5 und auch in II.1). Danton wird in den ersten beiden Akten zu sehr durch sein pessimistisches Menschenbild, sein fatalistisches Geschichtsverständnis und seinen Lebensüberdruss (vgl. z. B. II.1) behindert, politisch aktiv zu werden. Ein Grund für seine Skepsis gegenüber der Politik und dem Sinn des Lebens könnte sein schlechtes Gewissen sein, das ihn als Mitverantwortlichen an den Septembermorden nicht zur Ruhe kommen lässt (II.5).
Nachdem die Lage für ihn nach seiner Verhaftung wirklich ernst geworden ist, kämpft er auf der Bühne des Revolutionstribunals zunächst erfolgreich mit der Waffe der politischen Rede (III.4 und III.9). Aber seine Gegner manipulieren die Prozessmodalitäten (III.2), sodass sie Danton das Recht auf Verteidigung entziehen können (III.9), und sorgen auch dafür, dass die öffentliche Meinung sich gegen Danton kehrt (III,10).
Angesichts der unmittelbar bevorstehenden Hinrichtung versuchen die Gefangenen mit ihrer Todesfurcht umzugehen. Ein „Kokettieren mit dem Tod“ (II.4) ist jetzt nicht mehr möglich. Jeder entwickelt seine ganz eigene Antwort für diese existentielle Frage. Da das Ende des Dramas schon durch den Titel von Anfang an feststeht, ergibt sich für die Leser bzw. Zuschauer zwar keine Spannung auf den Ausgang, wohl aber auf den Gang der Handlung, also darauf, wie die einzelnen Figuren mit ihrer Todesangst umgehen und welche philosophischen oder religiösen Ansichten sie miteinander austauschen, um sich gegenseitig Mut zu machen. Gleichzeitig führt dieser Austausch zu einer Retardierung der Handlung vor der Darstellung der Katastrophe.
Fortbildungsmaterial zum standardbasierten und kompetenzorientierten Unterricht im Fach Deutsch (Kursstufe)
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