Lösungsvorschläge
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Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
„Dantons Tod“ – Dialoganalyse 3 – Station 2:
Lösungsvorschläge
A → B
Danton gehörte zu den radikalen Revolutionären, die am 10. August 1792 durch den Sturm auf die Tuilerien, das Stadtschloss der französischen Könige, die Monarchie abschafften und damit die zweite Phase der Revolution einleiteten. Der Sturm auf die Tuilerien war auch eine Reaktion auf das Manifest des Herzogs von Braunschweig, des Oberbefehlshabers des Koalitionsheeres von Preußen und Österreich, der am 25. Juli 1792 gedroht hatte, Paris vollständig zu zerstören, falls der Königsfamilie auch nur ein Haar gekrümmt würde. Der König, der schon durch seinen Fluchtversuch im Juni 1791 sein Ansehen verloren hatte, erschien jetzt als Verräter, der mit dem feindlichen Ausland konspirierte. Am 11. August 1792 wurde Danton Justizminister.
Die Erfolge der Koalitionsheere von Preußen und Österreich, die im August und September tiefer in Frankreich einrückten und zwei wichtige Festungen eroberten, führte zu einer panikartigen Reaktion der Pariser Revolutionäre. Die Sansculotten stürmten die Gefängnisse und ermordeten mehr als 1000 Gefangene, die nach dem 10. August als Königsanhänger inhaftiert worden waren. Danton trägt als Justizminister die politische Verantwortung für dieses Massaker. In einer von Büchners Quellen heißt es aber auch, dass die Mörder nach Anweisungen vorgegangen seien, die sie schriftlich von Mittelsmännern Dantons erhalten hätten, so dass Danton sogar den Auftrag für die Morde erteilt hätte.
In II.5 wird deutlich, dass Danton ein schlechtes Gewissen wegen seiner Beteiligung an den Septembermorden hat. Seine Schuld quält ihn im Schlaf und er hat einen Alptraum, der ihn auch noch fest im Griff hält, als er aufwacht, ans Fenster geht und dort wie ein wahnsinnig Gewordener laut vor sich hin spricht.
Seine Frau Julie braucht einige Zeit, bis Danton wieder in der Lage ist, ein vernünftiges Gespräch zu führen. Er verteidigt dann seine Tat als Notwehr in einer bürgerkriegsähnlichen Situation. Man habe nicht gleichzeitig gegen zwei Feinde, das preußisch-österreichische Heer als äußerer Feind und die Monarchisten im Innern, kämpfen können. So habe man zuerst entschlossen die Feinde im Innern ausschalten müssen, um sich den Rücken frei zu machen und sich im Kampf gegen die äußeren Feinde zu behaupten. Bei diesem Kampf sei es um die Existenz der Republik gegangen. Und wenn es um das Überleben gehe, müsse man jedes Mittel ergreifen.
B → C
In dieser Szene wird eine mögliche Ursache für den inneren Konflikt von Danton und seine sonderbare Passivität angesichts der Bedrohung durch Robespierre und St. Just deutlich. Die Gespenster der Vergangenheit verfolgen den ehemaligen Helden der Revolution. Wegen seiner Beteiligung an den Septembermorden peinigt ihn sein schlechtes Gewissen und bereitet ihm Alpträume, die ihn auch nicht verlassen, nachdem er aufgewacht ist.
Erst seine Frau Julie kann ihn nach und nach wieder in die Wirklichkeit zurückholen, indem sie beruhigend wie eine Mutter zu ihrem Kind auf ihn einredet. Insofern handelt es sich um ein Konfliktgespräch, das im Schutz des eigenen Hauses in der Vertrautheit der Ehepartner stattfindet. Mit Julies Hilfe findet Danton Trost in dem Gedanken, dass es sich bei den Septembermorden um eine unbedingt notwendige Rettungstat im Überlebenskampf der Republik gegen ihre äußeren und inneren Feinde handelte. Danton beruhigt sein schlechtes Gewissen mit einer fatalistischen Geschichtsauffassung, in der der Einzelne wie eine Marionette, die „von unbekannten Gewalten am Draht gezogen“ wird, nichts anderes tun kann, als seine vom Schicksal ihm übertragene Rolle zu spielen. Man merkt allerdings an seiner verzweifelten Frage „Was ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet?“, dass es ihm nur oberflächlich und für den Moment gelingt, sich von seiner Schuld und Verantwortung zu entlasten. So lässt sich wahrscheinlich erklären, warum er mit dem Tod kokettiert (vgl. II.4), von dem er sich ein Vergessen und damit auch eine Lösung seines schlechten Gewissens verspricht, und auf die Vorschläge seiner Freunde, den Kampf gegen Robespierre aufzunehmen, mit Skepsis und Passivität reagiert, aus Angst, neue Schuld auf sich zu laden (vgl. II.1: „Ich will lieber guillotiniert werden, als guillotinieren lassen.“).
C → C*
- Witze und Wortspiele Danton: „des vers“ zum Theaterdichter Fabre d`Églantine – Verse und Würmer / Danton: „Es könnte vielleicht noch gehn, wenn ich Robespierre meine Huren und Couthon meine Waden hinterließe.“ – Couthon saß im Rollstuhl – kräftige Waden auch als Zeichen starker Potenz / Camille: „Der Himmel verhelf ihr zu einer behaglichen fixen Idee“. Camille wünscht Lucile einerseits eine sinnvolle Erklärung für seinen Tod, mit der sie weiterleben kann, fixe Idee aber auch als erster Schritt in den Wahnsinn);
- Danton tröstet sich mit dem Gedanken, dass Robespierre ihm bald folgen werde („ich lasse ihm keine sechs Monate Frist, ich ziehe ihn mit mir“) und dass er als Held in den Geschichtsbüchern überleben könne („mit unsern fossilen Knochen wird man noch immer allen Königen die Schädel einschlagen können.“);
- Hérault relativiert Dantons Aussagen als „Phrasen für die Nachwelt“;
- Camille gibt sich ganz seinen Sorgen um die Zukunft seiner Lucile hin, deren beginnenden Wahnsinn er wahrgenommen hat. Und er fordert seine Leidensgenossen auf, ihre Masken abzunehmen und sich ihre existentielle Angst ehrlich einzugestehen („... schreit nur und greint, wie es euch ankommt. Schneidet nur keine so tugendhafte und so witzige und so heroische und so geniale Grimassen, wir kennen uns ja einander, spart euch die Mühe.“);
- Phillipeau versucht die anderen mit seinen christlichen Vorstellungen von einer göttlichen Harmonie und dem Gedanken an ein Leben nach dem Tod zu trösten;
- Danton weist die christliche Theodizee mit einem nihilistischen Gegenbild zurück („Die Welt ist das Chaos. Das Nichts is der zu gebärende Weltgott...“;
- Fast wie ein Chor klagen Danton, Camille und Hérault gegen Ende der Szene über ihre Opferrolle.
- Die Äußerungen relativieren sich gegenseitig. Angesichts des Todes zeigt sich bei allen Figuren ein Bedürfnis nach Transzendenz, das aber ungestillt bleibt. Somit muss der Leser oder Zuschauer sich selbst eine Antwort suchen, wenn er nach dem Sinn des Geschehens fragt.
Fortbildungsmaterial zum standardbasierten und kompetenzorientierten Unterricht im Fach Deutsch (Kursstufe)
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